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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE ALEXANDRE BOUGLIONE
Namur, 18. April 2014

www.bouglione.be
Zu Ostern führte die Tournee den Cirque Alexandre Bouglione nach Namur. Die „Esplanade de Citadelle“, der hoch über der belgischen Metropole am Oberlauf der Meuse gelegene Circusplatz, bot den ansprechenden Rahmen für das Gastspiel.
In exakter Formation war der Circus auf dem Gelände aufgebaut. Der Frontzaun, in creme und blau lackiert, ist mit blühenden Geranienpflanzen auf den Pfosten geschmückt. Ein stilvoll restaurierter Wohnwagen aus alter Zeit und die prächtige, farbenfroh gestaltete Kasse flankieren die Front. Auf der einen Platzseite sind die einheitlich lackierten und mit dem Circusnamen versehenen Transporter und  Zugmaschinen aufgefahren. Die andere Seite ist den Wohnwagen der Artisten und der Direktion vorbehalten. Die Stallungen und Freigehege der Pferde, Kamele, Lamas und Hunde sind hinter dem Chapiteau angeordnet. Zwei ältere amerikanische Trucks werden zur Zeit renoviert und sind gleichfalls auf dem Platz zu bewundern.
Die hohe, modern gestylte Kuppel des rot-weiß gestreiften Vier-Masten-Chapiteau, von achtundzwanzig mal fünfundzwanzig Metern Grundfläche, glänzt im Sonnenlicht.
Der Verkaufswagen der Circusrestauration hat seinen Platz im gemütlichen Vorzelt.
Im Chapiteau ist ein fünfreihiges Bankgradin aufgebaut. Die mit üppigem goldfarbenen Zierrat versehenen Logen sind mit gepolsterten Stühlen ausgestattet.
Den Artisteneingang schmückt ein eleganter blauer Samtvorhang und trägt die große Videowand obenauf. Zahlreiche Scheinwerfer rahmen ihn ein. Die Lichtanlage ist leistungsstark und wird virtuos in hervorragender Weise eingesetzt.
Der Besucherandrang in Belgiens größtem Circus ist an diesem Tag so enorm,  dass die Vorstellung mit einiger Verspätung im restlos gefüllten Zelt beginnt.

Die diesjährige Produktion, die unter dem Motto „Tzigane“, beginnt mit einem großen Schaubild im Zigeuner-Look. Die gesamte Truppe, inklusive der Requisiteure betritt die Manege. Es wird getanzt, gescherzt, man flaniert umher, an einem Tisch spielen drei Männer Karten, man gibt Kostproben seines Könnens und die jüngste Generation steigt mit dem Papa schon einmal auf das Rola-Brett, bzw. lässt ein paar Hula Hoop Ringe kreisen.
Die Manege leert sich und  Anouchka Bouglione tanzt mit ihren Hula Hoop Ringen auf dem Tisch. Routiniert und elegant erfolgen die ersten Tricks in der Höhe, ehe die sympathische Artistin ihre Darbietung in gewohnter Perfektion zu ebener Erde fortsetzt.
Andria Stefanescu präsentiert eine Freiheitsdressur mit vier Tigerschecken-Ponys. Gekonnt werden die verschiedenen Lauffiguren geboten und mit Barrieresprüngen findet der Auftritt seinen Abschluss.
Direkt im Anschluss bringt Nicolas Bouglione ein temperamentvolles Groß-und-Klein in die Manege. Ein Friese und ein geschecktes Pony harmonieren gut miteinander und die Aktionen werden vom Publikum immer wieder mit entzückten „Ah's“ und „Oh's“ aufgenommen. Mit einem gelungenen Steiger des Ponys klingt die Darbietung aus.
In einem weiteren Auftritt sehen wir den Juniorchef mit einer munteren Hundemeute. Sechs schwarz-weiße Energiebündel unterschiedlicher Größe tollen voller Begeisterung durch den roten Ring. Voll überschäumender Spielfreude präsentieren sie eine Vielzahl verschiedener Sprünge.
Die beiden weiteren Dressurdarbietungen werden ebenfalls von der Direktion des Hauses präsentiert. Linda Bouglione lässt in harmonischem Ablauf vier Lamas ihr Können vortragen. Mit roter Schleife am Hals und ebensolchen Manschetten an den Vorderbeinen zeigen die Tiere abwechslungsreiche Lauffiguren, liegen ab und steigen auf ein Tonneau.
Wenig später bringt Direktor Alexandre Bouglione drei prächtige Steppenkamele in den roten Ring. Mit großer Souveränität leitet der erfahrene Maestro die Trampeltiere zu den verschiedenen Figuren an.

Clown Ronny gehört seit Jahren dem Ensemble des Cirque Alexandre Bouglione an und variiert sein umfangreiches Repertoire stets aufs Neue. Er musiziert als „Zigeunerin“ auf der Geige und kündigt in einer kleinen Tanzeinlage die Pause an. Als Maler porträtiert er an Stelle einer Dame die Rose, die diese in Händen hält. Die Westernparodie, in der ein Junge aus dem Publikum mitwirkt, endet im Showdown. Der umfangreichste Auftritt verlangt nach fünf jugendlichen Mitspielern, die in Windeseile zu einer Rockband formiert werden.
Jongleur Nandor Petruska arbeitet umfangreiche Routinen mit drei, vier und fünf Keulen. Sicher und routiniert werden die Muster ausgeführt und in einer kurzen Passage hält der Artist auch sechs Keulen in der Luft. Den zweiten Teil der Darbietung bestreitet Petruska mit bis zu neun Ringen, ehe die Darbietung mit einer effektvollen Fackeljonglage ihren Höhepunkt erreicht.
Am Ringtrapez erleben wir Diana Boiachin in einem stimmigen Auftritt. Longengesichert wird eine Vielzahl attraktiver Tricks in eleganter Ausführung geboten.
Miss Nicoletta arbeitet eine weitere Luftnummer in der Kuppel des Chapiteau. Am Schwungseil brilliert die sympathische Artistin mit riskanten – longengesichert – Abfallern und kraftvoll ausgeführten Pirouetten und Balancen. Insgesamt eine temporeiche Darbietung, die die Zuschauer auf den Rängen mitfiebern lässt und in ihren Bann zieht.
Das Duo Badea präsentiert sein Können auf der freistehenden Leiter. Sicher und elegant erfolgen die Balancen und mit hohem Tempo wird die Position auf der Leiter variiert. Ebenso sind beide Partner in gemeinsamer Aktion auf dem Requisit zu erleben. Ein Salto von der Spitze der Leiter wird genauso geboten, wie ein Handstand auf dem Requisit. Die effektvolle, per Longe gesicherte, Balance auf einer sehr hohen Leiter beschließt den Auftritt.

Den unbestrittenen Höhepunkt des unterhaltsamen Programms bietet Reinaldo Monteiro mit seiner dynamischen, eleganten und risikoreichen Arbeit auf der Rola-Rola. Mit hervorragendem Verkauf präsentiert der routinierte Artist seine Spitzentricks auf dem labilen Untergrund. Scheinbar ohne die geringste Mühe erfolgen die Balancen, während das Rolabrett auf den unterschiedlichen Gegenständen ruht.  Auf einem „Seil“, dessen Gestell auf der Rola seinen Platz hat, steht der Artist absolut sicher. Schließlich türmen sich acht Rollen und Walzen zu einem Turm, dessen Höhe in etwa der Körpergröße Monteiros entspricht und auch diese Balance in extremer Höhe gelingt perfekt.
Ein ausführliches und temperamentvoll gestaltetes Finale beschließt die gelungene Show. Mit einer Flaggenparade nimmt die Choreographie ihren Beginn. Die Mitwirkenden stellen sich entlang der Piste auf und werden vom restlos begeisterten Publikum mit minutenlangem frenetischen Beifall gefeiert. Ein jeder wird namentlich vorgestellt, dann klingt die Show mit einer temperamentvollen Tanzeinlage des Ensembles allmählich aus.