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Text und Fotos Friedrich Klawiter
40 JAHRE CIRCUS BONANZA
Stuttgart, 02. November 2013

www.circus-bonanza.de
Ein großes und seltenes Jubiläum - 40 Jahre Circusdirektion - feierte Bernhard Sperlich mit seinem Circus Bonanza in diesem Jahr. Noch dazu vollendete der Direktor sein fünfundsiebzigstes Lebensjahr, so dass diese beiden besonderen Ereignisse mit einem speziellen Gastspiel manifestiert werden sollten.
Der Circus Bonanza ist die Keimzelle einer ganzen Reihe Circusse – so z. B. Romanza, Relaxx, Fantasia, XXL, Horror Circus, die Weihnachtscircusse in Karlsruhe, Trier, Waiblingen, Reutlingen – die von den Kindern von Bernhard Sperlich geführt werden.
Der Circus Bonanza reist vornehmlich im Großraum Stuttgart und zum Jubiläum sollte es erstmals ein Gastspiel auf dem zentralen Festplatz, dem Cannstatter Wasen, der Landeshauptstadt geben. Dort waren die riesigen Zeltanlagen aufgebaut, in denen Joachim Sperlich seinen Weihnachtscircus in Karlsruhe veranstaltet. Das rot-gelbe Streifendesign von Chapiteau und Vorzelt strahlt in der Sonne. Ringsum sind zahlreiche Wohnwagen und Transportfahrzeuge abgestellt. Im Bereich hinter dem Zelt sind die Ställe und Paddocks der Pferde und Exoten des Circus Kaiser platziert.
Edel und elegant sind die Zeltanlagen im Innern gestaltet. Die Eingänge ins Foyerzelt  zieren voluminöse rote Samtvorhänge; roter Teppich und ein großer kreisförmiger dekorativer Tresen sowie moderne feine Verkaufsstände der Circusrestauration und Sitzgelegenheiten bilden die Einrichtung.
Das Chapiteau-Innere präsentiert sich mit Einzelklappstuhl-Gradin, dekorativen Logen mit Polsterstühlen und der große Artisteneingang aus rotem, mit Glitzersteinchen durchwirktem Stoff.
Die üppige moderne Lichtanlage, mit integrierter Laser-Show, zaubert stimmungsvolle Bilder. Die musikalische Begleitung erfolgt von CD.

Sascha Thanner ist der elegante und eloquente Moderator der Show. Zu jeder Ansage erscheint er in einem neuen phantasievollen Kostüm und versorgt die Zuschauer mit allen wissenswerten Informationen.
Eine Pferdefreiheit mit sechs Tigerschecken, die mit ihren roten Geschirren ein echter Hingucker sind, sorgt gleich zu Programmbeginn für echtes Circus-Feeling. Unter der gekonnten Peitschenführung von André Kaiser laufen die unterschiedlichen Figuren routiniert und sicher ab. Als Da Capo schließt sich ein temperamentvolles Groß-und-Klein an. Die typischen Figuren dieser Dressurkombination werden zum Entzücken der Besucher temporeich und fehlerfrei zu Gesicht gebracht.
Tempojongleur Rudolf Janecek demonstriert seine Geschicklichkeit zunächst mit fünf Fußbällen. Rasch wechselt er zum jonglieren mit Keulen über und die unterschiedlichsten Muster folgen routiniert in großer Geschwindigkeit aufeinander. Beginnend mit drei, steigert er sich über vier, fünf und sechs bis hin zu Routinen mit sieben Keulen. Auch das extrem schnelle drehen der Keulen demonstriert der versierte Artist routiniert. Abschließend dreht Rudolf Janecek einen Salto während sich die drei jonglierten Keulen in der Luft befinden, um sie hernach sicher wieder zu fangen.
Darjana Sperlich präsentiert eine anmutige Kür am Ringtrapez. Hoch unter der Kuppel arbeitet die junge Frau eine große Anzahl longengesicherter Tricks. Kraftvolle Halteposen und Balancen folgen in charmanter Präsentation aufeinander.
Zahlreiche Auftritte des hauseigenen Showballetts überbrücken Umbauten und geben der Show einen glamourösen Rahmen.

René Sperlich zeigt seine Handstandkünste in zwei unterschiedlichen Auftritten. Zunächst sehen wir die Handstandequilibristik in ägyptischer Optik auf der Spitze einer Pyramide. Handstände und Waagen werden elegant gearbeitet, ein Klötzchensturz effektvoll verkauft und mit einer Waage auf einer hoch ausfahrbaren Stange endet der Auftritt. Im zweiten Programmteil folgt die elegante Flaschenstuhlnummer. Effektvoll beleuchtet, arbeitet er sich auf der Pyramide der edel wirkenden Acrylglas-Stühle in die Höhe und präsentiert sicher ausgeführte Handstände.
In zahlreichen Reprisen unterhält Clown Milano Bellissimo, alias Milano Kaiser, das Publikum. So unternimmt er beispielsweise mit fünf jungen Besuchern eine „Reise nach Jerusalem“. Mit einer jungen Frau „fährt“ er Motorrad und sechs gestandene Herren sind seine Partner bei einem mitreißenden Boxkampf. Im großen Entree ist er der Partner von „August“ Bernhard Sperlich. Zusammen mit Sascha Thanner bringen die Clowns eine „alkoholfreie“ Version des Bienchen-Entrees in die Jubiläums-Manege.
Zu den Höhepunkten des unterhaltsamen Programms gehört zweifelsohne der zur Zeit wohl tier- und artenreichste Exotenzug des Circus Edmund Kaiser, den Arthur Kaiser im Gewand eines orientalischen Potentaten perfekt präsentiert. Ein Baldachin schwebt aus der Manege in Richtung Kuppel und gibt den Blick frei auf tanzende Haremsdamen und den Vorführer, derweil vier Nilgau-Antilopen langsam in den Bühnennebel des roten Rings treten. Vertrauensvoll nähern sich die scheuen Fluchttiere ihrem Dresseur, Liebkosungen entgegen nehmend. Sie formieren sich zu einigen Lauffiguren und ziehen ihre Bahnen auch um zwei abliegende Steppenkamele. Dann wechselt die Szenerie und sechs prächtige Steppenkamele, mit dekorativen blau-goldenen Schabracken geschmückt, bieten eine umfassende Folge unterschiedlicher Lauffiguren. Nun kommen acht Rinder der unterschiedlichsten Rassen – u. a. Watussi, schottisches Hochlandrind, ungarisches Steppenrind, Bison, Büffel – hinzu und arbeiten gemeinsam mit den Kamelen. Schließlich sind auch noch vier Esel und fünf Lamas mit von der Partie, so dass dreiundzwanzig Tiere zur gleichen Zeit auf mehreren Zirkeln die Manege umrunden. Abschließend präsentiert Arthur Kaiser dem begeisterten Publikum die größten Laufvögel unseres Planeten, ein Paar afrikanischer Strauße.

Charline Sperlich startet mit ihrer Kür auf dem gespannten Silberdraht den zweiten Programmteil. Im Outfit einer klassischen Ballerina und umrahmt vom Ballett bietet sie charmant eine Vielzahl unterschiedlicher Tricks. Mit einem gekonnten Spagat werden die Evolutionen gekrönt.
Die Jockeyreiterei der Familie Donnert, in Monte-Carlo mit einem Clown ausgezeichnet, verfehlt auch in diesem Rahmen ihre Wirkung auf das Publikum nicht. Saltos neben und auf dem Pferd sowie von Pferd zu Pferd sind heutzutage selten zusehende Tricks in den Manegen. Dazu kommen Sprünge auf kanternde Pferde, Zwei-Mann-Hoch und anderes. Eine große temporeiche Darbietung, die schwungvoll vorgetragen für viel Stimmung im Gradin sorgt. Im ersten Teil sind zudem Richard und Emilia Donnert mit ihrem harmonischen Pas de Deux im spanischen Stil zu erleben.
Monika Sperlichs Hula Hoop Darbietung ist seit Jahren in vielen Manegen zu erleben. Begleitet vom Ballett lässt die versierte Artistin nun die Reifen im Gipsy-Look kreisen.
Siegfried und Maik Sperlich arbeiten auf dem Todesrad die Finalnummer im furiosen Jubiläumsprogramm. Bereits der Aufbau des Requisits wird durch den Einsatz einer Laser-Show zu einem Eye-Catcher. Großartig, mit exquisitem Lichtdesign, in Szene gesetzt werden viele Tricks des Genres in guter Ausführung gearbeitet. Die Aktionen in den Kesseln finden Ergänzung in den beidhändigen Aufschwüngen an der Außenseite des Rades. Blindlauf und Seil springen auf der Außenbahn komplettieren die mitreißend dargebotene Trickfolge.
Mit einem Hauch von „Lido de Paris“ leitet des üppig mit Federschmuck ausstaffierte Ballett zum großen Finale über. Alle Mitwirkenden werden nochmals von Sascha Thanner vorgestellt und lebhafter Applaus von den Rängen dankt den Artisten für die gezeigten Leistungen. Im Mittelpunkt des Geschehens steht der Jubilar Direktor Bernhard Sperlich, der sich für vierzig Jahre Treue bei seinem Stammpublikum bedankt.
Die Familie Sperlich beweist mit ihrem Jubliäumsprogramm „40 Jahren Circus Bonanza“ eindrucksvoll, dass eine Circusfamilie mit einer klassischen Circusvorstellung auch heutzutage ein Publikum allerbestens unterhalten kann.