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Text und Fotos Friedrich Klawiter
SOLINGER WEIHNACHTSCIRCUS
Solingen, 19. Dezember 2014

Zum ersten Mal gehörte ein Weihnachtscircus zum kulturellen Angebot der Stadt im Bergischen Land. Die Brüder Kalle und Martin Scholl und ihre Familien hatten sich Solingen als Standort ihres diesjährigen Weihnachtsgastspiels erwählt.
Auf dem Schützenplatz im Stadtteil Ohligs war der Circus aufgebaut und der Raum reichte für die umfangreichen Zeltanlagen und die zahlreichen Fahrzeuge gerade aus. Das gelb-blaue Chapiteau des Circus Schollini nimmt den zentralen Platz auf dem Gelände ein und ein weiß-rotes Vorzelt ergänzt das Arrangement. Der dekorative Schollini-Kassenwagen steht in der Front, die mit zahlreichen Weihnachtsbäumen geschmückt ist. Lichterketten am Chapiteau, Palmen auf den Masten und Lichtbögen am Zaun funkeln einladend in der Dunkelheit. Die Fahrzeuge sind dicht um die Zelt platziert und der hintere Bereich des Platzes ist drei geräumigen Ställen vorbehalten.
Das Vorzelt ist geschmackvoll weihnachtlich dekoriert und bietet dem Verkaufswagen der Circusrestauration Raum.
Im Chapiteau stehen ein vierreihiges Bankgradin und dekorative Logen für die Besucher zur Verfügung.
Der romantische rote Artisteneingang wird von einer Reihe Scheinwerfer eingerahmt und nimmt den hinteren Bereich des Zeltes ein.

„White Christmas“ singt Peggy Frank gekonnt zu Programmbeginn und die Freiheit mit vier Haflingern, die Martin Scholl als erste Darbietung präsentiert erhält so einen romantischen Touch. Schwungvoll werden die Lauffiguren absolviert und ein Kruppensteiger bildet den gelungenen Höhepunkt. Als Da Capo wird ein Pony als Barrierenspringer geboten.
Temperamentvoll leiten die vier Tänzerinnen des Balletts zur nächsten Darbietungen über.
Der vierzehnjährige Alfred tritt als souveräner Jongleur ins Rampenlicht. Weiße Bälle werden im Dunkeln, nur im Schein einer Lasershow variantenreich manipuliert. Auch Keulen und Ringe beherrscht der junge Mann sicher und in vielerlei Variationen. Mit viel Showmanship ausgestattet kommt er beim Publikum nicht nur dank der gezeigten Leistungen gut an. Eine effektvolle Fackeljonglage beschließt den Auftritt.
Miss Cherry begeistert mit einer erstklassigen Kautschuk-Arbeit. Flüssig leicht, scheinbar ohne die geringste Anstrengung, nimmt die junge Frau die unterschiedlichen Positionen ein. Die zahlreichen Tricks werden hervorragend präsentiert. Eine Reihe anspruchsvoller Tricks sind in den Ablauf eingebunden und werden mit großer Selbstverständlichkeit geboten. Abschließend nimmt die junge Artistin ihren Hut, der etwa fünfundzwanzig Zenitmeter unter der Position ihrer Füße liegt, mit dem Mund auf.

Ein Entrée mit allerlei Wortwitz bieten die Clowns „Charly“, alias Martin Scholl, und „Lummi“, der achtjährige Sandro ist in dieser Rolle zu erleben, im ersten Programmteil. Frau Direktor hat ihre liebe Mühe die beiden Spaßvögel zu bändigen. Im zweiten Programmteil ist einmal mehr das „musizieren verboten“ und Direktor Scholl lässt schließlich das Musikgerät zum Leidwesen von „Lummi“ in den Mülleimer wandern.
Die „Silver Stars“ sehen wir mit einer äußerst rasanten und starken Luftdarbietung. Mit eindrucksvollem rockigen Live-Gesang begleitet Peggy Frank den Auftritt. In hohem Tempo und in großer Höhe werden sämtliche Tricks ohne Longe oder sonstige Sicherheitsvorkehrungen am weit schwingenden Ringtrapez ausgeführt. Die risikoreichen Partnertricks sorgen für feuchte Hände im Zuschauerraum.
Martin Scholl bringt gemeinsam mit seinen beiden Töchtern Cherry und Sally eine erstklassige Hunderevue in den roten Ring. Außergewöhnlichen Drive erhält die Darbietung durch die Einbeziehung von „lebenden Requisiten“. Die beiden Teenager verharren u. a. in Handstand und Spagat und bilden so die Hindernisse, die von den Vierbeinern zu überspringen oder umrunden sind.
Gleich darauf bringt Kalle Scholl seine beiden mächtigen indischen Elefanten in die Manege. Die beiden schwergewichtigen Tiere wirken in dem intimen Rahmen des kleinen Chapiteau umso imposanter und beherrschen ein umfassendes, tiergerechtes Repertoire. Souverän und flüssig werden die Abläufe dargeboten und ein direkt aus dem Lauf heraus gezeigter Kopfstand  bildet den akrobatischen Höhepunkt des Auftritts.

Nach der Pause brillieren die Schwestern Cherry und Sally auf dem gespannten Silberdraht. Bocksprung und laufen in Reifen, viele Schrittkombinationen und verschiedenste Balancen bis hin zum Spagat erfolgen mit Temperament in sicherer Ausführung. Einzigartig ist ihr außergewöhnlicher Schlusstrick. Nacheinander überqueren die Schwestern das Seil, indem sie sich bei jedem Schritt in einen Spagat gleiten lassen und blitzschnell, ohne Hilfsmittel nur mit der Kraft ihrer Beine wieder in stehende Position zurückkehren.
Gleich darauf erleben wir Martin Scholl und PeggyFrank an den Tuchstrapaten. Weite Flüge durch die Kuppel kennzeichnen den Auftritt. Zudem bieten beide Partner eine Reihe eleganter, kraftvoll ausgeführter Solotricks.
Kimberley Scholl reitet gekonnt eine modern intepretierte Hohe Schule. Auf einem prächtigen Friesenhengst erfolgen Traversalen und Spanischer Tritt in erstklassiger Ausführung und mit einer gekonnten Levade endet der erstklassige Auftritt.
Direkt im Anschluss bringt Martin Scholl ein Groß-und-Klein in den roten Ring. Ruhig agierend lässt der Vorführer zunächst die typischen, vielfach zu sehenden Abläufe ausführen. Ausgefallen der Abschlusstrick – das quer in der Bahn stehende Pony wird vom großen Kollegen übersprungen.
Noch einmal wechselt die Szene und Kimberley Scholl lässt drei Araber ihre mannigfaltigen Lauffiguren ausführen. Souverän und elegant agiert die junge Dresseurin und krönt den famosen Auftritt mit einigen gelungenen Steigern.
Mit einer furiosen Show auf dem Trampolin überzeugen die Brüder René und Alfred Scholl. Cool geben sich die beiden, mit großem Showtalent gesegneten Artisten und überzeugen mit akrobatischem Können in der als Wettstreit gestalteten Darbietung. Bei ständig steigendem Schwierigkeitsgraden ist es logisch, dass der vierzehnjährige Alfred schlussendlich mit einem sauber ausgeführten dreifachen Salto die Oberhand behält.
Peggy Frank stimmt „We are the World“ an und die Mitwirkenden des gelungenen Familienprogramm kommen zum Finale in die Manege. Kalle Scholl, der redegewandt und souverän als Sprechstallmeister die Show begleitete, verabschiedet ein höchst zufriedenes Publikum und mit dem live gesungenen „Feliz Navidad“ klingt das erstklassige Programm einer vielseitigen Circusfamilie, die ihren Beruf mit Freude ausübt, stimmungsvoll aus.