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Text und Fotos Friedrich Klawiter
Circus Voyage
Trier, 5. September 2008

www.circus-voyage.de
Voyage, der Name ist für einen Circus Programm, ist ‘Voyage’ doch die französische Übersetzung des deutschen Wortes ‘Reise’. So zieht denn auch der Circus von Alois und Diana Spindler oftmals mit großen Sprüngen durch die Republik und setzte von Offenburg direkt ins rund 280 Kilometer entfernte Trier um. Imposant wirkt das Geschäft, nähert man sich dem Circusplatz. Der stattliche Viermaster mit der hohen Kuppel, er wurde erst vor wenigen Monaten neu in Betrieb genommen, trägt genau wie Vorzelt und Ställe die Hausfarben creme und rot. Eine dekorative Fassade verleiht der gesamten Komposition einen einladenden Eindruck.  Herzstück ist ein kombinierter Kassen- und Durchgangswagen der das Licht der Circuswelt in Italien erblickte.

Pünktlich zum Einlass ging ein Unwetter hernieder und offenbarte die Schwächen in der Drainage im Untergrund des Trierer Messeparks. In den Logen und der Manege bildete sich rasch eine Seenlandschaft und es musste mit etlichen Schubkarren Sägemehl improvisiert werden, ehe die Vorstellung mit dezenter Verspätung auf reichlich feuchtem Grund beginnen konnte. Das durchaus unterhaltsame Programm ist ein wenig eigenwillig zusammengestellt und zeigt drei Komponenten: Tierdressuren - Luftnummern - Clownerie.

Auffällig und ungewohnt, an diesem Abend aber auch ganz praktisch, ist es schon, dass keine artistische Aktivität auf dem Manegenboden erfolgt. Die Spielfolge eröffnet der einzige engagierte Artist, Yosvany Rodriguez aus Kuba. Sein Arbeitsplatz ist ein elastisches Seil, auf dem er mit vielfältigen Sprüngen agiert. Höhepunkt seiner Darbietung sind ein Rückwärtssalto sowie ein Vorwärtssalto, dieser über eine Barriere, beide zum Stand gesprungen. Im zweiten Programmteil sehen wir ihn mit einer kraftvollen Kür an Strapaten. Den ‘Pferdeblock’ leitet Alois Spindler mit der Präsentation von zweimal je zwei Hengsten ein. Diana Spindler reitet eine Hohe Schule im spanischen Stil und anschießend paradieren acht Friesen unter der Anleitung des Direktors in der Manege.

Zahlreich sind die Auftritte mit denen Clown Sepp Richter mit seinen  Varianten der gängigen Reprisen das Publikum unterhält. Erlebten wir bis hierher ein Circusprogramm, welches ganz klassisch präsentiert und ebenso von einem guten vierköpfigen Orchester begleitet wurde, fließen bei einigen der folgenden Darbietungen neue moderne Regieelemente ein. Eine große Leinwand wird zwischen dem hinteren Mastpaar vor Orchester und Artisteneingang gezogen und dient als Projektionsfläche für Videoclips. Während die beiden jungen Frauen des Duo Royal synchron und in sehr großer Höhe kraftvoll ihre Evolutionen an Strapatentüchern produzieren, werden im Hintergrund Szenen und Musik aus Bollywood-Produktionen mit Sharuk Khan eingeblendet. Auch die folgende Luftnummer wird in der gleichen Art präsentiert. Madeleen, Teil des Duo Royal, agiert gekonnt am Ringtrapez während ein Musikvideo von Christina Aquilera, es hat Circusmotive zum Inhalt, diese Darbietung untermalt. Die dritte Luftnummer, die in dieser Art präsentiert wird, ist das “Amerikanische Todesrad” des Trio Future. Rapper Usher liefert den Background für die Action von Alois und Diana Spindler sowie Criss Richter.

Auch die weiteren Dressuren werden vom Chef des Hauses präsentiert. Im ersten Teil erscheint er mit einer jungen longengängigen Giraffe. Ihr folgt das große Kamel- und Lamatableau. Höhepunkte der Programmfolge, und vom ausgezeichneten Manegensprecher Menikus Spindler entsprechend herausgestellt, ist die Vorführung der Schwergewichte des Circus. Fünf Elefanten, in diesem Fall Afrikaner, sind heute nur noch sehr selten in einer Manege zu sehen. Eines der Tiere hat imposante Stosszähne, auf denen der Sohn von Alois Spindler Handstände drückt. Beeindruckt die Elefantenherde allein schon durch ihr Volumen, fällt andererseits die Trickfolge ein wenig knapp aus. Den Elefanten folgt zunächst das Flusspferd ‘Jedi‘, dann  Breitmaulnashorn ‘Hulk’. Die Darstellungsmöglichkeiten dieser beiden Tierarten sind eng begrenzt und so folgt die Präsentation den üblichen Abläufen. Circus Voyage verabsäumt nicht, in seiner Werbung darauf hinzuweisen, dass man der Circus mit den meisten mitgeführten afrikanischen Grosstieren ist. Den Reigen der Luftnummern komplettiert Miss Adriana, auch sie haben wir an den Strapatentüchern gesehen, mit ihrer Kür am kombinierten Vertikal- und Schwungseil. Auch dieser Auftritt wird in sehr großer Höhe absolviert.

Ein Gewittersturm lies gegen Ende der Vorstellung das Chapiteau erbeben und die Wassermassen im Innern waren beachtlich, zumal sich auch an den Übergängen der Kuppel undichte Stellen auftaten. Allem Unbill zum Trotz wurde der ‘Powerglobe’, wie die Darbietung des Trios X-treme in der Motoradkugel annonciert wird, in Position gebracht. Nach einem kurzen Versuch brach der Truppenchef den Auftritt allerdings gleich wieder ab. Durch die Nässe haben die Reifen zu wenig Grip und die Gefahr für die Akteure ist zu hoch. So gelangt denn die Vorstellung ein wenig eher zum kurzen Finale. Das gut unterhaltene und zufriedene Publikum hat nun allerdings das Problem zu lösen, ohne Gummistiefel einigermaßen trockenen Fußes aus dem Chapiteau zu kommen...