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Text und Fotos Friedrich Klawiter
WIENER CIRCUS
Oudsbergen, den 19. August 2023

https://wienercircus.com/
Im Rahmen seiner alljährlichen Tour durch Flandern machte der Wiener Circus in Oudsbergen, die Kleinstadt entstand 2019 durch eine Fusion der Gemeinden Meeuwen-Gruitrode und Opglabbeek, Station. Mit einer traditionellen Circus-Show bot man dem Publikum echte und gute Unterhaltung in einem heimeligen Ambiente.
Auf einer weitläufigen Grünfläche präsentierte sich der Circus großzügig aufgebaut in Bestform.
Der große Fassadenwagen, der seit Anbeginn die attraktive Front des Wiener Circus beherrscht, wurde neu gestaltet. Auf dem strahlend weiß lackierten Untergrund lachen vier großformatige Clownsfiguren den Besuchern entgegen. Erhabene verschnörkelte goldene Ornamente rahmen in Verbindung mit einem royalblauen Rand die Fassade ein. Gleichfalls neu ist der davor platzierte Zierzaun, dessen gedrehte Säulen goldene Löwenköpfe und schwungvolle Lichterbögen tragen.
Die Zugmaschinen und Transporte zeigen sich gleichfalls allesamt im neuen Look wie die Fassade. Blau und weiß lackiert, und die Fahrerkabinen mit einem gelben Band abgesetzt,  leuchten die Fahrzeuge und die goldenen Ornamente finden sich allenthalben wieder. Auf Wagen tragen das Logo des Unternehmens auf ihren Seiten.
Der Verkaufswagen der Circusrestauration hat seinen Platz zwischen Fassade und Chapiteau und ein großes weißes Vordach spendet Schatten.
Das Chapiteau von sechsundzwanzig Metern Durchmesser ist eine spezielle Konstruktion. Die Masten sind schwenkbar am Transportwagen montiert, so dass Zelt und Wagen eine Einheit bilden. In aufgebautem Zustand bildet der Wagen die große runde erhöhte Bühne, die hier als Spielstätte dient.
Üppig verzierte Logen mit drei Stuhlreihen rahmen die Bühne ein und Tribünenwagen mit fest montierten Gradinreihen füllen den übrigen Raum.
Der große, reich verzierte Artisteneingang nimmt den hinteren Bereich des Zeltes ein.
Die Begrüßung des Publikums erfolgt, wie alle weiteren Ansagen auch, aus dem Off.
Die einzige Tier-Darbietung des Programms wird zu Beginn der Vorstellung geboten. „The Chaves Family“ präsentiert zu den Klängen des „Anton aus Tirol“ eine muntere Hundemeute verschiedener Rassen. Eifrig und verspielt gehen die Vierbeiner ihre Aufgaben an und absolvieren die umfangreiche Trickfolge temperamentvoll.
Tempojongleur Joshua manipuliert souverän seine verschiedenen Requisiten. Zuerst lässt er versiert einen Tennisschläger auf den Devil Sticks tanzen. Es folgen Touren mit bis zu sieben weißen Ringen. Die variantenreichen Routinen mit Keulen, sie bilden den Schwerpunkt des Auftritts, werden sicher und souverän vorgetragen.
Lowell Ukmar, der jüngere Bruder von Joshua, ist zu Beginn des zweiten Programmteils auf der Rola Rola zu erleben. Seil springen und die Balance auf einem Ball sind einige der sehr sicher und gekonnt ausgeführten Figuren. Sechs metallene Bänkchen türmt er unter seinen Füßen auf der Rola aufeinander und abschließend bilden sechs Rollen den labilen Untergrund, auf dem die Balance sicher gehalten wird.

Die Auguste Leonel Chaves und Leonardo de Vos verbreiten mit ihren gekonnt gespielten Reprisen Heiterkeit. Leonel Chaves hat eine neue großartige Erfindung dabei – eine Spülmaschine, die weder Wasser, Spülmittel oder irgendeine Art von Energie benötigt und trotzdem für blitzblankes Geschirr sorgt.  „Musizieren verboten“ heißt es einmal mehr und ein weiteres Musikabspielgerät landet in der Tonne... Sein musikalisches Talent stellt Leonardo de Vos unter Beweis indem er live auf dem Xylophon den „Circus Renz Galopp“ erklingen lässt. Natürlich sind die beiden Spaßmacher auch in der Clownsformation „Los Claudios“ zu erleben. Heißt es zunächst „ein Teller und ein Ei“, wird bald darauf eine Karateschule eröffnet. Nach dem aufwärmen am Punching-Ball geht es mit zahlreichen Gags beim Karate zur Sache. Mit temperamentvollem gemeinsamen musizieren klingt das Entrée harmonisch aus.
Gleichfalls der Sparte Heiterkeit entstammen die tanzenden Teller von „Koch“ Giody.

Zwei unterschiedliche Antipoden-Darbietungen präsentiert Tamara Khurchdova in diesem Rahmen und lässt somit die Bandbreite des Genres erleben. Zunächst sehen wir ihren bestens bekannten Act bei dem sie kleine, leuchtend orange bzw. grüne Teppiche temporeich über Hände und Füße wandern lässt. Mehrfach lässt sich die Artistin, völlig ungesichert – rücklings in einem Hüftgurt hängend, bzw. mit einem Fuß in einer offenen Schlaufe – während der Jonglage hoch in die Kuppel ziehen. Im zweiten Teil der Show sehen wir ihre neue, romantisch gestaltete und ganz in weiß gehaltene Darbietung.
Zwei große hinterleuchtete Schirme, die auf eine Achse montiert sind, und bis zu fünf große Ringe werden virtuos manipuliert. Den Höhepunkt des Auftritts bildet ein lange gehaltener Kopfstand ohne Vorteil, während die Schirme auf den Füßen rotieren und in einer Hand ein kleiner beleuchteter Schirm ruht und in der anderen aus einem „Buch“ Seifenblasen aufsteigen.

Die Fakirshow des Duo „Gipsy Fantasy“ gefällt mit abwechslungsreichen Feuerspielen.
Zahlreiche Fackeln werden von beiden Akteuren im Mund gelöscht und mit im Mund gehaltener Flamme neu entfacht. Zahlreiche mächtige, meterhohe Feuersäulen lässt der Fakir aus seinem Mund aufsteigen und markiert so den Höhepunkt der Darbietung.
Die mitreißenden Aktionen von „Laserman“ sind vor dem Finale zu erleben. Perfekt werden die bunten Lichtstrahlen im Zusammenspiel mit der Musik manipuliert. Viele begeisterte Ausrufe legen ein beredtes Zeugnis ab, das dieses Element des modernen Circus beim Publikum großen Anklang findet.
Zum Finale ist das komplette Ensemble auf der Bühne präsent und zahlreiche Luftballons fliegen zur Freude der Kinder ins Publikum. An diesem Tag übernimmt Leonardo de Vos die Vorstellung der Mitwirkenden und dankt für den Besuch. Traditionell verabschieden Artisten und Direktion persönlich das begeisterte Publikum beim Verlassen des Chapiteau.
Ein Besuch dieses liebenswerten Unternehmens sollten alle, die gerne gute Circuskunst erleben nicht versäumen.