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Text und Fotos Friedrich Klawiter
TILBURGS WINTERCIRCUS
Tilburg, 28. Januar 2023

www.winterwonder-circus.nl
Nach der Corona bedingten Pause veranstaltet Impresario Kevin van Geet nun wieder sein Circus-Event in Tilburg. Ursprünglich als „Winter Wonder Circus“ gestartet, wurde der Name nun in „Tilburgs Wintercircus“ geändert, so dass die Veranstaltung an Profil gewonnen hat.
Auf dem Circusplatz ist ein großer, prächtiger Circus perfekt aufgebaut anzutreffen. Die modernen gelb-blauen Zeltanlagen kommen vom Circus Maximum der Familie Zinnecker
Die elegante Fassade funkelt im Schein zahlloser Lichter und die Lichterketten an den Zelten lassen den Circus weithin erstrahlen.
Komplettiert wird die Front mit dem Kassen- sowie dem Bürowagen aus Kevin van Geets Wagenpark. Diese Fahrzeuge sind cremefarben mit orangenem Sockel sowie feinen goldfarbenen Zierlinien lackiert. Die Wohnwagen der Artisten und Mitarbeiter nehmen die rechte Seite des Geländes ein, während die Materialtransporter und die prächtig herausgeputzten rot-gelben Zugmaschinen des Circus Maximum im hinteren Bereich abgestellt sind.
Im Vorzelt halten zwei Verkaufswagen der Circusrestauration ein breites Warenangebot bereit. Ein Teil des Raumes ist als Circus-Café abgetrennt und mit bequemen Sitzgarnituren ausgestattet. Die seitlichen Planen strukturieren große Poster, die die aktuellen Artisten zeigen. Zwei große dreidimensionale Portale, rot mit goldenen Zierleisten, zieren den Eingang, bzw. den Durchgang zum Spielzelt.
Ein großes Schalensitzgradin mit integrierten, leicht erhöhten Logenplätzen stehen für die zahlreich erschienenen Besucher bereit.
Der Artisteneingang aus rotem Samt nimmt den hinteren Bereich des Zeltes ein und bietet dem, erstmals eingesetzten Orchester auf seiner Empore Platz.
Das hervorragend aufspielende Orchester, unter Leitung von Vincent van Lent, und ein exzellentes Lichtdesign sind die bewährten Mittel ein gutes traditionelles Circusprogramm zu einer erstklassigen Show zu formen.

Fahlblaues Schummerlicht verbreitet sich in der Manege, während die beiden Auguste der „Pedro Rivelino's Clowns“ im „kalten Winter“ versuchen sich über der Flamme einer Kerze zu wärmen. Der gleichfalls vorhandene Heizlüfter nutzt wenig ohne Strom. Zwei Kabelenden werden verbunden – die Lichter flammen auf und Wärme verbreitet sich im weiten Rund. Mit einer Flaggenparade aller Mitwirkenden nimmt die Vorstellung ihren schwungvollen und bunten Beginn.
Direktor Kevin van Geet begrüßt die große Besucherschar in charmanter Weise und ist im Verlauf der Show als eloquenter, höchst angenehmer Sprechstallmeister zu erleben.
Seilläufer José Munoz präsentiert seine Kunst im spanischen Stil. Souverän werden Schrittfolgen gemeistert und zahlreiche hohe Sprünge absolviert sowie ein Scheinsturz gekonnt verkauft. Ein hervorragend ausgeführter Rückwärtssalto krönt den gelungenen Auftritt.
Eric Munoz, Bruder von José, sehen wir wenig später mit einer temporeich präsentierten Keulen-Jonglage. In vielerlei Varianten werden die Requisiten manipuliert und schließlich sind es fünf Keulen, die souverän beherrscht werden. Mit Meteoren, die bis hoch in die Kuppel geschleudert und sicher wieder gefangen werden, findet der Auftritt seinen effektvollen Abschluss.
Gemeinsam sind die Brüder Munoz mit ihren Kaskaden rund um Stuhl und Tisch im Schottenlook zu erleben.
Luft-Artistin und Sängerin Alexandra Gerbey leitet ihren Act an den Strapatentüchern mit Live Gesang ein. Weite Flüge und andere genretypische Abläufe kennzeichnen den Auftritt.

Zwei Darbietungen mit Tieren sind in dieser temperamentvollen und sehr flott in Szene gesetzten Show zu erleben.
Zunächst steht Benjamin Pfeiffer mit seinen Papageien im Mittelpunkt des Geschehens. Vier Aras interagieren in spielerisch Weise mit dem Tierlehrer. Besonders beeindrucken immer wieder die weiten und lautlosen Flüge über dem Zuschauerraum zu denen sich vier Vögel zur gleichen Zeit aufschwingen.
„The Dancing Collies“ von Amber Karstens faszinieren stets aufs Neue und erobern die Herzen eines jeden Publikum im Sturm. Permanent sind die beiden Border Collies und ihre Trainerin in diesem ausgezeichneten Act in Bewegung, entfachen einen furiosen Wirbel. Die Hunde sind völlig auf die Dresseurin fixiert, befolgen selbst unscheinbarste Zeichen in Perfektion und haben – so man ihren Ausdruck so deuten kann – sehr viel Spaß an ihrer Arbeit.

Die „Pedro Rivelino's Clowns“ verbreiten in mehreren Auftritten Frohsinn. Mit ihrer traditionellen Clownerie kommen sie, dank großer Spielfreude und Können, beim Publikum bestens an. Zunächst bringen sie ihre eigene Variation des „Messerbrettes“. Zur Demonstration wird mit einem Elektrotacker ein Luftballon abgeschossen. Der mitspielende Freiwillige hört natürlich nur das Abschussgeräusch des Tackers – die Ballons zerplatzen durch einen Nadelstich. Im umfangreichsten Auftritt bringen sie „Box-Schule“ in die Manege. Mit Verve gehen die beiden Herren zur Sache und mit viel Klamauk und Musik nimmt das Treiben seinen Lauf.
Der dritte Auftritt befasst sich mit jonglieren. Nachdem der jüngere Partner geschickt mit Tennisbällen jongliert und diese final in einem Pokal auf seinem Kopf gefangen hat, läst Pedro Rivelino einen Tischtennisball über einige Treppenstufen empor steigen, um ihn schließlich in einem kleinen Netz an der Spitze einer Stange zu platzieren.

Eine leistungsstarke Darbietung an den Strapaten arbeitet Luna Valkiv. Die junge Frau startet ihre Kür mit einem freihändigen Stand in den Strapatenschlaufen, aus dem sie sich, ohne Zuhilfenahme der Hände, in den Spagat gleiten lässt. Elegant gedrehte Pirouetten und weite Flüge werden gekonnt ausgeführt. Zahlreiche, höchst kraftvoll ausgeführte einarmige Aufschwünge sind weitere effektvolle Elemente ihrer Darbietung.
Als Final-Nummer ist der Rollschuh-Act von Rodion und Karyna aus der Ukraine zu sehen. Eine Reihe der relevanten Tricks des Genres wird zu recht dramatisch klingender Begleitmusik geboten. Zum Höhepunkt des Auftritts wirbelt die Partnerin im Genickhang um die eigene Längsachse während das Paar auf der Plattform rotiert.
Das Finale beginnt mit stimmungsvollem Live-Gesang von Alexandra Gerbey und gebannt lauschen die Clowns dem Vortrag. Direktor Kevin van Geet stellt seine Artisten noch einmal vor. Das Publikum dankt mit begeistertem Applaus für das Gebotene, während die Artisten im Vorzelt unter den Postern mit ihren Konterfeis Aufstellung nehmen. So ergibt sich für die aus dem Chapiteau strömenden Besucher noch die Gelegenheit zu einem Selfie und kurzen Gespräch mit dem favorisierten Artisten.
Auf die Neuauflage der äußerst gelungenen Show im kommenden Winter darf man sich schon heute freuen.