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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS PROBST
Nordhausen, 14. April 2018

www.circus-probst.de
Mit seiner neuen Show „Fantastico“ - die diesem Titel absolut gerecht wird – reist der Circus Probst in diesem Jahr in erster Linie in den Neuen Bundesländern. Die neue Produktion, mit der man das 250jährige Jubiläum des Circus feiert, vereint in hervorragender Weise die drei Säulen des traditionellen Circus. Exzellente Tier-Darbietungen, spannungsgeladene Akrobatik und herausragende Clownerie mischen sich in ansprechendem Rahmen zu einer äußerst unterhaltsamen Show, die dem Anspruch des Unternehmens, „Kultur pur“ zu bieten, jederzeit gerecht wird.
In Nordhausen, am Südrand des Harzes, war der Circus auf dem innerstädtischen August-Bebel-Platz in exakter Formation aufgebaut. Die frühlingsfrischen Farben der rot und gelb gestreiften Zeltanlagen sorgen für fröhliche Farbtupfer im Straßenbild.
Spannbänder, die Motive aus der Show zeigen, sind in den dekorativen weißen Zaun integriert, der zusammen mit dem einladend gestalteten Kassenwagen und einem Durchgangsportal die Front des Circus bildet.
Der umfangreiche Fuhrpark des Circus, in frischem weiß mit roten Fahrgestellen und gelben Dächern, umringt die großzügigen Zeltanlagen, während die Wohnwagen der Direktion und Artisten die linke Platzseite einnehmen.
Der weite Teile des Geländes steht der umfangreichen Menagerie zur Verfügung. In zwei großen Ställen sind Pferde, Kamele, Dromedare, Lamas, Esel, Rinder und Ziegen untergebracht und großzügige Paddocks gewähren tagsüber viel Raum für Auslauf. Die großzügige Raubtieranlage von Tommy Dieck ergänzt diesen Bereich.
Das geräumige Vorzelt ist gemütlich eingerichtet. Verkaufswagen und weitere Stände halten ein umfangreiches Angebot bereit und eine Café-Ecke lädt zum verweilen ein.
Das Chapiteau bietet im Innern den gewohnten Anblick. Siebenreihiges, teils mit Schalensitzen bestücktes Gradin, Rote Logen mit bequemen Polsterstühlen und der große markante Artisteneingang sind regelmäßigen Besuchern vertraut.
Das gekonnt aufspielende Orchester unter der Leitung von Nicolay Kozak unterstützt die auftretenden Artisten mit stimmigen Arrangements und Andreas Probst setzt die Show mit einem abwechslungsreichen Lichtdesign perfekt in Szene.

Im flott inszenierten Opening realisiert Clown „Slobi“ seinen Traum von Circus und die Artisten kommen, nachdem sie vom Spot aus der Dunkelheit gehoben wurden und kleine Kostproben ihrer Kunst auf den Treppenaufgängen gegeben haben, in die Manege.
Mathijs te Kiefte, zusätzlich zu seiner Arbeit als Pressesprecher übernimmt der junge Mann in dieser Spielzeit die Aufgaben des Sprechstallmeisters, begrüßt das Publikum und gibt die Manege für die erste Darbietung frei.
Zum zweihundertfünfzig-jährigen Jubiläum als Hommage an Philip Asthley, der als der Begründer des modernen Circus gilt, eine Pferdefreiheit am Beginn der Vorstellung.
Stephanie Probst präsentiert elegant und mit Können einen neu arrangierten Sechser-Zug schneeweißer Araberhengste. Souverän wie stets, ruft die Juniorchefin die zahlreichen unterschiedlichen Figuren ab. Zwei Friesen und ein pechschwarzes Pony bieten zum Da Capo einige Lauffiguren und mit verschiedenen, allesamt erstklassig ausgeführten Steigern findet der Auftritt seinen gelungenen Abschluss.
Zusammen mit ihrem Ehemann Sergui Munteanu präsentiert die junge Frau wenig später eine fröhlich ablaufende Ziegendressur. Die sieben Tiere unterschiedlicher Rassen und Größen beherrschen ein breites Repertoire genreüblicher Tricks. Zwei gescheckte Esel, deren Fellfarben hervorragend mit denen der Ziegen korrespondieren sind gleichfalls in die Darbietung integriert.
Vor der Pause komplettiert Direktor Reinhard Probst mit dem großen Exotenzug die diesjährige Auswahl hauseigener Dressurdarbietungen. Kaltblutpferd, Kamel, Dromedar, Watussirinder, Lamas, Emu und ein Zebra sind in den verschiedensten Formationen mit vielfältigen Abläufen, die in erstklassiger Manier ausgeführt werden, zu erleben.

Tamara Khurchudova wurde mit ihren beiden Energie geladenen, temporeichen und mitreißenden Darbietungen prolongiert. Zunächst sehen wir ihre Spannungs geladene Arbeit am Schwungtrapez. In brillanter Weise werden die zahlreichen Abfaller und Pirouetten hoch in der Kuppel ausgeführt. Im zweiten Teil der Show präsentiert die temperamentvolle Artistin ihre Antipoden-Darbietung, die mit vielen Lichteffekten nochmals aufgewertet wird. Sehr speziell sind die beiden Twirlingstäbe, die in vollem wirbeln neben den verschiedensten Farbwechseln u.a. das Konterfei von Marylin Monroe, der Mona Lisa oder auch das Logo des Circus Probst im weiten Rund erscheinen lassen. Einen Vorhang langer, die Farben wechselnder langer Leuchtschnüre wirbelt sie um ihren Kopf. Anschließend wandern im Schwarzlicht kleine leuchtende Teppiche über Hände und Füße der Artistin, die sich während der Jonglage mehrfach, nur mit einem Fuß in einer offenen Schlaufe hängend, hoch in die Kuppel ziehen lässt.

Vladimir und Olga Slobodeniuk erfreuen die Besucher mit erstklassiger Clownerie. Aus dem anfänglichen Spiel mit Luftballons zwischen Clown und Logenbesuchern entwickelt sich alsbald eine flott ablaufende Balljonglage von Olga und „Slobi“.
Als Automatenmensch hält Olga Vladimir auf Trab. Er wuchtet sie auf seiner Schulter in die Manege, stellt sie auf einen flachen Sockel, verhindert mehrfach ein umfallen und hält sie beim Geige spielen in Gang – bis sie ihr Herz an einen Logenbesucher verliert.
Ein antiquierter Fotoapparat und eine Tüte Popcorn bestimmen den Verlauf einer weiteren Reprise. Ein auf der Glatze eines Logenbesuchers platziertes Popcorn nimmt der Clown mit dem Mund auf und erntet für diese perfekt verkaufte Aktion riesigen Beifall.
Eine rotbraune Katze und zwei weiße Ratten sind die heimlichen Stars der letzten Szene. Die Ratten turnen auf dem Clown herum, während die Katze verschiedene Sprünge zeigt und über einen schmalen Steg balanciert, auf dem sie auch einer Ratte begegnet.
Selbstverständlich präsentiert Sergui Munteanu weiterhin seinen Auftritt als „Jim Bim“ auf dem Trampolin. Als „betrunkener Artist“ arbeitet er Kaskadenstürze am Sprungturm und die Saltos auf dem Trampolin werden mit Comedy und einem Striptease zu einer Slapstick-Nummer komponiert.

Der zweite Programmteil beginnt mit der bestens bekannten Raubtierdressur von Tommy Dieck jr. Zwei weiße Löwen, zwei Liger und vier Tiger werden von dem erfahrenen Dompteur souverän zu ihren Tricks angeleitet. Eine eindrucksvolle Pyramide aller Tiere steht am Beginn der Darbietung. Auf einem Riesenrad rollen ein Tiger - außen - und ein Liger - innen - durch die Manege. Die Liger-Bar wird von einem Tiger übersprungen und Rollover, diverse Sprünge und Hochsitzer ergänzen den Ablauf. Hervorragende Hinterbeinläufer, einmal rückwärts und einmal vorwärts, von zwei Tigern sind die Höhepunkte des Auftritts.
Viktor und Viktoria jonglieren mit Sticks, die an jedem Ende in eine Kugel münden. Die gut einen halben Meter langen Requisiten werden in vielfältigen Routinen manipuliert. Die beiden sympathischen Artisten, die mit ihrer ungewöhnlichen Jonglage u.a. beim Festival in Monte-Carlo auftraten, kommen beim Publikum bestens an.

Zwei Mal ist das Duo Infinitum in der Show zu erleben. Zunächst arbeitet das junge Paar eine ansprechende Hand-auf-Hand Darbietung. Gekonnt erfolgen die vielseitigen Tricks in eleganter Ausführung, wobei die Attraktivität des Auftritts sich noch erhöhen würde fände er auf einem Tisch anstatt auf dem Manegenteppich statt.
Als Finalnummer erzählt das Duo, begleitet von einem romantischen Rocksong, seine Love-Story hoch in der Kuppel an den Strapaten. Die vielseitigen Partnertricks sehen beide Akteure als Porteure und werden vom Publikum gebannt verfolgt. Ein Abfaller der Partnerin aus dem freihändigen Spagat nur mit einem Fuß in der Strapate hängend sorgt für den notwendigen Nervenkitzel auf den Rängen.
Das anschließende fröhliche Finale lässt das gute und geschickt zusammengestellte Programm des Circus Probst in geeigneter Weise ausklingen. Mathijs te Kiefte stellt die Mitwirkenden noch einmal namentlich vor und verabschiedet sich das überaus zufriedene Publikum, dass mit lang anhaltendem, frenetischem Applaus für das Gebotene dankt.