Text und Fotos Friedrich Klawiter |
Bonner Weihnachtscircus Bonn, 19. Dezember 2008 www.bonner-weihnachtscircus.de |
Zum zweiten Mal veranstaltet Manuel Fischer seinen Bonner Weihnachtscircus. Äußerlich gibt es keine großen Veränderungen. Gespielt wird wieder im ehemaligen Da Capo-Chapiteau, davor der beleuchtete Frontzaun, der mit Weihnachtsbäumen dekoriert wurde. Nur das große Spannband mit dem nun gut sichtbaren Namenszug auf dem Kassencontainer kam hinzu. Direktor Fischer legt Wert darauf, in jedem Jahr ein vollkommen neues Programm zu bieten, um sich ein Stammpublikum zu erarbeiten. Im kommenden Herbst möchte man zudem eine Minitournee durch drei oder vier Städte versuchen. Das Vorzelt ist weihnachtlich dekoriert und mit zahlreichen Verkaufsständen ausgestattet, in den Logen befinden sich Tische zwischen den Stühlen, nur das Gradin entspricht nicht mehr so ganz heutigen Gepflogenheiten. Dann die Überraschung – über der schlichten roten Samtgardine ist ein Musikerpodium auszumachen. In diesem Jahr hat man mit der vierköpfigen Stanislav Kasprzak Band auch gute Livemusik zur Verfügung – so man sie denn spielen lässt. Es ist ein ansprechendes Programm, dass dieser zweite Bonner Weihnachtscircus zu bieten hat. Internationale Artisten, vielfältige interessante Dressuren und natürlich auch Clownerie sind die klassischen und bewährten Zutaten. Einzig die Programmgestaltung erfolgt, sagen wir mal – unkonventionell. Die stärksten Nummern arbeiten alle im ersten Programmteil oder direkt nach der Pause und alle Artisten mit mehreren Auftritten bringen zunächst ihre „Erstnummer“. Hierdurch ergibt sich ein im Programmverlauf abfallender Spannungsbogen, wodurch diese Show unter Wert verkauft wird und im Finale nicht ganz den Applaus erhält, der ihr gebühren würde. Ein wenig unvermittelt startet die Show – zunächst wird es dunkel im Zelt, dann setzt die Musik ein, eine kurze Parade der Artisten, und Astrid Fontner begrüßt als Sprechstallmeisterin das Publikum. Gekonnt und charmant füllt sie ihre Rolle während der gesamten Show aus. Die Familie Andreas Quaiser eröffnet die Spielfolge mit ihrer Dressurkomposition eines großen indischen Elefanten und zweier Kamele. Die Tiere beherrschen ihre ansprechenden Tricks sicher, der Präsentationsstil ist allerdings recht ungewöhnlich. Martialische Musik – vom Band – und ebensolches Gehabe sowie Kostüme, die einem Sciencefiction-Film zu entstammen scheinen, sind die Zutaten. Ronny und Manuel Fontner sind die Komiker in diesem Programm, die im Zusammenspiel mit ihrer Mutter Astrid zahlreiche Reprisen bringen. Sie kommen recht gut an, könnten allerdings teilweise durch zeitliche Straffung und schnelleren Ablauf mehr Wirkung erzeugen. Mit drei Darbietungen sind Irina und Severyn Szeibe zu sehen. Zuerst arbeiten sie am Haltestuhl. Trickstark und ungesichert agieren sie unter der Kuppel. Im zweiten Teil präsentiert Irina zunächst eine ansprechende Kür an den Strapatentüchern. Severyn wirbelt in seinem Solo einen großen Röhrenkubus umher. Für die weiteren Dressuren ist Meikel Fischer, ein Bruder des Direktors, zuständig. Vier Tinkerhengste hören genauso auf sein Kommando wie die Kombination zweier Dromedare mit zwei Pferden. Beide Nummern laufen flüssig, routiniert und zeigen eine gefällige Abfolge von Figuren. Als Pausennummer präsentiert der Bonner Weihnachtscircus seine Topdarbietung – Herbert de Larott mit seiner Illusionsshow. Außer einigen „normalen“ Tricks mit Zauberstab und Schnüren gibt es auch die Großillusionen mit schwarzem Panther und Leoparden. Deren Ausführung stellt die Akteure vor einige Schwierigkeiten, da sich die Kisten bedingt durch den fehlenden Holzboden kaum rollen und drehen lassen und umzustürzen drohen. Die Besucher direkt hinter uns zeigen sich allerdings wesentlich beeindruckter von dem Trick, zu dem der Magier eine größere Anzahl Rasierklingen „verschluckt“, um sie anschließend auf einer Schnur aufgereiht wieder aus dem Mund zu ziehen. Die Regie folgt konsequent ihrer Linie, und so kommt Henry Fröchte im ersten Teil als Winntou mit seiner Antipodenarbeit zum Zuge und bringt die Tellerjonglage gegen Ende der Vorstellung. Souverän und in hohem Tempo werden die Tricks in gewohnter Weise aneinander gereiht. Direkt nach der Pause sehen wir Alessandro Gillert auf dem Schlappseil. Attraktive Tricks, ruhig und sicher in flotter Abfolge gearbeitet, werden dem Publikum in klassischer Verpackung präsentiert. In ihrer Zweitnummer zeigen Christina und Alessandro Gillert eine klassische Varietédarbietung. Im „Old fashioned-Style“ verpacken sie ihre Komik mit Hupen in eine nette kleine Geschichte und setzen damit einen Kontrapunkt zur modernen Clownerie der Fontners. Ein kurzes Finale beendet dieses abwechslungsreiche Programm und Monsieur de Larott präsentiert als Zugabe einen zirka halbjährigen Tiger, der zur Gewöhnung an die Manege in selbiger sein Fläschchen bekommt. Direktor Manuel Fischer, während der Show hat er als Requisiteur mitgeholfen, verabschiedet sein Publikum bis zum dritten Bonner Weihnachtscircus in einem Jahr. |