Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE ACHILLE ZAVATTA FILS
Metz, 30. Oktober 2021
https://cirquezavattafils.simdif.com/
Nach einigen Jahren Absenz war der Cirque Achille Zavatta Fils von Renato Arsene Cagniac wieder in Lothringen auf Tour. Auch auf der aktuellen Tournee erfüllt die Familie Cagniac mit einem leistungsstarken, hervorragend präsentierten Programms auf hohem Niveau die Erwartungen der Besucher. Raubtier- und weitere Tier-Darbietungen, erstklassige Clownerie und mitreißende Akrobatik vereinen sich zu einer äußerst gelungenen traditionellen Show.
In Metz ergab sich für den großen Circus erstmals die Gelegenheit auf dem offiziellen Circusplatz im Parc d' Exposition zu gastieren. Dank des großzügigen Aufbaus konnte das umfangreiche und gepflegte Material seine volle Pracht entfalten.
Die große, eindrucksvoll und üppig mit Circusmotiven bemalte Fassade wird eingerahmt von bunten Lauflichtern und lädt zum Besuch des Unternehmens ein. Ein neuer dekorativer Zierzaun sorgt mit seiner dekorativen Beleuchtung für den notwendigen romantischen Touch. Sechs der mächtigen Sattelzugmaschinen bilden eine eindrucksvolle Formation in der Front.
Das gelb-rot gestreifte Chapiteau, gekrönt von einer hohen spitzen Kuppel, nimmt den zentralen Raum des Geländes ein. Vier hohe, weit auskragende Quaderpools formen die voluminöse Kuppel. Vordach und die umfangreichen Stallanlagen zeigen sich im gleichen Dekor.
Der umfangreiche Fuhrpark, rot und in großen gelben Lettern mit dem Circusnamen beschriftet, ist entlang zweier Platzseiten aufgefahren. Den restlichen Raum teilen sich die riesigen Wohnwagenzüge der Familie und die Fahrzeuge der Artisten und Mitarbeiter.
Groß ist das Interesse an Unterhaltungsangeboten und so schiebt sich eine lange Besucherschlange, vorbei am Verkaufswagen der Circusrestauration, durch einen hübsch gestalteten kurzen Tunnel ins Chapiteau. Hier nimmt der prächtige, raumhohe Artisteneingang den Blick gefangen. Breite umlaufende Blenden sind in hervorragender Manier als Vorhänge gestaltet und üppig dekoriert. Elegante Logen mit bequemen Polsterstühlen – in jeder Box ist eine Sitzerhöhung vorhanden um auch den kleinsten Zuschauern gute Sicht bieten können - und ein achtreihiges Bankgradin nehmen den übrigen Raum rings um die Piste ein.
Die Lichtanlage zeigt sich auf Höhe der Zeit und wird virtuos gehandhabt. Eine neue, vor wenigen Wochen in Betrieb genommene Tonanlage, untermalt die Show mit exzellentem Sound.
Die aktuelle Show steht unter dem Motto „La legende de Kingkong“. Dank einer ambitionierten Regie wurde das Thema stimmig umgesetzt und ist konsequent jederzeit präsent.
Die fünf Tänzerinnen des hauseigenen Balletts gestalten mit einer temperamentvollen Choreographie im Zentralkäfig das Opening, ehe, der Tradition des französischen Circus folgend, die Nummernfolge mit einer Raubtier-Darbietung startet. Fünf junge weiße und normalfarbene Tiger werden seit Kurzem anstelle der langjährig vorgestellten Löwengruppe nun von Jessy Cagniac präsentiert. Souverän und gekonnt lässt der versierte Dompteur die abwechslungsreiche Trickfolge ablaufen. Zu Beginn überspringen vier Tiere mehrfach temporeich den fünften Tiger. Rollover von vier Tigern, Pyramide, Hochsitzer am Platz sowie doppelter Hochsitzer auf zwei abliegenden Tigern sind weitere Elemente der Darbietung, die in einem fulminanten Vorwärtssteiger ihren spektakulären Höhepunkt findet.
Nun heißt Direktor Renato Arsene Cagniac, der wiederum eloquent die Rolle des „Monsieur Loyal“ übernimmt, die Besucher herzlich willkommen.
Den Abbau des Zentralkäfigs überbrückt Clown „Mosquito“, der an Logenbesucher Glöckchen verteilt um gemeinsam„New York – New York“ zu intonieren. In drei weiteren Szenen ist der junge, aus Mexiko stammende Clown zu erleben. Seine Auftritte sind stets stringent aufgebaut, von Können und einer eigenen Handschrift geprägt und steuern ohne jede Länge auf die Pointen zu. Die Kunstschützen-Reprise überbrückt den Abbau des Todesrades. In den beiden umfangreicheren Szenen agiert „Mosquito“ gemeinsam mit seinem Manegenpartner „Chicco“. Zunächst erklärt der Direktor das „musizieren ist verboten“, dann wird die „Sekurity“ - „Chicco“ mit der Wegnahme zahlreicher Musikinstrumente betraut. Neben Trompete, Saxophon und anderen Instrumenten kommen Fingerpfeifen, auf ihnen spielt der Clown „My heart will go on“, zum Einsatz und als Sänger kommt er gleichfalls gut bei den Zuschauern an. Schließlich wird, sehr zur Freude der begeistert mitgehenden jungen Besucher, das „Spukschloss“ geboten. Ausstattung und Story adaptieren das Programmmotto bestens. Die beiden Clowns tragen Safari-Outfits, die Handlung spielt im „Dschungel“ und das Gespenst ist selbstverständlich ein „Gorilla“.
Zwischenzeitlich sehen wir den Clown – selbstverständlich abgeschminkt – als Tempojongleur Kenny. Im Schwarzlicht manipuliert er variantenreiche Routinen mit drei, vier und fünf neonfarbenen Keulen. Dann sind Sombreros die Requisiten der Wahl und Meteoren gleich fliegen sie hoch in die Kuppel um immer wieder sicher in den Händen des Jongleurs zu landen.
Der Nachwuchs des Circus ist ebenfalls bereits in der Manege vertreten. Die neunjährige Djersey versteht es ausgezeichnet sich an den Tuchstrapaten zu präsentieren und ihr vierzehnjähriger Cousin Enrique arbeitet eine veritable Rola-Rola Darbietung. Beide Auftritte werden mit einem erstklassigen Lichtdesign und hervorragender musikalischer Begleitung wirkungsvoll unterstützt.
Senorita Valentina produziert sich an einem außergewöhnlichen Luftapparat. An einer stählernen Spirale zeigt sie ihr Können, während Jessy Cagniac auf einem weißen Ross die Hohe Schule reitet.
„La Troupe Afrique“ präsentiert die „Caravane Exotique“ des Circus Zavatta Fils. Zunächst hat das Ballett einen weiteren eindrucksvollen Auftritt, dann stürmen vier Zebras in den roten Ring. Unter der versierten Peitschenführung von Yannik Cagniac laufen sie ihre Figuren. Ihnen folgen vier Steppenkamele, die alsbald Begleitung durch zwei Watussi-Rinder, ein Zebu und ein Dromedar erhalten. Abschließend zeigen sich vier Lamas als geschickte Springer.
Im Anschluss, direkt vor der Pause, ist der Motto erscheint Kingkong in der Manege. Die Szene ist in eine ansprechende und flott präsentierte Geschichte gebettet und kommt nicht nur bei den Jüngsten gut an. Eine „weiße Frau“ - Miss Alisa – wird von einer Horde wilder Amazonen gefangen genommen und an Pfähle gefesselt. Während die Amazonen in einen Kampf mit einem Trupp Uniformierter gelingt der „weißen Frau“ die Flucht und sie rettet sich in die Arme des sich hoch aufrichtenden „Kingkong“. Die sehr gut gestaltete Figur erreicht eine Höhe von etwa acht Metern und kann zudem Oberlippe, Augen und Arme bewegen. Selbstverständlich besteht während der Pause die Gelegenheit zu einem Foto mit dem Ungeheuer.
Der zweite Programmteil startet mit der Todesrad-Darbietung von Lucas Carilla. Auf dem Requisit mit einem Kessel bietet der temperamentvolle Artist eine umfassende Trickfolge, die in Seil springen und Blindlauf ihre Höhepunkte findet.
Jessy Cagniac präsentiert einen erstklassigen 6er-Zug Freiheitspferde. Zwei Friesen und vier goldfarbene Hengste bieten ein umfangreiches Repertoire elegant präsentierten Figuren. Pirouetten Volten und Gegenläufe reihen sich gekonnt aneinander.
Anakim, der vierjährige Sohn von Jessy Cagniac zeigt bereits als kühner Reiter eines steigenden Pony.
Die finale Darbietung der Show ist dem Duo Martinez vorbehalten. Als „Tarzan und Jane“ sind sie mit weiten Flügen an grünen Tuchstrapten zu erleben. Beide Partner treten sowohl als Porteur und auch als Voltigeur in Erscheinung. Mit ihren vielfältigen Evolutionen erfüllen sie einmal mehr den Traum vom fliegen.
Zum großen festlichen Finale versammeln sich die große Circusfamilie und ihre Artisten noch einmal in der Manege.Direktor Renato Arsène Cagniac dankt für den sehr zahlreichen Besuch und verspricht ein Wiedersehen im kommenden Jahr. Mit einer schwungvollen Choreographie endet eine rundum gelungene Show, die zweieinhalb Stunden kurzweiligen, allerbesten, traditionellen Circus bot.