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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS MANEGE-RENZ
Bad Homburg, 15. Februar 2009

www.zirkus-renz.eu
Die neue Saison startete der Circus Manege-Renz, so nennt sich das Unternehmen von Czilla und Henry Renz seit einiger Zeit, in Bad Homburg. Die gelb-blaue Circusstadt war für drei Tage auf dem offiziellen Festplatz der Stadt, einem unattraktiven eher einem Abbruchgelände ähnelnden Platz, errichtet. Vom ursprünglichen Konzept einer modernen Artistenshow ohne Tiere hat man sich wieder distanziert. Angesichts der Publikumsstruktur, es waren unter den zahlreichen Besuchern an diesem Tag so gut wie keine erwachsenen Personen zu sehen, die ohne Kind gekommen waren, eine richtige Entscheidung.
Nach einer kurzen Begrüßung aus dem Off, startet die Spielfolge mit der ersten von vier Tiernummern. Die Hohe Schule, geritten und gefahren unter Einbeziehung von Barsoi-Hunden, des Duo Urunov ist wieder einmal in dieser Manege zu sehen. Routiniert, sicher und elegant präsentieren die Monte Carlo Preisträger sich und ihre Tiere. Laute Begeisterung, hauptsächlich des ganz jungen Publikums, macht sich breit, wenn die Hunde ihre Sprungkraft im Zusammenspiel mit dem Reiter beweisen. In einem zweiten Auftritt sehen wir die Urunovs mit einer Hundeshow. Neben den Barsoi kommen mehrere Pudel unterschiedlicher Größe zum Einsatz. Voller Spielfreude tollen sie umher, zeigen eifrig ihre Tricks und reißen so gegen Ende der Show das Publikum nochmals richtig mit.

Die beiden weiteren Tierummern sehen Direktor Henry Renz im Mittelpunkt. Direkt vor der Pause führt er als „Cotton Eye Joe“ zunächst drei Shetlandponys vor. Im zweiten Teil dieses Auftritts folgen drei Dalmatiner mit einem Esel als Reittier. In bekannter Weise wechseln sie die Positionen in den Momenten, in denen der Esel unter den Postamenten hindurch läuft. Abschließend beweisen zwei Ziegen ihr reiterliches Talent. Der zweite Programmteil wird mit der Pferdefreiheit eröffnet. Zunächst zeigen drei weiße Araber das flechten. Dann wird ein weißes gegen zwei braune Pferde ausgewechselt und es folgen weitere Lauffiguren. Ein Gruppensteiger beendet diese Pferdevorführungen.
In zwei Auftritten sehen wir Olga Guseva. Das Energiebündel im Leopardenlook leitet seine Vertikalseilnummer, diese präsentierte sie auch auf dem letztjährigen 'European Youth Circus Festival' in Wiesbaden, mit wildem Tanz ein. In schneller Folge zeigt sie eine Anzahl kraftvoller Tricks. Ein Ringperch, drehbar auf einem Gestell montiert, ist das Requisit ihres zweiten Auftritts Hoch über der Bühne, dort wo früher die Musiker saßen, ist ihr Arbeitsplatz. So bekommt der Auftritt durch den ungewöhnlichen Blickwinkel einen zusätzlichen Reiz.
Die musikalische Begleitung des ansprechenden Programms erweist sich ein wenig als Schwachpunkt. Die Musikauswahl ist ein wenig – sagen wir – exotisch, d. h. die überwiegend vorgebrachten harten Technoklänge haben keinen Bezug zur jeweiligen Nummer. Die Anlage klingt dumpf, die Bässe wummern. Insgesamt ist die Musik sehr leise, dies mag aber auch der Lage des Platzes inmitten von Wohnbebauung geschuldet sein.


In zahlreichen Reprisen stellen Olga und Vladimir Slobudeniuk ihre enorme Vielseitigkeit unter Beweis. Während Olga die durchgeknallte exaltierte Assistentin in schrillem Outfit in Perfektion gibt, glänzt Vladimir in den verschiedensten Disziplinen. Für uns neu war ihre Reprise als Dressurclown ganz im Stile eines Durow. Eine weiße Ratte und eine Katze stehen im Mittelpunkt dieser originellen und trickstarken Reprise. Sympathisch und ein wenig melancholisch  sein Stil, wenn er erraten soll, in welcher Hand der Assistentin der Bonbon versteckt ist. Fröhlich und kindlich verspielt gewinnt er selbst anderswo abgedroschen wirkenden Szenen, wie z. B. dem Popkorn fangen mit einem Zuschauer, den besonderen Moment ab. Höhepunkt seiner Auftritte und hier vollkommen zu Recht als letzte der Reprisen platziert ist die bestens bekannte Arbeit auf dem Schlappseil. Großartige artistische Leistungen werden äußerst sympathisch in clownesker Verpackung verkauft.
Direktionstochter Bianca Renz hat sich eine ansprechende Hula Hoop Kür erarbeitet und trägt diese mit viel Schwung vor. Aus Ungarn kommt das Duo Ballasz. Zunächst sehen wir die beiden in einer modern choreographierten Hand-auf-Hand Darbietung. Von der guten, mit einigen Scannern bestückten Lichtanlage hervorragend unterstützt, wird diese Darbietung zu einem der Höhepunkte des Programms. Selbstverständlich verfügt dieser stimmige Auftritt über die Grundvoraussetzung – eine große Trickstärke. Den weiblichen Part des Duos sehen wir in einem zweiten Auftritt am Ringtrapez. Auch hier wird eine gute Trickfolge in exzellentem Verkauf angeboten. Ein modernes Kostüm in Regenbogenfarben ist mit farblich genau abgestimmten Bändern besetzt, desgleichen der Ring, und zaubert gerade bei Pirouetten und schnellen Drehungen interessante Effekte.
Vom Circus Carl Busch ist das Trio Nistorov zu Manege-Renz gewechselt. Sie präsentieren zu Beginn ihre flotte Gruppenjonglage. Die dynamische Rollschuh-Show ist als Finalnummer platziert, bietet abschließend nochmal eine furiosen Wirbel und eine perfekt verkaufte Show.


Das obligatorische Finale beschließt ein kurzweiliges sehenswertes Programm. Leider erscheint zu diesem Direktor Henry Renz nicht in der Manege, sondern verabschiedet sein Publikum aus dem Off. Dies wirkt auf weite Teile des Publikums ein wenig befremdlich und so fällt der Schußapplaus etwas verhaltener aus.