Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS MANUEL WEISHEIT
Eisenberg, 13. Februar 2016
www.circus-manuel-weisheit.de
Nach kurzer Winterpause ging Manuel Weisheit mit seinem Circus zeitig im Jahr wieder auf große Deutschland-Tournee. Rund vier Wochen nach Ende des Weihnachtscircus hatte man das Quartier verlassen und startete in Eisenberg in der Pfalz die diesjährige Tour.
Am Rand eines lebhaften Gewerbegebietes war der Circus auf einer großen Wiese aufgebaut. Auf dem leicht abschüssigen und auf Grund des Wetters der vergangenen Tage aufgeweichten Gelände waren nur das blau-gelbe Vier-Masten-Chapiteau sowie der Stall und die Raubtieranlage von Sascha Prehn platziert. Der große, mit bunten Circusmotiven bemalte, Fassadenwagen hatte seinen Platz direkt an der Straße; flankiert von dekorativen Stakettzaun-Elementen. Die Materialtransporte waren am Straßenrand abgestellt und die Wohnwagen fanden etwa 200 Meter entfernt, auf einem ebenen Gelände an einem befestigten Weg ihren Standort.
Die meisten der cremefarbenen, mit roten Absetzungen, Wagen sind traditionelle Tonnendachwagen und einige im Verlauf des Winters neu erworbene Exemplare ergänzen den Fuhrpark, genauso wie zwei Zugmaschinen.
Der große Artisteneingang aus edlem roten Samt beherrscht das Innere des Chapiteau und der große beleuchtete Namenszug am oberen Rand nimmt die Blicke gefangen. Leuchtpiste und Logen wurden neu gestaltet und ein vierreihiges Gradin komplettiert das Sitzplatzangebot.
Vor bestens besetzten Rängen gestaltet Clown Banane, alias David Weisheit, das Opening. Die üblichen Durchsagen bezüglich rauchen, filmen und Handygebrauch werden pantomimisch untermalt und per Fernbedienung schaltet der Clown die Manegenbeleuchtung ein.
Zu Programmbeginn ist der Zentralkäfig bereits aufgebaut und mit der größten – und für einen Familiencircus dieser Größe beileibe nicht alltäglichen Attraktion – beginnt die unterhaltsame und leistungsstarke Spielfolge.
Sascha Prehn präsentiert seine vier Tiger in trickstarkem Ablauf. Die mächtigen Raubkatzen zeigen geschmeidig ihr umfangreiches Können, das souverän abgerufen wird. Verschiedene Sprünge – durch einen Handreifen, über den Dompteur, über andere Tiere – bilden das Rückgrat der Darbietung, die darüber hinaus, Hochsitzer, Pyramide, Rollover und einiges mehr bietet. Ein fulminanter Hinterbeinläufer und Futteraufnahme direkt aus der Hand runden den Auftritt in gelungener Weise ab.
Clown „Banane“ überbrückt mit der Popcorn-Reprise den Käfigabbau. Der Sprechstallmeister kann nicht verhindern, dass der Clown die Manege erobert und seine Flaschenbalance vorführt. Zunächst will die große Flasche partout nicht auf dem Rundholz stehen bleiben, doch dann gelingt der Trick – die Flasche steht auf ihrem Hals, jedenfalls bis der Clown den Schwindel aufdeckt. In der dritten Reprise singt „Banane“ ein Duett mit sich selbst. Als die Playback-Stimme mitten in einem romantischen italienischen Liebeslied zu einer weiblichen wechselt, reagiert der Clown nach kurzer Verblüffung und verwandelt sich mittels Wischmopp als blonder Perücke zur Sängerin.
Manuel Weisheit, der Chef des Hauses, präsentiert zunächst eine perfekt ablaufende Einzelfreiheit. Mit knappen Fingerzeigen und der Stimme dirigiert er gekonnt den flotten Ablauf. Als Da Capo demonstriert ein Lama seine Sprungkraft.
Vier junge falbe amerikanische Mini-Ponys hatten zu Weihnachten ihr Manegendebut und trippeln im zweiten Programmteil ihre Figuren durch den roten Ring. Sie beherrschen bereits eine ansprechende Folge verschiedener Figuren, die in guter Ausführung absolviert werden.
Den Reigen der Dressurdarbietungen komplettiert Juniorchef Kevin Weisheit mit dem Hengst „Romeo“, der mit kraftvollen Steigern beeindruckt.
Mary-Ann und Josefine präsentieren ihre Kautschuk- und Parterreakrobatik-Tricks. Die beiden jüngsten Weisheit-Kinder beherrschen ein umfangreiches Repertoire, dass sind gekonnt und selbstständig in spielerischer Manier vortragen.
Jasmin Quaiser arbeitet eine temperamentvolle Hula Hoop Darbietung, die viele der genretypischen Abläufe bietet.
Die Gebrüder Weisheit begeistern mit einer erstklassigen Nummer an den Römischen Ringen. Zu fünft beeindrucken sie mit Kreuzhang, Aufschwüngen und Handständen, Klimmzügen an einem Arm und gar nur an zwei Fingern. Ungeheuer kraftvoll und in erstklassiger Ausführung erfolgen eine Reihe attraktiver Partnertricks. Beim Schlusstrick trägt David zusätzlich zu seiner Balance das Gewicht seiner drei erwachsenen Partner und auch das seines jüngsten Bruders, des vierzehnjährigen Jessy.
Tim Thomsen führt als versierter und angenehmer Sprechstallmeister durch das Programm und versorgt das Publikum mit allen nötigen Informationen. In erstklassiger Weise versteht er es, die auftretenden Artisten ins rechte Licht zu rücken.
Zu Beginn des zweiten Programmteils agiert er zudem als geschickter Tellerjongleur.
Zunächst werden bis zu drei Teller mit Ellbogen und Händen jongliert und schließlich, nach einigen Turbulenzen rotieren zehn Teller auf den Stäben. Nun „endlich“ finden auch die Löffel den Weg vom Tablett in die Gläser und abschließend rotiert ein besonders großer Teller auf einem Handstab.
Kevin und David brillieren mit exzellenter Handstandequilibristik, wie man sie in Familienunternehmen in dieser Qualität nur selten sieht. Mit fließenden gekonnten Übergängen verbinden sie die zahlreichen Handstände und Hand-auf-Hand Tricks, die allesamt in erstklassiger Weise ausgeführt werden. Mit Ausstrahlung und großem Kraftaufwand werden viele hochkarätige Tricks des Genres geboten.
Dominik Weisheit tritt in seiner Solo-Nummer als versierter Tempojongleur in Erscheinung. Er beginnt seine abwechslungsreichen Routinen mit Tennisbällen. Bald darauf werden vier große Bälle in vielfältiger Weise manipuliert. Bei einigen Passagen seiner Ringjonglage ist nun auch der jüngere Bruder Jessy involviert. Die abschließenden Touren erfolgen mit silbernen Keulen.
In einem weiteren fulminanten Truppenauftritt erleben wir mit der großen Western-Show einen Klassiker im Programm der Familiencircusse. Kevin und David wechseln sich bei den Tricks mit Lassos ab. Dominik versteht sich exzellent darauf, Zeitungsseiten mit Hilfe einer Bullpeitsche in kleine Schnipsel zu zerlegen. Auch die Trinkhalme, die die Partnerin im Mund hält, werden mit der Peitsche sicher zerteilt. David ist der „Herr der Messer“, der mit seinen gezielten und sicher ausgeführten Würfen die Konturen der Partnerinnen auf dem Brett nachzeichnet.
Manuel Weisheit bietet mit seinen artistisch vielseitig und gut ausgebildeten Kindern und deren Partnern ein sehr ansprechendes Familiencircus-Programm. Darüber hinaus unterscheidet man sich durch die Präsentation einer Raubtierdressur deutlich von der Masse anderer Familiencircusse und hat eine Attraktion, die heutzutage auch in großen Unternehmen immer seltener wird.
Die Begeisterung auf den gut gefüllten Rängen macht deutlich, dass die Erwartungen des Publikums in vollem Umfang erfüllt wurden und ein Besuch dieses Circus eine höchst gelungene Unterhaltung für die ganze Familie bietet.