Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS PROBST
Duisburg, 24. Januar 2009

www.circus-probst.de
Nur wenige Tage währte die Pause des Circus Probst nach dem Weihnachtscircus in Gelsenkirchen. Im Schatten der MSV-Arena startete man in die neue Spielzeit. Großzügig steht der Circus aufgebaut und der umfangreiche Fuhrpark, die langgestreckten Stallungen und großzügigen Freigehege füllen den Platz.
Das optische Erscheinungsbild ist seit rund zwei Jahren, seit man auf den Durchgangswagen verzichtet, unverändert und wirkt gegenüber der alten Front 'größer'.
Auch das Innere des Chapiteaus zeigt sich im gewohnten Rahmen.


Das Programm der neuen Spielzeit setzt in weiten Teilen auf die bewährten Akteure. Nach vielen Jahren im Circus Gebr. Probst ist Jongleuse Beatrice Weidner nun zum 'anderen Probst' gewechselt. Neu im Ensemble ist u. a. das Duo Axt. Sie eröffnen dann auch gleich die Programmfolge mit ihrer rasanten Einradshow. Auf ihrer raffiniert konstruierten, klappbaren Bühnenkonstruktion sorgen sie mit ihrem eleganten Auftritt für einen schwungvollen Einstieg. Später agiert Elisabeth Axt in einer sehr schön gestalteten Kür an Strapatentüchern, ohne allerdings mit der knappen Trickfolge voll überzeugen zu können.
Ihre beiden stärkeren Darbietungen, am Washingtontrapez und Handstandequilibristik, kann sie hier nicht arbeiten.
Aus dem Vorjahr prolongiert wurde die Familie Wolf und so ist David mit seiner Kür auf dem Washingtontrapez weiterhin zu sehen. Sein Bruder Richard arbeitet seine eleganten Handstände auf dem hohen Piedestal. Zusammen sind die beiden Brüder auch weiterhin in ihrer ideenreichen rasanten Cascadeurnummer zu sehen. Nicht mehr im Programm ist das Vertikalseil von Denisa Wolf.
Mit Ausnahme von Elisabeth Axt Strapaten wird das gesamte Programm vom Probst-Orchester unter der Leitung von Gregor Pierscinski musikalisch umrahmt. Hier wünschte man sich mitunter schon ein wenig druckvolleres Spiel und eine enger abgestimmte Auswahl der Musikstücke.
Nach dem weihnachtlichen Auswärtsspiel ist Stefanie Probst in den heimischen roten Ring zurückgekehrt. Mit zwei Pferdefreiheiten ist sie zu Beginn und vor dem Finale zu sehen. Zunächst präsentiert sie die attraktive Arbeit mit vier Friesen und vier Arabern, später den Sechser Zug weißer Araber. Beide Nummern zeigen vielfältige Lauffiguren sowie diverse Steiger. Beide Nummern laufen hervorragend und werden mit viel Elan und sympathischer jugendlich frischer Ausstrahlung präsentiert.
Wie gewohnt dirigiert ihr Vater Reinhard als Pausennummer den großen Exotenzug. Diese, vor etlichen Jahren von Uwe Schwichtenberg geschaffene Dressurfolge beeindruckt immer wieder durch Artenvielfalt und Trickreichtum.
Die Auftritte der Direktionsfamilie werden durch Tochter Sonja als Clownin 'Lolli' komplettiert. Sie präsentiert diverse Reprisen in ihrem eigenen ruhigen und freundlichen Stil, der beim Publikum sehr gut ankommt.

Nach dem einjährigen Gastspiel beim Circus Barum zeigt Dieter Dittmann seine Dressur mit fünf Tigern nun in der Probst Manege. Die Tiere beherrschen ein sehr umfangreiches Repertoire, darunter sehr viele Sprungvarianten, der heute gängigen Tricks einer gut ausgebildeten Raubtiergruppe. Durch die sehr introvertierte, mitunter hektisch wirkende, Art der Dompteurs wird kein Kontakt zum Publikum hergestellt und durch fehlendes 'Showmanship' der gesamte Auftritt unter Wert verkauft.
In den ersten Gastspielen der jungen Saison sind die Fliegenpilz Elefanten noch mit dabei. Ende Februar werden Lars Hölscher und seine Partnerin Christine nach England zum Circus von Martin Lacey senior wechseln. Ihre und gut choreographierte Arbeit zeugt von großem Vertrauen zwischen Mensch und Tieren. Sicher und flott läuft die Vorführung ab, darunter Tragetrick, Spagat zwischen zwei Elefanten und überschreiten des liegenden Vorführers.
Für eine weitere Saison ist Jim Bim mit seinem komischen Trampolin bei Probst zu sehen. War er anfangs der etwas ungelenk wirkende Nachfolger von Don Martinez, dessen Requisit und Nummer er gekauft hatte, hat er inzwischen deutlich an Routine gewonnen und der seit vielen Jahren bewährten Nummer durch Veränderungen im Ablauf eine neue eigene Identität gegeben.

Zum Finale versammeln alle Mitwirkenden noch einmal in der Manege und werden von Stefanie und Reinhard Probst vorgestellt. Im anhaltenden Applaus zeigt sich die Zufriedenheit des vielköpfigen Publikums. Circus Gebr. Probst hat in dieser Spielzeit ein homogenes Programm zusammengestellt, dass ankommt, dem allerdings nach dem ausscheiden der Elefanten ein echtes, herausragendes Highlight fehlen wird. 
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