Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS BUSCH_ROLAND
Neuwied, 27. September 2024
www.buschroland.de


Seit Beginn dieser Saison ist der Name Busch-Roland in die deutsche Circuslandschaft zurückgekehrt. Fünfzehn Jahre nachdem Filip Geier-Busch die Reisetätigkeit des Unternehmens einstellte, verhelfen Nando Frank und seine Familie dem traditionsreichen Namen zu neuem Leben.
Der russische Krieg in der Ukraine verunmöglichte den Franks unter ihrer jahrelang sehr erfolgreich genutzten Marke „Moskauer Circus“ weiterhin Circus zu machen und auf der Suche nach Alternativen kam es zur Zusammenarbeit mit Filip Geier-Busch.
Das technische Equiment der Familie Frank ist die Basis den neuen Circus Busch-Roland.
Die bekannten rot-weißen Zeltanlagen waren auf der „Kirmeswiese“ in Neuwied aufgebaut und der dekorative „Busch-Roland“ Schriftzug leuchtet über der Kuppel des Chapiteau. Der hohe, dekorative Frontzaun mit den spiegelnden Edelstahlplaketten flankiert die Einlasssperre, auf deren Dach in großen metallenen Lettern „Circus“ zu lesen ist. Der markante große rote Kassenauflieger komplettiert die Front und die Aufschrift „Moskauer Circus“ wurde mit „Tickets“ überklebt.
Die zahlreichen weiß-rot lackierten Sattelauflieger sind entlang der Platzseiten abgestellt und mit dem Circusnamen beschriftet. Die Wohnwagen der Direktionsfamilie und der Artisten und Angestellten nehmen den übrigen Raum ein.
Die Circusrestauration ist in einer Anzahl Verkaufsstände im geräumigen Vorzelt untergebracht.
Ein Schalensitzgradin und dekorative rote Logen mit zwei Reihen bequemer Polsterstühle ausgestattet, stehen für die Besucher bereit. Der raumhohe Artisteneingang aus rotem Samt, der mit unzähligen glitzernden Steinchen besetzt ist, komplettiert die Zelteinrichtung.
Die moderne Lichtanlage und Tontechnik zeigen sich leistungsstark und werden von Sandro Frank gekonnt eingesetzt.
Die Show steht unter dem Motto "Revival" und mit einer professionell erstellten Tonaufnahme werden die Besucher aus dem Off begrüßt und ihnen die traditionsreiche und bewegte Vergangenheit des Circus Busch-Roland näher gebracht.
Drei Damen des hauseigenen Balletts, ihre reich mit Federboas geschmückten Kostüme bieten den nötigen Glamour, setzen mit ihrer gelungenen Choreographie das Opening fort und bieten dem ersten Artisten einen eleganten Rahmen.
Menowin Frank, der jugendliche Artist hatte vor ca. vier Wochen sein Manegendebut, hat sich die Strapaten als Genre ausgewählt. Kraftvoll und in erstklassiger Ausführung präsentiert er eine umfassende Anzahl hochkarätiger Tricks. Kreuzhang, Waage und weitere Figuren werden spielerisch leicht wirkend ausgeführt.
Einen rasanten und interessanten Auftritt bietet David Arriola Mark mit seiner Kombination von Jonglage und Rola Rola. Er beginnt seine vielfältigen Routinen mit Keulen in der Manege, doch schon bald geht es hinauf auf einen Tisch. Besonders die gelungenen und vielseitigen Fußkicks stechen hervor. Nach diversen Balancen auf der Rola zeigt sich der quirlige Artist als Bounce-Jongleur und bezieht wiederum die Treppe in seine Evolutionen ein. Schließlich ruht sein Rolabrett auf einem „Speichenrad“ von gut einem halben Meter Durchmesser. Darauf stapeln sich mehrere flache Bänkchen und auf diesem labilen Konstrukt jongliert Arriola mit Keulen.
Im zweiten Programmteil sehen wir David Arriola Mark mit einer Teller-Jonglage. In einem flott choreograhierten Ablauf arbeitet er stringent auf das Ziel, acht Teller auf hohen Stäben rotieren zu lassen während er fünf Löffel von einem Tablett in fünf Becher befördert, hin.
In einer ersten Reprise erleben wir Manu Frank als August. Sein imaginäres Golfspiel kommt auf den Rängen immer wieder sehr gut an und speziell die Passage mit einem Mitspieler aus dem Publikum erheitert die Zuschauer.
Wenig später ist Manu Frank zusammen mit seinem Bruder Gino und dessen Söhnen Menowin und Alexander sowie Salvi Tonito als „Alte Kameraden“ zu erleben. Die fünf „würdigen Herren“ drücken Handstände bauen Pyramiden. In den Schlusstrick – doppelter Salto vom Schleuderbrett auf die Schultern der Partner wird annonciert – ist auch ein Zuschauer involviert, was leider zur „vorzeitiger Zerstörung“ des Requisits führt.
Das Trio Arriola komplettiert mit seinem traditionellen Entree den Reigen der Comedy-Darbietungen. Weißclown David Arriola Mark erreicht Trompete spielend aus dem Gradin die Manege. Im Stil von „abladen-aufladen“ fragen die beiden Auguste nach Arbeit. Schließlich dürfen sie als Tänzer bleiben. In Flamenco-Kostümen legen sie los und dank der „Federung“ unter den Hinterteilen gelingen auch außergewöhnliche Figuren.
Die einzige Tier-Darbietung bietet Edy Laforte mit seiner Hunde-Revue. Nachdem der Laforte sein Karriereende nach dem Weihnachtscircus angekündigt hat, gibt es nur noch wenige Gelegenheiten diesen versierten Tierlehrer zu erleben. Die vielseitige Trickfolge wurde wie stets mit Hingabe und Perfektion geboten und kam bei den Besuchern bestens an.
Der zweite Programmteil beginnt mit der ausgezeichneten Handstand-Equilibristik von Alexander Frank. Auf einem hohen Piedestal zeigt der sympathische junge Mann eine Vielzahl unterschiedlicher, kraftvoll ausgeführter Handstand-Figuren. Die abschließenden Highlights seines Auftritts arbeitet er an der Spitze einer langen Stange in beachtlicher Höhe.
Die elegante Antipoden Darbietung des Duo Madison sah einige Tage nur Marisa Tonito in der Manege, da ihre Tochter Madison verhindert war. Die verschiedenen Fußjonglagen werden mit einer Rolle und bis zu fünf Basketbällen ausgeführt. Über mehrere Stufen eines leiterartigen Gestells wandert ein Ball in einen Korb an der Spitze empor und schließlich erfolgt die effektvolle Jonglage einer Stange mit je vier lodernden Fackeln an ihren Enden.
Das glanzvolle finale Highlight setzen die „Magic Tonitos“ mit ihrer großen Illusion-Show.
Marisa Tonito präsentiert mit ihren Assistentinnen eine Reihe gängiger Großillusionen. Abschließend wird die Illusionistin mitsamt einem Käfig hoch in die Kuppel gezogen und erscheint zur großen Verblüffung vieler Zuschauer fast augenblicklich auf einer Gradintreppe.
Das fröhlich choreographierte Finale vereint alle Mitwirkenden noch einmal in der Manege. Mit lang anhaltendem, starkem Applaus bedankt sich das zufrieden gestellte Publikum für die sehr unterhaltsame Show.