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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE SUR L' EAU
Nancy, 27. Februar 2016

www.cirquesurleau.com
Der „Cirque sur l'Eau“ ist eine Einheit der „SARL Arena Production“ von Direktor Raoul Gibault, die derzeit vier schnell reisende Unternehmen in Frankreich touren lässt. Alle Circusse von Raoul Gibault sind straff organisiert und reisen fast ohne Ausfalltage.
In Nancy war der Circus auf dem Parkplatz vor der Messehalle stationiert und gab an den drei Gastspiel-Tagen insgesamt 8 Vorstellungen. Ein großes Chapiteau, in grellem pink mit gelben Applikationen war mit einem optisch passenden rechteckigen Vorzelt kombiniert. Zahlreiche Lichterketten und große, ständig die Farbe wechselnde Leuchten auf den Masten transportieren in der Dunkelheit die Magie des Circus. Der Sattelzug der die Kasse beinhaltet ist gleichfalls mit verschiedenen Leuchtelementen auf seinem Dach versehen. Ein weiterer Sattelauflieger trägt den Schriftzug „Cirque sur l' Eau“ auf seinen Schiebeplanen und drei, zwischen den Fahrzeugen platzierte Zaunelemente bilden den Eingang.
Der sehr umfangreiche Fuhrpark des Circus ist leuchtend pink lackiert und die Fahrerkabinen der rund zwanzig Zugmaschinen glänzen großflächig in kräftigem gelb abgesetzt. Wie immer bei französischen Circus- und Schaustellertransporten werden die Sattelzüge mit einem großen Anhänger kombiniert und so kann das Unternehmen in einer einzigen Fahrt verlegt werden.
Der große Verkaufswagen wurde einst vom Circus Barum übernommen, nimmt die rückwärtige Seite des Vorzeltes ein, dessen Seitenwände komplett mit rotem Samt abgehängt sind. Rote und gelbe Stoffbahnen spannen sich vom Rondell an die beiden Masten, an denen Kandelaber für ein stimmungsvolles Licht sorgen. Durch einen langen, geschwungenen Tunnel gelangen die Besucher ins Chapiteau. Ein hoch aufragendes dreizehnreihiges Einzelsitzgradin füllt den Raum hinter den drei Reihen ebenerdig angeordneter Logenstühle. Der Artisteneingang aus Kunststoffelementen bildet ein Gewölbe aus einem groben Mauerwerk nach. Zwei hohe künstliche Palmen flankieren den mit einem braunen Vorhang versehenen Torbogen und mittels blauem Leuchtschlauch illuminiert, leuchtet der Namen der Show von der Konstruktion herab.
Die Manege bleibt während der gesamten Dauer der Gastspiele mit Wasser gefüllt. Die Piste weist beinahe die Höhe der Logenbrüstungen auf, ist auf der Oberseite mit einer breiten Planke versehen und die Plane des Beckens ist an ihrem oberen Rand befestigt. Der Wasserspiegel reicht etwa bis zur halben Höhe der Piste. Inmitten der Manege ist in eine runde Insel von einigen Metern Durchmesser errichtet. Eine Bühne in gleicher Höhe nimmt den Raum hinter der Plattform bis zur Gardine komplett ein. Ein ansprechendes Ambiente schafft reichlich eingesetzter roter Samt an Masten, Geländern und Rondell. Die Lichtanlage ist gut dimensioniert und lässt einige Effekte zu und die Tonanlage, bei allen Produktionen des Unternehmens erfolgt die musikalische Begleitung von CD, erweist sich als sehr leistungsfähig und klangrein.

Das Opening wird von einer Sängerin, einem Sänger, ihm begegnen wir des Öfteren im Verlauf der Show, und zwei Tänzern, kostümiert als Frosch und Raupe, gestaltet. Die Begrüßung des Publikums sowie alle weiteren Ansagen erfolgen aus dem Off.
Schwungvoll wird das Programm mit der Rollschuh-Darbietung von Olena und Yvan Demenschuk fortgesetzt. Neben etlichen genretypischen Tricks bietet der poetisch inspirierte Auftritt auch Figuren, die an Rollkunstlauf erinnern.
Der polnische Komiker Tomasz Kolosko unterhält mit erstklassiger Clownerie. In seinen hervorragend und pointiert gespielten Reprisen zeigt er große Individualität und phantasievolle Einfälle. Im ersten Auftritt zeigt er sein artistisches Können und radelt eine Runde über die Piste auf einem Minifahrrad. Zurück auf der Bühne wechselt er auf ein nochmals deutlich kleines Modell und  bewegt auch dieses sicher und gekonnt vorwärts. Wenig reitet „Sheriff“ Kolosko auf seinem (Kostüm)-Mustang zwischen Logen und Gradin und kleine Kinder dürfen auf dem „Hengst“ kurz Platz nehmen. Mit einem erwachsenen Zuschauer als Assistenten demonstriert der Clown sein Talent als Kunstschütze. In der dritten Reprise geht Kolosko zunächst scheinbar einer Hand verlustig. Als er die, mitsamt einem Stück Hemdsärmel, auf der Bühne liegende Hand aufnimmt entwickelt sie ein verblüffendes Eigenleben.

Die Artisten der „Ethiopian Ice Troupe“ sind mehrfach auf der Bühne zu erleben. Zunächst präsentieren zwei von ihnen eine ansprechende Partnerjonglage mit Keulen. Routiniert erfolgen die Muster mit bis zu acht Keulen.
Zu Beginn des zweiten Programmteils sehen wir eine Einrad-Nummer eines Truppenmitglieds. Nach der Trickfolge auf einem normalen Einrad wechselt der Artist auf ein hohes Stangenrad, bei dem der Vortrieb über drei übereinander angeordnet Reifen erfolgt. Die finalen Aktionen finden auf einem Mini-Einrad statt, dessen Rad etwa die Größe einer Möbelrolle hat.
Ein weiteres Truppenmitglied ist mit einem folkloristisch inspirierten Auftritt zu erleben. Bis zu fünf bunt bemalte große, bunt bemalte Metallschüsseln kreisen auf Händen, Füssen und Mundstab. Letztlich balanciert der Artist eine handelsübliche Bierbank auf einem ihrer Beine auf dem Mundstab aus.
Evgen und Lidija Glavatskiy präsentieren einen stimmigen Quick Change. Den Auftritt beginnt das Duo in normaler Alltagskleidung. Rasch wechseln beide Partner mehrmals ihre Outfits und passend zur jeweiligen Kleidung wechselt die Musikrichtung, bis schließlich beide Partner in großer Abendrobe dastehen.

Ewa Chris präsentiert mit ihrem Partner eine ansprechende Katzendressur. Die „Stubentiger“ beherrschen eine Reihe flüssig vorgetragener Tricks. Die Abfolge von Sprüngen von einem zum anderen Podest, durch Reifen und übereinander sowie Flaschen und Balkenläufe wird mit einem Sprung durch einen Feuerreifen abgeschlossen.
Als zweite Darbietung mit Tieren sind Steven und Perry Pedersen mit ihren beiden Seelöwen zu erleben. Die mächtigen Robben treten als geschickte Balljongleur und Kopfballspieler in Erscheinung, zudem verfügen sie über einiges schauspielerisches Talent. Großen Spaß haben fünf Kinder aus dem Publikum, dass die von ihnen geworfenen Ringe sicher von den Seelöwen gefangen werden. Zu guter Letzt trägt eine der beiden Robben die Vorführerin auf seiner Schnauze von der Bühne.
Eine erste Luftnummer arbeitet Mazzo Volochkov am Netz. Kraftvoll werden die unterschiedlichen Figuren und Tricks ausgeführt.
Eine weitere Darbietung präsentiert Alexander Padilla zusammen mit seiner Partnerin in der Kuppel. Sie arbeiten eine Reihe ansprechender Partnertricks an den Strapaten. Leider beeinträchtigt die mangelhafte Möglichkeit zum Anlauf nehmen die Flüge, so dass diese nicht in gewohnter Weise den gesamten Luftraum füllen können.

Adagio Akrobatik präsentiert das Trio „African Golden Troupe“. In recht eigenwilligen Kostümen und nicht, wie der Truppenname vermuten lässt, als goldene Statuen arbeiten die drei jungen Männer eine umfassende Auswahl anspruchsvoller Tricks.
Jonathan und Alejandro Rodriguez agieren mit südamerikanischem Temperament und arbeiten voller Schwung ihre Ikarier-Nummer. Die zahlreichen Kombinationen von Saltos und Pirouetten werden gekonnt dargeboten und publikumswirksam verkauft. Natürlich darf auch ein spektakulärer Scheinsturz nicht fehlen.
Den artistischen Höhepunkt des unterhaltsamen Programms bietet Reyes Onel mit seiner fulminanten Handstand-Equilibristik. Im Habitus eines römischen Legionärs betritt er die Bühne und führt die ersten Kopfstandtricks aus ohne Schild und „Speer“ aus den Händen zu legen. Der „Speer“ wird alsbald zum Pole, an dem die nächsten kraftvollen Evolutionen erfolgen. Schließlich wechselt der Artist auf Handstäbe und arbeitet eine Reihe anspruchsvoller Handstandfiguren die mit fließenden Übergängen verbunden werden ohne dass über längere Zeit ein Fuß auf die Erde gesetzt wird. Abschließend werden die Handstäbe mehrfach mit aufgesteckten Elementen verlängert, so dass die Kopf- und Handstände in immer größerer Höhe ausgeführt werden.
Groß annonciert und als „erstmals in Europa zu erleben“ deklariert, wird die Nummernfolge mit dem Auftritt eines „Laserman“ abgeschlossen. Diese, in unseren westlichen Nachbarländern seit einiger Zeit recht populäre Licht-Show wird vom Circuspublikum mit lebhaften Reaktionen aufgenommen.
Nahtlos schließt sich das Wasserfinale an. Die zahlreichen Mitwirkenden der Show stellen sich auf der Piste auf, Sängerin und Sänger sind noch einmal zu hören und die Stimme aus dem Off verabschiedet rasch die Besucher. Während die Artisten die Szene verlassen schießen im weißen Licht die Wasserfontänen in Richtung Kuppel.
Der „Cirque sur l' Eau“ bietet ein gutes, abwechslungsreiches Programm, dass flott und schnörkellos konzipiert abläuft. Die unterhaltsame Show kommt bei den zahlreichen Besuchern bestens an, wenngleich das dem Circus den Namen gebende Element Wasser nur rudimentär zum Einsatz kommt.