Text und Fotos: Friedrich Klawiter
WAIBLINGER WEIHNACHTSCIRCUS
Waiblingen, 23. Dezember 2010

www.waiblingerweihnachtscircus.de
Zum vierten Mal veranstaltete Markus Sperlich seinen Waiblinger Weihnachtscircus.
In unmittelbaren Nachbarschaft zum Event der Superlativen in der Landeshauptstadt hat sich diese eher familiär geprägte Veranstaltung fest etabliert. Für viele Besucher, gerade Familien, ist es wohl mehr als ein Geheimtipp, wird hier in Waiblingen doch „Circus zum anfassen“ geboten.


Drei Chapiteaus unterschiedlicher Größen sind installiert und in üblicher Anordnung Transporter, Wohnwagen und Tierunterkünfte ringsum aufgestellt.
Vor den Chapiteaux sind vier Zeltmasten errichtet. Sie tragen viele Lichterketten und weihnachtliche Leuchtelemente, so dass der Circus in der Dunkelheit einen märchenhaften Eindruck hervorruft.

Von all den vielen verschiedenen Weihnachtscircussen, die wir im Laufe der Jahre besucht haben, zeigt sich dieser mit dem aufwändigsten Schmuck im Zelt und vermittelt am stärksten „weihnachtliche Stimmung“ und ebensolches Ambiente.
Im ersten Zelt befindet sich die Kasse, eine passend dekorierte Ausstellung eines örtlichen Automobilhändlers und eine große eindrucksvolle Weihnachtskrippe. Die Rundleinwand ist komplett mit einem zweiten, mit winterlichen und weihnachtlichen Motiven bemalten, Tuch abgehangen. Ein kurzer Tunnel führt ins nächste Zelt, indem zu allererst ein riesiger, bis in die Kuppel ragender Weihnachtsbaum ins Auge fällt. Üppig geschmückt wird seine Wirkung noch verstärkt durch die Lichterketten, die von jeder Rondelstange zur Baumspitze gezogen sind. Zahllose Dekorelemente schmücken das Zelt und die verschiedenen Verkaufsstände der Restauration, die in schmiedeeisernen Gartenlauben untergebracht sind. Ein lichtdurchfluteter Tunnel gibt den Blick frei ins Spielzelt, auch dort sind Logen und Masten mit dekorierten Tannengirlanden geschmückt, stehen große Weihnachtsbäume vor dem dominierenden Artisteneingang. Wie wir erfuhren, nimmt der Aufbau des gesamten Arrangements vier Wochen in Anspruch.

Das Programm beginnt mit einem kleinen Charivari und Manegensprecher Sascha Thanner begrüßt das Publikum. Während der gesamten Show ist er ein charmanter Moderator, der zu jeder Ansage einen andersfarbigen Frack trägt.
Mit Rola-Artistik wird schwungvoll in das Programm gestartet. Matey Tomov beherrscht die Rollen sicher und gekonnt. Bis zu acht Rollen und Zylinder stapelt er unter seinem Brett zu fragilen Türmen, um seine Balancen darauf zu demonstrieren.
Ein zweites Mal sehen wir den jungen Mann in der Final-Nummer am Todesrad. Auf dem Requisit mit einem Kessel arbeitet er wechselweise mit Siegfried Sperlich. Die gängigen Tricks, wie Blindlauf und hohe Sprünge werden gezeigt.

Zahl- und abwechslungsreich waren die Tierdressuren im diesjährigen Programm des Waiblinger Weihnachtscircus. Zum einen führt Billy Sperlich drei Friesen, zu denen sich bald drei Kamele gesellen in einer kurzen Laufarbeit vor. Als Da Capo beweisen drei Lamas ihr Sprungvermögen.
Aus Litauen kommt Miss Itana mit ihren beiden Darbietungen. Zuerst wird eine hervorragend gestaltete Taubenrevue geboten. In ganz großer Show-Robe agiert die Artistin in der Manege. Außer den üblichen Abläufen – Leiter, Walze, usw. - werden auch andere „Tricks“ wie z. B. „jonglieren“ von drei Tauben auf den Händen gezeigt. Wenig später folgt das muntere Spiel mit vier quirligen Hunden. Vielfältige Sprünge und Rollen werden von der Meute absolviert.
Eher selten zu sehen in der Welt der Manegen sind Stachelschweine. Zwei dieser Nagetiere werden von Thomas Ringel vorgestellt. Die Möglichkeiten mit diesen Tieren zu arbeiten sind begrenzt und so entstammt der Show-Wert dieser Nummer mehr der Exotik, also der Seltenheit der Tiere in der Manege, denn ihrem andressierten Können.
Ganz anders die Raubtierdressur von Thomas Ringel. Mit vier Löwinnen präsentiert der Dompteur ein umfassendes Repertoire. Neben den Standardtricks wie Pyramide, Teppich, Sprünge und Hochsitzer, werden auch heutzutage selten zu sehende Tricks präsentiert. So gehören der Rachentrick und ein Tragetrick, bei dem eine der Löwinnen kurzzeitig nur auf den Schultern des Dompteurs ruht, zum Gebotenen.

Die Clownerie in diesem Weihnachtscircus liegt in den Händen der Familie Sperlich. Im ersten Teil bringt ein junger Mann zwei kurze Reprisen. Ein besonderes Highlight für die zahlreichen Kinder an jenem Nachmittag war das große Entree mit dem Senior Bernhard Sperlich. Zunächst durften alle Kinder in die Manege kommen und ein Turnelement – Rolle, Rad, Handstand -  ausführen. Nachdem sie auf der Piste Platz genommen hatten, gab es unter Mitwirkung von Sascha Thanner und einem weiteren August das „Bienchen-Entree“.
Eine schwungvolle Hula Hoop Show präsentiert Olga Ringelova. Der üblichen Choreographie folgend wird die Anzahl der gleichzeitig rotierenden Ringe fortlaufend gesteigert und letztlich kreisen etwa fünfundzwanzig aufgefangene um ihre Hüften.
Miss Iveta arbeitet ihre Luftnummer in einem Netz. Ähnlich einer Arbeit an den Tüchern werden eine Anzahl kraftvoller Tricks mit Anmut ausgeführt.

Drei Mal sind die Geschwister Stauberti zu erleben. Zunächst produziert sich Enrica mit Zopfhang. Dieses heute selten gewordene Genre löst Erstaunen im Publikum aus. Mit Schmetterlingskostüm im Schwarzlicht, mit Ringen jonglierend und Bänder schwingend schwebt die Artistin in weiten Flügen durch die Kuppel.
Eine Kombination von freistehender Leiter und Jonglage sieht die Geschwister gemeinsam in Aktion. Das auch Leiterbalancen den Gesetzen der Schwerkraft unterliegen demonstriert Dimitr Stauberti in der besuchten Vorstellung. Souverän werden Probleme überspielt und die folgende Jonglage auf der Leiter wird mit Begeisterung vom Publikum aufgenommen.
Selbstverständlich präsentieren sie auch ihre sensationelle Perche-Nummer. Das überqueren einer Leiter mit der Partnerin auf der Spitze einer Stirnperche wird hier spielerisch leicht wirkend ausgeführt. Höhepunkt ist nach wie vor die Handstandwaage von Enrica auf der Stirnperche, die Dimitr, auf einem Einrad fahrend, ausbalanciert.

Der junge schwedische Artist David Hammarberg begeistert das Publikum vor der Pause  mit einer attraktiven Arbeit am Trapez. Werden zunächst kraftvolle Tricks am ruhenden Requisit gezeigt, folgen in vollem Schwung – longengesichert – vielfältige Abfaller, Pirouetten und Salti um die Trapezstange.
Sein zweiter Auftritt bringt eine Handstandkür zu Gesicht. Die gut choreographierte Trickfolge beinhaltet ansprechende Leistungen. Der Auftritt leidet in seiner Publikumswirkung unter dem improvisiert wirkenden Requisit.
Zum Finale mit Weihnachtsmann sind alle Mitwirkenden in der Manege, werden von Sascha Thanner vorgestellt und mit dem großen bunten Bild findet ein interessantes Programm seinen Abschluss.
Der Waiblinger Weihnachtscircus bringt guten echten Circus in ansprechender Form. Es ist ein komplettes abwechslungsreiches Programm, dass man zusammengestellt hatte. Dessen Publikumswirksamkeit hätte sich allerdings leicht noch weiter steigern lassen wenn die Reihenfolge der Auftritte ein wenig anders gewesen wäre.
Markus Sperlich und sein Team haben ihren Weihnachtscircus mit einem eigenen Präsentationsstil etabliert und setzen dabei stark auf weihnachtliche Stimmung und ein stimmiges Ambiente. Sie schaffen so geschickt die richtigen Voraussetzungen ihr Publikum mit gutem Circus bestens zu unterhalten.

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