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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS AEROS
Mühlhausen, 16. 09. 2017

http://zirkus-aeros.com
Der „Circus Aeros“, unter der Direktion der Familie Schmidt, strahlt seit 2005 in neuem Glanz. Mit Herzblut, Können und gutem Geschmack wird dieser bekannte Namen mit neuem, prächtigem Leben erfüllt. Das unterhaltsame, beachtliche Leistungen bietende, traditionelle Programm wird in erstklassigem Umfeld mit viel Elan und Enthusiasmus dargeboten. Traditioneller Circus, der auf ganzer Linie überzeugt.
In Mühlhausen war das respektable Unternehmen auf dem Festplatz der Stadt zu bewundern. Einladend strahlt der mächtige Kassenauflieger mit der großen Fassade den Besuchern entgegen. Zahllose Lichter funkeln an der elegant geschweiften Front, die in exzellenter Weise mit Tiermotiven in Airbrush-Technik gestaltet ist. Ein dekorativer Zaun komplettiert die Front.
Das blau-weiß gestreifte Viermasten-Chapiteau von dreißig Metern Durchmesser wird von einer langgestreckten Kuppel, auf der zahlreiche Fahnen fröhlich wehen, gekrönt. Der neue voluminöse Stall, optisch passend zum Spielzelt, bietet den vielen Tieren des Circus Aeros eine komfortable und tiergerechte Unterkunft.
Der umfangreiche Fuhrpark des Unternehmens besteht größtenteils aus Sattelaufliegern. Die Fahrgestelle der Fahrzeuge sind in leuchtendem blau und die Aufbauten in weiß lackiert und in großen roten Lettern mit dem Circusnamen beschriftet.
Das Chapiteau-Innere empfängt die Besucher mit einer warmen heimeligen Atmosphäre. Die rote Zeltplane ist mit einer weiß-blauen Gurtung versehen und die Stühle hinter den dekorativ in rot und gold verzierten Logenbrüstungen tragen rote Samthussen. Einen besonderen Blickfang bildet der große Artisteneingang. Ein Gitterrohrrahmen, mit zahlreichen Beleuchtungskörpern versehen, spannt sich um die prächtige Gardine aus dunkelrotem Samt. Geschmackvolle goldene Applikationen und Strass verzieren den schwer fallenden Stoff geben der Fläche Struktur. Gleiches gilt für die roten Samtverkleidungen an den Masten.

Mit einer modernen, ausschließlich mit LED-Technik ausgerüsteten, leistungsstarken Lichtanlage wird das Programm gekonnt in Szene gesetzt. Zahlreiche LED-Lichtschnüre – an den Masten, am Artisteneingang, an Requisiten – unterstützen das stimmige Erscheinungsbild mit ihren Effekten.
Das dreiköpfige hauseigene Orchester unter der Leitung von Bernhard Schmidt bietet mit Keyboard, Schlagzeug – Marlon – und Trompete – Marvin – einen erstklassigen, die Show wunderbar unterstützenden Sound.
Die Performance der Show liegt in den Händen der jungen Generation der Familie. Die Programmgestaltung setzt voll und ganz auf die drei klassischen Säulen der Manegenkunst und dieses Konzept, dass in der Präsentation geschickt mit modernen Elementen aufwartet, hier besonders zu erwähnen sind der "rote Faden" aus Schwarzlicht und Neonfarben, dies und vieles mehr wird konsequent in erstklassiger Weise stringent umgesetzt. Hierfür ein großes Lob an Juliana Schmidt.

Die Spielfolge startet mit einem romantisch gestylten Auftritt auf dem gespannten Silberdraht von Miss Denise. Die elegante junge Frau bietet eine ausgereifte und trickstarke Kür. Sicher und versiert werden die vielseitigen Balancefiguren und Schrittfolgen ausgeführt. Eine ganz eigene Note erhält dieser gekonnte Auftritt durch Marvin, der in der Manege mit seiner Trompete die Aktionen einfühlsam begleitet.
Juliana Schmidt ist eine eloquente Sprechstallmeisterin. Die sympathische junge Frau heißt das „hochverehrte Publikum“ herzlich willkommen, stellt redegewandt ihre Familienmitglieder vor und hält allerlei Informationen für die Besucher bereit. Zudem sehen wir Juliana im Verlauf der Show mit einer ausdrucksstarken Säbelbalance auf dem Piedestal. Ein Schwert und hernach eine hohe Stange mit einer Kugel auf der Spitze werden sicher auf der Stirn balanciert und über eine Leiter getragen. Höhepunkt ein Schwert mit drei brennenden Fackeln auf dem Knauf, das Spitze auf Spitze auf einem Munddolch ruht.
Als erste von mehreren exzellenten Dressur-Darbietungen präsentiert Christiano die Exoten des Hauses. Kamel, Dromendar, Lamas, Longhornrind, Zebras und Esel laufen unter der ruhigen und souveränen Peitschenführung des Tierlehrers ihre Figuren. Ein Friese läuft abschließend völlig selbstständig Achten um die auf zwei Tonneaus stehenden Tiere, ehe er sich mit dem tiefen durchstecken des Kopfes zwischen den, auf der Piste ruhendenden, Vorderhufen verabschiedet.
Besonders erwähnenswert sind farblich perfekt aufeinander abgestimmten Kostüme und Geschirre in allen Tier-Darbietungen.

Chantal und Elena präsentieren ihr Können an den Strapatentüchern. Mit spannenden Partnertricks nimmt der Auftritt seinen Beginn. Spektakuläre Abfaller sorgen für Emotionen in der umfangreichen Trickfolge.
Die Auguste „Pauli“ und „Otto“, Marvin Schmidt und der kleinwüchsige, aus Ägypten stammende Hassan übertragen ihre sympathische Fröhlichkeit direkt aufs Publikum. Zunächst versuchen sie sich, zusammen mit einem flugs rekrutierten Zuschauer, als Schleuderbrettartisten.
„Otto“ sorgt als übermütiger „Amor“ dank eines verirrten Pfeils für Verwirrung und verdreht als sexy Sambatänzerin den Logengästen den Kopf.
„Pauli“ und sein Zufallsteam aus sechs freiwilligen Mitspieler bilden das "große Orchester", dass mit allerlei obskuren Musikinstrumenten bewaffnet versucht, den Wünschen des Dirigenten zu entsprechen.

Die dynamische Jockeyreiterei der „Geschwister Aeros“ wird als trickstarke Pausennummer geboten. Christiano, Marvin und Denise beherrschen ein breites Repertoire hervorragend ausgeführter Tricks. Keulenjonglage auf dem kanternden Pferd, Salto vom Pferderücken in die Manege und diverse Sprünge auf das Pferd zeigen die beiden Herren nebst einer Reihe klassischer Jockey-Tricks, während Denise ihre diversen Voltige-Figuren in Vollendung zu präsentieren versteht. Temporeich werden die verschiedenen Elemente mit großer Sicherheit ausgeführt.
Der zweite Programmteil beginnt mit einer weiteren herausragenden equestrichen, heute nur noch selten zu sehenden, Darbietung. Chantal die Ballerina zu Pferd wechselt u.a. beim durchqueren eines Kabinetts in Quick Change Manier mehrfach ihr Kostüm. Im Anschluss erfolgen einige Passagen mit Hula Hoop zu Pferd. Im weiteren Verlauf des Acts kommt Christiano auf einem zweiten Kaltblutpferd hinzu und mit einem vertiablen „Pas de Deux“ findet der Auftritt seine Fortsetzung. Gekonnt werden die vielfältigen Figuren ausgeführt. Der Stand im Zwei-Mann-Hoch kennzeichnet den Höhepunkt der fulminanten und elegant vorgetragenen Darbietung.

Die zweite Luftnummer im Programm arbeitet Ashanti am und im Netz. Auch dieser Auftritt gewinnt durch Marvin, der mit seiner Trompete in der Manege für den emotionalen Rahmen sorgt.
Erstklassige Handstandakrobatik präsentiert Christiano mit seinem Flaschenstuhl. Auf einem sehr hohen Piedestal steht der unterste Stuhl auf vier passgenau montierten Stützen. Christiano stapelt nun fünf Stühle zu einem hohen und labilen Turm aufeinander und bietet auf jeder Etage kraftvoll ausgeführte Handstände. Zum gelungenen Abschluss des Auftritts verlässt der Artist das Podest im Handstand die Treppe hinab laufend.
Das hauseigene Ballett tritt mit aufwändigen Kostümen in den roten Ring und leitet mit einem inspirierenden Serpentinentanz zum Programm-Höhepunkt, einer exquisiten Dressur-Darbietung von Don Medrano, alias Adi Schmidt, über.
Er bringt vier Kamele im Zusammenspiel mit vier weißen Araberhengsten in die Manege. Die schwarz-weiß-türkisen Schabracken der Trampeltiere korrespondieren perfekt mit den Geschirren der Pferde und die Uniform des Dresseurs spiegelt die Farben ebenfalls auf. Vielseitige und anspruchsvolle Abläufe erfolgen in Perfektion. Gegenläufige Volten und Fächer, Gruppensteiger der Pferde zwischen den abliegenden Kamelen sind Beispiele für die vielseitigen Abläufe, die souverän ausgeführt werden.
Ein besonderes Da Capo komplettiert diesen Dressurakt -  drei Araber flechten  aus der Kuppel hernieder hängende Bänder - schwarz, weiß und türkis - zu einem dekorativen Zopf. Absolutes Highlight - der dreifache "Drehsteiger", der so gut wie nie gezeigt wird - wird er in hervorragender Weise präsentiert. Ein  eindrucksvoller dreifacher Steiger entlang der Piste beendet diese Meisterleistung exzellent. Chapeau Adi Schmidt.
Auf ein Finale mit allen teilnehmenden Artisten muss leider aus internen Gegebenheiten verzichtet werden. Stattdessen spielt Marvin ein letztes Mal auf der Trompete und Manegensprecherin Juliana bedankt sich für den herzlichen Applaus und den Abschiedsworten, die wahrer nicht sein könnten, dass man "echten guten Circus nur im Circus sehen kann". Dem ist nichts hinzu zu fügen.
Hochkarätige Dressurdarbietungen, gute Artistik und Clownerie und eine stimmige moderne Präsentation begeistern die Besucher. Der Circus Aeros gehört zu jenen Unternehmen, die mit Leichtigkeit jeden Liebhaber klassischer Circuskunst zu begeistern wissen.