Text  und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS Rose-Marie MALTER                                                                                                                    
Tongeren, 25. September 2011

www.circusrmmalter.com
Der Circus Rose-Marie Malter ist der älteste reisende Circus Belgiens.  Seit 1970 tourt man ausschließlich im flämischen Landesteil unseres westlichen Nachbarlandes. Die Begründer, Jean Gebruers und seine Frau Rose-Marie Malter - beide verdiente Circusartisten - gastierten erst unter dem Namen Apollo. Ab 1986 wird der noch heute gebräuchliche Namen "Rose-Marie Malter" verwand. Ein weiteres Standbein hat sich die Familie Malter mit Zeltvermietungen geschaffen. Chapiteaux von 500 bis 10.000 Plätze hat man im Angebot.
Wir besuchten den Circus inTongeren, der ältesten Stadt Belgiens (15 v. Chr.), die zu jener Zeit an der "Via Belgica" lag, einer Römerstraße die von Köln nach Reims führte. Zeugnisse dieser bewegten Vergangenheit finden sich bis heute u. a. direkt neben dem heutigen Circusplatz.
Der rot-blaue Viermaster, mit den Abmessungen 26 x 34 m, wird im Moment nur von wenigen Circusfahrzeugen flankiert, da man im Sommer ausschließlich Eintagesplätze bespielte hat man den Fuhrpark auf rationelles schnelles reisen umgestellt. In den Hausfarben rot-weiß mit einem großen bunten Clownmotiv und dem Circusnamen sind die Fahrzeuge durchweg lackiert. Die amerikanischen Wohnauflieger der Direktion und die Artistenfahrzeuge komplettieren das bunte Bild. Der an einen Lkw angebaute Stall und ein Freigehege für Esel, Ziegen und Hunde von Tierlehrer Johnny Fischer ergänzen das locker ums Zelt gruppierte Ensemble.
Eine angenehme, freundliche Athmosphäre empfängt die Besucher im Malter-Chapiteau. Zwischen den zahlreichen Sturmstangen sind Lichterketten gespannt, die mit ihren nostalgischen Glühbirnen ein warmes Licht verbreiten.

Neben dem großen Holzbankgradin findet der Restaurationswagen seinen Platz. Die Logen sind mit roten Kunststoffstühlen ausgestattet und eine zweiteilige Plane bildet den Artisteneingang. Sägespäne sucht man in der Malter-Manege vergebens, da der Boden innerhalb der Piste komplett mit einem Manegenteppich ausgelegt wird.
In den letzten Minuten des Einlasses „reinigt“ Berti, einer der „Balder-Auguste“, die Manege und treibt erste Späße mit dem zahlreich erschienenen Publikum.
Die Begrüssung durch den versierten Sprecher des Hauses, es handelt sich um einen Herrn des Totoff Clowns Duos, eröffnet das Spektakel.
Mademoiselle Catia präsentiert uns eine  eine schwungvolle Antipoden-Arbeit. Verschiedene Walzen und bis zu vier große Bälle tanzen auf ihren Händen und Füssen. Höhepunkt ihrer Darbietung ist die Jonglage eines großen Feuerkreuzes und zweier Fackel-Twirlings. Im späteren Verlauf der Vorstellung sehen wir die junge Frau in einem weiteren Auftritt an den Strapatentüchern. In der stimmungsvoll choreographierten Darbietung, mit der sie einige Jahre im Cirque Pinder engagiert war, zeigt sie uns kraftvolle und elegante vielfältige Abfaller und attraktive Haltefiguren.


Die Clownerien des Trio Balder bilden einen markanten Eckpunkt im Programm 2011 des Circus Malter. In mehreren Reprisen erfreuen uns die Auguste Berti und Sidney mit ihren Späßen. Sie „reiten“ auf einem „Pferd“ und einem „Strauß“ der unversehens ein Ei legt. Der bekannte Applaus-Wettbewerb erhält hier eine eigenständige Note, da beide Brüder gleichermaßen in Aktion sind.
In jedem Programmteil spielen sie als Trio, Christian ergänzt als Weißclown die Formation, ein umfangreiches Entree.
Zum einen soll in einem Western-Saloon eine Filmszene gedreht werden. Allerlei „Missgeschicke“ und Missverständnisse zögern stehen dem Vorhaben zunächst im Wege, können aber schlußendlich nicht verhindern, dass die Klappe fällt und die Szene – wenn auch mit überraschender Wendung – schließlich im Kasten ist.
Das zweite Entree ist aus den langen Jahren ihres Engagements beim Circus Barum in bester Erinnerung. Wahre Circusromantik kommt auf, wenn die drei Brüder Trompete spielen und aus verschiedenen Richtungen in die Manege streben. Nach ein wenig Klamauk verblüffen Berti und Sidney mit ihrer „magischen Glocke“ den Weißclown und das Publikum – bis der Schwindel auffliegt. Nun wird geboxt, zuerst am Punchingball und danach Mann gegen Mann. Seinen gelungenen Abschluss findet das Entree, wenn Weißclown und Auguste gemeinsam die bekannte Sambamelodie „Brasil“ intonieren und aus der Manege ziehen.

Manegenurgestein Johnny Fischer ist der Star vor der Pause. In unnachahmlicher Art, als „Lucky Luke“ zelebriert er seine Kleintierrevue. Die Stimmung von der ersten bis zur letzten Minute stets anheizend, präsentiert er zusammen mit seiner Partnerin Trick auf Trick seiner zahlreichen tierischen Partner. Der Planwagen, von einem Esel in die Manege gezogen entpuppt sich als wahre Arche Noah. Drei Ziegen, Hütehund, Dalmatiner, Pudel, Katzen, Hähne, Gans und Kaninchen haben darin Platz. Viele neue Tricks sind einstudiert worden, so z. B. Hürdensprünge eines Dalmatinerhundes, überspringen einer Flagge des Hütehundes, eine Ziege läuft achten zwischen den Beinen des Dresseurs. Aber auch die bekannten und bewährten Tricks finden großen Anklang bei den Zuschauern. Die „Bremer Stadtmusikanten“, weite Sprünge einer Katze, Balancen der Ziegen über ein Brett, ein „eierlegender“ Hahn oder die Ziege im Beiwagen eines Kleinkraftrades – Johnny Fischer präsentiert das Können seiner Arche Noah mit viel komödiantischer Spielfreude und hohem körperlichem Einsatz. Johnny Fischer gibt immer und überall sein Bestes - klassischer Circus at its best.
Hoffentlich bleibt dieser große Showman dem Circus noch lange erhalten.


Einen erheblichen optischen Kontrast zu den klassisch angelegten Darbietungen der Balders und Johnny Fischers stellt die modern choreographierte und ebenso gestylte Hand-auf-Hand-Nummer des Duo Wallna dar. Das junge Paar aus Frankreich und Belgien hat sich  an der Circusschule in Kiew ausbilden lassen. Elegant werden die einzelnen starken Tricks in einen tänzerisch geprägten Ablauf eingebunden. Kostüm und Aufbau der Nummer lassen vermuten, dass „der klassische Circus“ nicht der Hauptarbeitsplatz dieser jungen Artisten ist. In einem zweiten Auftritt zeigt sich der junge Mann als eleganter Keulenjongleur, der mit seinen Requisiten ausgefallene Figuren zaubert. Gekonnt und sicher werden ungewöhnliche Muster und Abläufe präsentiert. Beginnend mit zwei Keulen steigert sich der Schwierigkeitsgrad des Gebotenen permanent und schlussendlich hält der Jongleur sechs Keulen, scheinbar mühelos, in der Luft.
Höchst effektvoll und außergewöhnlich lange und variantenreich erfolgen die Routinen mit Fackeln.
„YMCA“ dröhnt aus den Boxen und alle Mitwirkenden kommen zum großen Finale in die Manege. Eine umfangreiche Choreographie wird von den acht Artisten/Innen getanzt. Auch einer der beiden Requisiteure wird zusammen mit dem Manegensprecher kurz darin eingebunden. Auf namentliche Vorstellung und Zugaben erfolgt eine abschließende kurze Tanzsequenz, dann verabschiedet der Sprecher gemeinsam mit Weißclown Christian Balder das Publikum.
Ein kurzweiliges Programm des belgischen Traditionscircus Rose-Marie Malter lässt seine Besucher zufrieden den Heimweg antreten. 

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