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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS Alberto ALTHOFF  
Heerlen, 09. Mai 2009

www.circusalthoff.nl
Auf dem Circusplatz in Heerlen, einer großen von Kastanienbäumen gesäumten Wiese nahe dem Stadtzentrum, präsentiert sich der Circus von seiner besten Seite. Die weiß-orangen Zelte strahlen im Sonnenlicht. Viele der Wagen tragen neue Farbe, der Frontzaun mit seinen Lichtern ist zusätzlich mit vielen Fähnchen geschmückt – kurz der Circus animiert mit attraktivem Erscheinungsbild zum Besuch.
Etwa seit dem Jahreswechsel dient ein neu angeschaffter kleiner Viermaster als Vorzelt. Er beherbergt den Restaurationscontainer und weitere Verkaufsstände, die allesamt liebevoll dekoriert und gestaltet sind. An den Rondellstangen hängen ausrangierte Kostüme und aus der Musikanlage tönen Drehorgelmelodien. Mit überschaubarem geringen materiellen Aufwand, viel Liebe zum Detail und Phantasie wurde Circusatmosphäre  geschaffen, werden die Erwartungen der Wartenden geschürt.

Das diesjährige Programm wird unter dem Titel „Fifty-Fifty“ präsentiert und dieser Titel steht dafür, dass zwei unterschiedlich gestaltete Programmteile geboten werden. Der erste Teil zeigt traditionellen klassischen Circus, während nach der Pause die moderne Verpackung zum Zuge kommt.
Ein kurzes Opening, Clown Mimo DiLello bläst seine Trompete, dann sehen wir Direktor Alberto Althoff mit einem Exotenzug vom Schweizer Circus Medrano in der Manege. Je zwei Kamele, Lamas und Esel zeigen ihre Lauffiguren, angeleitet von ihrem souveränen Vorführer. Als zweite Dressurnummer sind in diesem Jahr wieder die sechs hauseigenen schwarzbunten Kühe, in der vergangenen Saison waren sie in Frankreich mit Medrano unterwegs, zu sehen. Vom Chef als neue Topp-Models avisiert, drehen sie in aller Gelassenheit ihre Runden.

Clown Pepino Lagroni fungiert in erster Linie als Ablaufregisseur, treibt während des Einlasses seine Späße im Vorzelt und steuert eine Reprise zum Programm bei.
Wunderbar ins Thema „klassischer Circus“ passen die beiden Reiterdarbietungen der Donnerts. Zunächst sehen wir ihr stimmungsvolles Pas de Deux. In neuen chicen Kostümen zeigen sie ihre Posen. Die Jockey-Reiterei der Familie ist von diversen Engagements, z. B. bei Barelli, Universal Renz oder Herman Renz, bestens bekannt und verfehlt auch in diesem Rahmen ihre Wirkung aufs Publikum nicht.
Als Vertreter der klassischen Clownerie wurden Mimo und Edith Di Lello mit ihrem komischen Taxi engagiert. Die üblichen Gags des Genres werden abgearbeitet, wirklich beeindruckend ist die Technik in dieser voluminösen Spezialkarosse. Auf einem Hydraulikstempel lässt sich der Vorderwagen anheben und eine große Drehscheibe in Wagenmitte kann das Fahrzeug anheben und rotieren lassen.
In beiden Programmteilen tritt die 'Truppe Phantasie' auf. Als alte Kameraden agieren fünf Herren nach bekannten Mustern und auch das von einem 'Freiwilligen zerstörte' Schleuderbrett fehlt nicht.
Als Finalnummer ihr 'seriöser' Auftritt am Schleuderbrett. Nun sind es sechs Herren und eine junge Frau, die in modernen Outfits und zu rockiger Musik ihre Nummer in eine kleine Geschichte,  einige Herren der Truppe versuchen der jungen Frau zu imponieren, eingebettet haben. Alberto Althoffs Frau Katharzyna, sie ist die Regisseurin des Circus, hat die Nummer gestaltet, die beileibe nicht nur ob ihrer Choreographie sondern auch mit solider artistischer Leistung überzeugt.

Den zweiten, modernen Programmteil eröffnen die Diorios mit rasanten Fahrten im Globe of Speed. Die drei jungen Südamerikaner jagen auf ihren Maschinen durch die Stahlgitterkugel und arbeiten den eher selten gezeigten Trick, zu dem eine im Zentrum der Kugel stehende junge Frau dicht von zwei Fahrern umrundet wird.
Eine weitere Saison verbringt der junge niederländische Komiker Pascal in diesem Circus. Sein umfangreichster Auftritt bringt einmal mehr eine 'Filmszene' zu Gesicht.
Gleichfalls prolongiert wurde der Diabolo-Jongleur Georgio. Sein Outfit ist schrill und absolut unüblich im 'normalen' Circus. Über einer schwarzen Hose trägt er zunächst einen langen Rock im Schottenkaro. Beide Augen sind großflächig schwarz umschminkt. Der gesamte Verkauf der attraktiven Darbietung ist im „Flicflac-Stil“ angelegt. Zahlreiche Tricks des Genres werden routiniert und fehlerfrei präsentiert.

Die Gestaltung des Finales ist die Domäne von Katharzyna Althoff. Immer wieder entwickelt sie neue Choreographien, lässt das Finale zu einer eigenständigen Nummer der gesamten Truppe werden. So auch in der aktuellen Produktion. Die zahlreichen Artisten des diesjährigen Programms füllen die Manege mit einem mitreißenden Wirbel und es verlässt wirklich kein Zuschauer vorzeitig seinen Platz.
Alberto Althoff stellt seine Künstler namentlich vor, allerdings nicht wie allgemein üblich als jeweilige 'Nummer' sondern paarweise und mit ihren realen Vornamen. Ein schwungvolles, flott und straff präsentiertes Programm findet seinen Abschluss und sehr zufrieden strömen die Besucher aus dem Zelt.