Text und Fotos: Friedrich Klawiter |
CIRCUS RENZ - Berlin Heerlen, 22. Dezember 2009 www.circus-renz-berlin.de |
Seit der Trennung der beiden Brüder Bernhard und Franz Renz reisen zwei Circusse unter diesem traditionsreichen Namen. Während Bernhard Renz seither überwiegend in den Niederlanden unterwegs war, hielt sich Franz Renz meist in Dänemark auf. Nun kam er erstmals auch nach Holland und veranstaltet seinen Weihnachtscircus in Heerlen. Direkt beim Bahnhof hatte man aufgebaut. Die markante Front ist das unverwechselbare Signet dieses Circus. Das Vordach der großen Fassaden-Aufliegers wird von Säulen, die denen des Brandenburger Tores nachempfunden sind, getragen und obenauf gibt es eine Nachbildung der Quadriga. Das Gelände ist ziemlich beengt und so drängen sich die zahlreichen Fahrzeuge dicht um das hohe moderne Chapiteau. Ställe und Freigehege ergänzen das Ensemble. Natürlich gibt es die üblichen Weihnachtsdekorationen. Ein feiner großer Artisteneingang aus bordeaux-rotem Samt mit goldenem Besatz dominiert das Chapiteauinnere. Die Logen sind gleichermaßen gestaltet. Das achtreihige Schalensitzgradin füllt den restlichen Raum. Die Vorstellung wird mit Live-Musik präsentiert. An K-Board und Schlagzeug sorgen Emanuel und Manolito Sperlich mit einer Vielzahl von wahren Klassikern der Circusmusik für den nötigen Background, das Programm hervorragend unterstützend. Bei eigenen Auftritten in der Manege werden sie von weiteren Familienmitgliedern vertreten. Als ersten sehen wir Franz Renz jun. mit einer Freiheitsdressur in der Manege. Vier weiße, blau aufgeschirrte Pferde werden in einer ansprechenden Abfolge an Lauffiguren vorgestellt. Alessandro produziert sich an Strapatentüchern und führt in der Folge als eloquenter Sprecher durch das ansprechende Programm. Hula Hoop Nummern sind in beinahe allen Programmen zu sehen, so auch in diesem Circus. Anita heißt die junge Frau, die uns virtuos das Spiel mit den Ringen vorführt. Als besonderen Clou lässt sie sich an einer Handschlaufe hoch unter die Kuppel ziehen, während die Ringe um ihren Körper rotieren. Ein wenig unterrepräsentiert ist Clownerie in diesem Programm. Eine sehr junge Clownesse namens Peppina bringt als einzige Reprise die „vier Stühle“. Etwas langatmig wird diese inzwischen nicht mehr sonderlich originelle Reprise gespielt. In die Sparte Humor und Komik sind die beiden Auftritte des Duo 'Barbie Family' einzuordnen. Zunächst produziert man sich mit Teller drehen. Der männliche Partner jongliert seriös seine zehn Teller, während er von seiner 'schrägen' Assistentin unterstützt wird. Später zeigen die beiden mit viel Verve eine Magic-Persiflage nach Art des 'Hütchen-Spiels'. In beinahe allen Familiencircus-Programmen sind 'Westernshows' ein temperamentvoller Hingucker. So auch in diesem Fall. Zu viert bringen die El Dorados einen munteren Wechsel von Messerwurf und Lassospielen zu Gesicht. Die umfangreiche Trickfolge wird flott und sicher gearbeitet. Sechs Tigerscheck-Ponys, mit dekorativen roten Geschirren und rot-weißen Puscheln hören auf die Kommandos von Antony Renz. Der junge Vorführer ist später nochmals mit drei Pferden, sie tragen leuchtende Schabracken, im Schwarzlicht zu sehen. Beide Gruppen tragen ihre Lauffiguren sicher und flott vor. Bernardo Renz, ein Junge von etwa neun oder zehn Jahren, brilliert mit einer Voltigereiterei auf einem Kleinpferd. Umfassend das Repertoire, dass er in hohem Tempo bietet und perfekt beherrscht. „Auf dem gespannten Silberdraht“ eröffnet Miss Liana den zweiten Programmteil. Anmutig präsentiert die junge Frau die genreüblichen Tricks. Am Ringtrapez zeigt Scarlett ihr Können. Kraftvoll agiert sie unter der Kuppel. Kinnbalancen – eine heute eher selten zu sehende Disziplin. Emanuel Sperlich beherrscht diese Kunst in Perfektion. Zunächst werden u. a. ein einzelnes Blatt einer Zeitung sowie eine brennende Papiertüte auf der Kinnspitze balanciert. Es folgt ein großes Schwert. Einen Stapel von bis zu fünf schweren Holzstühlen hält er souverän im Gleichgewicht. Abschließend lässt er ein Zuschauer-Kind auf einem Stuhl Platz nehmen, um es auf dem Kinn aus zu balancieren. Einen weiteren Klassiker – Flaschenstuhl – arbeitet Manolito Sperlich. Auf einem hohen Piedestal baut er auf den vier Flaschen seine Pyramide aus fünf Stühlen auf. Vielfältige Handstände werden kraftvoll ausgeführt, lange und sicher gehalten. So arbeitet er sich sehr hoch empor, wobei das leichte schwanken des Turmes die Spannung unter den Zuschauern erhöht. Als Finalnummer präsentiert Franz Renz jun. die drei großen indischen Elefanten des Circus. Laufarbeit, Hochsitzer und Pyramide sind die wesentlichen Elemente der Vorführung. Das Finale ist kurz gehalten, versammelt nochmals alle Akteure in der Manege. Der Circus Franz Renz bietet ein interessantes unterhaltsames Familienprogramm, das sich durch die Livemusik-Begleitung und gute Präsentation hervorhebt. |