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Text und Fotos Friedrich Klawiter
11. BRUSSELS INTERNATIONAL CIRCUS FESTIVAL
Brüssel, 05. November 2017

www.bouglione.be
Zum elften Mal stellte der Cirque Alexandre Bouglione sein, die Saison beendendes Gastspiel in der belgischen Hauptstadt unter das Motto „Brussels International Circus Festival“. Dem bewährten Konzept der Vorjahre folgend, wurde auch dieses Mal wieder das ohnehin gute Saisonprogramm mit weiteren Darbietungen verstärkt.
Traditionell gastiert man im Park von Laken in unmittelbarer Nachbarschaft zum Atomium
Das große blau-gelb gestreiftes Vier-Masten-Chapiteau und ein geräumiges Vorzelt gleicher Farbgebung waren auf der weitläufigen Rasenfläche aufgebaut. Die langen Reihen der Circus-Fahrzeuge parkieren auf der angrenzenden Allee.
Zwei hervorragend restaurierte historische Kenworth-Trucks flankieren den Eingangsbereich des Geländes. Eine Reihe nostalgischer Circuswagen mitsamt dem aufwändig gestalteten Kassenwagen runden das Ensemble erstklassig ab. Der elegante Zaun mit goldfarbenen Raubtier- und Elefantenreliefe ergänzt das Arrangement.
Zwei im Vorjahr neu angeschaffte Retro-Werbefahrzeuge parken vor dem Eingang und üben eine große Anziehungskraft aus.
Die Einrichtung des Vorzeltes nimmt die romantische Stimmung hervorragend auf. Die Gestaltung der Circusrestauration, der im Hintergrund stehende „Zigeunerwagen“ und viele weitere Dekorelemente schaffen die notwendige Atmosphäre.
Im Chapiteau stehen das extrem steil aufragende, neunreihige Bankgradin und die bekannten eleganten, aufwändig mit goldfarbenen Panther- und Elefantenfiguren verzierten, Logen für die Besucher bereit. Der hohe Artisteneingang aus dunkelblauem Samt nimmt den hinteren Bereich des Zeltes ein.
Mit einem exzellenten Lichtdesign wird die Show in idealer Weise in Szene gesetzt.
Stimmungsvoll wird die nach einer Idee von Anouschka Bouglione konzipierte Show umgesetzt.

„Monsieur Loyal“ Pierre Paillé, ein Grandseigneur der Manege begrüßt charmant das höchst zahlreich erschienene, erwartungsfrohe Publikum. Wie stets präsentiert er sich als souveräner, höchst angenehmer und wortgewandter Manegensürecher.
Die ersten Tänzerinnen kommen, sich im Rhythmus der Tangomelodien wiegend in die Manege und nun hält es einen „Logenbesucher“ - Maurin Rossi – nicht mehr auf seinem Platz und er erobert die Manege. In einem rasanten Wirbel wird er flugs in den August Hector verwandelt.
Yann Rossi tritt als überaus eleganter Weißclown in den roten Ring, intoniert „Somewhere over the Rainbow“ auf seinem Saxophon und gemeinsam mit Pierré Paillé gibt er die Manege frei.

Das italienisch-spanisch Duo Jarz führt den Schwung des Opening mit seinem Jongleur-Auftritt fort. Mit silbernen Keulen erfolgen eine Reihe Routinen ehe Ivano Jarz Tennisbälle in Gürtelköchern fängt. Fliegenden Untertassen gleich segeln Teller durch die Kuppel und mit einem großen Röhrenkubus erfolgen die abschließenden Touren.
Im weiteren Verlauf sehen wir das Duo, nun als „Magic Jarz“ mit einer schwungvollen Illusions-Show. Eine Reihe attraktiver Groß-Illusionen wird in flottem Ablauf gekonnt vorgetragen.
Anouschka Bouglione präsentiert ihre hinreißende Hula Hoop Darbietung im Gipsy Style, während Sandro Monteiro mit seinem fulminanten Auftritt auf der Rola-Rola in der besuchten Vorstellung pausieren musste.
Die hauseigenen Dressur-Acts sind selbstverständlich wiederum zu erleben.
Direktor Alexandre Bouglione präsentiert mit großer Nonchalance drei prächtige Steppenkamele, währen Juniorchef Nicolas Bouglione seine verspielte Hundemeute in die Manege bringt.
Mit der munteren Freiheitsdressur von sechs Shetland Ponys komplettiert Madame Linda Bouglione der Reigen der Tierdressuren.

„Laser-Woman“ Ofelia Nistorov zaubert mit den bunten Lichtstrahlen vielfältige Muster. Sie manipuliert in geschickter Weise die Strahlen und begeistert nicht nur die jüngeren Besucher mit der variantenreichen Lightshow.
Yosvani Rodriguez sehen wir zunächst mit seinem, mit südamerikanischem Temperament vorgetragenen Act auf dem Elastic-Seil. Hohe Sprünge und verschiedene Vorwärts- und Rückwärtssaltos bestimmen die Trickfolge in diesem Genre. Im zweiten Programmteil präsentiert seine veritable Luftnummer an den Strapaten. Kraftvoll ausgeführte Tricks und weite Flüge führen durch die Zeltkuppel.

Breiten Raum nimmt die Clownerie im diesjährigen „Brussels Circus Festival“ ein. Da ist zunächst Rony, der als Zauberlehrling im Zusammenspiel mit dem „Monsieur Loyal“ „Incroyable Magic“ bietet. Unsichtbar soll ein Tuch vom Magier zum August wechseln, was perfekt gelingt – jedenfalls solange der August nicht patzt. Mit unvergleichlicher Grandezza bringen die beiden Erzkomödianten den Klassiker und fesseln das Publikum mit ihrem hinreißenden Spiel.
Vielseitig und großartig sind die Auftritte der Rossyann. Hector schleppt einen großen schweren Koffer herein und möchte den Direktor sprechen... Die hervorragend gespielte Variante von „Aufladen – Abladen“ - den seriösen Part übernimmt Pierré Paillé in seiner unvergleichlichen Manier – mündet in einige beachtenswerte Tricks auf der Rola von Hector.
Weißclown Yann sucht einen „Freiwilligen“ der ihm bei seinem Kunstschuss assistiert; schließlich findet er in Hector den geeigneten Kandidaten. Es gilt, eine per Revolver abgefeuerte Kugel mit dem Mund aufzufangen und hernach auf einem Teller zu präsentieren. Nach einigen Turbulenzen, bei denen etliche Teller zu Bruch gehen, gelingt der Trick in erstklassiger Weise.
Zudem präsentieren sie zu dritt ihr bestens bekanntes Musical-Entrée und in einem vierten Auftritt wird mit spitzen Hüten jongliert.

Als Finalnummer wurde die Trampolin-Wand der „Troupe La Four“ platziert. Die vier jungen Männer nutzen Requisit und Wand in bekannterweise und bieten eine umfangreiche Auswahl der Abläufe des Genres.
Im flott inszenierten Finale verabschiedet sich das Ensemble vom äußerst zufriedenen Publikum. Luftballons fliegen ins Publikum und winkend verlassen die Artisten die Manege.
Nun wird aus dem August Hector wieder den Privatmann Maurin Rossi. Achselzuckend schminkt er sich ab, zieht die großen Schuhe aus und legt die rote Nase ab.
Er will die Manege in Richtung Logen verlassen, doch „Monsieur Loyal“ und der Weißclown nehmen ihn, da er nun „dazu gehört“ in die Mitte und gemeinsam gehen sie im Schein der verlöschenden Scheinwerfer in den Sattelgang. Mit diesem stimmigen Epilog findet die mitreißende Show ihren romantischen Abschluss.