Schwieberdingen, den 31.07.2017
Stellungnahme des Verbandes deutscher Circusunternehmen
Betreff:
Kelheimer Jusos plädieren für ein Tierverbot in Zirkussen
Sehr geehrte Damen und Herren
Der von Ihnen veröffentlichte Text zum Thema enthält leider sehr üble Behauptungen. Es ist schon erschreckend zu sehen, dass offenbar ein Teil einer demokratische Partei auf einer solchen unfundierten Grundlage ein Verbot für Tierhaltungen in allen Circusunternehmen für einen ganzen Landkreis fordert und noch dazu offensichtlich plötzlich einen wichtigen Pfeiler der Rechtsordnung nicht mehr akzeptieren möchte.
Erst kürzlich haben mehrere deutsche Oberverwaltungsgerichte und Landesdirektionen bereits die Unrechtmäßigkeit von Wildtierverboten für städtische Flächen und Plätze festgestellt und auch der Umweltausschuss des deutschen Bundestages hat klar dagegen gestimmt. Unter anderem mit den Stimmen der SPD, wohlgemerkt!!!
Es entspricht nicht der Wahrheit, dass durch die häufigen Ortswechsel der Circusunternehmen für die Ämter keine effektive Kontrolle gegeben wäre. Es existiert ein Circuszentralregister, in das jeder Amtsveterinär seine Vermerke eingibt und dann die seiner Kollegen an vorherigen Gastspielorten immer auch mit einsehen, erneut prüfen und im Ernstfall auch zeitnah und effektiv reagieren kann.
Amtliche Kontrollen erfolgen üblicherweise bei jedem Platzwechsel, das ist häufiger, als in jeder anderen Tierhaltung. So manches Mal führten auch schon kleinste Fehler zu Vermerken, wie z.B. ein kurzfristig vergessener Salzleckstein.
Damit Aufführungen und Reisen mit den Tieren überhaupt erst möglich sind, erteilt zunächst die Heimatbehörde eine Erlaubnis nach § 11 Tierschutzgesetz, ohne die kein Circus mit Tieren in Deutschland reisen darf. Auch diese hat selbstverständlich in das Zentralregister sowie in die Tierbestandsbücher des Unternehmens dafür jederzeit wieder Einblick.
Wer mit Tieren arbeitet, hat in den meisten Fällen auf sehr Vieles dafür verzichtet und sie sind ein fester Bestandteil des ganzen Lebens und der Familie.
Schon ein kleines Pony oder ein Hund, wäre bei schlechtem und gewalttätigem Umgang schnell fast unhändelbar und selbst nach Besitzerwechsel für hochqualifizierte Dressuren
nur sehr schwer wieder zu gewinnen. Geschweige denn ein verärgertes, oder verängstigtes Großtier.
Die Tiere kennen ihre jeweiligen Transportquartiere als vertraute Rückzugsorte und besteigen oder verlassen diese weit unaufgeregter, als die meisten Haustiere den Weg zum Tierarzt oder zum Reitturnier antreten. Dies wurde längst auch wissenschaftlich untersucht und hier kein erhöhter Stresswert festgestellt. Was die Transportdauer angeht, ist diese absolut kontrolliert und im verträglichen Rahmen und es wären gerade solche angestrebte Stadtverbote, die diese in vielen Fällen erst unnötig verlängern würden.
Sollten tatsächlich in einer Tierhaltung ernste Mißstände auftreten, ist der übliche Weg der Strafverfolgung nach wie vor über Polizei und Veterinäramt der Richtige und es muss ebenso nach Ermittlungsergebnis und Beweislage entschieden werden, wie gegen jeden anderen Bundesbürger in solchen Fällen auch.
Dies kommt in keiner Weise in Circusunternehmen häufiger oder schlimmer vor, als anderswo. Im Gegenteil sind die Circusbetriebe durch diverse Vegankampagnen der Tierechtsvereine und deren plakative Propaganda derart ins mediale Schlaglicht geraten, dass auch nur eine derartige Falschbehauptung aufgebauscht schon eine der ohnehin so geplagten Circusfamilien die ganze Existenz kosten kann. Sie können sich sicher sein, dass man sich dessen sehr bewusst ist. Offenbar schreckt das manche Menschen aber nicht ab, jetzt auch noch auf deren Rücken unsachlichen, hetzerischen Wahlkampf betreiben zu wollen.
Vorzugeben, dass die Tierdressuren nur mittels Gewalt stattfinden könnten, zeugt schon von starkem Fanatismus, und Vorurteilen, auf jeden Fall von erschreckender Unkenntnis im Umgang mit Tieren allgemein.
Sehr wahrscheinlich sind solche Menschen nie wirklich in einem modernen Circusunternehmen gewesen, oder haben sich den Alltag der Tierlehrer mit ihren Tieren einmal näher angesehen.
Dabei ist diese Möglichkeit besonders Politikern und Journalisten wenn nicht vor Ort, dann spätestens über Anfrage und kurze Terminabsprache beim VDCU e.V. jederzeit in einem unserer Mitgliedsunternehmen gegeben. Auch die Jusos sind uns hierzu herzlich willkommen.
Mit freundlichen Grüßen

Gez. Dieter Seeger
Vorstandsvorsitzender des VDCU e.V.