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Text  Friedrich Klawiter, Fotos GL 4 + Friedrich Klawiter 14
CIRCUS BELLY-WIEN
Heerlen, 23. April 2011

www.bellywien.nl
Erstklassig – anders kann man das Erscheinungsbild und das Programm des Circus Belly-Wien nicht bezeichnen. Das gesamte Material befindet sich in einem hervorragenden Zustand. Auch in Heerlen gibt ein Rasenplatz, wie meist in den Niederlanden, dem Circus den nötigen Raum für einen großzügigen Aufbau. Dieser Untergrund lässt, in Verbindung mit den hohen Kastanienbäumen rings um den Platz die frischen Farben des Circus strahlen.

Ein dekorativer Zaun - chic gelb-blau lackierte Säulen mit Kugelleuchten, verzierte blendend weiß lackierte Stakettzaunelemente und Lichterbögen darüber – in Verbindung mit einem Eingangs-Zeltdach bildet die einladende und dekorative Front.
Ergänzt wird diese nun durch den neuen Kassenwagen. Bei einem renommierten Wagenbauer hat man einen großen Wagen in klassischem Design bauen lassen. Glänzend in gelb und blau, mit weißem Dach und rotem Fahrwerk lackiert, passt er sich dem übrigen Fuhrpark an. Drei Kassenschalter und zwei Schauvitrinen, die allesamt mit funkelnden Einbauleuchten umrahmt sind, gliedern die Vorderseite.  Unzählige Lämpchen strahlen unter und an der Frontblende des Vordaches, ebenso am  großen Schriftzug „Tickets“ auf dem Wagendach. Eine Rampe, die unten an der Kante des Wagens angebracht ist, mit entsprechenden Edelstahl-Geländern sorgt für einen angenehmen Standplatz vor der Kasse, unabhängig von den Platzverhältnissen, beim Kartenkauf.


Die Zugmaschinen des Circus sind links -  vier MAN – und rechts - drei Mercedes und ein Scania – des Eingangs in Paradeaufstellung zu bewundern. Aufwändig in weinrot mit gelben Applikationen lackiert sowie mit mächtigen verchromten Kuhfängern und weiterem Zierrat versehen, glänzen sie in der Sonne. Ein wenig weiter zurück stehen die drei Hub- und Teleskopstapler des Circus.
Das dreimastige Vorzelt, angesichts des sehr warmen Wetters waren die Seitenplanen nicht montiert, beinhaltet den Holzschindelwagen mit der Restauration.
Der Fuhrpark des Circus wird von der großen Anzahl klassischer Circuswagen bestimmt. Alle Wagen sind gelb mit blauer Absetzungen dier Wagenkästen, weiße Tonnendächern, rotes Fahrgestell, weißen – sauberen – Felgenund durchweg mit dem Circusnamen beschriftet.
Die umfangreiche Menagerie des Circus Belly-Wien beinhaltet neben Tigern, Elefanten und Pferden auch eine Giraffe, außerdem Kamele, Lamas, Zebras usw. Großzügige Stallungen und weitläufig abgesteckte Paddocks bestimmen das Bild der Tierschau. Dem geräumigen Raubtierwagen ist ein  mit Spielzeugen ausgestattetes Freigehege angegliedert. Die große Giraffe lebt in einem großen Gehege, dessen Umzäunung, wie auch viele weitere Metallelemente in diesem Circus, aus gebürstetem Edelstahl besteht.

Der wertige Look des Unternehmens findet auch im Chapiteau seine Fortsetzung. Das Gradin ist komplett mit Schalensitzen ausgerüstet und wird von hübschen nostalgisch verzierten Logen ergänzt. Ein großer, aus dunkelrotem Stoff mit goldener Stickerei verzierter, Artisteneingang beherrscht den hinteren Teil des Chapiteaus.
Doch der Circus Belly-Wien punktet nicht nur mit einem beispielhaften Erscheinungsbild; auch das unterhaltsame Programm zeigt sich von sehr guter Qualität und reißt mit.

Ein kurzes fröhliches Charivari sorgt für den richtigen Einstieg in einen gelungenen Abend. Mit Keulen und Hula-Hoop Reifen bietet das Ensemble Kostproben des Könnens, dann ist es am vierköpfigen Ballett zur großen Pferdefreiheit über zu leiten.
Sechs prächtige Friesen folgen Juniorchef Marlon Zinnecker in die Manege. In einer harmonischen schwungvollen Dressur wird eine Fülle verschiedener Abläufe in erstklassiger Manier gezeigt. Der Verzicht auf traditionelle Pferdegeschirre, nur ein unauffälliger schwarzer Lederriemen ist vom Gebiss zwischen den Vorderbeinen hindurch über den Rücken geführt, lässt die Pferde in ihrer natürlichen Schönheit zur Geltung kommen. Der tänzerische Vorführstil des modern gekleideten Dresseurs verleiht dieser traditionellen Circusnummer Glamour und Esprit. Einige Da Capo-Steiger beschließen den gelungenen Auftritt des Juniors.

Quirlig folgt die Hundemeute verschiedener Rassen Marylin Zinnecker aufs Wort. Guter Verkauf und stimmige, spielerisch wirkende Tricks lassen die fröhliche Nummer gut ankommen.
Als erste artistische Darbietung folgt die schwungvolle Hula Hoop Show von Miss Leila. Sicher beherrscht sie ihr Metier, bietet die gängigen Tricks des Genres.
Fester Bestandteil des Programms ist Robert Zinnecker, Bruder des Direktors, als Clown 'Beppo'.  Dieses Jahr ist er mit seiner Version der "Filmszene" zu sehen. Mit fünf Gästen aus dem Gradin, darunter ein Circusangehöriger, wird die bestens bekannte Handlung gespielt.

Spektakulär umrahmt Nadia Scholl mit ihren schnellen und äußerst schwungvoll dargebotenen Abfallern an den Tuchstrapaten  die  klassische Antipoden-Darbietung von Marylin Zinnecker. Sexy mit schwarzem Leder ausgestattet, auch ihre Assistenten tragen Lederjacken und coole Sonnenbrillen, werden die Tricks in moderner Choreographie und zu rockigen Klängen dargeboten. Den Anfang macht Nadia Scholl an den Tuchstrapaten. Risikoreiche Abfaller, ohne Vorteil gearbeitet, wechseln mit verschiedenen kraftvollen Übungen und weiten Flügen. Immer wieder wechselt der Fokus zu Marylin Zinnecker, die auf einer sehr hohen Trinka mit ihrer Antipodenarbeit überzeugt. Ihr ist der effektvolle Abschluss der Darbietung mit der Fußjonglage eines großen Feuerkreuzes vorbehalten.
Vier Kamele, mit feinen roten Schabracken und ebensolchen Halftern geschmückt, stellt Direktor Roman Zinnecker in einer orientalischen Phantasie gekonnt vor. Flott und sicher absolvieren sie ihre Lauffiguren.
Ein Raunen geht durchs Gradin wenn die beiden großen indischen Elefanten der Familie Scholl  die Manege erobern. Zahlreiche Tricks, die ihren Höhepunkt in einem Kopfstand finden, werden von den beiden grauen Riesen spielerisch leicht geboten. René Scholl dirigiert die beiden Damen äußerst souverän. Seine Schwestern Nadia und Kimberly sind als Figurantinnen mit dabei, während ihre Mutter im Hintergrund agiert. In der nun folgenden Pause hat das zahlreiche Publikum die Möglichkeit in der Manege mit einem schon recht großen Jungtiger fotografieren zu lassen.

Direktor Roman Zinnecker eröffnet mit der hauseigenen Raubtierdressur den zweiten Programmteil. Die vier prächtigen Tiger in unerschütterlicher Ruhe und Gelassenheit und bisweilen auch mit einem Augenzwinkern vorgestellt. Der Dompteur lässt die umfangreichen Tricks gekonnt ablaufen. Es ist eine harmonische, ausgewogen wirkende Dressurschöpfung die in stimmigem Ambiente exzellent dargeboten wird.
Eine doppelte 'Hohe Schule' reiten  Marylin Zinnecker und Nadia Scholl. Die beiden jungen Frauen zeigen sich als versierte Reiterinnen, die ein ansprechendes Repertoire elegant vortragen. Ihnen folgt Marc Rivas, der auf einem ungesattelten und ungezäumten Friesen verschiedene Lektionen demonstriert. Beendet wird diese hippologische Sequenz von einem äußerst selten gezeigten Trick. Kimberley Scholl lässt ihr Schulpferd steigen und wirft in der gleichen Bewegung ihren Oberkörper zurück, bis ihr Kopf die Kruppe des Pferdes berührt.
Das Exotentableau, Marlon Zinnecker ist der Vorführer, startet mit einem ungarischen Steppen- sowie einem schottischen Hochlandrind. Sie nehmen ihre Plätze auf zwei Tonneaus in der Manegenmitte ein und drei muntere Zebras im Zusammenspiel mit drei Lamas sorgen für die Action ringsumher. Den Effekt schlechthin stellt dann das Erscheinen der großen Giraffe in der Manege dar. Ruhig und gelassen dreht sie ihre Runde, begeistert alleine durch ihre majestätische Erscheinung die Anwesenden. Aus den Händen mehrerer Logenbesucher nimmt sie völlig entspannt und gelassen Möhren ab.

Michael Betrian, vierzehnjähriger Diabolojongleur und Teilnehmer der TV-Show „Hollands God Talent“ - dem Pendant unseres „Supertalents“, begeistert mit großem Können und professionellem Auftreten. Der aus Nijmwegen/NL stammende Betrian durfte am „Koninginnedag“, dem niederländischen Nationalfeiertag am 30. April, als Special-Guest im Circus Herman Renz auftreten.
Bei Belly-Wien arbeitet er auf Grund seines jugendlichen Alters nur in den Ferien und am Wochenende.

Je zwei Friesen und isabellenfarbene Falabella-Ponys gestalten ein doppeltes Groß-und-Klein unter der Peitschenführung von Marc Rivas. Viele interessante, ungewöhnliche sonst nicht zu sehende Figuren beinhaltet diese gelungene Darbietung.

Den Schusspunkt im Programm setzen  in diesem Jahr die Blues Brothers, alias die Brüder  René und Alfred Scholl auf dem Trampolin. Als obercoole Typen überzeugen die beiden  mit großem Showtalent und akrobatischem Können bei ihrem "Wettkampf" um den besten Sprung. So steigert sich der Schwierigkeitsgrad im Laufe der Nummer, bis der zehnjährige Alfred mit einem dreifachen Salto den Sieg davon trägt.
Zum Finale versammeln sich alle Mitglieder der Familien Zinnecker und Scholl in der Manege, bieten die ein oder andere Zugabe. Marc Rivas, er ist der Manegensprecher – und Tourneemanager - des Circus, stellt die Akteure vor und verabschiedet ein überaus zufriedenes Publikum.
Circus Belly-Wien ist eines der wenigen Unternehmen, das noch viele klassische Tierarten in seinem Programm präsentiert. Ein großer traditioneller Circus, der mit perfekten Erscheinungsbild und professionellem Auftreten immer wieder begeistert. Ein Besuch dieses schönen respektablen Unternehmens lohnt immer wieder aufs Neue.