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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS GEBR. BARELLI
Frankfurt, 08. Mai 2024

www.gebrueder-barelli.de
Circus Gebrüder Barelli - das Circus-Ereignis 2024.
Den „schönsten Circus des Universums“ erschaffen zu wollen war das große Vorhaben von Timmy Barelli in den letzten Jahren und nun, da das Werk vollbracht ist, kann man der Familie Spindler-Barelli nur gratulieren zu ihrem neuen, großen, prachtvollen und eleganten Geschäft, mit der die Rückkehr zu einstigem Glanz gelungen ist. Circus Barelli ist on the top.

Frankfurt am Main wurde als Premierenstadt auserkoren und auf dem Festplatz am Ratsweg präsentierte man sich, bei unserem Besuch am Vorabend des Himmelfahrttages, in vorzüglicher Weise.
In unzähligen Arbeitsstunden hat Timmy Barelli mit seiner Hände Arbeit, mit Fleiß, unermüdlichem Einsatz und großem handwerklichen Können in den letzten drei Jahren alten Circus-Fahrzeugen neues Leben eingehaucht und das neue Material für seinen Circus erschaffen. Dabei konnte er sich stets auf die rückhaltlose Unterstützung durch die Familie verlassen.
Die eindrucksvolle Front des Circus macht neugierig, hat Charme und verheißt Großes. Ein aufwändig ausgeführter, reich verzierter und viele Meter langer Stakettzaun flankiert das Eingangsportal. Die Lichterbögen und Messingkandelaber an hohen schlanken Säulen setzen die Front mit tausenden in warmen Licht erstrahlenden LED-Birnen perfekt in Szene.
Der Kassenwagen, ein perfekt restaurierter Oberlichtwagen mit vier klassischen Kassenschalter, komplettiert das Arrangement.
Das „einzige rollende Circusmuseum“ das der Circus Gebrüder Barelli mitführt bietet bereits einen hohen Schauwert vor dem eintreten in die Zeltstadt. In langer Reihe sind historische Circuswagen an der Vorderseite des Platzes aufgefahren. Besonders fallen der „Bürowagen“, dessen Decke mit einem Bild-Motiv aus der Sixtinischen Kapelle geschmückt ist,und die „Circusschneiderei“ - beide mit authentischen Einrichtungen – ins Auge. Detailverliebt und exzellent restauriert gibt es von den Rädern – die Schneiderei ist Vollgummi bereift – bis hin zu den eingeätzten Dekoren der Fenster für den Kenner sehr viel zu entdecken.
Vier Vintage Mercedes und Magirus Zugmaschinen bilden die Betriebsfeuerwehr und Werbe-Lkws. Diese sowie ein Hanomag-Schlepper sind im Eingangsbereich platziert und bilden das Herzstück der Fahrzeugsammlung. Weitere Exponate fanden im Vorzelt ihren Platz. Ein romantischer Caféwagen wartet im Quartier noch auf seinen Einsatz.
Glanz und Pracht des historischen Fuhrparks lassen die erstklassig gestalteten „modernen“ Fahrzeuge fast in den Hintergrund treten. Die wuchtigen Scania-Zugmaschinen glänzen in frischem roten Lack und sind mit dem Circusnamen beschriftet, genau wie die lange Reihe der Schiebeplanen-Sattelauflieger. Die weiteren Transportfahrzeuge leuchten in den Barelli Hausfarben rot und weiß.
Leider konnten die neuen Zeltanlagen nicht rechtzeitig aus Italien angeliefert werden, so dass man im Hause Barelli gerne das Hilfe-Angebot des Circus Barnum von Markus Kaiser annahm und dessen großes Chapiteau, das nur für den Weihnachtscircus in Nürnberg eingesetzt wird, auslieh.
Warme Rottöne und ein angenehmes Ambiente schaffen im Vorzelt eine Atmosphäre, die die Besucher gerne dort verweilen lässt. Die Seitenwände sind mit roten Stoffbahnen dekoriert und überlebensgroße Portraits der Direktionsfamilie sind dazwischen platziert. Den zentralen Platz nimmt dabei eine Abbildung der unvergessenen Rolina Spindler-Barelli mit ihren Freiheitspferden ein. Dekorative Verkaufsstände, mit einem vielseitigen Angebot nehmen die rechte  Seite ein. Eine zur Popcorn-Station umgebaute Kutsche komplettiert diesen Bereich. Die andere Zeltseite teilt sich in eine gemütliche Café-Ecke und einen weiteren Museumsbereich mit verschiedenen Exponaten.
Den Blickfang im Spielzelt bildet der bestens bekannte überaus prächtige Barelli Artisteneingang, der dem erstklassig aufspielenden achtköpfigen Orchester einen adäquaten Rahmen bietet.
Ein großes Schalensitzgradin und elegante Logen füllen den weiten Raum.
Die hervorragend bestückte Beleuchtungsanlage, mit der die Show gekonnt in Szene gesetzt wird, ist zu größten Teilen an einer sternförmigen Konstruktion in der Kuppel montiert. Das erstklassige achtköpfige Orchester bietet mit seinem hervorragenden volltönenden Sound den perfekten Rahmen für die Show.

Das Barelli-Luftschiff, hier nimmt man das aktuelle Werbemotiv auf, schwebt durch den Raum und eine Stimme aus dem Off erzählt von Timmys Traum, der schon als ganz kleiner Junge wusste, das er sich eines Tages seinen Circus ganz nach seinen Vorstellungen bauen werde. Die Brüder Timmy und Franz Barelli treten in den roten Ring ihr Publikum zu begrüßen, dann richtet Direktor Harry "Eschi" Spindler-Barelli das Wort an die Anwesenden und nach einigen Umarmungen verlässt das Triumphirat die Manege und die Show nimmt ihren Lauf.
Mit einem Highlight, den vier Herren der Truppe Gerlings auf dem Hochseil, macht man gleich zu Beginn mächtig Dampf und die Stimmung im bestens gefüllten weiten Rund kocht sogleich hoch. Sie absolvieren eine umfassende Folge hochkarätiger Tricks – u.a. Bocksprung, Sprung über zwei Partner, Seil springen, doppeltes Fahrrad fahren, Zwei-Mann-Hoch mit Absprung aufs Seil, Dreier Pyramide mit freiem Stand auf einem Stuhl – in absoluter Bestform.

Selbstverständlich ist auch die Familie Spindler-Barelli prominent in der Manege zu erleben. Harry Barelli führt in seiner unerreichten Art durchs Programm. Zudem bringt er den prächtigen andalusischen Hengst „Zorro“ in die Manege, der mit Spanischem Tritt, tiefen durchstecken des Kopfes zwischen den Vorderhufen und exzellenten Steigern aufwartet. In einem weiteren Act mit Tieren präsentiert Ramona Barelli vier Kamele. Die Trampeltiere, sie tragen schimmernde Schabracken beherrschen ihr Repertoire ansprechender Lauffiguren sicher.
Franz Barelli präsentiert ein harmonisches Groß-und-Klein, bei dem Friesenhengst „Kenzo“ an diesem Abend sein Manegendebut souverän meistert.
Ashley Barelli hat ihre temperamentvoll vorgetragene Hula Hoop Darbietung neu arrangiert. Den Großteil ihrer fulminanten Aktionen erfolgen auf einem flachen, mit zahlreichen Leuchten versehenen Postament.
Bounce-Jongleur Francesco Barelli begeistert vor der Pause die Besucher. Der Dreizehnjährige verfügt über eine große Portion Showmanship und präsentiert seine variantenreichen Routinen mit cooler Attitüde. Bis zu sieben Bällen beherrscht der Nachwuchsartist sehr sicher und gekonnt, jongliert diese sowohl „nach oben“, als auch auf einem Piedestal und eine Treppe hinunter.
Selbstverständlich lässt es sich Timmy Barelli nicht nehmen sein Publikum mit seiner Clownerie zu erfreuen und mit seinen Späßen zu unterhalten. „Haben Sie eine Eintrittskarte“ lautet denn im ersten Auftritt die an ihn gerichtete Frage, die in allerlei Wortwitz mündet. Auf eine Jonglage mit drei Schirmen folgt sein Auftritt als „großartiger Magier“. Schließlich erleben wir im zweiten Programmteil wieder einmal seine charmante Version der „Opera“.

Einen erstklassigen Auftritt absolviert Anastacia Jidkova am Washington-Trapez. Die Balancen unter der Kuppel, großenteils im freien Kopfstand, erfolgen mit großer Sicherheit in sehr guter Ausführung.
Die Hand-auf Hand Trickfolge des Duo Mirak wird in tänzerischem Stil gearbeitet.
Der junge Seiltänzer Joaquim Zuniga aus Spanien bietet eine elegante und mitreißende Kür. Im klassischen Torerokostüm zeigt er in einem temperamentvollen Ablauf eine Vielzahl Schrittfolgen und verschiedenste gelungene Sprünge und schließlich gipfelt der Auftritt in einem gelungenen Rückwärtssalto.
Einen mitreißenden fließenden Handstand-Act bietet Samuele Manfredini. Die vielseitigen und attraktiven Handstand-Figuren werden, als Begleitmusik wurde "Purple Raain" gewählt, mit höchst geschmeidig vorgetragenen, eleganten Bewegungen zu einer harmonischen Choreographie verschmolzen.

Der zweite Programmteil startet mit den Flying Zuniga am Flugtrapez. Zu fünft zeigt die Truppe einen formidablen Act der Luftartistik. Die vielseitigen Flüge erfolgen werden allesamt sicher im ersten Versuch vom Porteur gefangen. Höhepunkt der Darbietung sind ein elegant ausgeführter dreifacher Salto und eine gelungene Passage.
Den Höhepunkt und Abschluss dieser mitreißenden Show bietet das Duo Guilherme Sepuveda mit seiner Armbrustschützen Darbietung. In rasanter Abfolge erfolgen die vielen verschiedenen Schussvarianten, die allesamt perfekt gezielt sind. Für Verblüffung sorgt ein treffsicherer Schuss mit verbundenen Augen rückwärts über die Schulter. Der perfekt ausgeführte „Tell Schuss“ - mit einem ersten Schuss aus seiner Armbrust löst der sympathische Artist die Kaskade weiterer fünf Schüsse aus und der letzte Pfeil trifft sicher den Apfel über seinem Kopf – findet der mitreißende Act seinen Höhepunkt.
Das große Finale vereint das komplett in rot gekleidete Ensemble noch einmal in der Manege. Die Direktion verabschiedet ein überaus zufriedengestelltes Publikum, das mit minutenlangem rhythmischen klatschen und Standing Ovations seiner Begeisterung Ausdruck verleiht.
Der Circus Gebr. Barelli ist mit seinem Restart, von null auf hundert, zu alter Größe und zu altem Glanz zurückgekehrt und begeistert auf ganzer Linie. Ein erstklassiges äußeres Erscheinungsbild, gepaart mit viel Atmosphäre und feinem Ambiente in den Zeltanlagen bieten dem guten und mitreißend inszenierten Programm den passenden Rahmen.
Wünschen wir alle dem neuen, großen und prächtigen Circus in diesen unruhigen Zeiten den wohlverdienten Erfolg für eine große Zukunft.