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Zirkus Aeros
Erfurt, 23. April 2022

https://zirkus-aeros.com
Seit vielen Jahren lässt die Familie Schmidt den traditionsreichen Namen „Zirkus Aeros“ in neuem Glanz erstrahlen. In einem exzellenten Ambiente wird das traditionelle, leistungsstarke und abwechslungsreiche Programm, das immer wieder mit ganz besonderen Gänsehaut-Momenten aufwartet, in hervorragender Weise präsentiert. Nach der langen, von der Politik aufgezwungenen Pause geht es nun wieder auf Tournee durch die neuen Bundesländer.
Nach dem viel zu frühen Tod, im Januar diesen Jahres, von Direktor Bernhard Schmidt, der Herz und Kopf dieses wunderbaren Familienunternehmens war, gilt es nun die unermüdliche Tatkraft dieses Mannes durch die familiäre Leistung aller Angehörigen aufzufangen und das Lebenswerk von Bernhard Schmidt weiterzuführen.

In Erfurt war der stattliche Circus auf einer eng begrenzten Fläche neben dem Radsportstadion aufgebaut. Der mächtige, prachtvoll gestaltete  und in der Frühlingssonne glänzende Kassenauflieger ist dasBlickfang der eleganten Front, die von einem langgestreckten Zaun mit integrierten Lichterbögen komplettiert wird. Ein hohes Portal, dessen per LED beleuchteter Schriftzug „Circus“ stilvoll seine Farben wechselt, weist den Besuchern den Weg auf das Gelände.
Das blau-weiß gestreifte Viermasten-Chapiteau wird von einer langen Kuppel gekrönt und in meterhohen beleuchteten Lettern strahlt der Namenszug in die Nacht. Unzählige Lichter an der Fassade, am Zaun und den Abseglungen der Zelte beschwören die magische Ambiance des Circus.
Wohnwagen, Ställe, Zugmaschinen und Transportfahrzeuge teilen sich den beschränkten Raum.
Der bestens sortierte Verkaufswagen der Circusrestauration hat seinen Platz neben dem Eingang ins Chapiteau. Dieses, im Innern rot mit blau-weißer Gurtung, empfängt die Besucher mit heimeliger Atmosphäre.
Ein fabrikneues siebenreihiges, zum Teil mit Schalensitzen ausgestattetes Gradin fällt sofort ins Auge und die nostalgisch inspirierten rot-weißen Logen zeigen ein elegantes goldfarbenes Dekor.
Eine Gitterrohrkonstruktion rahmt den raumbeherrschenden Artisteneingang ein. Die große Gardine aus edlem dunkelroten Samt wird mit zahlreichen geschmackvollen goldenen Applikationen verziert.
Mit einer modernen, ausschließlich mit LED-Technik ausgerüsteten leistungsstarken Lichtanlage wird die Show exzellent in Szene gesetzt. Für den erstklassigen, die Show exzellent tragenden Sound zeichnen Marvin und Justin Frank verantwortlich.
Die schwungvolle und mitreißende Show wird von der jungen Generation des Hauses in zeitgemäßer Weise flott inszeniert. Man vertraut auf die drei klassischen Säulen der Manegenkunst – wobei die Direktion mit Stolz auf die besondere Wertschätzung hervorragender Tierdarbietung in ihrem Unternehmen hinweist.

Jaline Schmidt ist die versierte Manegensprecherin des Zirkus Aeros. Die sympathische junge Frau heißt herzlich willkommen, stellt redegewandt und charmant ihre Familienmitglieder und Artisten vor und vermittelt den Besuchern zahlreiche Informationen.
Mit einem großen, bunten und orientalisch inspirierten Bild beginnt die erstklassige Show. Glitzernde und im bunten Licht der eingenähten LED funkelnde Kostüme tragen die beiden Haremsdamen bei ihrem Serpentinentanz, während im Hintergrund der Manege helle Flammen in Feuerschalen lodern.
Marvin Schmidt betritt die Szenerie und beginnt mit seinen Feuerspielen. Er streicht mit lodernden Fackeln über seine Arme und verlöscht das Feuer im Mund. Schließlich speit er gewaltige Feuerwolken in Richtung der Zeltkuppel.
Direkt im Anschluss folgen Christiano Schmidt vier große prächtige Steppenkamele in den roten Ring. Unter der versierten Peitschenführung des jungen Tierlehrers laufen die Trampeltiere variantenreiche Figuren ab. Im weiteren Verlauf der Nummer ergänzen Longhornrind, Watussi, Lama und Esel die Gruppe zu einem veritablen Exotenzug. Schließlich kommt ein Friesenhengst hinzu und umrundet selbständig Achten laufend, der Vorführer zieht sich aus der Manege zurück, die anderen Tiere, die auf zwei großen Tonneaus stehen. Mit dem tiefen durchstecken des Kopfes zwischen den auf der Piste ruhenden Vorderhufen findet der Auftritt seinen gelungenen Abschluss.
Noch während die Kamele ihre letzten Runden laufen erreicht Miss Ashanti ihren Arbeitsplatz in der Zeltkuppel. Am Netz arbeitet die Artistin eine gelungene Trickfolge, die gekonnt vorgetragen wird. Elegant und kraftvoll zugleich erfolgen die zahlreichen Tricks.

Mit zwei komplett unterschiedlichen Antipoden-Darbietungen ist Tamara Khurchudova im roten Ring und in der Luft zu erleben. Zunächst arbeitet sie eine neue romantisch gestaltete Nummer mit weißen Requisiten in einem Kostüm in weiß und rosa. Zwei große hinterleuchtete Schirme sind auf eine Achse montiert und werden in vielfältiger Weise manipuliert. Auf einem einfachen flachen Tisch, ohne Rückenkissen oder Ähnlichem liegend, lässt die versierte Artistin bis zu fünf große Ringe um ihre Füße kreisen. Zum Höhepunkt des Auftritts steht sie frei im Kopfstand, ohne Ring, auf dem Tisch während die Schirme auf den Füßen rotieren, in der einen Hand ein kleiner beleuchteter Schirm gehalten wird und aus einem „Buch“ in der anderen Hand Seifenblasen aufsteigen.
Im zweiten Programmteil sehen wir Tamara Khurchodovas bestens bekannten Antipoden-Act. Im Schwarzlicht rotieren leuchtende kleine Teppiche auf den Händen und Füßen der Artistin, während sie sich mehrfach ungesichert – rücklings in einem Hüftgurt hängend, bzw. mit einem Fuß in einer offenen Schlaufe – hoch in die Kuppel ziehen lässt.

Clown „Pauli“, Marvin Schmidt erfüllt die Figur mit Leben, requiriert flugs drei Mitspieler und nach einigen kurzen Fitnesstests geht es ans Schleuderbrett. Doch anstatt mit einem tollen Doppelsalto zu glänzen, zerlegt es das Requisit. Auch der Versuch als Kunstschütze mit dem Tell-Schuss zu punkten. Nimmt eine unerwartete Wendung. Die benötigte Assistentin ist schnell gefunden, doch den Kampf gegen die als Ziel ausgewählten Luftballons verliert Clown „Pauli“.
Auf einem prachtvoll heraus geputzten Friesenhengst und begleitet von zwei Figurantinnen leitet Chantal ihre Arbeit an den Strapatentüchern ein. Eine Reihe ansprechender Haltetricks und weite Flüge durch den Raum werden in erstklassiger Weise dargeboten. Eine Reihe risikoreicher Abfaller sorgen für den notwendigen Nervenkitzel.

Mit der temperamentvollen Jockey-Reiterei der „Geschwister Aeros“ erleben wir ein weiteres Highlight der Show vor der Pause. Das umfangreiche Repertoire erstklassig ausgeführter wird gekonnt vorgetragen. Keulenjongalge auf dem Pferd, Salto in die Manege und Peitschensprung auf dem Pferderücken gehören neben Sprüngen auf das kanternde Pferd zum tempreich Gezeigten.
Die stimmungsvolle Eröffnung des zweiten Programmteils gelingt vorzüglich mit dem Tanz auf dem gespannten Silberdraht von Miss Denise. Die neongelben Applikationen an ihrem Kostüm leuchten im Schwarzlicht während die junge Frau ihre ausgereifte und vielseitige Kür darbietet. Gekonnt werden die Schrittfolgen und zahlreichen Balancen, bis hin zum Spagat ausgeführt und Marvin sorgt, die Aktionen mit seiner Trompete live begleitend für den besonderen Drive.
In einem weiteren Auftritt sehen wir Chantal als Stehendreiterin. Mehrfach durchquert sie auf dem Pferderücken ein Kabinett und wechselt dabei in Quick Change Manier ihr Kostüm. Hernach präsentiert sie Hula Hoop auf dem Pferderücken.

Eine wie immer vorzügliche Freiheitsdressur präsentiert uns „Don Medrano“, alias Adi Schmidt mit je drei nachtschwarzen Friesen- und schneeweißen Araberhengsten. Die elegant mit weißem Zaunzeug und weißen Puscheln gezäumten jungen Pferde zeigen in einem temperamentvollen Ablauf eine Reihe anspruchsvoller Figuren. Suverän und ruhig, seine ganze Erfahrung zeigend, lässt der Tierlehrer die Aktionen ausführen und ein eleganter Da Capo Steiger rundet den Auftritt in gelungener Weise ab. Chapeau.
Hervorragende Handstandartistik und Nervenkitzel bietet Christiano mit seinen Stuhlbalancen. Auf einem sehr hohen Gestell ruht der erste Stuhl auf vier passgenauen Metallstützen. Kraftvoll ausgeführte Handstände kennzeichnen den Auftritt und immer weiter arbeitet sich der Artist in Richtung Kuppel empor. Schließlich bilden fünf Stühle einen labilen Turm auf dem Christiano sein Können präsentiert. Zum gelungenen Abschluss des Auftritts läuft der junge Mann auf Händen die hohe Treppe vom Piedestal hinab zur Manege.
Mit einem gefühlvollen Trompetensolo von Marvin Schmidt, zu den geschwungenen Taschenlampen der Handys im weiten Rund, nimmt das Finale seinen Beginn. Manegensprecherin Jaline dankt für den zahlreichen Besuch und verabschiedet ein überaus zufriedenes Publikum, das mit nicht enden wollendem Applaus seine Zufriedenheit mit dem Gebotenen kund tut. Erst als sich die Manege schließlich leert verlassen die ersten Besucher zögerlich ihre Plätze, so, als wünschten sie eine Fortsetzung der Show.
Hochkarätige Dressur-Darbietungen, gute Clownerie und Akrobatik im Zusammenspiel mit einer hervorragenden Präsentation machen den Zirkus Aeros zu einem jener Unternehmen, die jeden Liebhaber klassischer Circuskunst begeistern. Ein Circus, der immer eine Reise wert ist.


Text und Fotos Friedrich Klawiter