Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS UNIVERSAL RENZ
Friedberg, 09. Juli 2010

www.universal-renz.de
In seiner Heimatstadt Friedberg, hier gastiert man im Zwei-Jahres-Rhythmus, war der Circus Universal Renz in voller Pracht aufgebaut. Der Festplatz bietet dem umfangreichen Material und Tierbestand eines der größten deutschen Circusunternehmen den nötigen Raum. Großzügige Freigehege und Stallungen stehen den mehr als neunzig Vierbeinern zur Verfügung. Zahlreiche silbern lackierte Circusfahrzeuge sind um die gelb-weißen Zeltanlagen aufgefahren.

Im klassischen präsentierten Programm bei Universal Renz, das nach wie vor alle relevanten Großtierarten aufbietet sind einige Neuerung zu vermelden.
Die Nummernfolge startet aktuell mit den Freiheitspferden unter der Peitschenführung von Patricia Renz. Drei Palominos und drei braune Araber, sie erlernten das Circus-ABC bei Medrano in der Schweiz, zeigen ihr abwechslungsreiches Können. Gekonnt und souverän werden sie von der Chefin des Hauses in Szene gesetzt.


Nach wie vor sind die vier Auftritte von Clown Pompom zu erleben. Charmant und ohne seine Mitspieler aus dem Publikum bloß zu stellen werden die Sketche gespielt. Zuerst wird mit vier 'Bandmitgliedern' ein 'Concerto' gegeben. Wenig später folgt sein umfangreichster Auftritt – die Fahrt in seinem 'neuen Cabrio' mit einer Zuschauerin.
Im zweiten Programmteil  darf sich sein Teddy beim Kanonenschuss beweisen. Zu guter Letzt möchte er, mit großer Pauke ausgestattet, mit allen im Zelt eine Party feiern aber  stattdessen muss er sich mit dem Direktor auseinandersetzen.

Die Carlos Camadi Truppe sorgt weiterhin für Nervenkitzel auf dem Hochseil. Einige Tricks wurden neu ins Repertoire eingebaut. So dreht sich ein Truppenmitglied mit einer Balancierstange in den Händen um dreihundertsechzig Grad während ein Anderer die Stange an ihren Enden überspringt. Gleiches passiert während einer der Jungs quer auf dem Seil in starker Rücklage stehend die Stange ganz am äußeren Ende hält. Bocksprünge, seilspringen, Zwei-Mann-Hoch und Zwei-Mann-Hoch auf dem Einrad jeweils mit Absprung auf das Seil werden unverändert gezeigt.
In ihrem zweiten Auftritt im Todesrad spielen sie erneut mit den Ängsten des Publikum. Hohe Sprünge in und auf dem Rad, Blindlauf und seilspringen auf der Außenbahn sind die gängigen Tricks des Genres.
Jonglieren ist eines der ältesten Genres im Circus und tempogeladene Jonglagen machen Stimmung, lassen das Publikum mitgehen. Bei Universal Renz kommt Sandra Kovatchevi diese Aufgabe zu. Sie beginnt ihre Arbeit mit Keulen, wechselt dann zu Fußbällen. Diese werden virtuos manipuliert und bis zu fünf Bälle gleichzeitig beherrscht. Immer wieder publikumswirksam ist die Fackeljonglage zum Abschluss.

Die drei Elefanten des Circus folgen den Kommandos von Billy Wilson Smart. In einer flott vorgetragenen flüssigen Kombination werden die Tricks gearbeitet. In großer Souveränität leitet der Dompteur deren Ablauf. In raschem Wechsel werden Laufarbeit und akrobatische Tricks kombiniert und eine umfassende Trickfolge geboten, eine Elefantendarbietung wie man sie heute leider immer seltener im Circus zu sehen bekommt.
Eine weitere tempogeladene temperamentvolle Nummer schließt sich mit der Jockeyreiterei der Familie Donnert an. In traditioneller folkloristischer Aufmachung werden die typischen Tricks gearbeitet.

Die Kult-Darbietung schlechthin darf natürlich in keinem Universal Renz-Programm fehlen – Rasierelefant Maja. Versiert hat Direktor Daniel Renz einen Herren auserkoren, der 'freiwillig' sein Haupt zur Verfügung stellt. An der Publikumsreaktion lässt sich klar festmachen, dass dieser Auftritt auch nach vielen Jahren aller bestens unterhält.
Nach der Pause sehen wir den Chef des Hauses in einem weiteren Dressurakt. Mit drei Tigern aus der Gruppe die von Karoly Donnert gekauft wurde präsentiert er eine kurze Trickfolge, in der Hochsitzer das Hauptelement bilden.

Große Begeisterung löst das Duo Donnert mit seinem harmonischen Pas de Deux aus. Zu romantischen Klängen und ebensolchem Verkauf bieten die Geschwister ihre Ballettposen auf dem Pferderücken. Souverän, ohne erkennbare Unsicherheit werden die Hebungen gemeistert.
Eine nette Reprise mit einem „Wunder-Geschirrspülautomaten“ im Mittelpunkt bringt Angela Ollas, die Witwe des kürzlich verstorbenen Clowns Vincenzo, im Zusammenspiel mit Daniel Renz.
Die fünf Kamele absolvieren ihre Laufarbeit unter Anleitung von Daniel Renz jun. Zur Tradition bei Universal Renz gehört es, dass einige der als Da Capo in die Manege kommenden Lamas durch den Gang hinter den Logen entlang geleitet werden.

Eine erstklassige  Arbeit am Washington-Trapez in Kombination mit einigen Tricks an Strapaten bieten Sandra und David Kovatchevi. Elegant ausgeführte Balance- und Haltetricks wechseln einander ab, werden inklusive des spektakulären Schlusstricks am schwingenden Trapez ohne Sicherung vorgetragen.
Die vorzügliche Kleintierrevue von Edy Laforte wurde, vollkommen zu Recht im ablauf weit nach hinten verschoben. Erstklassig gestaltete Requisiten sowie ein stimmiges Outfit des Vorführers bilden den Rahmen für die große Zahl verschiedener Tricks. Katze, Hunde, Ziegen und Laufenten sind das bestens ausgebildete und sehr selbständig arbeitende tierische Personal dieser Nummer. Einige weitere Tricks sind im letzten halben Jahr in den perfekt funktionierenden Ablauf integriert worden. Das Publikum honoriert diese feine Darbietung und die Stimmung im Zelt steigt noch einmal merklich an.

Mit einem völlig neu gestalteten Finale, seit einigen Monaten wirkt Massimiliano Sblattero als Abendregisseur bei Universal Renz, wartet man nun auf. Mit Sonnenbrillen ausstaffiert versammeln sich die Mitwirkenden in der Manege und in bisher bei Renz nicht gekannter Ausführlichkeit wird der Abschluss zelebriert. Ein wenig Choreographie sowie die Vorstellung der Mitwirkenden werden nun von zahlreichen, teils vom Publikum eingeforderten Zugaben gefolgt.
An jenem Abend war 'Callas', ein drei Monate altes Tigerbaby, der Star im Finale. Da sie von ihrer Mutter nicht angenommen worden war, wuchs sie im Haushalt der Friedberger Tierärztin des Circus heran und war ein paar Tage zuvor zum Circus zurückgekehrt. Im Finale präsentierte man sie der Öffentlichkeit und bedankte sich bei der in der Manege anwesenden Tierärztin für ihr Engagement.
Wie immer verharrt Direktor Daniel Renz vorn an der Piste, vielfach 'tschüs' rufend, bis die letzten Besucher den Ausgang erreicht haben.
Durch die kleinen Umstellungen hat dieses schon immer starke Programm noch einmal mehr an Schwung und Tempo gewonnen. Es kommt nun geschlossener und kompakter daher und fesselt auch im Finale noch die Besucher, von denen niemand vorzeitig aufbricht.
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