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Text und Fotos Friedrich Klawiter
1. CIRCUS FESTIVAL ANTWERPEN
Antwerpen, 29. November 2014

http://circusfestival.be
Das „1. Circus Festival Antwerpen“ wurde von Impresario Emmanuele Horwood, dem Macher des Circus Festivals von Namur, initiiert. Auf einem Parkplatz am Rande der Innenstadt der flämischen Metropole, die über den drittgrößten Seehafen Europas verfügt, und nicht auf dem traditionsreichen angestammten Circusplatz in der Stadt, dem „Vlaamse Kaai“, wurde das Festival durchgeführt.
Das technische Material wurde auch für dieses Festival vom englischen Bobby Roberts Circus gestellt. Der Kassenwagen mit dem markanten rot-weißen Design und den dekorativen Leuchtelementen auf dem Dach war auch in Namur im Einsatz, genauso wie das zweimatige weiß-rote Vorzelt. Als Spielzelt wurde hier ein rotes Vier-Masten-Chapiteau, dessen Dachplane mit einem modernen gelben Spiralmuster dekoriert ist, eingesetzt. Die Materialtransporter und Mannschaftswohnwagen waren rings um das Zelt abgestellt,die Wohnwagen der Artisten im hinteren Platzbereich dicht an dicht um den Pferdestall der Familie Donnert aufgefahren.
Das mit einem Holzboden ausgelegte Vorzelt war an den Seitenwänden mit Lichtnetzen und zahlreichen großformatigen Artistenfotos dekoriert. Ein Verkaufswagen und weitere Stände boten allerlei Waren feil.
Ein elfreihiges Einzelklappsitzgradin und drei Reihen gepolsterter Logenstühle stehen für die Zuschauer im großen Chapiteau bereit. Der breite Artisteneingang aus rotem Samt bietet auf seiner Empore den beiden Musikern, K-Boards und Schlagzeug, der Band Platz. Im Halb-Playback begleiten sie die Show und sorgen für die nötigen Akzente.
Die Lichtanlage ist mit zahlreichen modernen Leuchtkörpern bestückt und an zwei Traversen, vorn und hinten zwischen den Masten, installiert.

Im Opening „trainiert“ Clown Joanes mit den Zuschauern applaudieren. Kim Kenneth lässt gemeinsam mit einem Kind aus dem Publikum einen kleinen Tisch schweben und ein Slinky sorgt mit einem kurzen Auftritt gleichfalls für Staunen. Direktor Emanuele Horwood begrüßt das Publikum, er tritt im weiteren Verlauf der Show als versierter Manegensprecher in Erscheinung, und gibt die Manege für die erste Darbietung frei.
Mit der Strapatennummer des Duo Paschenko, es ist die einzige Darbietung in der hohen Kuppel des Chapiteau, beginnt die Nummernfolge. Starke, kräftezehrende Tricks werden in erstklassiger Weise ausgeführt.
Im zweiten Programmteil präsentieren die beiden sympathischen ukrainischen Artisten ihre hervorragende Hand-auf-Hand Darbietung. Scheinbar ohne jede Anstrengung werden die anspruchsvollen Tricks gearbeitet und mit fließenden Übergängen, die spielerisch leicht wirken, werden sie verbunden.
Helena Rapolli und ihr vierbeiniger Freund Jack-Russel-Terrier "Jacky" bieten ein breites Repertoire zu dem vielerlei spielerische Komponenten und gemeinsame akrobatische Interaktion, wie z. B. Seil springen gehört. Ein „Handstand“ von Jacky auf den hochgestreckten Händen der Artistin beendet das gemeinsame Spiel.
Die beiden weiteren Darbietungen mit Tieren präsentiert die Familie Donnert. Zunächst arbeiten Emilia und Richard ihr stimmungsvoll arrangiertes Pas de Deux. Zahlreiche attraktive Hebefiguren, die dem klassischen Ballett entstammen, werden elegant auf den Rücken der beiden ruhig laufenden Kaltblüter dargeboten.
Finalnummer war die in Monte-Carlo mit einem Bronzenen Clown ausgezeichnete Jockeyreiterei der Familie Donnert. Salto neben und auf dem galoppierenden Pferd, sowie ein Rückwärts-Salto von einem zum nachfolgenden Pferd werden mit großer Sicherheit ausgeführt. Zwei-Mann-Hoch und vielfältige Sprünge auf den Rücken des kanternden Pferdes ergänzen die temperamentvolle Darbietung.


Clown Joanes ersetzte an den beiden letzten Tagen des Festivals den vertragsgemäß ausgeschiedenen Jimmy Folco. Joanes präsentierte im Rahmen der Show eine Reihe seiner bekannten exquisiten Reprisen. Die vom Sprechstallmeister konfiszierten Sprungseile, Seil springen ist hier verboten und stört den Ablauf der Show, können den Clown nicht stoppen und er überlistet den Widersacher indem seine Jacke zweckentfremdet wird. Die Jonglage von drei Boulekugeln findet nach einem Kopftreffer ein jähes Ende. Tolpatschig verstreut er den Inhalt einer Popkorntüte in die Manege und leitet so zusammen mit dem Direktor zur Pause über. Im zweiten Programmteil sehen wir zunächst eine neu ins Repertoire genommen Reprise von Joanes. Ein speziell mit einem außergewöhnlich geformten Rahmen, gebautes Fahrrad zerfällt in der Manege nacheinander in seine Einzelteile.  "Ungeschicklichkeit" beim Zusammenbau führt dazu, dass sich die Pedale in Höhe des Sattel wiederfinden, was den Clown allerdings nicht am fahren hindern kann. Ganz groß in der Präsentation ist die Reprise in der eine Pfauenfeder per Blasrohr hoch in die Luft katapultiert und dann auf der Stirn ausbalanciert wird. Im umfangreichsten Auftritt präsentiert sich Joanes gleichermaßen als versierter Artist und guter Komiker. In charmanter Weise kombiniert er Akrobatik auf der freistehenden Leiter mit Ball- Ring- und Keulenjonglagen und clownesken Elementen.

Mit seiner temperamentvollen Arbeit auf der Rola-Rola begeistert Paolo Kaiser auch in dieser Manege. Als cooler Macho reiht er die hochkarätigen Tricks aneinander - springt Seil, stapelt im Sprung mehrere Rola-Bretter unter seinen Füßen und springt von einer Rola zu einer weiteren auf einem niedrigeren Podest. Beeindruckend ist immer wieder der Rückwärtssalto von einer zu anderen Rola.
Mit der Magic-Show von Kim Kenneth geht es in die Pause. Charmant werden die verschiedenen Großillusionen vom dänischen Magier und seiner sympathischen Partnerin Jessica Caveagna dargeboten. Als weitere Assistentinnen wirken hier Elena Rapolli und Emilia Donnert mit.
Mit Maria Bizzaros Säbelbalancen beginnt der zweite Programmteil. Gekonnt präsentiert die sympathische Artistin ihr Können. Ein auf der Spitze eines Munddolches ruhendes Schwert samt Feuerkelch obenauf wird zum Höhepunkt der Darbietung hoch auf der Leiter ausbalanciert.


Die Tempojongleure par excellence Elena und Antonin Rapolli beweisen ihre Geschicklichkeit mit Keulen in zahlreichen Routinen und Pasings, die solo und zu zweit sicher und routiniert gearbeitet werden. In der folgenden Passage demonstriert Antonin Rapolli eine umfangreiche Sequenz mit bis zu fünf Fußbällen. Abschließend jonglieren die beiden im Zwei-Mann-Hoch mit Keulen, wobei Elena auf dem Kopf des Partners steht.
Robert Lagroni präsentiert seine vielen verschiedenen Handstände auf einem Gestell, dessen Plattform sich anheben und senken lässt. Ein „Schrägaufzug“ befördert den im Handstand verharrenden athletischen Artisten hinauf zum Arbeitsplatz. Der Aufbau zweier Klötzchentürme mit anschließendem Sturz kommt beim Publikum besonders gut an.
Zum kurzen, den üblichen Abläufen folgenden Finale werden die Artisten aus einer großen Fluchtkiste von Kim Kenneth „hervor gezaubert“. Auch Sinterklaas erscheint in der Manege, bittet um eine Spende für die „Alsheimer Gesellschaft Belgiens“ und verspricht den Kindern eine kleine Süßigkeit, die sie im Vorzelt erhalten. Die Artisten verlassen die Manege nach vorn und bilden im Foyer ein Spalier, durch das die Besucher den Heimweg antreten.