Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE ALEXANDRE BOUGLIONE
Soumagne, 06. Mai 2023
https://alexandrebouglione.be/fr
Der Cirque Alexandre Bouglione, der in diesem Jahr unter der Firmierung Cirque Alexandre et Anouchka Bouglione reist, gastierte bei unserem Besuch der wallonischen Gemeinde Soumagne. In der Ortschaft in der Agglomeration von Lüttich ist der Circus für ein rund zweiwöchiges Gastspiel auf dem Festplatz, einem ehemaligen Gewerbegelände, aufgebaut.
Das große Zweimasten-Zelt, in den Hausfarben weiß und blau mit feinen goldfarbenen Applikationen, ist die Spielstätte des Circus. Die komplette Zeltkonstruktion ist erstmals auf einem Anhänger montiert, der zu einer sehr großen runden und knapp einen Meter hohen Bühne aufgeklappt wird. Beim Aufbau wird zunächst der Bühnenwagen mittels mehrerer Hydraulikstützen fixiert und ausgerichtet. Die Masten, deren unterer fix mit dem Wagen verbundenen und immer senkrecht stehender Teil ca. drei Meter misst, werden hydraulisch aufgerichtet und nun kann die lange Kuppel samt Zeltplane, die auf dem Bühnenwagen transportiert wird, gleichfalls installiert werden. Vier mächtige sehr hoch reichende Quaderpools formen schließlich die hohe und weite Kuppel des Chapiteau und lassen es im Innern beinahe als Sechsmaster erscheinen. Diese Zeltkonstruktion reduziert die Montagezeiten und die Anzahl der benötigten Mitarbeiter deutlich, wie uns erklärt wurde.
Ein Vorzelt in gleicher Optik nimmt die beiden Verkaufswagen der Circusrestauration auf und komplettiert die Chapiteau-Anlagen.
Der neue Kassenwagen sowie ein blau-weißer Zierzaun, über dem „Bouglione-Fahnen“ wehen, bilden die Front. Der Fuhrpark wurde für rationelles reisen optimiert, so dass nur wenige Transportfahrzeuge und Zugmaschinen nötig sind.
Die imposanten Wohnwagenzüge der Direktion und Artisten sind seitlich der Zelte in Reihen aufgefahren.
Im Spielzelt fällt zunächst der raumhohe, raffiniert illuminierte Artisteneingang mit dem großen, erhaben ausgeführten Namenszug ins Auge. Elegante Logen und ein fünfreihiges Bankgradin füllen den Raum rings um die Bühne.
Die letzten Minuten vor Beginn der Show gestaltet Clown Angelo Chaves mit ersten Späßen. Er scherzt mit Logenbesuchern, jongliert eine Flasche auf dem Stiel seines Besens, lässt ein „magisches Tischlein“ fliegen und initiiert einen kleinen Applauswettbewerb.
Das temperamentvolle Opening gestaltet das komplette Ensemble mit kleinen Kostproben seines Könnens.
Miss Noemi Amanda startet die Spielfolge mit ihrer Darbietung im Luftnetz. Eine gekonnt vorgetragene Abfolge genretypische Abläufe wird mit einigen riskanten Abfallern kombiniert.
Nun ist es an der Zeit, das „Monsieur Loyal“, die Rolle nimmt in gewohnt unvergleichlicher Weise weiterhin Pierre Paillé wahr, das Publikum begrüßt. Mit sonorer Stimme und äußerst wortgewaltig ist er der perfekte und elegante Repräsentant des Unternehmens.
Anouchka Bouglione präsentiert zunächst ihre attraktive Hula Hoop Darbietung. Variantenreich versteht es die sympathische Junior-Chefin die metallen glänzenden Ringe zu manipulieren. Gekonnt lässt sie diese kreisen und schließlich rotieren zwanzig Ringe um ihren Körper.
Zu Beginn des zweiten Programmteils sehen wir die versierte Artistin wieder. Nun dirigiert sie als „Laserwoman“ die grünen Lichtstrahlen im abgedunkelten Zelt.
Selena Bouglione Monteiro, siebzehnjährige Enkelin von Alexandre Bouglione, lässt in ihrer schwungvollen Antipoden Darbietung bis zu vier kleine Teppiche temporeich über ihre Hände und Füße rotieren. Die abschließenden Touren werden, sehr effektvoll im abgedunkelten Zelt, mittels LED leuchtenden Requisiten ausgeführt.
Clown Angelo Munoz ist, außer mit seinem ausführlichen „warm up“ vor der Show, weitere drei Mal zu erleben. Mit Spielfreude, Manegenpräsenz und Können verkörpert er einen sympathischen Clownstypus. Er spielt mit Popcorn im Zuschauerraum. Die „Filmszene“ ist der umfangreichste Auftritt. Zusammen mit vier Freiwilligen geht es in flottem Ablauf turbulent zur Sache. „Ein Teller und ein Ei“ heißt es in der letzten Szene und eine Wette gegen den Manegensprecher, ein hoch empor geworfenes rohes Ei auf einem Teller zu fangen, endet nicht nach den Vorstellungen des Clowns.
Bounce-Jongleur Tony Garcia tritt, ganz in schwarzem Leder, als harter Rocker in Erscheinung. Feuerstöße aus einer „Pump Gun“ stehen am Beginn des Auftritts und immer wieder schießen Flammen hoch aus zwei bereit gestellten Fässern. Drei, fünf, sieben und schließlich gar acht Bälle manipuliert der Jongleur in vielfältiger Weise.
Kevin Chaves präsentiert seine furios vorgetragene Rola-Rola Darbietung auf einer kleinen Plattform, die auf einem schweren Motorrad montiert ist. Er springt auf dem labilen Untergrund Seil, schichtet vier Skateboards zu einem Turm und balanciert auf einem Ball. Einen Salto auf der Rola sieht man nicht alle Tage. Der Höhepunkt seines Auftritts bildet die Balance auf einem Turm aus sieben Lagen unter dem Rollbrett.
Die Skating Chaves, Kevin und seine Schwester Erica, arbeiten ihre Darbietung nun, da Selena Bouglione-Monteiro in den Ablauf integriert ist, zu dritt, In hohem Tempo zeigt das Trio eine umfassende Abfolge attraktiver Tricks des Genres.
Das finale Highlight der Vorstellung ist dem Duo Noemi und John Fossett vorbehalten. An der Hängeperche zeigen die beiden eine Reihe attraktiver Tricks, die beide Partner sowohl als Porteur als auch als Voltigeur sehen. Mit einem rasanten Zahnhangwirbel, ohne Sicherung ausgeführt, erlebt der Auftritt seinen gelungenen Höhepunkt.
Der Finale folgt der seit geraumer Zeit in diesem Circus geübten und bewährten Praxis und Monsieur Paillé verabschiedet namens der Direktion sein Publikum.