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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE ACHILLE ZAVATTA FILS
Mont St. Martin, 11. Juni 2022

https://cirquezavattafils.simdif.com
Der Cirque Achille Zavatta Fils der Familie Cagniac ist wieder einmal in Lothringen mit seinem mitreißenden und leistungsstarken Programm zu erleben, das hervorragend präsentiert wird. Die traditionelle Circus Show, mit Raubtier- und weiteren Tier-Darbietungen, erstklassiger Clownerie und famoser Akrobatik – unterhält bestens.

Noch bis zum 03. Juli gastiert der Circus – Vorstellungen jeweils samstags und sonntags - in Mont St. Martin, einer französischen Ortschaft in unmittelbarer Nähe der belgischen und luxemburgischen Grenze.
In einem stark frequentierten Gewerbegebiet ist der große Circus auf einer Brachfläche aufgebaut.
Diie große, eindrucksvoll und opulent mit Circusmotiven bemalte Fassade lädt zum Besuch des Unternehmens ein. In der Dunkelheit markieren Lauflichter ihre Konturen und der neue, dekorative Zierzaun ist gleichfalls prächtig illuminiert. Vier der mächtigen Zugmaschinen stehen in eindrucksvoller Formation in der Front.
Die Drainage des Geländes erwies sich in der vergangenen Woche bei mehreren Unwettern als ungenügend, so dass der Platz zur Zeit stellenweise ein wenig unwegsam ist.
Das gelb-rote Chapiteau mit der hohen spitzen Kuppel ist von weither bestens sichtbar. Vordach und die umfangreichen Stallanlagen zeigen sich im gleichen Dekor.
Der umfangreiche Fuhrpark, rot lackiert und in großen gelben Lettern mit dem Circusnamen beschriftet, ist auf dem Gelände aufgefahren. Die riesigen Wohnwagenzüge der Familie und die Fahrzeuge von Artisten und Mitarbeitern nehmen den weiteren Raum ein.
Die Werbemaßnahmen des Circus sind umfangreich. In sehr großer Anzahl sind die bunten, auffälligen Plakate, auch großflächige Plakatwände, in den Gemeinden der Umgegend verteilt. Mehrere Circuswagen sind, bestens sichtbar und werbewirksam an großen Kreisverkehren platziert. Zudem ist in unserem Nachbarland der Einsatz von Lautsprecherfahrzeugen, zumeist mit Circusmotiven dekorierte Kleintransporter, erlaubt, die mit lauter Musik und Lautsprecherdurchsagen auf das Gastspiel aufmerksam machen.
Das Innere des Chapiteau bietet den gewohnten Anblick. Der prächtige große Artisteneingang, elegante Logen und das achtreihige Gradin nehmen den Raum um die Piste ein.
Die moderne Lichtanlage wurde nochmals erweitert und wird sehr gekonnt eingesetzt das erstklassige Programm ins rechte Licht zu rücken. Die Tonanlage liefert einen exzellenten Sound  und die Show wird in hervorragend in Szene gesetzt.
Die aktuelle Produktion steht unter dem Titel „La Legende de Kingkong“ und das Thema wird stimmig, konsequent und unaufdringlich umgesetzt.
Die vier Tänzerinnen des hauseigenen Balletts lassen direkt zu Beginn der Show mit ihrer temperamentvollen Choreographie im Zentralkäfig den Dschungel aufleben.
Der Tradition des französischen Circus folgend beginnt die Nummernfolge mit einer Raubtierdressur. Fünf Tiger, drei weiße und zwei normalfarbene, werden von Jessy Cagniac souverän und gekonnt vorgeführt. Die umfang- und abwechslungsreiche Trickfolge beinhaltet u.a. Hochsitzer am Platz, Rollover von drei Tieren, mehrfach Temposprünge von vier Tieren über das fünfte, doppelter Hochsitzer auf zwei abliegenden Tieren, sowie Hochsitzer. Mit einigen fulminanten Vorwärtssteigern findet die Darbietung ihren spektakulären Höhepunkt.
Direktor Renato Arsene Cagniac ist auch in dieser Spielzeit der eloquente und sympathische „Monsieur Loyal“ seines Circus, der die zahlreichen Besucher nun herzlich willkommen heißt und im weiteren Verlauf des Programms seine Familienmitglieder und Artisten in angenehmer Weise vorstellt. Zudem übernimmt er den seriösen Part bei den Entrees der Clowns.
Der aus Mexiko stammende Clown „Mosquito“ überbrückt mit Glockenspiel, in das auch Besucher einbezogen werden, den Käfigabbau. Gemeinsam intoniert man „New York – New York“. In weiteren stringent und ohne Längen ablaufenden Auftritten, die von Können geprägt sind und eine eigene Handschrift erkennen lassen erleben wir den jungen Mann im Zusammenspiel mit seinem Partner „Chicco“. Zunächst erleben wir das „Spukschloss“, hier in der eigens ans Programm-Motto angepassten Version als „Dschungelcamp“. Dieses in Frankreich sehr oft zu sehende Entree lässt die kleinen Besucher begeistert mitgehen und mit lauten Rufen der Handlung folgen. In dieser Version tragen die Clowns Safari-Outfits und das Gespenst ist selbstverständlich ein „Gorilla“.
In einem weiteren, musikalisch geprägten Entrée im zweiten Programmteil ist das „musizieren verboten“. „Chicco“ wird in diesem Auftritt vom Direktor als „Security“ eingesetzt und soll das bunte Treiben unterbinden.Neben Trompete und Saxophon und weiteren Blasinstrumenten kommen Fingerpfeifen, auf denen der Clown „My heart will go on“ spielt, zum Einsatz und auch als guter Sänger versteht er es die Besucher zu begeistern.
Zwischenzeitlich sehen wir den Clown – selbstverständlich abgeschminkt – als Tempojongleur Kenny. Im Schwarzlicht manipuliert er variantenreich mit drei, vier und fünf, in Neonfarben leuchtenden, Keulen. Dann wechselt er zu Sombreros, die Meteoren gleich durch die Kuppel fliegen und stets sicher in den Händen des Jongleurs landen.

Die jüngste Generation des Circus ist in zwei Auftritten präsent. Djersey, seit wenigen Tagen zehn Jahre alt, versteht es bereits ausgezeichnet sich an den Strapatentüchern zu präsentieren. Sicher beherrscht das kleine Mädchen seine beachtliche Trickfolge.
Ihr Cousin Enrigue, vierzehn Jahre alt, arbeitet eine veritable Rola-Rola Darbietung. Er springt Seil, jongliert mit drei Keulen, steigt durch Ringe, stapelt vier Bänkchen auf dem Rolabrett und balanciert auf einem Basketball. Beide Auftritte werden mit einem erstklassigen Lichtdesign und ebensolcher musikalischen Begleitung wirkungsvoll unterstützt.

„La Troupe Afrique“ präsentiert die „Caravane Exotique“ des Cirque Achille Zavatta Fils. Mit einer weiteren eindrucksvollen, temperamentvollen Choreographie stimmt das Ballett auf das große Exotentableau ein. Dann stürmen drei Zebras in die Manege. Mit großer Souveränität leitet der versierte Tierlehrer Yannik Cagniac zu ihren Aktionen an. Die folgenden Touren sehen drei Steppenkamele in Aktion. Sie laufen in aller Gelassenheit ihre Figuren und sodann wird die Formation mit drei Watussirindern ergänzt und ein Dromedar zieht seine Bahnen um die auf Tonneaus ruhenden Kamele. Schließlich zeigen sich vier Lamas als geschickte Springer.
Gleich im Anschluss, direkt vor der Pause, ist die mottogebende Attraktion der Show zu erleben. Eine ansprechende, kurz und flott ablaufende Geschichte gibt dem Auftritt von Kingkong Struktur und lässt ihn nicht nur bei den Jüngsten gut ankommen. Eine „weiße Frau“ - Miss Alisa – wird von einem Trupp wilder Amazonen gefangen und an Pfähle gefesselt. Während die Amazonen mit einigen Uniformierten kämpfen gelingt der „weißen Frau“ die Flucht und sie rettet sich in die Arme von Kingkong. Hoch aufgerichtet erreicht die erstklassig gestaltete Figur – sie kann Oberlippe, Augen und Arme bewegen - etwa acht Meter Höhe und reicht bis hoch hinauf ans Zeltdach. Selbstverständlich besteht während der Pause Gelegenheit zu einem Foto mit dem Ungeheuer.

Eine erstklassige Freiheitsdressur präsentiert Jessy Cagniac. Zwei Friesen und vier goldfarbene Hengste beherrschen ein umfangreiches Repertoire elegant präsentierter Figuren. Pirouetten, Volten, Gegenlauf und andere Figuren werden von dem versierten und vielseitigen Tierlehrer gekonnt präsentiert. Anakim, vierjähriger Sohn von Jessy Cagniac, sorgt als Reiter eines Steiger-Ponys für viele erstaunte „Ahs“ und „Ohs“ im weiten Rund.
Den akrobatischen Höhepunkt der Show bietet das Duo Martinez an den Strapatentüchern. Als „Tarzan und Jane“ greifen sie noch einmal das Thema Dschungel auf und begeistern mit ihren weiten Flügen durch die Kuppel. Beide treten als Porteur und Voltigeur in Erscheinung und zahlreiche anspruchsvolle Tricks bieten die notwendige Spannung.
Zum großen festlichen Finale versammeln sich alle Mitwirkenden noch einmal im roten Ring. Direktor Renato Arsene Cagniac verabschiedet sein zahlreiches und überaus zufriedenes Publikum und verspricht ein Wiedersehen im nächsten Jahr mit einem völlig neuen Programm. Mit einer schwungvollen Choreographie verabschiedet sich das Ensemble und nach gut zwei Stunden Dauer findet ein kurzweiliges, hervorragend präsentiertes und besten traditionellen Circus bietendes Vergnügen seinen gelungenen Abschluss.