Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS ARENA
Marburg, 05. April 2025
www.circus-arena.com


Einen hervorragenden Anblick bot der Circus Arena in Marburg. Das große Unternehmen der Familie Markus Frank besticht nicht nur mit herausragender Optik, man überzeugt zudem mit einem leistungsstarken und temperamentvoll Programm. Mit großem Können, sehr viel Herzblut und unermüdlichem Fleiß versteht es die Familie Frank ausgezeichnet ihr zahlreich erschienenes Publikum zu begeistern.
Das hohe Vier-Masten Chapiteau beherrscht den Festplatz in Marburg. Sein elegantes rot-weißes Streifendekor leuchtet im Sonnenlicht und die feinen blauen Applikationen verleihen den Konturen des prächtigen Zeltbaus Struktur. Acht extrem hohe Quaderpools geben der mächtigen Kuppel, über der die Fahnen des Circus wehen, Volumen.
Die eindrucksvolle Front des Circus lädt zum Besuch des Unternehmens ein. Zwei hervorragend gestaltete Wagen, mit schwungvoll geschweiften Fassaden und gekonnt gemalten Circusmotiven, rahmen das Eingangsportal, das in großen illuminierten Lettern den Namenszug des Circus trägt. Ein edler Zierzaun komplettiert das Arrangement, zu dem auch der exzellent gestaltete, seitlich platzierte große Kassenwagen gehört. Dieser bildet einen besonderen Blickfang. Die Flächen seitlich der Kassenschalter sind in vorzüglicher Weise in Airbrushtechnik mit den Konterfeis der Direktionsfamilie bemalt und die goldenen Säulen, die das weit herausragende Vordach tragen funkeln im Schein unzähliger Lichter.
Die mächtigen, in königsblauem Lack funkelnden Zugmaschinen sind in einer langen Reihe vor dem Chapiteau aufgefahren und der umfangreiche und sehr gepflegte Fuhrpark wurde entlang der Seiten des Geländes aufgefahren. Im rückwärtigen Bereich haben die Ställe und Freigehege der Circustiere ihren Platz.
Beherrschendes Element im Zeltinnern ist der prächtige, bis hoch in die Kuppel reichende Artisteneingang aus rotem Samt. Vielseitige goldfarbene Stickerei und Bordüren strukturieren die elegante Konstruktion und viel integriertes Licht setzt es ideal in Szene. Auf einer vorgebauten hoch gelegenen Empore hat die Ein-Personen-Band (Schlagzeug) ihren Platz.
Der Verkaufswagen der Circusrestauration fand seinen Platz im Hauptzelt.
Den übrigen Raum um die Manege nehmen die Logen und ein sehr steil ansteigendes siebenreihiges Schalensitzgradin ein. Besonderen Komfort – und in manchen Zelten während des Einlasses schmerzlich vermisst – bieten die mittels LED beleuchteten Treppenstufen.
Ein gut abgestimmtes Lichtdesign und hervorragend ausgewählte Begleitmusiken setzen die temporeich und ohne Längen inszenierte Show hervorragend in Szene.
Mit einer temperamentvollen Choreographie des hauseigenen Balletts startet die Show in idealer Weise. Juniorchef Gitano Frank übernimmt neben seinen vielseitigen Auftritten auch die Aufgaben des Sprechstallmeisters und heißt sein Publikum „herzlich willkommen“. Als zweiter Manegensprecher ist der Senior des Hauses, Georg – Ehe - Frank, zu erleben, der dieser Aufgabe mit Hingabe und viel Charme nachkommt. Er versteht es ausgezeichnet dem Publikum vielseitige Informationen zu vermitteln und seine große Familie vorzustellen.
Mit einem ersten Auftritt in der hohen Kuppel des Chapiteau nimmt die Spielfolge ihren Lauf. Angelina Frank und Angela Lauenburger agieren gemeinsam an einem Kronleuchter. Die beiden jungen Frau bieten in charmanter Weise eine Reihe attraktiver Abläufe. Gekonnt werden die unterschiedlichen Posen eingenommen und risikoreiche Aktionen – etwa ein Abfaller in die Arme der Partnerin – bieten Nervenkitzel.
Beide Damen sind zudem solo in harmonischen Luft-Darbietungen zu erleben. Miss Angelina zeigt ihr Können an weißen Strapatentüchern. Vielseitige Haltefiguren wechseln mit weiten Flügen und mit risikoreichen Abfallern lässt die sympathische Artistin den Adrenalinspiegel des Publikums steigen.
Angela Lauenburger beeindruckt mit einer umfassenden Trickfolge im Luftnetz. Die vielseitigen Abläufe werden gekonnt und elegant gearbeitet und ein eindrucksvoller Nackenhang krönt den Auftritt.
Der kubanische Artist Ariel ist mit zwei Darbietungen zu erleben. Zunächst sehen wir seine kraftvolle Arbeit am Chinesischen Mast. In sehr guter Ausführung werden vielseitige Abläufe des Genres gezeigt und eine Reihe gekonnter Handstände auf der Mastspitze runden den Auftritt ab.
Im zweiten Programmteil präsentiert er sein Können an den Strapaten. Weite Flüge und kräftezehrende Haltefiguren prägen diese gekonnt ausgeführte Darbietung.
Selbstverständlich präsentiert der Circus Arena in seinem traditionell orientierten und höchst unterhaltsamen Programm auch mehrere Darbietungen mit Tieren.
Nachwuchstierlehrer Giordano Frank, er ist der jüngere Sohn von Gitano Frank, präsentiert sechs muntere Tigerscheck Ponys. Selbständig und höchst versiert lässt der vielleicht zehnjährige Junge die vielseitigen Lauffiguren ausführen und mit Barrieresrpüngen findet der Auftritt seinen gelungenen Abschluss.
Sein Bruder Santino leitet eine verspielte Hundemeute zu ihren Aktionen an. In einem farbenfroh dekorierten „Circuswagen“ gelangen die Vierbeiner in die Manege und beweisen in allerlei Variationen ihr Sprungvermögen. Auch Roller und „Taxi“ fahren gehört zum Repertoire.
Mit einer orientalisch inspirierten Choreographie entwickelt das Ballett die notwendige Atmosphäre und stimmt auf den großen Exotenzug von Gitano Frank ein. Vier prächtige, mit Schabracken im Zebra-Look dekoriert, Steppenkamele bieten eine Reihe attraktiver Lauffiguren. Dann kommen sieben Rinder verschiedener Rassen, die besonders mit ihren gewaltigen Hörnern beeindrucken, hinzu und schließlich ergänzen vier Esel die Formation.
Die „Cavallerie“ des Hauses wird ebenfalls vom Ballett, nun als Gipsy-Phantasie, eingeleitet. Vier feurige Araberhengste beherrschen ein breites Repertoire anspruchsvoller Lauffiguren, die unter der ruhigen und eleganten Peitschenführung von Gitano Frank harmonisch in exzellenter Weise ausgeführt werden. Eine Reihe bestens gelungener Steiger bildet den idealen Abschluss der Vorführung.
Clown Emilio ist mit einigen Reprisen zu erleben. Zunächst genügt ihm der Auftrittsapplaus nicht und als er nach mehreren Anläufen einverstanden ist, interagiert er in bestens bekannter Weise mit dem Publikum und verteilt Popcorn. Wenig später initiiert er mit fünf Mitspielern einen fulminanten Boxkampf. Selbstverständlich geht der Clown ko und der Mitspieler aus dem Auditorium darf sich als Sieger feiern lassen. Auch im letzten Auftritt rekrutiert er einen Mitspieler aus dem Gradin. Nachdem beide Akteure variantenreich mit imaginären Revolvern „jongliert“ haben kommt es zum Duell.
Einen weiteren humorvollen Auftritt bietet Marcello Frank auf Trampolin und Sprungturm.
Feine Trampolin-Akrobatik, wilde Kaskaden und stimmige Slapstick-Komik kombiniert der zweite Sohn von Markus Frank zu einer mitreißenden Melange, die auf den Rängen bestens ankommt.
Eine fulminante Flaschenstuhl-Darbietung arbeitet Gitano Frank. Auf einem mehr als zwei Meter hohen Sockel, der dem Unterteil des Pariser Eiffelturms nachempfunden ist ruhen vier dickbauchige Flaschen. Auf diesen baut er nach und nach einen labilen Turm aus Stühlen auf und arbeitet sich mit erstklassigen Handständen in die Höhe. Hoch in der Kuppel angekommen schwankt der Turm deutlich, doch auch dieser Handstand gelingt perfekt.
Die „Gebrüder Arena“, Gitano und Marcello Frank, performen die Finalnummer auf dem Todesrad. In hohem Tempo rotiert das mächtige Requisit und mit effektvoller Ausleuchtung sowie Seniorchef Georg Frank am Mikrofon wird der angemessene Rahmen für diesen Auftritt geschaffen. Zahlreiche Aktionen in und auf dem Rad steigern die Spannung auf den Rängen und Erleichterung macht sich breit, wenn die beiden verwegenen Artisten wieder wohlbehalten in der Manege stehen.
Nahtlos schließt sich das große Finale an, in dem alle Mitwirkenden noch einmal vom Familienoberhaupt vorgestellt werden. Frenetischer Applaus des restlos begeisterten und zahlreich erschienen Publikums hält die Akteure lange in der Manege.
Immer wieder versteht es die Familie Frank eindrucksvoll mit einem traditionellen Circusprogramm, das mit Können und Herz dargeboten wird, ihr Publikum zu begeistern.