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Text und Fotos Friedrich Klawiter
BONNER WEIHNACHTSCIRCUS
Bonn, 15. Dezember 2023

www.bonner-weihnachtscircus.de
Zum 16. Mal veranstaltet Manuel Fischer seinen Bonner Weihnachtscircus und erneut ist die prächtige Zeltstadt auf dem traditionsreichen „Pützchens Markt“ Gelände beheimatet. Wie alle Jahre bot man ein völlig neues, erstklassiges und sehr unterhaltsames Programm, das erneut in gekonnter Manier von Regisseur Louis Knie jr. perfekt in Szene gesetzt wurde.
Im Schein unzähliger Lichter strahlt der große Circus und verbreitet weihnachtlichen Glanz. Brandneue weiße, mit einem dezent-raffinierten schwarzen Dekor geschmückte Zeltanlagen, vom Veranstalter „Kingdom Palace“ genannt, sind erstmalig im Einsatz. Am Spielzelt ragt die Plane bis zu den Mastspitzen empor und rahmt die lange Kuppel ein. Das Zwei-Masten-Vorzelt wird von einem hohen Lichterbogen überragt. Die Frontwagen sind großflächig mit dem Logo und dekorativen Motiven vergangener Shows versehen und der Zaun mit seinen Lichterbögen verbreitet romantisches Flair. Durch ein Portal mit der Leuchtschrift „Willkommen“ geht es ins Foyerzelt in dem die eleganten, großen, mittels unzähliger Lämpchen funkelnden, modernen Dekorelemente sofort ins Auge fallen. Auch der Verkaufswagen, die Weihnachtsmarktbuden und weitere Stände leuchten im weihnachtlichen Glanz. Ein prächtig ausgestalteter Tunnel geleitet die Besucher ins Chapiteau. Ein Schalensitzgradin mit elf Reihen und drei Reihen fest installierter, ansteigender Logensitze füllt den Raum um die Manege aus. Ein dreiteiliger hoher Artisteneingang aus rotem Samt mit reichen goldfarbenen Applikationen schließt den Background ab und bietet auf einer Empore der ausgezeichnet aufspielenden Band Platz.
Kapellmeister Tino Aeby sorgt mit seinem unverwechselbaren und exzellenten Sound für die ideale musikalische Unterstützung, die der Show das ganz besondere Flair verleiht. Das großartige Lichtdesign von Louis Knie jr. setzt die auftretenden Artisten perfekt in Szene.

Mit populären Weihnachtssongs schafft Sängerin Lolita, sie werden wir noch einige Male mit ihren gekonnten Vorträgen erleben,  im voll besetzten Rund zu Beginn der Show die notwendige Atmosphäre und Weißclownesse Charlotte Alexis gibt die Manege frei.
Das Opening gestalten die „Duo Dolly Power Dancers“ mit einer sehr temperamentvollen Kür, die auch zahlreiche akrobatische Elemente aus verschiedenen Genres enthält.
„La Famille de Plume“ startet die Spielfolge mit einem in Manegen untypischen Act – Madame präsentiert dressierte Hühner. Der Partner begleitet den Auftritt auf dem Akkordeon. Das auffällig gefiederte Geflügel beherrscht eine Art Steiger, musiziert und balanciert auf der Vorführerin.
Im weiteren Verlauf der Show sehen wir das Duo wieder, das nun eine interessante Variante des „Spaghetti Entree“ präsentiert. Im Restaurant sitzt – ein Hund, ein Border Collie. Vom ihm ist nur der Kopf zu sehen. Darunter sehen wir ein feines Herrenhemd, aus dessen Ärmeln zwei menschliche Hände hervorschauen. Der männliche Teil des Duos tritt als Kellner in Erscheinung. Auf die üblichen Slapstick Gags der Nummer wird verzichtet, so erleben wir an Stelle eines tüdeligen Obers einen leicht überdrehten distinguierten Oberkellner. Die Komik entsteht durch die Nachahmung menschlichen Verhaltens durch den Hund.
Die dritte, einzige traditionelle, Tier-Darbietung bietet Louis Knie jr. mit seinen Pferden. Eine heutzutage so gut wie nicht mehr zu sehende Rarität steht am Beginn seines Auftritts. Eine Hohe Schule am langen Zügel sieht einen prächtigen Friesenhengst in Aktion. Gekonnt werden die verschiedenen Figuren, die von einer Ballerina parallel begleitet werden, ausgeführt. Im Anschluss sind sechs fuchsfarbene Araber in einem temperamentvollen und harmonischen Ablauf zu erleben. Nun kommen sechs weiße Araberpferde hinzu und souverän präsentiert der erfahrene Dresseur die Aktionen. Schließlich sind für die abschließenden Touren die braunen Hengste unterwegs und eine Reihe unterschiedlicher Steigerformationen bilden den perfekten Höhepunkt dieser hervorragenden Freiheitsdressuren.

Großen Anteil am Gelingen der mitreißenden Show hat Clown Totti Alexis mit seinen, zumeist musikalisch geprägten Reprisen. Vom ersten Moment an hat er einen ausgezeichneten Draht zum Publikum und mit seinem engagierten Spiel avanciert er rasch zu dessen Liebling. Zunächst unterbindet Weißclowesse Charlotte sein Trompetenspiel, doch letztendlich obsiegt die Beharrlichkeit des August. Wenig später ficht er einen grandiosen Kampf gegen widerspenstiges Mikrofon und vollführt in Folge dessen einen veritablen Leitersturz, wie überhaupt seine Schnellig- und Beweglichkeit, angesichts der körperlichen Fülle höchst beachtlich und sehr unerwartet sind. Zu guter Letzt komplettieren Tottis Söhne Charly und Maxim, vom stolzen Vater als sechste Generation Alexis Clowns und „Erben des Lachens“ vorgestellt, das Trio.

Nicht nur die Abteilungen „Tiere“ und „Clowns“ in diesem traditionellen circensischen Dreiklang sind hervorragend besetzt, auch im Bereich „Akrobaten“ sind erstklassige Acts zu erleben.
So bietet der Ukraniner Sergei einen formidablen Auftritt am Flying Pole. Seine kräftezehrenden Tricks erfolgen in einem harmonischen Ablauf mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit.
Noah Chorny begeistert zu Beginn des zweiten Teils der Show am Schwankenden Mast. Mit verschiedenen Figuren der Pole Acrobatic erklimmt er den Platz auf der Laterne an der Spitze des Mastes. Der freie Stand auf dem weit ausschwingenden Requisit gehört neben vielen anderen Figuren zu seinem Repertoire. Gewürzt wird die herausragende Darbietung mit einiger Comedy, die beim Publikum ausgezeichnet ankommt.
Circus-Cowboy Alex Monterrey aus Mexico versteht es ausgezeichnet mit Revolver, Peitschen und Lassos umzugehen. Die Schußwaffe wird in einem rasanten Wirbel jongliert, ehe die schweren Bullpeitschen mit lautem Knall die Luft teilen. Mit einem gekonnten Hieb zerlegt er eine von ihm selbst in der Hand gehaltene Papierrolle in Stücke. Nun lässt Monterrey die Lassos virtuos kreisen. Kleine und große Schlingen wirbeln um seinen Körper, laufen über Kopf und Schultern. Mit schnellen Sprüngen durchquert der smarte junge Mann die rotierenden Schlingen und schließlich kreist eine riesige Lassoschlinge über der Manege.

Zwei Mal sind die vier Afrikaner der Truppe Eagels in der Show vertreten. Zunächst präsentieren sie ihr Können am Quadratreck. Im zweiten Auftritt, der von einem fünften Artisten mit hochkarätigen Klischnigg-Tricks eingeleitet wird, sehen wir die Truppe als Reifenspringer.
Die Handstandequilibristik von Sarangua Ganzo wird mittels Violinistin und Sängerin, die gleichfalls in der Manege zugegen sind, aufgewertet.
Eine Anleihe an den modernen Circus und eine weitere Facette in diesem abwechslungsreichen Programm bietet eine Laser Show.

Die BMX Rider bieten rasante und hochkarätige Fahrradartistik. Von einer hohen Rampe außerhalb hinter dem Sattelgang führt der Anlauf zu einer Rampe, von der die verwegenen Artisten hoch und weit bis an den vorderen Manegenrand fliegen und dabei die verschiedensten Figuren ausführen. In stetem Wechsel werden mit dem BMX-Rad verschiedene Hindernisse mit kraftvollen und punktgenau ausgeführten Sprüngen überwunden. Auch über den Kopf und Körper des Partners erfolgen perfekt ausgeführte Sprünge und ein hoher Rückwärtssalto mit dem Rad von der Rampe markiert den Höhepunkt des Auftritts.
Der finale Act der Show ist der mongolischen Truppe Inke am Schleuderbrett vorbehalten. Zu neunt bieten sie ein breites Repertoire des Genres. Dreifacher Salto und doppelter gestreckter Salto werden nach Sprüngen bis hoch in die Zeltkuppel sicher auf einem Kissen gelandet. Ein Salto der einzigen Artistin der Truppe führt in einen Sessel an der Spitze einer Perchestange. Verschiedene Sprungkombinationen werden sicher auf den Schultern von Truppenmitgliedern gelandet. Ein erstklassig ausgeführter Salto zum stangengestützten fünf-Mann-Hoch bildet den Abschluss der Darbietung.
Opulent inszenierte Finale kennzeichnen die von Louis Knie geformten Shows und auch hier werden noch einmal alle Register gezogen. Das Ballett tritt noch einmal in Erscheinung und die Lichtregie gibt alles. Tino Aeby rockt mit einem Gitarren-Solo das Zelt. Vorhänge für das Ensemble und jede einzelne Darbietung gehen der Schlussaufstellung mit Konfettiregen voraus. Lange anhaltender starker Applaus brandet im vollbesetzten Rund auf und geht in Standing Ovations des restlos begeisterten Premierenpublikums über. Schließlich verabschiedet Louis Knie jr. die Besucher, deren Erwartungen restlos erfüllt wurden mit wohlgesetzten Worten.