Text Friedrich Klawiter |
Wintercircus Apeldoorn Apeldoorn, 27. Dezember 2006 |
Circus zur Weihnachtszeit hat in den Niederlanden eine längere Tradition als hierzulande. Viele Veranstaltungen waren schon etabliert, als bei uns nur wenige Angebote existierten. Inzwischen ist auch bei unseren Nachbarn die Anzahl der Weihnachtscircusse weiter angestiegen und in so gut wie allen Städten gibt es Circus in der Zeit des Jahreswechsels. In Apeldoorn hat sich Wim Zomer, der Schauspieler ist in seiner Heimat durch die holländische Version der Serie GZSZ bekannt, zusammen mit seinem Partner Jeroen Harleman seinen Traum vom eigenen Circus erfüllt und präsentiert nun seine 13. Produktion. Zu finden ist der “Wintercircus Apeldoorn” im Vision Park, einem Gewerbegebiet am Rande der Stadt. Im Seitenweg einer Nebenstraße ist der Circus auf einem Parkplatz, für Ortsunkundige nicht ganz leicht aufspürbar, aufgebaut. Die französische Circusfamilie Micheletty stellt seit Jahren das gesamte technische Material. Die rotweißen Zeltanlagen und der nostalgische Frontzaun mit seinen Lichtbögen wirken einladend. Eine alte Circusorgel lockt mit ihren Melodien und der recht eigenwillig gestylte Kassenwagen komplettiert die Fassade. Die Einrichtung des Vorzeltes beschränkt sich auf das Notwendigste und auch die Weihnachtsdekoration fällt eher karg aus. Nach dem eher nüchternen Eingangszelt wirkt das Innere des Chapiteaus um so prächtiger. Ein großer rot/goldener plüschiger Artisteneingang fängt den Blick ein und harmoniert hervorragend mit den ebenfalls nostalgisch gestalteten und viel Schnitzwerk verzierten Logen. Die Gradinreihen steigen steil an und sind zur Hälfte mit Schalensitzen bestückt. Eine, wie fast immer in französischen Circussen vorhanden, herausragende Lichtanlage zaubert schon während des Einlasses Atmosphäre ins Rund des Chapiteaus. Direktor Wim Zomer übernimmt den Part des Sprechstallmeisters und begrüßt sein Publikum im restlos ausverkauften Zelt. Ein kurzes Charivari leitet über zu Magier “the Great Frantelini”. Er arbeitet seine Nummer “auf komisch”. Im zweiten Programmteil erleben wir ihn als Mitglied der holländischen “Shepperds” Clowns, die unter Mitwirkung von Wim Zomer das Bienchenentree gekonnt präsentieren. Anastasia, aus der Voladas-Truppe, mit einem modern choreographierten Handstand-Act und die Pudel von Doinitza folgen. Aus Moskau kommt die dreiköpfige Panovy-Familiy.Sie begeistern mit ihren Antipodenspielen, in die auch ein Fahrrad, mit aufmontierter Trinka, einbezogen wird. Aydin Israfilov, im abgelaufenen Jahr bei Arlette Gruss zu erleben, mit seinen beiden jonglierenden Affen ist das Gesprächsthema in der Pause. Die Voladas tanzen zu Beginn des zweiten Teils um und unter ihren Reckstangen und entfachen einen furiosen Wirbel. Ihr Auftritt ist unterhaltsamer, als die mitunter sterile “Sportschau” anderer Reckartisten. Vladimir Saveljev , Gewinner des Publikums- und GCD-Preises in Wiesbaden, begeistert auch hier das Publikum. David Micheletty mit einem Sechserzug Araber-Schimmel ist dieses Mal einziger Vertreter der Familie in der Show. Höhepunkte des Programms sind die beiden Auftritte der Carrillos. Im ersten Programmteil sorgen Tatjana und Pedro Carrillo mit waghalsiger und ungesicherter Trickfolge für gehörigen Nervenkitzel. Als Trio begeistern sie auf dem Hochseil mit ihrer ausgefeilten Trickfolge, die absolut souverän präsentiert wird. Ein gut inszeniertes Finale stellt nochmals alle Mitwirkende vor. Insgesamt ein stimmiges gelungenes Programm guter Nummern, ohne Füller und Längen dargeboten, in dem einige herausragende Auftritte für die Glanzlichter sorgen. Die ansprechende Gestaltung des Inneren in Verbindung mit der hervorragenden Lichtregie verfehlt ihre Wirkung nicht und lässt den einzigen Kritikpunkt, Musik aus der Konserve, in den Hintergrund treten Die Zuschauer sitzen direkt an der kleinen Manege, sind dicht am Geschehen und es springt sofort der berühmte, oft zitierte Funke über. |
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