Text und Fotos Friedrich Klawiter                                                 
XANTENER WEIHNACHTSCIRCUS
Xanten, 20. Dezember 2012

www.casselly.de
Die Vollblutcircusfamilie Jonny Casselly setzte diesen Winter ihre ganze Kraft und ihr großes Können in die Gestaltung des „1. XANTENER WEIHNACHTSCIRCUS“. Vorläufiges Fazit - das Vorhaben ist 100% gelungen.
Auf einem weitläufigen Wiesengelände, nur wenige Schritte von der Innenstadt entfernt, wurde das moderne Equipement aufgebaut.
Im Nebel eines diesigen Winternachmittags bilden die umfangreichen Zeltanlagen die einzigen leuchtenden Farbtupfer. Ein blau-gelb gestreiftes Zwei-Masten-Chapiteau dient als Vorzelt. Spielzelt ist ein grün-gelber Viermaster. Weitere kleinere Zeltbauten komplettieren das Arrangement. Zahlreiche Lichterketten und Bögen an den Zelten und dem malerischen Frontzaun heben den Circus aus der Dunkelheit hervor und leiten den Besucher ins geschmackvoll dekorierte Vorzelt.
Hier befindet man sich unmittelbar in einer höchst liebevoll und geschmackvoll dekorierten „Weihnachtswelt“. Die Verkaufsbuden und Stände erinnern an einen Weihnachtsmarkt und halten vielerlei kulinarische Genüsse für die Besucher bereit. Zahlreiche Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein und die gemalte Kulisse der Xantener Altstadt bildet den stilvollen Hintergrund. Roter Teppichboden bedeckt den Boden aller Zelte und selbstverständlich dürfen üppig geschmückte Weihnachtsbäume in diesem Ambiente nicht fehlen.
Auf einem voluminösen roten Polstersessel nimmt der Weihnachtsmann Platz, begrüßt die großen und kleinen Besucher und überreicht den Kindern aus seinem großen Sack kleine Süßigkeiten.
Durch einen edlen „Artisteneingang“ aus rotem Samt gelangt man in den gleichfalls geschmückten Tunnel, der ins Chapiteau führt. Hier fällt sofort der ungewöhnliche, exquisite und höchst dekorative Artisteneingang ins Auge. Profilierte goldfarbene Wandelemente, Spiegelflächen und ein hufeisenförmiger glitzernder Bogen mit der roten Samtgardine darin formen sich zu einem harmonischen Ganzen. Die Logenboxen hinter der Piste sind in feinem weiß lackiert. Das siebenreihiges Gradin mit bequemen Einzelklappstühle füllt den weiteren Raum.

Das bekannt vorzügliche Familienprogramm wurde für das Weihnachtsgastspiel harmonisch in eine Geschichte eingebunden. In ihrer Rolle als „erwachsene Katie“ hantiert Jessica Casselly zu Beginn der Vorstellung in der Manege und diskutiert mit Manegensprecher Lars Wasserthal, dass Weihnachten doch nur etwas für Kinder sei. Der Sprecher rät ihr, in den „Zauberspiegel“, zu schauen, um die Welt noch einmal mit Kinderaugen zu sehen und staunen und lachen zu können. Sie tritt vor den Spiegel und wird wieder zum Kind - ihre fünfjährige Tochter Katie tritt an ihre Stelle. Diese tanzt mit Lars Wasserthal, der live dazu singt, durch die Manege und alle Artisten vereinen sich zu einem schwungvollen Charivari.
Antonio Casselly glänzt nicht nur durch seine hervorragend ausgebildeten Tiere, nein auch die Requisiten sind von edler Machart. Im Kostüm eines Mexikaners, entfach er mit seinen Hunden gleich zu Beginn der Vorstellung einen wahren Energie-Wirbel. Vielerlei Spünge der Vierbeiner werden vom Dresseur mit einem Augenzwinkern präsentiert. Der Sprung  aus mehreren Metern Höhe in die Arme seines Vorführers zeugen vom bedingungslosen Vertrauen des Terriers und beenden die Darbietung.
Im weiteren Verlauf des Abends erleben wir den sympathischen Antonioals facettenreichen Reprisenclown. Er ist ein Requisiteur, der entgegen der Anweisung den Teppich zu kehren lieber im Scheinwerferlicht steht und sich im Teller drehen versucht. Mit einem Staubwedel stiftet er allerlei Unruhe im Publikum. Als stolzer Besitzer eines Boxroboters, sein Bruder Alfons übernimmt diesen Part, versucht er mit Unterstützung aus dem Publikum seinen Kampf gegen die widersetzliche „Maschine“ zu bestehen. Die „Reise nach Jerusalem“ erzeugt, dank der hervorragenden Umsetzung riesige Resonanz im bestens gefüllten Gradin. Zu guter Letzt stellt „Dirigent“ Antonio aus sechs Zuschauern ein großes Orchester zusammen, dass auf teils absonderlichen Instrumenten eifrig bemüht ist, den Vorgaben des Meisters zu entsprechen.
Auch als Akrobat versteht Antonio zu überzeugen. Zusammen mit seinen Brüdern Jonny jun. und Alfons begeistert er als Parterrekrobat in der Darbietung „Jump and Dance“. In einer durchgängigen tempogeladenen und trickstarken Choreogaphie präsentieren die Brüder Casselly Salti, Schrauben, Flickflacks, Handstände und vieles mehr und reißen das Publikum nicht nur durch ihr gutes Aussehen quasi von den Sitzen. Eine mehr als überzeugende Präsentation.

AlexiaCasselly zeigt uns eine erstklassige Kür am Ringtrapez. Eine Vielzahl kraftzehrender Tricks werden mit den verschiedensten kontorsionistischen Einlagen harmonisch verknüpft und elegant verkauft.
Acht Shetlandponys zeigen souverän und versiert und der Chambrière von Alfons Casselly ihr abwechslungsreiches Repertoire. Groß ist die Freude der Kinder, als der Weihnachtsmann, in Form zweier Puppen,auf dem Rücken der Minipferdchen die Manege umrundet. Hierbei erweisen sich die Tiere als geschickte Hürdenspringer.
Harmonisch fügen sich die beiden engagierten Artisten Jenda Lagroni und Nina Renz in das von der Familie Casselly geprägte Programm ein. Die beiden sind zwei Mal in der Xantener Weihnachtsmanege zu erleben. Zunächst jonglieren sie im Stil von Bonny und Clyde mit Keulen. Sicher und routiniert laufen die Muster ab. Eine effektvolle Jonglage von hell lodernden Fackeln beschließt den Auftritt. Im zweiten Teil zeigt un Jenda eine effektvolle Kubus-Jonglage. Die Kuben werden so schnell umhergewirbelt, dass das Auge kaum folgen kann. Eine zweigeteilte Leiter erklimmend, balanciert der charmante Artist einen der Kuben auf seiner Stirn aus.
Im großen orientalischen Schaubild erfreuen die Zwillinge Romina und Alexia mit anmutigem Bauchtanz die Zuschauer. Alfons Cassely und sein Kamel demonstrieren  u. a. ungeheueres Vertrauen zwischen Mensch und Tier, indem das Trampeltier eine Scheibe Toastbrot von seinen Lippen abnimmt. Jonny jun. begeistert mit seinen gewagten Feuerspielen. Er verlöscht Fackel in seinem Mund und entzündet sie mit lange im Mund gehaltenen Flamme erneut. Abschließend lässt er gewaltige Feuersäulen aus seinem Mund bis unter das Zeltdach steigen, so wie der Drache aus der Sagenwelt.

Carola Casselly, die mit ihren hochkarätigen Darbietungen weltweit Beachtung findet, ist in beiden Programmteilen präsent. Ihre herausragende Arbeit an den Strapatentüchern wird von der Artistin in eindrucksvoller Weise und äußerst charmant geboten. Die enorme Anzahl an Trickswird perfekt ausgeführt. Kraftvolle Halteposen, weite Flüge und risikoreiche Abfaller – alle Möglichkeiten des Genres werden ausgeschöpft.
Den zweiten Programmteil eröffnet die attraktive junge Frau mit ihrem eleganten Tanz auf dem gespannten Silberdraht. Im Flamenco-Stil ist diese kunstvolle Darbietung gestaltet und wird in der Manege mit einer schwungvoll-eleganten Tanzszene eingeleitet. Versiert und sehr sicher folgt die Ausführung der unterschiedlichsten Evolutionen auf dem Seil. Charmant, mit Können und großer Manegenpräsenz versteht es die Artistin, ihr Publikum zu begeistern. Chapeau.

Jonny jun. und seiner Frau Jessica ist die Finalnummer vorbehalten. Nach Engagements bei u. a. Roncalli und Alberto Althoff zeigen die Beiden ihr Können nun wieder einmal in der familieneigenen Manege. Auf einem prächtigen Kaltblut-Gespann bieten sie ein vorzügliches Pas de Deux. Viele Tricks und Höchstschwierigkeiten des Genres werden in exzellenter Ausführung ausgeführt. Angesichts dessen ist es sehr bemerkenswert, dass Jonny jun., wie nur sehr wenige Stehendreiter, seine Pferde selbst dirigiert und auf ein „nachgehen mit der Chambrière“ eines Bereiters verzichtet.
Klein Katie und Lars Wasserthal leiten zum Finale über. Das Bild eines Weihnachtsabends entsteht. Jonny sen. und Maria Casselly nehmen an einem Tisch im Hintergrund der Manege Platz, Jonny jun. und Jessica tanzen daneben eng umschlungen. Carola, Antonio, Alfons, Romina und Alexia sowie die Artisten stehen um den Tisch, unterhalten sich und spielen mit der jüngsten Generation, die vom Weihnachtsmann beschert wird. Lars Wasserthal untermalt die Szene mit seinem Gesang. Dann stellen sich alle Mitwirken auf und werden vom restlos begeisterten Publikum mit Standing Ovations gefeiert. Nach einigen Da Capos aller Beteiligten leert sich die Manege und ein wunderschöner Circusabend findet sein Ende.
Eindrucksvoll führen die vier Generationen der Familie Casselly vor Augen, wie schön Circus sein kann, wenn er mit Hingabe, Liebe zum Beruf und großem Können betrieben wird. Für einen Besuch beim Xantener Weihnachtscircus, der noch bis zum 06. Januar täglich Vorstellungen anbietet, ist keine Anreise zu weit, denn „echten Circus kann man nur im Circus sehen“.
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