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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE D'HIVER BOUGLIONE
ON TOUR
Straßburg, 10. Dezember 2016
www.cirquedhiver.com
Der neue große Reisecircus des Cirque d' Hiver Bouglione gastiert in seiner zweiten Saison über Weihnachten wiederum in Straßburg. Mit der aktuellen Produktion, unter dem Motto „Festif“, bleibt man dem erfolgreichen Konzept,  mit einem erstklassig präsentierten traditionellen Programm - mit dem Dreiklang aus (Wild)Tieren, Clowns und Akrobaten - die Massen zu begeistern, treu.
Auf den Parkplätzen des „Zenith“ steht der Circus für den ersten Teil des Gastspiels aufgebaut, da es sich kurzfristig ergab, dass der Circusplatz im Parc d' Exposition nicht für den gesamten Zeitraum zur Verfügung stehen würde.
Hinter dem dekorativen verchromten Zaun, mit Lichterbögen und zahlreichen Fahnen an Peitschenmasten, beherrschen die mächtigen Zeltanlagen das Gelände. Ein schneeweißes modernes Viermasten Chapiteau italienischer Bauart, dessen Plane bis zu den Mastspitzen reicht und die langgestreckte Kuppel überragt. Am Rondell ist die Dachplane in eleganten Bögen weit nach außen gezogen und in riesigen roten Lettern leuchtet der Circusname ringsum in der Wintersonne vom Zeltdach. Ein optisch perfekt passendes fünfmastiges Foyerzelt ergänzt die Anlage.
Der große Kassenauflieger bietet neun Ticket-Countern und einem Büro Raum und das LED-Schriftband strahlt in permanentem Farbwechsel.
Der Platz hinter dem Spielzelt wird zum allergrößten Teil von den verschiedenen, großzügigen Stallanlagen und Paddocks der Raubtiere, Elefanten und Pferde eingenommen.
Der umfangreiche rot lackierte Fuhrpark besteht, wie in Frankreich üblich, aus Sattelzügen mit einem zusätzlich angekuppelten großen Anhänger. Etwa fünfundzwanzig mächtige MAN Zugmaschinen transportieren den Circus in einer einzigen Fahrt zur nächsten Gastspielstadt. Sie sind im Bereich des Führerhauses mit einem breiten weißen Streifen lackiert, weisen beidseitig das Firmenlogo sowie einen großen runden Sticker, der den Cirque d'Hiver mit einem Tiger zeigt, auf. Die zahlreichen Mannschaftsquartiere und Materialtransporter sind aufwändig dekoriert. Üppige goldfarbene Ornamente, der Namenszug des Unternehmens sowie zwei große Button die Circusmotive zeigen,  gliedern die Seiten der Fahrzeuge. Mannschaftsküche und ein „Aufenthaltsraum“ - ein beidseitig über die gesamte Länge ausziehbarer Auflieger mit vielen bodentiefen Fenstern - bilden ein Gespann, dazu kommen Sanitär-, Waschmaschinen- und Werkstattwagen. Auch der zur Artistengarderobe ausgebaute Auflieger lässt sich auf ganzer Länge mit Auszügen verbreitern.
Ein Portier im royalblauen, mit goldenen Borden besetzten Mantel empfängt die Besucher am Eingangsportal. Weit geöffnete Türen geben den Weg in das Restaurationszelt frei, dessen Seiten mit Planen, die ein rotes Vorhangmotiv zeigen, verkleidet sind. Ein großer Verkaufswagen nimmt eine Schmalseite des Zeltes ein und in drei weiteren Containern sind Popcorn- und Zuckerwattestationen untergebracht. An der zweiten Schmalseite hat das „Café des Artistes“ seinen Platz. Der große Circuswagen mit den eleganten runden Ecken ist hochglänzend in rot und cremeweiß lackiert und im Innern aufwändig und detailverliebt eingerichtet.

Die Besucher werden beim Einlass mit einem Konfettiregen empfangen, viele Nasen werden mit einem roten Punkt verziert, das Orchester spielt zusammen mit Clown Don Christian auf und ein Keulenjongleur zeigt sein Können.
Die Einrichtung des im Innern dunkelblauen Spielzeltes ist in einem warmen rot gehalten. Acht hohe, schlanke, moderne Lüster sorgen für angenehme Beleuchtung. Das große Gradin weist zehn Reihen Schalensitze und drei Bankreihen auf. Die roten Logen sind mit vier Reihen, auf gleicher Höhe stehender, gepolsterter Klappstühle bestückt.
Weiße Säulen gliedern den Artisteneingang, der dem des Cirque d' Hiver in Paris nachempfunden wurde. Eine große LED-Wand schließt das Musikerpodium ab und ermöglicht vielfältige visuelle Effekte, die das großartige Lichtdesign, das Gilbert Weiser geschaffen hat, in idealer Weise ergänzen. In, für ein schnell reisendes Unternehmen einmaliger Weise wird die Show in Szene gesetzt.
Großen Anteil an der vorzüglichen Präsentation der Darbietungen hat das großartig und druckvoll aufspielende achtköpfige Orchester unter der Leitung von Didier Melck.
Das Programm wurde wiederum von Joseph Bouglione, der hierzulande vielen noch von seinem langjährigen Engagement bei Roncalli in Erinnerung sein wird, zu einer großartigen, rasanten Show geformt. Ein lückenloser - es gibt keinen Moment ohne Action in der Manege - Ablauf, stimmige mitreißende Musikauswahl und phantastisches Licht in Verbindung mit „schnellen Schnitten“ der Regie schaffen ein Highlight der Circuskunst.

Wie stets bei den Shows des Hauses Bouglione avisiert der „Valse lumineuse“, zu dem die zuvor erworbenen Leucchtartikel gemeinsam mit einigen Animateuren im Takt der Musik im abgedunkelten Zelt geschwungen werden, den Beginn der Veranstaltung.

Oberrequisiteur Stephane Danetto und Don Christian wärmen mit einer ersten Reprise, dem „Hütchenspiel“ das Publikum an, dann setzt das Orchester druckvoll ein und die „Salto Dancer“ und „Madame Loyal“ Arta Sosnowski-Danetto gestalten das Opening.
Mit der in Monte-Carlo mit einem Bronzenen Clown ausgezeichneten Jockey-Reiterei der Familie Donnert beginnt die Spielfolge temperamentvoll. Routiniert, sicher und gekonnt erfolgen die vielseitigen Tricks. Saltos neben und auf dem Pferd, Salto vom ersten zum nachfolgenden Pferd sowie der Salto aus dem Zwei-Mann-Hoch zum nächsten Pferd sind die herausragenden Elemente der Darbietung, die mit Sprüngen aller Truppenmitglieder auf das kanternde Pferd endet.

Mit drei Reprisen ist Clown Don Christian im Verlauf der Show zu erleben. Zunächst spielt er mit einem gelben Luftballon in Interaktion mit Logenbesuchern. Der Ballon wird gegen immer größere Exemplare ausgetauscht und schließlich fliegt der Clown, an dem größten Ballon hängend durch die Kuppel. Mit gekonntem Trompetenspiel überbrückt er den Aufbau des Sicherheitsnetzes des Fliegenden Trapezes. Während des Spiels mit Popcorn werden schnell drei Mitspieler rekrutiert, die vom Clown sofort in der Manege zu einer veritablen Band, die auf allerlei skurrilen Instrumenten ihr Bestes gibt, geformt werden und den Clown bei seinem Konzert auf Hupen nach Kräften unterstützen.

Mit Max Weldy ist ein weiterer hervorragender Komiker im Programm zu erleben. Sein Act am Trampolin und Sprungturm ist erstklassig choreographiert, perfekt koordiniert und wird in flottem Ablauf hervorragend dargeboten. Erstklassige Trampolinakrobatik und rasante Kaskaden gepaart mit umwerfender Komik sorgen für allerbeste Unterhaltung und herzhaftes Lachen. 

Natalia Egorowa- Bouglione brilliert mit einer enorm kraftvollen Arbeit an den Strapaten. Viele einarmige Aufschwünge folgen aufeinander und kräftezehrende Haltetricks begeistern ob der Leichtigkeit in der Ausführung. Souverän im Verkauf und hervorragend in Szene gesetzt wird dieser Auftritt zu einem Highlight unter der Kuppel.
Marion Bouglione präsentiert gekonnt ein munteres Groß-und-Klein. Ein Friesenhengst und dunkelbraunes Fallabella-Pony interagieren zur Freude der Besucher im roten Ring. Flott und sicher werden die bekannten Abläufe des Genres von der charmanten Vorführerin abgerufen.

Gleich im Anschluss ist Gianni d' Ambrosio mit seinen Freiheitspferden zu erleben. Mit drei schneeweißen Hengsten und zwei Friesen präsentiert der versierte Dresseur eine abwechslungsreiche Darbietung. Ruhig und souverän laufen die vielfältigen Figuren ab und mit einigen Da Capo Steigern findet der Auftritt seinen Höhepunkt.
Die „Flying Mendonca“ präsentieren ihren temperamentvoll vorgetragenen Auftritt am Trapez vor der Pause. Zwei Flieger und zwei Fliegerinnen bieten eine Reihe unterschiedlicher Saltos, die allesamt sicher gefangen werden. Dreifacher Salto und Passage sind die abschließenden Höhepunkte der Nummer.


Der zweite Teil der Show startet mit der Raubtier-Dressur von Tom Dieck junior. Die interessante Formation aus zwei weißen Löwen, zwei Ligern und vier Tigern beherrscht ihr umfangreiches Repertoire routiniert und agiert bei ihrer Premiere in der neuen Umgebung des Bouglione-Zeltes souverän.
Sampion Bouglione kombiniert Stepptanz und Bodenjonglage zu einer harmonischen Darbietung. Auf einer Plattform, unter der sich ein Mikrophon befindet, werden die Jonglagemuster genauso exakt in den Rhythmus der Musik eingebunden wie die Tanzschritte.
„Les Frères Caveagna“ arbeiten ihre formidable Hand-auf-Hand Darbietung auf einem quadratischen Tisch. Viele relevante und anspruchsvolle Tricks werden von den beiden jungen Artisten souverän und in eleganter Ausführung geboten.

Elvis Errani bietet mit seinen drei asiatischen Elefanten – Baby, Juba und Mala – einen der Höhepunkte der Show. Nur mit seiner Stimme dirigiert er die drei Dickhäuter zu ihren effektvollen und temporeich ausgeführten Aktionen in der ausgezeichneten Dressurfolge.
Besonders gefeiert vom zahlreichen Publikum wird der effektvolle Höhepunkt des Auftritts, zu dem Elvis Errani aus dem Gradin heraus Elefant Baby mittels präzise gegebener Kommandos drei Figurantinnen überschreiten und, auf zwei Beinen balancierend, über ihnen verharren lässt.
Der Todesrad-Act der „Les Robles“ bildet den furiosen Schlusspunkt der begeisternden Circus-Show. Die beiden cool auftretenden Südamerikaner lassen den Adrenalinpegel der Besucher zum Ende des Programms mit ihren Aktionen noch einmal kräftig ansteigen. Mit diversen Aktionen in den Kesseln nimmt der Auftritt seinen Beginn. Seil springen und Bindlauf auf der Außenbahn schließen sich an, ehe hohe und risikoreiche Absprünge außen auf dem Rad die Besucher in ihren Bann ziehen.
Die Salto Dancer leiten zum flott inszenierten Finale über. Die Artisten lassen Luftballons ins Publikum fliegen und nehmen ihre Schlussaufstellung in der Manegenmitte ein. Mit frenetischem Beifall feiert das begeisterte Publikum die Akteure.