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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS RENZ INTERNATIONL
Maastricht, 19. Februar 2022

www.circusrenzinternational.nl
Den geplanten Weihnachtscircus konnte die Familie Franz Renz in Maastricht aufgrund des, unmittelbar vor der Premiere, erlassenen Lockdowns in den Niederlanden nicht durchführen. Doch das Unternehmen konnte vor Ort verbleiben und das Gastspiel nach Lockdown-Ende nachholen. Wie immer unterhielt man das zahlreich erschienene Publikum mit erstklassiger traditioneller Circuskunst.
Auf der weiten Rasenfläche in der Nachbarschaft des örtlichen Sportstadions glänzte das gepflegte Material am Tag nach dem Orkan Zeynep in der Wintersonne. Die vorsichtshalber vor dem Sturm abgebaute Front war für die beiden letzten Gastspieltage wieder komplett aufgebaut worden. Nur die dicht auf der Wetterseite am Chapiteau aufgefahrenen und mit Abseglungen gesicherten Sattelauflieger erinnerten noch an die Unbillen der vergangenen Nacht.
Der große Circus mit seinem umfangreichen Material in den frischen Hausfarben blau und gelb bot den gewohnten Anblick – dekorative Front mit großem Fassadenwagen, geräumiges Vorzelt und hohes modernes Chapiteau, alles üppig geschmückt mit zahllosen Lichterketten und Leuchtelementen.
Die zahlreichen chromblitzenden Zugmaschinen sind in langer Reihe aufgefahren, und der umfangreiche Fuhrpark nimmt die Flächen seitlich der Zelte ein. Ein langgestreckter Stall und großzügige Koppeln stehen den Circustieren zur Verfügung.

Mit einer schwungvollen Flaggenparade nimmt die Show ihren gelungenen Beginn und sorgt gleich für die nötige Atmosphäre auf den bestens gefüllten Rängen. Georgina Kaselowski ist die charmante Sprechstallmeisterin des Unternehmens, die die Anwesenden eloquent willkommen heißt und die Manege für die erste Darbietung freigibt.
Eines der Highlights der Show erleben wir gleich zu Beginn. Franz Renz jr. bringt einen eleganten Achter-Zug junger Araberhengste in einer harmonisch ablaufenden Freiheitsdressur in den roten Ring. Die je vier weißen und braunen Pferde laufen in exzellenter Weise unter der ruhigen Peitschenführung des versierten Dresseurs ihre umfangreiche Figurenfolge.  Volten, Pirouetten und Gegenläufe erfolgen in ausgezeichneter Weise in raschen Abfolge. Eine Reihe temperamentvoller, exzellenter Da Capo Steiger runden den Auftritt in idealer Weise ab.
Der Circus-Nachwuchs, die beiden Söhne von Franz Renz jr. Alexandro und Antonio, tun es später ihrem Vater gleich. Der jüngere dirigiert fünf Laufenten und sein großer Bruder leitet sechs muntere Tigerscheck-Ponys zu ihren Lauffiguren an.

Die tschechische Familie Orton-Ruml ist mit einigen Auftritten im Programm vertreten. Zunächst ist es Zdenek jr. der in virtuoser Weise mit Diabolos jongliert. Dynamisch wird eine breite Auswahl attraktiver und anspruchsvoller Tricks souverän ausgeführt und schließlich sind es vier Diabolos, die der junge Mann sicher in der Luft hält.
Zu fünft bietet die „Orton Family“ traditionelle Musical-Clownerie. Weißclown - Vater Anton - zwei Auguste und zwei Damen beherrschen Trompete, Saxophon und Klarinette in erstklassiger Weise und erfreuen mit vielerlei Melodien. Natürlich wird der Auftritt mit allerlei Klamauk gewürtzt. Ein Saxophon-Solo des Weißclowns und die „Popcorn Reprise“ sind weitere Auftritte der Clowns.
Im zweiten Teil der Show präsentiert Robin Orton sein Können auf der Rola-Rola. Temperamentvoll jongliert er mit Bällen und springt Seil auf dem labilen Untergrund. Zudem steigt er durch Reifen und balanciert das Rollbrett auf einem Fußball. Schlielich türmen sich sechs Rollen und Zwischenlagen aufeinander und auch diese Balance gelingt hervorragend.

In einer „orientalischen Phantasie“, die vom vierköpfigen Balletts stimmungsvoll eingeleitet wird, präsentiert Anthony Renz zwei Kamele im Zusammenspiel mit zwei weißen Araberhengsten. Die versiert und schwungvoll ablaufende Dressurfolge bietet eine Vielzahl interessanter Abläufe.
Auf einem prachtvollen Friesenhengst reitet Kimberley Scholl eine erstklassige Hohe Schule im spanischen Stil. Harmonisch und elegant agiert die sympathische Amazone mit ihrem edlen Ross im roten Ring. Eine umfangreiche Auswahl equestrischer Highlights erfolgen in gelungener Weise.
Im weiteren Verlauf der Show sehen wir die junge Frau mit einem neu einstudierten Dressuract. Vier Walliser Ziegen und drei Border Collies, ebenfalls mit schwarz-weißem Fell, bieten eifrig ihr erlerntes Können dar. Die Ziegen zeigen geschickt diverse Balancen und die Hunde gefallen mit Sprungtricks.
Mit "The Dancing Collies" präsentiert Amber Karstens, die junge Frau war u.a. im Finale von "Holland's got Talent" zu erleben, einen weiteren ausgezeichneten tierischen Act in die Renz-Manege. Vorführerin und Hunde sind permanent in Bewegung, entfachen einen furiosen Wirbel. Die beiden Border Collies sind völlig auf ihre Dresseurin fixiert und befolgen in dem rasanten Spiel selbst unscheinbarste Zeichen perfekt.

Bernardo Renz, der jüngste der drei Söhne des Hauses, zeigt sich als versierter Tempojongleur. Mit fünf, bzw. sechs Tennisbällen und hernach bis zu sechs Keulen erfolgen die abwechslungsreichen Routinen, die sehr sicher und gekonnt dargeboten werden.

Einen fulminanten Auftritt bietet die „Familie Renz“ mit ihrer rasanten Jockey-Reiterei. Temperamentvoll agieren die sechs ReiterInnen und präsentieren eine attraktive Trickfolge. Eine Reihe gekonnter Tanzeinlagen bringen Abwechslung in den Ablauf, sorgen für Schwung und lassen die Besucher auf den Rängen begeistert mitgehen. Zum Abschluss der Darbietung zeigen Anthony und Bernardo Renz gelungene Routinen eines Jongleur zu Pferd.
Den finalen Höhepunkt bietet Crazy Wilson auf dem Todesrad. Das mächtige Requisit, dessen Dekoration ein überdimensionales Harley-Davidson Motorrad nachbilden, wird publikumswirksam in Stellung gebracht. Wilson verleiht dem Auftritt und seinen Aktionen die notwendige Dramatik, was zu permanenten starken Reaktionen des Publikums führt – Kinder und Jugendliche stossen laufend spitze schrille Schreie aus und kollektives Aufstöhnen ist permanent angesagt. Ende reihe Sprünge im Kessel und Seil laufen, natürlich inklusive „verheddern“ im Sprungseil, sind die ersten gebotenen Tricks. Die ein oder andere Kunstpause im Ablauf nutzt der erfahrene Artist die Aufmerksamkeit und angespannte Erwartung im Auditorium zu steigern und so kommt es nach dem Salto vom Rad in die Manege zu – forcierten - Standing Ovations während der Nummer. Als Zugabe wird nun der Vorwärtssalto auf dem rotierenden Rad angekündigt, den der mit einem Goldenen Clown ausgezeichnete Artist gekonnt ausführt.
Kimberley Scholl, in einem eleganten mit unzähligen Glitzersteinchen besetzten Kostüm, leitet mit live gesungenem „My Way“ das große Finale ein. Die Mitwirkenden nehmen ihre Aufstellung ein und Manegensprecherin Georgina Kaselowski verabschiedet ein begeistertes Publikum. Die Artisten stellen sich noch einmal im Vorzelt auf und viele Besucher nutzen die Gelegenheit zu einem Selfie mit ihrem Favoriten.
Die Familie Renz bietet erstklassigen traditionellen Circus in einem eleganten Rahmen. Die abwechslungsreiche und starke Show bestätigt eindrucksvoll, das man den derzeit größten in den Niederlanden reisenden Circus besucht hat.