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Text und Fotos Friedrich Klawiter
WAIBLINGER WEIHNACHTSCIRCUS
Waiblingen 22. Dezember 2018

www.waiblinger-weihnachtscircus.de
Zum zwölften Mal hatten Markus und Britta Sperlich die Zeltanlagen ihres Waiblinger Weihnachtscircus an der Rundsporthalle der Stadt errichtet. Wiederum bot man ein erstklassiges traditionelles Circusprogramm in einem glitzernden Winter-Wunderland.
Der Außenbereich des Circus bietet einen immensen Schauwert und verwandelt sich in der Dunkelheit in ein Lichtermeer. Lichtnetze sind über die Zuwegung gespannt und unzählige Lichterschnüre hängen von den Wagen herab. Tannengrün und Kränze funkeln am dekorativen Zaun und geben einer Kunstschneelandschaft Kontur. Auf den Masten der drei aufgebauten Chapiteaux leuchten große Sterne und Lichterketten zieren die Abseglungen und gleich neben dem Eingang hat eine große Krippe ihren Platz.
Eine weiße Winterlandschaft nimmt das erste Chapiteau ein. Passend bemalte Planen gestalten die Seitenwände, schlanke weiße Tannen, Spiegelkugeln, animierte Eisbärenfiguren und vielfältige weitere Dekorationen strahlen im Glanz unzähliger blauer Lichter. Inmitten dieses Wintertraums fand der Kassencontainer seinen Platz.
Im Zentrum des Restaurationszeltes steht ein grandios geschmückter, riesiger Weihnachtsbaum, der bis hoch in die Kuppel reicht. Von seiner Spitze spannen sich Lichterketten zu jeder Rondellstange. Zahllose Dekoelemente schmücken den mit rotem Teppich ausgelegten Raum. Rund um den Baum und in schmiedeeisernen Gartenlauben zwischen den zahlreichen Verkaufsständen sind mit weißen Hussen bezogene Sitzgruppen und Stehtische angeordnet.
Ein Alleinunterhalter lässt während des Einlasses und in der Pause Weihnachtssongs erklingen und auf einer Nostalgie-Eisenbahn mit 5 Zoll Spurweite können die kleinen Gäste einige Runden drehen.
Der Tunnel ins Spielzelt ist ein wahres Lichtermeer und dort nimmt die stimmige Dekoration ihre Fortsetzung. Mit Tannengirlanden sind die, mit bequemen Posterstühlen ausgerüsteten, Logen verziert und Weihnachtsbäume stehen vor dem dominanten massiven Artisteneingang. Das große Gradin ist mit Einzelklappsitzen ausgestattet.

Die ukrainischen „Nonstop Clowns“ wärmen zu Beginn des Openings mit einem ausgeklügelten Auftritt das Publikum an. Mit leeren Kunststoffflaschen unterschiedlicher Größen entfachen sie ein Applausfeuerwerk. Für den weihnachtlichen Touch sorgt der Live-Gesang der Sprechstallmeisterin im gemeinsamen Auftritt mit dem Weihnachtsmann und dem Ballett.
Mit einem Paukenschlag startet die Nummernfolge. Vier Herren der Truppe „Gerlings“ agieren am doppelten Todesrad. Verschiedene Aktionen und Sprünge in den Kesseln, Blindlauf, Seil springen und hohe Absprünge auf der Außenbahn – diese Auftritt bietet alles, was man sich von einer Todesrad-Darbietung erwartet.
Vor der Pause sehen wir die Truppe wieder – nun mit verwegener Motorradartistik im „Globe of Death“. Bis zu fünf Fahrer sind in der Stahlgitterkugel zu gleicher Zeit unterwegs. Besonders effektvoll sind die abschließenden Touren, wenn die per LED beleuchteten Maschinen Lichtspuren ins abgedunkelten Zelt zeichnen.
Zwei mitreißende Nummern arbeitet die Familie Oscar Togni. Zunächst erleben wir den Junior zusammen mit seiner Mutter und seiner etwa sechzehnjährige Schwester mit Lassospielen. Virtuos erfolgen die zahlreichen und enorm variantenreichen Tricks, darunter viele Abläufe die man andernorts nicht sieht. In vielfältiger Weise erfolgen Sprünge durch die Seilschlingen. Zudem werden die rotierenden Lassos von einem zum anderen Akteur übergeben. Im zweiten Programmteil präsentiert Oscar Togni, als leicht trotteliger Butler, mit seiner Frau eine fulminante Tellerjonglage. Rasch rotieren auf den Stäben eines zentral in der Manege stehenden Gestells sicher und ruhig fünf Teller, während die Bemühungen auf zwei vorn stehenden Gestellen je drei Teller laufen zu lassen, permanent hektischer und scheinbar unkoordinierter werden. Absichtlich gehen zahlreiche Teller zu Bruch, werden so knapp beschleunigt, das sie nach wenigen Umdrehungen rasch hinabfallen und auf Metallstangen, die am Boden liegen, zerschellen. Andere werden, beim Versuch sie aufzufangen, am Requisit zerschlagen. Das Publikum nimmt am turbulenten Geschehen lebhaften Anteil, geht begeistert mit und fiebert dem glücklichen Gelingen des Vorhabens entgegen.

Die „Nonstop Clowns“ sind in beiden Programmteilen mit einem Auftritt vertreten. Ein Clown und drei Zuschauer bilden eine Band, deren Spiel vom zweiten Clown dirigiert wird. Ungenügende Leistungen führen jedoch dazu, dass die Musiker nacheinander eliminiert werden. Im zweiten Auftritt sieht es zunächst aus, als soll ein Stoff-Eisbär in bekannter Weise durch einen Reifen befördert werden. Wer nun mit der oftmals zu sehenden Reprise rechnet, wird von einer frischen Idee überrascht. Der zweite Clown steckt in einem lebensgroßen Eisbärenkostüm und gemeinsam rocken die beiden mit Spielfreude und einem munteren Ablauf die Manege.
Zwei Tier-Darbietungen waren in der aktuellen Produktion zu erleben. Nino Frank, der Chefdresseur des Circus Bely und regelmässig der Manege des Waiblinger Weihnachtscircus zu Gast, präsentierte je fünf Steppenkamele und Friesenhengste in einem abwechslungsreichen Ablauf.
Einen Höhepunkt der Show bildet nach der Pause die Raubtierdressur von Manuel Farina. Vier männliche Löwen und zwei Tiger vereint der versierte und charismatische Dompteur in einem eindrucksvollen Auftritt in der Gitter-Manege. Pyramide, Hochsitzer und verschiedene Sprungvarianten werden souverän absolviert. Besonders der elegante Sprung eines Tigers aus dem Stand über drei andere Tiere hinweg beweist die enorme Sprungkraft der großen Katzen. Darüber hinaus demonstriert der erfahrene Tierlehrer den vertrauensvollen Umgang mit seinen vierbeinigen Manegenpartnern mit oftmaligem direktem Kontakt. Er reitet auf einem Löwen, steckt den Arm ins Löwenmaul und wirft sich auf ein Bett aus den Körpern zweier Mähnenträger. Schließlich umklammert ein Löwe mit den Vorderpranken den Dompteur, so dass dessen Oberkörper völlig in der Mähne verschwindet.

Kontorsionen in Vollendung boten die sieben schwarzafrikanische Girls, die sich als wahre "Dessert Flowers" entpuppen. Umfangreich und variantenreich, voll lässiger Geschmeidigkeit zeigten sie anspruchsvolle Tricks ihres schwierigen Genres.
Das Duo „Light for Life“ fasziniert mit einem außergewöhnlichen Act am Vertikalseil. Die Publikumswirksamkeit der vielseitigen und anspruchsvollen Partnertricks wird durch die besondere Präsentation nochmals gesteigert. Das Duo arbeitet im abgedunkelten Zelt, in weißen Kostümen, die durch zahlreiche eingearbeitete LED-Schnüre hell leuchten. Das Lichtdesign passt sich perfekt an die Abläufe an, Körperpartien werden intensiver oder schwächer illuminiert, strahlen hell oder sind völlig dunkel in Abhängigkeit von den Aktionen in der Kuppel.
Der finale Auftritt gehört der Truppe „Gerlings“ auf dem Hochseil. Zahlreiche Tricks – u.a. Zwei-Mann-Hoch mit Sprung zurück aufs Seil, Sprung über einen und zwei sitzende Partner, Seil springen, Spagat, Dreier-Pyramide mit Stuhl – werden in erstklassiger Weise und ohne jede Sicherung, auf Longe bzw. Luftkissen wird verzichtet, gearbeitet. Höhepunkt des spektakulären Auftritts ist eine rasch aufgebaute und sehr sicher ausgeführte Siebener-Pyramide mit einer jungen Frau auf der Spitzenposition.
Das große Finale wird von der Manegensprecherin mit Life-Gesang eingeleitet. Ballett und Weihnachtsmann begleiten die Artisten in den roten Ring, wo die Akteure vom begeisterten Publikum mit frenetischem Beifall bedacht werden.