Text und Fotos Friedrich Klawiter
Victor Rossi
Arlon, 05. Mai 2012

Mit lautem Gepolter und reichlich Gepäck entert ein junger Mann die Manege, dem Monsieur Loyal seine Dienste als Artist anbietend. Auf der Suche nach einem Engagement ist Victor Rossi indes nur im Spiel in der Manege. In dieser Saison, der zweiten in der er alleine reist, gehört er zum Ensemble des Cirque Firmin Bouglione.

Schon früh habe für ihn festgestanden, dass er auf gar keinen Fall als Komiker arbeiten wolle, erzählt Victor Rossi mit einem verschmitzten Lächeln. Clown sein, dass kam für ihn nicht in Frage. Seine Passion war das jonglieren. „Schon als kleiner Junge habe ich aus Spaß mit allen möglichen Gegenständen jongliert. Das Talent dazu habe ich wohl von meiner Großmutter Albertina Caroli, sie war Francescos älteste Cousine. Auch mein Vater war in jüngeren Jahren ein geschickter Jongleur, unter anderem auch auf der Rola Rola“.

Im Laufe der Jahre legte sich die Abneigung des Jungen gegenüber der Komik und heute sieht sich Victor Rossi als Komiker, der als Zweitnummer eine Jongleur-Darbietung arbeitet.

Die Familie Rossi kommt ursprünglich aus Italien und ist im Laufe der Zeit nach Frankreich übergewechselt, heute sind alle französische Staatsbürger.
Victor Rossi, er gehört mit seinem jüngeren Bruder Pierre bereits der achten Generation an, wurde in Monte Carlo geboren. Hier, beim weltbekannten Festival erlebte er 1997 als Fünfjähriger sein Manegendebut. Zusammen mit seinem Vater stand er als Weißclown in der Manege. Das Plakatmotiv von „New Generation“, dem neuen Jugendfestival von Monte Carlo,  zeigt den kleinen Clown bei seinem Debut. Victor Rossi war indes für dieses Festival verpflichtet worden das Programm zu präsentieren. Voller Stolz berichtet er, wie es ihn erfreute und berührte sich als kleinen Jungen auf einem Plakat zu sehen.

Weite Teile Europas hat der junge Mann kennengelernt, da sein Vater und Onkel - die berühmten und mit vielen Preisen dekorierten Clowns „Les Rossyann“ in vielen führenden Unternehmen engagiert waren. Tourneen durch Finnland, Schweden und Dänemark nennt Victor Rossi genauso wie Engagements in der Schweiz und Deutschland und natürlich immer wieder in Frankreich.
Im vergangenen Jahr war Victor Rossi zum ersten Mal eine komplette Saison alleine auf Tournee. Mit dem Circus Olympia der Familie Bengtsson bereiste er Schweden. Einige weitere Engagements folgten im Winter, u. a. beim Cirque Educatif.

„Ich bin kein Clown, ich habe keine rote Nase auf“, sagt Victor Rossi, der sich selbst als Komiker bezeichnet. Ein klassischer Clown, so seine Aussage, kann nur im Circus arbeiten. Für Komiker gibt es mehr Möglichkeiten - Kreuzfahrtschiffe, Casinos, Clubs, Varietés und Veranstaltungen der unterschiedlichsten Couleur kommen hinzu.
„Alles was der Clown mit der roten Nase tut muss und darf, ist lustig sein. Andere Möglichkeiten hat er nicht. Das erwarten die Kinder als bei Erwachsenen hat er es ohnehin schwer“. Für einen Comedian sieht Victor Rossi ein breiteres Spektrum, dieser kann tanzen, mit Magic und Musik agieren und die Bandbreite der Gags sei breiter. Erwachsene akzeptieren einen Komiker in unterschiedlichem Aussehen und Rollen, für Kinder muss es die rote Nase sein.

„Klassische Clownerie, dass ist nicht so sehr mein Ding, aber wenn es erforderlich ist, arbeite ich natürlich in der Familie mit. Lieber ist es mir schon, wenn ich mit meinem eigenen Stil, meine Art der Comedy auftreten kann“. In diesem Jahr ist Victor Rossi sowohl als Jongleur, als auch als Komiker im Cirque Firmin Bouglione zu erleben. In diesen Genres sieht er seine Zukunft. Die Jongleur-Darbietung, gleich zu Programmbeginn wird mit mit Ringen, Bällen und Keulen bestritten. Zahlreiche Salti und Flick-Flaks sind in den Ablauf eingebaut und geben Zeugnis davon, dass der junge Mann auch akrobatisch gut ausgebildet wurde.

Das Publikum in den verschiedenen Ländern sei sehr unterschiedlich in seinen Reaktionen. In der Schweiz und Deutschland beobachte man das Geschehen in der Manegge sehr aufmerksam. „Man kommt in den Circus, um sich zu unterhalten. Die Zuschauer reagieren sofort, auch auf die kleinen, eher leisen Gesten“. Ganz anders sei es z. B. bei seinem aktuellen Publikum in Belgien. Die meisten kämen nur als Begleitung ihrer Kinder und ohne echtes Interesse am Programm. „Da muss es schon laut sein und krachen, bis sie reagieren. Auch wenn ich es hasse, aber da muss das Gummihuhn schon herhalten. So ist die Mentalität in den einzelnen Ländern verschieden und entsprechend werden einzelne Gags mehr oder weniger gut angenommen“.

Victor Rossi lacht und erzählt eine Begebenheit, die ein paar Tage zurückliegt. In der Pause kam ein etwa fünfjähriger Junge mit seiner Mutter in der Restauration zu ihm und sagte, dass er etwas vergessen habe. Auf die Nachfrage „was denn“, erklärte der Kleine: „Du hast keine rote Nase auf. Aber das macht nichts, du bist trotzdem gut“. Die Mutter   sah es allerdings vollkommen anders und meinte „ein Clown muss eine rote Nase haben“.
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