Text und Fotos Friedrich Klawiter
WEIHNACHTSCIRCUS AACHEN
Aachen, 26. Dezember 2024
www.weihnachtscircus-aachen.eu
Das Motto der Show - „Einfach himmlisch“ - hätte passender nicht sein können, denn genau diese Antwort werden sehr viele Besucher auf die Frage, wie es gefallen habe, gegeben haben. Der achte Aachener Weihnachtscircus von Thomas Schüttes „Frohes Fest Event GmbH“ bot exzellenten Circus in einem feinen Rahmen und erzielte mit rund 30.000 Besuchern einen neuen Zuschauerrekord.
Auf dem Bendplatz, seit vielen Jahrzehnten der Festplatz der Stadt Aachen, strahlt der Circus im Schein unzähliger Lichter in der kalten Winternacht. Ein großes Rundkuppelzelt des Circus Maximum von Roman Zinnecker und ein zweimastiges weißes Vorzelt sind aufgebaut. Eine attraktive Fassade, vier große mit Circusmotiven bedruckte Spannbänder rahmen das Eingangsportal mit dem Logo des Circus ein, bildet einen gelungenen Blickfang. Der Tonnendach-Kassenwagen des Circus Maximum, ein weißer Zierzaun und Weihnachtsbäume komplettieren die Front.
Das Vorzelt zeigt sich im Innern in einem edlen Look. Der rote Teppich harmoniert perfekt mit der roten Zeltplane und der dunkle Stoff an den Zeltseiten korrespondiert hervorragend. Eine große quadratische Bar steht zentral im Raum und zwei Verkaufstresen im gleichen Stil sind an Seitenwänden platziert. Bequeme Sitzgruppen erhöhen die Aufenthaltsqualität. Geschmackvolle Weihnachtsdekorationen vermitteln festliche Atmosphäre.
Schalensitzgradin und nostalgisch verzierte Logen sowie ein Artisteneingang aus rotem Samt füllen den weiten Raum des Chapiteau. Anstelle der Manege ist eine erhöhte Bühne vorhanden. Auf der Empore des Artisteneingangs hat ein Schlagzeuger seinen Platz und einige Weihnachtsbäume sorgen für das nötige Flair. Ein ca. 40cm hoher LCD-Bilschirm nimmt die gesamte Breite der Konstruktion ein. Auf ihn werden wechselnde, der jeweiligen Darbietung entsprechende Muster und Dekore projiziert.
Ein großartiges Lichtdesign unterstützt die auftretenden Artisten in idealer Weise. Wie in den Vorjahren inszenierten Thomas Bruchhäuser und Sandor Donnert, der auch der technische Leiter des Circus ist, die Show. Oberrequisiteur Ingo Stiebner sorgt für den reibungslosen Ablauf.
Die Donnert Dancers haben ihren ersten Auftritt bereits begonnen, als Sängerin Christine Gogolin in Begleitung von Clown Pepe Jardim „leicht verspätet“ eintreffen. Während das Ballett mit seiner Choreographie fortfährt, legt die Diva in erstaunlich kurzer Zeit eine phantastische goldene Robe, die zwischen Eisköningin und Erzengel angesiedelt ist, an.
Die ausgebildete Sängerin stimmt „adeste fidelis“ an und lässt die Show mit einem festlichen Moment beginnen. Mehrfach erleben wir Christine Gogolin im Verlauf der Show und dürfen sowohl ihr Talent für Komik als auch ihre großartigen gesanglichen Qualitäten genießen.
Mit jugendlicher Frische präsentiert Rola Rola Artist Stefan Dvorak sein Können. Seil springen und die Balance auf einem Ball sind die ersten gezeigten Tricks. Eine Keulenjonglage zeigt der junge Mann während das Brett auf zwei Rollen und drei Zwischenlagen balanciert wird, anschließend baut er einen Turm aus sechs relativ hohen Bänkchen unter seinen Füßen auf. Schließlich werden zwei Rollen und acht Zwischenringe zu einem Gebilde höher als die Körpergröße von Dvorak aufeinander gefügt und darauf sicher die Balance gehalten.
Zum „Bolero“ von Ravel arbeitet Tatiana Ozhiganova eine mitreißende Darbietung an den Strapaten. Perfekt abgestimmt auf den Rhythmus und das sich beständig steigernde Tempo der Musik steigert sich der Ablauf der Akrobatik.
Die Papageien von Alessio Fochesato sind die einzigen Tiere in diesem Weihnachtsprogramm. Die bestens bekannte Darbietung zeigt sich ein wenig modifiziert. Das Outfit des Tierlehrers zeigt nun Federschmuck und an Stelle der Zuschauer die in den Auftritt eingebunden werden sind hier die Tänzerinnen gefordert.
Clown Pepe Jardim ist in mehreren Reprisen zu erleben. Zunächst „sammelt“ er den Applaus des Publikums in ein kleinen Kasten. Wenig später dirigiert er das Spiel mit Glöckchen die er an Logenbesucher verteilt hat. Im dritten Auftritt wird mit Zigarrenkisten jongliert und schließlich stapelt er zehn Stück zu einem waagrecht aufgebauten Turm.
Eine aberwitzige Flamenco-Comedy-Show liefert das Duo Olé. Eine schräge Mischung von Gipsy Kings bis HipHop und Drumbeat gepaart mit Klamauk, Blödsinn und Chaos in einer wilden Performance gemixt mit Tischtennisball-Jonglagen bricht zwei Mal über das Publikum herein. Die beiden Akteure Paul Morocco und Marcial Heredia sind wahre Virtuosen auf der Gitarre und im Klamauk sowie den kleinen Zellulosebällen. Eine großartige Performance, die sich wohltuend von der Masse unterscheidet.
Ursprünglich stammen die vier „Lemon Brothers“ aus dem Moskauer Nikulin Circus. In der Aachener Weihnachtsmanege begeistern sie zunächst an der Koreanischen Wippe. Bei dieser Art des Schleuderbretts katapultieren sich zwei Akteure immer höher in die Luft und beenden die Stafetten mit gekonnten Salto- und Schraubenkombinationen.
Im zweiten Teil der Show sehen wir sie unter dem Titel „Jump n' Roll“ wieder. Auf Powerizer-Sprungstelzen geht es rasant ganz schön hoch in die Luft zu Saltos und Seilsprung.
Drei recht unterschiedliche Jongleur-Darbietungen waren in dieser Show zu erleben.
Als erster zeigte Michael Ferreri seine mitreißende Balljonglage. Er beginnt seine variantenreichen Routinen mit drei Requisiten. Immer wieder fällt ein weiterer Ball aus der Kuppel und erweitert die Muster. Schließlich sind es derer neun, die perfekt manipuliert werden. Effektvoll erfolgen zum Höhepunkt des Auftritts Muster mit acht in bunten Farben beleuchteten Bällen im abgedunkelten Zelt.
Der zweite Showteil beginnt mit den Antipodenspielen von Irina Lagroni. Eine große Rolle ist das erste Requisit, das mit den Füßen geschickt manipuliert wird. Anschließend wirbeln bis zu vier kleine Teppiche über Hände und Füße der Artistin. Schließlich wird ein Ball über die fünf Stufen einer Art Leiter empor und final in einen Korb an der Spitze des Konstrukts gekickt.
Bounce-Jongleur Nicolas Lagroni, gerade achtzehn Jahre alt, beherrscht sein Metier perfekt. Mit drei, fünf und sieben weißen Bällen erfolgen die vielseitigen Muster in erstklassiger Weise und in einer kurzen Sequenz werden gar neun Bälle beherrscht. Schließlich erklimmt der Jongleur, dabei weiter jonglierend, einen Stuhl und zu guter Letzt finden die Bälle ihren Weg in den Transportkoffer.
Drei Herren nehmen ihre Positionen vor einem flachen Tisch ein und legen die Oberteile ihrer blütenweißen Sportanzüge ab, als ein deutlich vernehmbares Raunen durch den Raum weht. Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten welche Wirkung die Pellegrini Brothers aufs Publikum haben und das schon bevor die erste der hochkarätigen Handstandfiguren gearbeitet wurde.
Die finale Darbietung arbeitet Andrej Pogorelov auf dem Todesrad. In und auf dem ausgefallen designeten stylischen Requisit erfolgen zunächst vielseitige Sprünge im Kessel, die in einem Salto gipfeln. Blindlauf und Seil springen beherrscht der versierte Artist, der es leider ein wenig an Showmanship mangeln lässt und daher nicht den Applaus, den diese Nummer verdient bekommt, natürlich auch. Nach den riskanten hohen Absprüngen folgen spektakuläre Saltos außen auf dem Rad. Ein Vorwärts- und ein Rückwärts-Salto werden, und das sei weltweit einmalig lässt man das Publikum wissen, fügt Andrej Pogorelov noch einen Rückwärts-Schraubensalto hinzu.
Ballett und Sängerin leiten das Finale ein, in dem das restlos voll besetzte Auditorium die Mitwirkenden mit frenetischem Beifall, der schließlich in Standing Ovations mündet, feiert.
Der Aachener Weihnachtscircus bot ein abwechslungsreiches, leistungsstarkes und sehr flott und gekonnt inszeniertes Programm, das bereits heute die Vorfreude auf die kommende Ausgabe geweckt hat.

