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Text und Fotos Friedrich Klawiter
MOSKAUER WEIHNACHTSCIRCUS AUGSBURG
Augsburg, 30. Dezember 2018

www.moskauer-circus.com
Zum fünfjährigen Weihnachtscircus-Jubiläum in Augsburg bot die Familie von Nando Frank mit ihrem Moskauer Circus eine großartige Veranstaltung auf höchstem Niveau. Ein herausragendes, großes, traditionelles Circusprogramm mit Raubtieren und Elefanten, internationalen Artisten auf hohem Niveau und erstklassiger Clownerie begeisterte auf ganzer Linie und ließ die Massen in den Circus strömen.
Das erstklassige Material des prächtigen Circus füllt das Gelände am Riedinger Park restlos aus. Einladend strahlen die Zeltpaläste in rot und weiß hinter der aufwändig gestalteten, einladenden Fassade. Einige wenige Fahrzeuge stehen auf dem Gelände und der weitere Raum steht der großzügigen Raubtieranlage und den Stallungen zur Verfügung. Das Gros der Transportfahrzeuge und Zugmaschinen ist andernorts abgestellt.
Auch die dekorativ mit Circus-Motiven und den Türmen der Moskauer Basilius-Kathedrale bemalten Frontwagen konnten aufgrund der sehr beengten Platzverhältnisse nicht aufgestellt werden.
Im weihnachtlich geschmückten Vorzelt ist die Circusrestauration in zahlreichen Ständen untergebracht und auf dem roten Teppich stehende Sitzgelegenheiten laden zum verweilen ein.
Das zu Saisonbeginn neu angeschaffte Schalensitzgradin füllt den weiten Raum und die leicht erhöhten, mit einem Holzboden versehenen Logen sind mit eleganten Posterstühlen ausgestattet.
Der dreigliedrige Artisteneingang aus rotem Samt bietet in seinem Mittelteil dem ausgezeichnet und druckvoll mit einem rockigen Sound aufspielenden Orchester Platz.
Die Lichtanlage wurde mit zahlreichen modernen Beleuchtungskörpern erweitert und wird höchst virtuos eingesetzt.

Die vier Tänzerinnen des ukrainischen Balletts, in charmanten Weihnachtsfrau-Kostümen, und Sängerin Elena, sie war vorletzte Saison im Zirkus Charles Knie zu erleben, gestalten das schwungvolle Opening.
Direktor Nando Frank begrüßt sein Publikum im ausverkauften weiten Rund. Als äußerst angenehmer und eloquenter Manegensprecher rückt er seine Artisten mit sonorer Stimme ins rechte Licht.
Mit dem temperamentvoll vorgetragenen Act der „Tonito Family“ auf dem dreifachen Drahtseil gelingt der Einstieg in die Show perfekt. Auf den strahlenförmig nach vorn auseinanderlaufenden Seilen bieten Thalia, Salvi und Kevin vielfältige Evolutionen. Die abwechslungsreichen Schrittfolgen, Sprünge und Balancen münden in einen Sprung durch einen mit Messern gespickten Reifen von Kevin und einen Thalia springt durch einen Feuerreifen. Rückwärtssaltos von Salvi und Thalia sind die Höhepunkte des Auftritts.
Einen weiteren fulminanten Act bietet die „Tonito Family“ vor der Pause auf dem Trampolin. Zu acht präsentieren sie ein vielfältiges Repertoire verschiedenster Salto- und Schraubenkombinationen in exzellenter Ausführung. Ein Fangstuhl mit Fänger, am Kopfende des Requisits in mehreren Metern Höhe montiert, erweitert die Variationsmöglichkeiten. Ein erstklassig ausgeführtes Drei-Mann-Hoch, ohne Vorteil, und ein elegant ausgeführter dreifacher Salto sind die Höhepunkte der Darbietung.
Olexander Mak arbeitet seine beeindruckende Trickfolge an den Strapaten. Ungeheuer kraftvoll präsentiert der junge Mann eine umfangreiche Abfolge attraktiver Tricks und weite, lange Flüge füllen den Luftraum.
Einen weiteren Luftact im ersten Programmteil bietet Veronica Navas auf dem Washington-Trapez. Gekonnt führt die anmutige junge Frau ihre Balancen im Kopfstand im weiten Schwung aus.

Yuri und Taras kommen aus Moskau und sind typische Vertreter der russischen Clownsschule. Sie sind mit einigen individuellen Auftritten zu erleben und Gestik, Bewegungsabläufe und Reprisenaufbau lassen die erstklassige Ausbildung erkennen. Der Kampf um den einzigen Stuhl steht im Mittelpunkt ihres ersten Auftritts. Wenig später entdecken die beiden völlig neue Arten des Hula Hoop. „Sie liebt mich – sie liebt mich nicht“ heißt es wenig später und als die „Blütenblätter“ einer riesigen Kunstpflanze nicht ausreichen die Frage zu klären setzen die beiden Clowns das Spiel mit ihrer Kleidung fort. Das „reinigen“ der Manege läuft ein wenig aus dem Ruder und in letzten Reprise bittet Yuri zwei Zuschauer zur gemeinsamen „Autofahrt“ in die Manege. Streng wacht der Clown, das der Mitfahrer der angebeteten nicht zu nahe kommt. Nach einer „Motorpanne“ erscheint Taras mit seinem imaginären Motorrad auf der Szene und der Auftritt erhält eine völlig neue Facette.
Darüber hinaus ist Taras mit seiner Partnerin mit Macic zu erleben. Die flott ablaufende Nummer bietet neben Quick Change auch eine Reihe traditioneller Zaubertricks.

Das „Duo Madison“ begeistert mit seiner trickstarken Antipoden-Darbietung. Nach schnellem Beginn mit einer Rolle werden bis zu fünf Basketbälle variantenreich jongliert und schließlich ein Ball über ein treppenartiges Gestell mehrere Etagen hoch in einen Korb bugsiert. Die zweite Partnerin lässt kleine Teppiche geschickt über Hände und Füße wandern. Zum Höhepunkt des Auftritts sehen wir einen Schulterstand einer Akteurin auf den Füßen der auf der Trinka liegenden Partnerin während insgesamt fünf Teppiche auf ihren Extremitäten rotieren.
Melanie Alvarez versteht es ausgezeichnet, sich mit ihrem temperamentvollen Hula Hoop Act in Szene zu setzen. In erstklassiger Weise und spielerisch leicht wirkend präsentiert die charmante junge Artistin das Spiel mit den rotierenden Reifen.
Für atemlose Spannung sorgt Leo Navas mit seinem spektakulären Deckenlauf. Sich nur mit den Füßen in Seilschlaufen haltend quert er die Zeltkuppel. Ein weiteres Mal legt er den Weg mit verbundenen Augen zurück. Ein wagemutiger Sprung von einem zu anderen Trapez bringt den Artisten jeweils zum Ausgangspunkt seiner Exkursionen zurück.

Vier ausgezeichnete Tier-Darbietungen komplettieren das hervorragende Programm des Moskauer Circus.
Nach der Pause präsentiert Carmen Zander souverän ihre in Monte-Carlo mit Preisen ausgezeichnete Tigerdressur. Perfekt arbeiteten die sechs prachtvollen Raubkatzen ihr höchst umfangreiches, variantenreiches und attraktives Repertoire. Pyramide, Hochsitzer, Rollover, Teppich, Balkenlauf und Rückwärtssteiger wechseln sich mit vielfältigen Sprungvarianten - durch zwei Handreifen, über zwei hochsitzenden Tiger, über die Dompteuse hinweg, über drei Tiere und über die am Platz sitzenden vier Tiger - ab. Fleischabnahme von einem kleinen Mundstabund direkt aus der Hand sowie ein Tigerkuss sind Elemente, die das enge und vertrauensvolle Verhältnis der Tigerlady und ihrer Lieblinge eindrucksvoll belegen. Der Ritt auf einem Tiger mit zwei seitlich hochsitzenden weiteren Tieren bietet ein eindrucksvolles Bild. Mit einem effektvollen Hochsitzer auf einer drehenden Spiegelkugel findet der umfangreiche Ablauf seinen idealen Abschluss.
In einem abwechslungsreichen und flotten Ablauf präsentiert Gerhard Frank drei Steppenkamele, die mit außerordentlich prächtigen Schabracken dekoriert sind, zusammen mit vier Eseln. Flott und gekonnt erfolgen die Aktionen unter der souveränen Peitschenführung des erfahrenen Vorführers.
Gekonnt reiten die Zwillingsschwestern Noelia und Natalia Gonzalez vom spanischen Gran Circo Mundial eine erstklassige doppelte Hohe Schule im spanischen Stil.
Zum Abschluss der Spielfolge präsentieren die beiden jungen Frauen die drei asiatischen Elefanten des Circo Mundial in einem tiergerechten und variantenreichen Ablauf. Aktionen auf Tonneaus, Hochsitzer, abliegen und anderes mehr werden von den mächtigen Rüsseltieren bereitwillig ausgeführt. Mit einem perfekten Spagat zwischen den Elefantenköpfen findet der Auftritt seinen gelungenen Höhepunkt.
Das große, fröhliche Finale vereint die Mitwirkenden in der Manege und Direktor Nando Frank stellt seine Artisten noch einmal vor. Mit einer flotten Choreographie verabschiedet sich das Ensemble vom begeisterten und stehend applaudierenden Publikum. Die Clowns verharren noch in der Manege, als sich eine kleine Fee hinzu gesellt und gemeinsam verabschieden sie die Besucher, die sich auch nach gut drei Stunden Programmdauer nur zögerlich von ihren Plätzen erheben.