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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS RONCALLI - SALTO VITALE
Saarbrücken, 12. März 2016

www.roncalli.de
Erstmals in den vierzig Jahren seines Bestehens gastierte eine Einheit des Circus Roncalli in der Landeshauptstadt Saarbrücken. Auf  den Saarterrassen im Stadtteil Burbach, begann für die „Salto Vitale“- Produktion die Saison 2016. Die mitreißende Show wurde in Teilen gegenüber dem Vorjahr verändert und mit der Hinzunahme von Sängerin „Bluma“ (Jessic Sperlich) noch ein wenig bunter.
D
er Circus bietet das von ihm erwartete, bestens bekannt Flair – einen nostalgischen Zaun, aufwändig gearbeiteten Kandelabern, das Vorzelt mit dem bemalten Giebel, einen legendäre Frontwagen  mit viel vergoldetem Zierrat und gedrechselten Säulen an der Veranda und Roncallis historischer erster Kassenwagen.
Weitere hervorragend gestaltete Wagen ergänzen die Front. Ihre Aufbauten sind mit einem breiten dunkelroten Band mit den erhaben aufgesetzten Buchstaben „Salto Vitale“ verziert und das Roncalli Logo ist mit einem in verschiedenen Blautönen lackierten, über die ganze Wagenseite reichenden Band unterlegt.
Der große Verkaufswagen der Circusrestauration beherrscht das Vorzelt. Dieser Traum in rot und gold nimmt eine Zeltseite ein, ihm gegenüber sind Grillstation und Souvenirverkauf zu finden.
Das Innere des Chapiteau zeigt den seit Jahren bekannten Anblick – der Artisteneingang mit den seitlichen steilen Treppen zum Musikerpodium, die reich mit Blattgold verzierten rot-weißen Logen und ein den Raum füllendes rotes Bankgradin.
Mit einem ausgefeilten, sehr guten Lichtdesign werden die Mitwirkenden schön in Szene gesetzt und der mitreißende Sound des flott aufspielenden Orchesters unterstützt die Akteure in idealer Weise.

Wie stets bei Roncalli ist der Einlass Teil des Events. Die Band unterhält im Vorzelt mit flottem Dixieland-Sound, Jongleure und Clowns überraschen die Gäste, es werden Nasenspitzen mit einem roten Punkt versehen und die Programmverkäuferinnen preisen in schmucken Uniformen die, bereits zur Saisonpremiere aktuellen neuen, Hefte an.
Die Clowns – Sergej Maslennikov, Gabor Vosteen und Maurin – Hector – Rossi wärmen im Chapiteau das Publikum an, dann ist es soweit – Betriebsleiter Marco Biasini gibt die Manege frei.
Weißclown Yann Rossi schreitet mit unvergleichlicher Grandezza in den roten Ring, intoniert dabei „Somewhere over the Rainbow“ auf seinem goldenen Saxophon. Nachdem das voluminöse blaue Cape, das über dem ebensolchen phantastischen Kostüm getragen wurde, abgelegt ist wird das Publikum begrüßt. Die Artisten ziehen zwischen Logen und Gradin hindurch in die Manege ein und Sängerin „Bluma“ ist mit einem ersten Lied zu hören.
Mit der vorzüglichen dreifachen Hohen Schule der Familie Saabel nimmt die Show Fahrt auf. Zunächst präsentiert Alexandra einen weißen Araberhengst im dichten Bühnennebel als furiosen Steiger. Dann vereint sich das reiterliche Können harmonisch mit den Aktionen der vier Tänzerinnen des Balletts. Die vielschichtigen Aktionen erzeugen in Verbindung mit den aufwändigen Kostümen sowie der perfekten Inszenierung durch Musik und Licht wunderschöne Bilder.
Kurze zeit später sehen wir  hervorragend die drei Damen Saabel erneut, nun mit ihrer erstklassig gestalteten Polarhunde-Show. Je vier Huskies und Samojeden-Spitze sind die Hauptakteure der bis ins letzte Detail konsequent im „Grönland Look“ ablaufenden Darbietung. Pelz besetzte Kostüme elegante Kostüme der Vorführerinnen, als Iglus ausgebildete Sitze der Hunde und Requisiten im Eisbergdekor, dazu Beginn und Abschluss des Auftritts mit elegantem Schlittenhundegespann – hier passt alles zusammen.
Ives Nicols präsentiert seine gekonnten Jonglagen nun erstmals in diesem Rahmen. Große weiße Bälle, Bumerangs, Keulen und Sombreros sind die Requisiten mit denen ein breit gefächertes Repertoire verschiedenster Routinen gearbeitet wird. Charmant interagiert Ives Nicols mit dem Publikum und kleine Neckereien mit der kapriziös auftretenden Partnerin sorgen für eine heitere Note.

Breiten Raum nimmt traditionell die Clownerie in den verschiedenen Roncalli-Produktionen ein und auch in dieser Show wird dem Genre viel Raum gewährt.
Hervorragende Musical-Clownerie und Comedy bietet Gabor Vosteen mit seinem einzigartigen Act. Der ausgebildete Blockflötist vereint hohe Musikalität und pointierte Komik mit temperamentvollem Spiel zu mitreißenden Szenen. Bis zu fünf Flöten zur gleichen Zeit lässt der Künstler mit Mund und Nasenflügel erklingen. Im ersten Auftritt sind es populäre klassische Musikstücke, die durch sein virtuoses Spiel in Verbindung mit grotesker Mimik und teils absurde Abläufe für Heiterkeit sorgen. Im zweiten Entree erlernen vier Freiwillig im Handumdrehen die Flötentöne.
Sergej Maslennikov ist beileibe kein Unbekannter in der Roncalli-Manege. In seinen diversen Szenen sind Marco Biasini, Yann und Maurin Rossi sowie Gabor Vosten die wechselnden Mitspieler.
Die Rossyann Clowns bieten ihr großes klassisches Musical Entrée, in dem die verschiedensten Instrumente zum Einsatz kommen und virtuos beherrscht werden. Auf Xylophonen erklingen die ersten Akkorde, ehe verschiedene Saxophone, Trompeten, Posaune, Gitarre, Mandoline und Hupen zum Einsatz gelangen. Unterdessen treibt „Hector“ seine Späße, ehe letztlich der Gefangenenchor aus Nabucco auf zwei Blasbälgen gespielt wird.

Victor Minasov steigt in einen überdimensionalen Luftballon, springt und hüpft zur Gaudi der Zuschauer durch die Manege.
Konstantin Mouraviev komplettiert die Reihe der Comedy-Acts in dieser Show. Als dickbäuchiger Herr im feinen Zwirn träumt er vom Sixpack statt Wampe und versucht durch Sport sein Ziel zu erreichen, doch weder Gymnastik mit einem Band noch Seil springen führen zum Ziel. Nach derart recht langem Vorgeplänkel „entdeckt“ er das Rhönrad und nach einigen Tricks sind die überzähligen Pfunde verschwunden – jedenfalls bis er zu einer Flasche Bier greift.


Die einzigartige Schlappseil-Darbietung von Andrej Ivakhnenko beschließt den ersten Programmteil. Im roten, auch nach all den Jahren noch immer futuristisch anmutenden „Igel-Kostüm“ bietet er optisch einen starken Kontrast zu allen anderen Darbietungen, der durch die seinerzeit eigens komponierte und stark reduzierte Musik noch verstärkt wird. In verspielt wirkendem Vortragstil werden anspruchsvolle Balancen und Jonglagen auf dem labilen Untergrund mit scheinbarer Leichtigkeit ausgeführt.
Sängerin Bluma, Jessica Sperlich, ist zu Beginn des zweiten Programmteils mit einem ihrer Songs zu erleben. Ihre Begleitband – Gabor Vosteen elektronische Blockflöte, Sergej Maslennikov Geige und Maurin Rossi Akkordeon – ist auch in optischer Hinsicht ein Highlight.
Im Steam Punk Look präsentiert Jimmy Saylon seine Magic Show. In großer Inszenierung werden einige der gängigen Illusionen geboten.
Die Curatola Brothers arbeiten ihre bekannte Hand-auf-Hand Darbietung im zweiten Teil der Show. Routiniert werden die Tricks mit Temperament und Showmenship ausgeführt.
Gleich im Anschluss sehen wir die nächste Handstand-Darbietung. Die Schwestern Alexandra und Kelly Saabel arbeiten synchron die anspruchsvollen Tricks ihrer exzellenten Equilibristik. Perfekt und elegant bewegen sich beide Künstlerinnen voller Anmut und lassen auch Kontorsionsabläufe in die Darbietung einfließen. Die phantasievollen, von Alexandra Saabel kreierten Kostüme entfalten im Schwarzlicht ihren vollen Zauber und beinahe scheint es, als schwebten die beiden jungen Frauen schwerelos im Raum.

In der zweiten Illusions-Nummer dieses Programmteils erleben wir das Duo Minasov mit ihrem seit vielen Jahren bekannten Quick Change.

Den absoluten artistischen Höhepunkt der Show bieten Ambra und Ives (Nicols) mit ihrem vollkommen neu gestalteten Auftritt an den Tuchstrapaten. Im „Goldmenschen“-Look arbeiten sie ihre Trickfolge nun im Adagio-Stil. Von einem sich drehenden runden Tisch, dessen integrierte Beleuchtung die goldfarbenen Körper hell anstrahlt, starten sie ihre Evolutionen hoch in der Kuppel. Beide Partner agieren als Porteure und in erstklassiger Ausführung wird die bekannte Trickfolge ausgeführt. Beim Zehenhang von Ambra wurde der Stuhl gegen einen stilistisch besser passenden Schild getauscht und Ives hält diesen, nun ohne Vorteil, mit seinen Zähnen.
Nahtlos schließt sich das klassische Roncalli-Finale an diese Darbietung an. Es beginnt mit dem bunten Bild der Luftballons verteilenden Artisten, es folgt der Walzer mit den Zuschauern in der Manege. Es schließen sich die Vorhänge für jede Darbietung an, einige Zugaben der Truppe und die Schlussformation der Artisten lässt wieder einmal den begeisterten Applaus der Besucher in Standing Ovations münden.
Zum Epilog spielt Weißclown Yann Rossi auf der Piste sitzend auf der Konzertina. Sängerin Bluma trägt ihren Song „Der große Clown“ vor. Sergeij Maslennikov erscheint, die beiden abzuholen und zu dritt winken sie ein letztes Mal in das weite Rund.