Text  und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS RENZ INTERNATIONAL
Ypenburg, 04. Juni 2011

www.renz-internationaal.nl
In Ypenburg, einem Vorort von Den Haag/NL war der Circus Renz International von Franz Renz an einem herrlichen Frühsommer-Wochenende zu Gast. Der „Circusplatz“, ein großes gepflegtes Rasengelände, direkt an einem See inmitten eines neuen Wohngebietes gelegen, bot dem umfangreichen Material des Circus beste Voraussetzungen.
Die eindrucksvolle Front des Circus dominierte die Straßenseite des Geländes. Mit Circusmotiven bemalte Auflieger flankieren die große Fassade. Auch deren weit ausladende Klappelemente sind circensisch künstlerisch gestaltet. Auf der rechten Seite befinden sich die Kassenschalter. Eine breite elegante „Showtreppe“ ist dem Wagen vorgebaut und auch an eine integierte flache Rampe für Rollstuhlfahrer wurde gedacht.
Circus Renz International setzt ein einheitliches Farb-Konzept, gelb und hellblau, konsequent um. Sämtliche Fahrzeuge und Zeltanlagen sind in diesen Farben gehalten. Auch der in sattem rot ausgeführte Namenszug ist überall zu finden.  Sattelaufliegern und modern Zugmaschinen bilden den umfangreichen Fuhrpark dieses Unternehmens.

Bunte Fahnen und der beleuchtete Schriftzug "Circus" krönen den hohen Viermaster moderner Formgebung mit einer bis zu den Mastspitzen hochgezogener Plane. Angesichts der sommerlichen Witterung waren am Vorzelt keine Seitenleinwände angebracht, so dass der wohlbestückte Verkaufswagen direkt ins Auge fiel.
Das ganze Material des Circus zeigt sich in perfektem Zustand und ist von beeindruckender Sauberkeit.
Wie in unserem Nachbarland üblich, kann man den ganzen Tag das Circusgelände betreten und die vielen mitgeführten Tiere beobachten. Viele Schaulustige hatten ihre Freude an den drei großen indischen Elefanten, die zusammen mit den Kamelen in ihrem Paddock entspannt die Zeit bis zur Abendvorstellung verbrachten. Ein großer Baumstumpf mit Wurzel dient den drei gewichtigen Elefantendamen als beliebtes Spielzeug. Geräumige Boxen bieten den zahlreichen Pferden Unterkunft.


Das innen blaue Chapiteau zeigt sich mit unzähligen weißen und roten Sternen verziert. Der große Artisteneingang aus dunkelrotem Samt, mit goldenen Bordüren und goldenem Schriftzug "Renz", beherrscht den hinteren Teil des Zeltes. Die edlen Logen sind mit dem gleichen Tuch im passenden Dekor gestaltet, ebenso ist das Rondell komplett abgehängt. Das Platzangebot auf dem sechsreihigen blauen Schalensitzgradin ist großzügig bemessen.
Einen hervorragenden Sound bietet die leistungsstarke Tonlanlage, deren Boxen unter dem Amphi angeordnet sind. Die Lichtanlage, vier „Scanner“ sind integriert, steht dem in Nichts nach und man versteht es, die Vorstellung stimmungsvoll ausgeleuchtet zu präsentieren.

Während des Einlasses erklingt die „Superhitparade der Circusmusik“ - mit Titeln wie Granada, Amapola, Hava Nagil - und sorgt so für das notwendige Feeling, wie überhaupt das gesamte Programm von dieser klassischen Circusmusik sehr gut unterstützt wird.
Veronica und Ives Eötvos wärmen mit ihrem Applauswettstreit die Besucher an.
Frau Direktor Amanda Renz begrüßt das zahlreich erschienene Publikum und mit einer erstklassigen Pferdefreiheit beginnt die Spielfolge. Franz Renz jun. präsentiert mit sparsamen Gesten vier perfekt ihre Figuren laufende weiße Araber. Das reich mit Glitzersteinchen besetzte Kostüm des jungen Mannes ist farblich genau auf die Pferdegeschirre abgestimmt. Besondere Beachtung gebührt den vielen unterschiedlichen Steigern, die allesamt lange gehalten und geschmeidig ausgeführt werden, die diese Demonstration hippologischer Kunst perfekt abrunden.
Maja und Yuri Gusev zeigt eine schwungvolle Keulen-Jonglage mit vielen Pasings. Abwechslungsreiche Routinen werden von beiden Artisten sowohl solo als auch in gemeinsamer Aktion vorgetragen. In einem weiteren Auftritt sind sie als Tellerjongleure zu erleben. In großer Abendrobe wird die turbulente Nummer mit feiner Komik gearbeitet.
Eine anspruchsvolle Hula Hoop-Darbietung, in deren Verlauf die Artistin mehrmals mittels einer Strapatenschlaufe bis unter die Kuppel hochgezogen wird, zeigt uns Anita Gusev.

Veronica und Ives Eötvos gestalten ihre Clownerie ohne jegliche Belästigung von Zuschauern. In ihren immer durchdachten Szenen dreht sich die Handlung um einen Gitarristen, der von seiner übereifrigen und aufgedrehten Assistentin „unterstützt“ wird. Die beiden weiteren Reprisen zeigen in unterschiedlicher Weise Comedy-Jonglage.
Veronica Eötvos zeigt uns noch eine romantisch verspielte Arbeit am Vertikalseil. Eine von ihrem Gatten überreichte Rose begleitet, die von umfangreichen Posen und Tricks geprägte Nummer.

In den weiteren Darbietungen des Programms verstehen es die Mitglieder der Familie Renz sich als versierte Artisten und Tierlehrer zu präsentieren.
Miss Georgina, die Partnerin von Franz Renz jun., begeistert mit ihrer rhytmischen und schnellen Arbeit an den Tuchstrapaten. Kraftvoll und mit viel Mut zum Risiko absolviert die junge hübsche Frau weite Flüge genauso sicher wie elegante Halteposen. Zu Beginn des zweiten Teils erfreut sie uns nochmals mit ihrer Arbeit auf dem gespannten Silberdraht. Auch in dieser Disziplin versteht es die Artistin durch umfangreiches Können zu überzeugen.
Jüngster Akteur in der Renz-Manege ist der etwa neunjährige Bernardo Renz. Souverän, selbständig und im Stil großer Dresseure lässt er sechs Tigerscheck-Ponys paradieren. Es ist eine komplette, umfangreiche Folge an Lauffiguren, die der junge Vorführer gekonnt ablaufen lässt, wie sich überhaupt sämtliche Tierdressuren des Hauses durch Trickreichtum und erstklassige Ausführung auszeichnen.
Dies trifft in ganz besonderer Weise auf die Hundedressur von Scarlett Renz zu. Begeistert folgen die Vierbeiner den Anweisungen der Vorführerin und präsentieren präzise ihre Tricks. Dann kommen zwei Ponys als Reitiere hinzu. Mit unglaublichem Elan und Tempo erfolgen die Auf- und Absprünge und die wilde Jagd reißt jeden im Zelt mit.
Als sichere geschickte Luftartistin glänzt sich Scarlett am Ringtrapez. Auf vielfältige Tricks, u. a. Fersenhang, am ruhenden Requisit folgen schnelle Passagen am weit ausschwingenden und sehr schnell hochgezogenen Ring. Kraftvoll und elegant absolviert Scarlett die unterschiedlichen Übungen.
Ihr Bruder Anthony führt eine weitere, sicher laufende Dressurnummer vor. Zwei Kamele und zwei Schimmel harmonieren unter seiner Peitschenführung. Auch diese Dressurfolge wird ohne die kleinste Unsicherheit bewältigt. Mit Da Capo Steigern findet sie ihren effektvollen Abschluss.

Höhepunkt und Finalnummer des Programms ist die trickstarke Präsentation der drei großen indischen Elefanten durch Herrn Direktor Franz Renz. Willig und flott präsentieren die drei Damen ihr Können. Neben verschiedenen Lauffiguren gehören auch der Stand auf den Hinterbeinen, Hochsitzer,abliegen und Pyramide zum Repertoire der Schwergewichte.
Eine Balletteinlage der vier jungen Artistinnen leitet eine kurze, aber äußerst effektvolle Wild-West-Show der beiden Renz-Junioren ein. Anthony zeigt Lassospiele und der "kleine" Bernardo zeigt sich als Meister der Bull-Peitsche, indem er zielgenau eine Zeitung in kleine Schnipsel zerlegt. Mit Feuerwerk, Elefant und der Aufstellung aller Mitwirkenden beginnt das große Finale.
In lang anhaltendem Schlussapplaus bringen die Besucher ihre Begeisterung zum Ausdruck und nach rund zweieinhalb Stunden Programmdauer verlässt kein Zuschauer vorzeitig seinen Platz. Fast scheint es, als erwarte man allgemein eine Fortsetzung der Vorstellung.
Der Circus Renz International bietet in stimmigem, sehr gepflegten Ambiente klassischen Circus, der keine Wünsche offen lässt. 


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