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Text Friedrich Klawiter, Fotos  Circus Barelli (3) Friedrich Klawiter (4)
RAMONA SPINDLER-BARELLI
Koblenz, 23. Oktober 2009
Laut ist es hinter dem Vorhang direkt unter dem Orchester, dass eine schwungvolle Melodie intoniert. Hartes Hufgetrappel klingt im Takt auf dem asphaltierten Platz. Ramona Spindler ist mit ihrem Friesenhengst Marcho angeritten, ein kurzes Kommando die Gardine geht auf und sie gelangt in die Manege. Elegant und charmant absolviert sie ihre Kür, die in einem spektakulären Steiger ihren Höhepunkt findet.
Die Hohe Schule faszinierte sie schon als Mädchen, dass wollte sie machen. Als sie achtzehn war, wurde es ernst mit der Reiterei. Für ein Jahr ging es zur Ausbildung in die Niederlande. So verwundert es auch nicht, dass sie auf die Frage nach einem Vorbild sofort Manuela Beeloo nennt.

Die umfassende Ausbildung der drei Geschwister im elterlichen Circus begann allerdings schon früher. Ramona, sie ist die älteste, war im Verlauf der Jahre in vielen Disziplinen aktiv. Als Teenager, zu Beginn der neunziger Jahre arbeitete sie an einem Ringperch, der drehbar auf einem Gestell montiert war.
Seit dieser Zeit hat sie auch ihre Nummer am Vertikalseil einstudiert. „Die arbeite ich auch heute noch sehr gerne. Immer wieder bin ich damit aufgetreten. Zuletzt im Sommer in Nürnberg, wo wir während der Tourneepause am Wochenende in einem reduzierten Programm nur unsere eigenen Nummern gezeigt haben“.

Auch als angenehme versierte Sprecherin war sie bei verschiedenen Gelegenheiten, wenn der Circus kurzzeitig mit mehreren Einheiten gastierte, aktiv. So beispielsweise vor drei Jahren, als man zur gleichen Zeit in drei Städten einen Weihnachtscircus veranstaltete.  In Regensburg war Ramona Spindler als 'Direktorin' ganz auf sich alleine gestellt für die Veranstaltung verantwortlich. Daneben arbeitete sie am Vertikalseil, führte Dressurgruppen vor und ritt Hohe Schule.

Seit Beginn der Herbsttournee präsentieren Franz und Ramona Spindler ein neu einstudiertes Pas de deux zum Programmbeginn. „Vor einigen Jahren, als ich mit Timmy   Pas de deux – als 'Glöckner von Notre Dame' - geritten bin, da waren wir ein eingespieltes Team,  da waren wir uns hundertprozentig sicher“. Ihr Bruder Franz agiert nun erstmals im artistischen Bereich. „Auch die Pferde sind neu bei uns und reagieren mitunter noch ein wenig nervös. Es muss sich noch mehr einspielen, mehr Sicherheit bekommen.“ Es sind ansprechende Tricks, die die beiden präsentieren und es ist schon einen ordentliche Höhe, in der Ramona ungesichert auf der Schulter ihres Bruder kniet. „Wenn dabei die Pferde aus dem Tritt kommen, dann gibt es für mich keinen Halt mehr. Da hinunter stürzen, das ist schon gefährlich – kann ernsthaft wehtun“.

Lebhaft und mit Begeisterung erzählt die junge Frau von ihren Schulpferden. Da war zunächst 'Rasta', ein prächtiger Friese mit einer wundervollen langen Mähne. Lange Zeit war er ihr Manegenpartner, bis er vor drei Jahren auf Grund eines tragischen Unfalls eingeschläfert werden musste. Im Winter kurzfristig in einem Mietstall eingestellt, erlitt er durch den Tritt eines anderen Pferdes einen Bruch des Vorderbeines.
Seither reitet sie 'Marcho', ebenfalls einen Friesenhengst. Wie ihr Vorbild hat sie ein Faible für diese Rasse. Aber eine 'Hohe Schule' nur auf einem Pferd geritten, „dass ist keine runde Sache, ist keine komplette Nummer“. So war denn  'Bandito' das zweite Schulpferd von Ramona Spindler. Der heute sechszehnjährige Schimmel kränkelt ein wenig. Nichts was das Tier beeinträchtigt, aber bei einem Showstar zählt halt auch das Aussehen.


So musste sich Ramona nach einem neuen Pferd umsehen. Sie wurde auf den im Internet zum Verkauf angebotenen achtjährigen 'Armarando' aufmerksam. „Es war Liebe auf den ersten Blick, nur der enorme Preis ließ mich zögern“. Das ausgebildete Schulpferd war auch als Deckhengst gefragt und gehört zur alten spanischen Rasse der Andalusier.
Nach einigem hin-und-her überlegen fuhren Ramona und Salima Folco schließlich im August nach Jerez de la Frontera in Südspanien. Mit dem Vorbesitzer wurde man schlussendlich handelseinig und der neue Manegenstar trat die rund 2500 Km lange Reise nach Bayern an. „Mit Armarando habe ich mir einen Traum erfüllt. Er hat sehr viel Geld gekostet, ist es auch wert. Es ist ein wunderbares Pferd“.


Zur Zeit wird der temperamentvolle Hengst noch von Salima Folco, „sie hat eine festere Hand“ geritten. Die typische unruhige Atmosphäre in einem Circus - laute Musik, buntes wechselndes Licht, aufspringende Kinder, laut aufbrandender Beifall – kannte er nicht. So reagiert er manchmal noch nervös und verlangt seiner Reiterin einiges ab. Zum Weihnachtscircus soll der Wechsel im Sattel vollzogen sein. Dann möchte Ramona mit beiden Pferden einen attraktiven harmonischen Auftritt bieten, der das Publikum begeistert mitgehen lässt.

Auf Fragen nach ihren Plänen stellt sie die beiden derzeitigen Nummern in den Mittelpunkt ihres Interesses. Des Weiteren wird es zu bestimmten Gelegenheiten Auftritte am Vertikalseil geben. Zudem assistiert sie ihrem Bruder Franz bei der Vorführung der Zebras.
Im privaten Bereich gilt die ganze Aufmerksamkeit und Fürsorge der jungen Frau ihrer kleinen Tochter. Mitte Oktober feierte Ashley ihren vierten Geburtstag während des Gastspiels in Koblenz. An diesen 'Ehrentagen' begleitet sie ihre Mutter, beide tragen dann das gleiche Kostüm, zum Finale der Abendvorstellung in die Manege..