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Text und Fotos Friedrich Klawiter
Berliner Weihnachtscircus
Berlin, 26. Dezember 2008

www.berliner-weihnachtscircus.de
Groß ist das Angebot an Circus in Berlin zur Weihnachtszeit, drei große und mehrere Kleinunternehmen buhlen um die Zuschauergunst. Den Titel des 'Berliner Weihnachtscircus' trägt der Circus Voyage von Alois und Diana Spindler nun zum 15. Mal. Sie haben ihren Zelte, wie in den Vorjahren, direkt am Olympiastadion aufgeschlagen. Der Platz ist eng, lässt keinen attraktiven Aufbau einer Frontseite zu. Alles steht dicht gedrängt, damit Raum für Außengehege bleibt.

Unmittelbar hinter dem Durchgangskassenwagen betritt man das Foyerzelt, per Tunnel fest mit dem Chapiteau verbunden. Beide Zelte sind mit der üblichen Weihnachtsdekoration versehen. Dann die originelle Überraschung – vier, auf dem Platz verwurzelte, mehrere Meter hohe Bäume wurden ins Chapiteau integriert und mit Lichterketten geschmückt. Ihre Standorte sind passgenau in unmittelbarer Nähe der vier Masten. Logen und Schalensitzgradin sind bis auf den letzten Platz gefüllt und Kapellmeister Orest Terletskyy und seine Musiker legen los.

Nach einem kurzen inszenierten Opening mit einem Weihnachtsmann, startet ein interessantes Nummernprogramm. Es wird von Bettina Richter moderiert und man wünscht sich schon einige Male, dass ihr Redeschwall weniger intensiv das Geschehen überlagere. Außer den Dressurnummern ist lediglich Madleen mit ihrer Arbeit am Ringtrapez aus dem Saisonprogramm zu sehen. Den Reigen der Tierdressuren eröffnet die Kamelkarawane. Als Da Capo folgt Giraffe Shakira. Ebenfalls im ersten Programmteil arbeitet Direktor Alois Spindler mit seinen Pferden. Der Freiheit zweier weißer Araber folgt ein achter Zug Friesen. Weiterhin reitet Diana Spindler eine Hohe Schule. Im zweiten Programmteil präsentiert Familie Spindler ihre vier afrikanischen Elefanten. Ihre beiden Kinder, Alicia und Nico, zeigen einige akrobatische Tricks auf den Tieren, Nico unter anderem einen Handstand auf den Stoßzähnen. Als Höhepunkt und Zugabe sind Flusspferd Jedi und Nashorn Hulk in der Manege präsent. Der artistische Teil des Programms wurde, wie schon angedeutet, für das Weihnachtsgastspiel vollkommen neu zusammengestellt. Als erstes sehen wir die Rollschuhshow des Duo Medini. Die genreüblichen Tricks werden elegant präsentiert und auch ein Zuschauer darf einige schnelle Runden auf den starken Armen der beiden erleben. Emanuel Medini arbeitet im weiteren Programmverlauf eine klassisch verkaufte Handstandnummer. Die üblichen Tricks werden kraftvoll und sicher geboten. Vanessa Medini arbeitet eine Luftnummer an Ketten. Diese, anstelle von Strapaten eingesetzt, sorgen mit entsprechender Präsentation für einen sehr modernen Touch im Programm.

Mit mehreren Auftritten ist die tschechische Familie Janecek vertreten. Ein Sohn ist als Reprisenclown des öfteren zu erleben. Als Carnellis bringt die komplette Familie klassische Clownerie. Mit reichlich Musik verkauften sie eine Anzahl flacher bemühter Gags und erreichen nur ganz partiell ihr Publikum. Die beiden Damen der Truppe sind mit einer der üblichen Hula-Hoop-Darbietungen ein weiteres Mal in der Manege vertreten. Aus Sankt Petersburg kommen die Flying Brusnikins. Ihre Kür am fliegenden Trapez zeigt nur wenige Flüge, keine Höchstschwierigkeiten, wird aber mit bemerkenswerter Präzision und Eleganz von den Fliegern geboten. Für die artistischen Höhepunkt in diesem Weihnachtscircus sorgt die Truppe Lanik. Als Pausennummer platziert zeigen die drei Söhne des Truppenchefs eine erstklassige Perch-Darbietung. Die Trickfolge ist beachtlich und zeigt unter anderem das Überqueren einer Leiter mit einem Partner auf der Spitze der Stirnperch. Abschließend zeigen sie die Balance auf zwei Perchstangen übereinander. Der Akteur in der Mitte, auf der vom Untermann auf der Schulter ausbalancierten Perch stehend, hält seinerseits die Stange auf der Stirn, auf der der Obermann einen Handstand direkt in der Kuppel des Chapiteaus ausführt. Als siebenköpfige Truppe, die ältere Generation und zwei junge Frauen sind hinzugekommen, bestreiten sie die Finalnummer am Schleuderbrett. Mit viel Schwung und Präzision werden die Sprünge ausgeführt. Bemerkenswert, dass diese Nummer ausschließlich von erwachsenen Artisten ausgeführt wird und auf die Mitwirkung von Kindern oder Jugendlichen als Flieger verzichtet wird. Gelandet wird teils auf einem Kissen oder auf den Schultern eines oder mehrerer Untermänner. Höhepunkt der Evolutionen sind Stelzensprünge im Stile der Balkanskitruppe.
Das obligatorische Finale schließt sich an und beendet auch diese Vorstellung, die nach eher verhaltenem Beginn speziell im zweiten Teil guten, sehenswerten Circus bot.