Text und Fotos Friedrich Klawiter |
CIRCUS CARL BUSCH Frankfurt, 27. Mai 2011 www.circus-carl-busch.de |
Zur Saisonpremiere ist der Circus Carl Busch der Familie Wille auf dem Frankfurter Festplatz am Ratsweg anzutreffen. Auf dem weitläufigen, bestens einsehbaren Gelände steht der gepflegte Circus perfekt aufgebaut. Die neuen Zeltanlagen, überragt von hohen Mastbögen, werden von einem exakt ausgerichteten Fahrzeug-Karree eingerahmt. Das gesamte Material strahlt in weiß und blau. Alle Auflieger sind unübersehbar mit Großcircus Carl Busch beschriftet. Einen lebhaften Kontrast zum einheitlichen Erscheinungsbild des Circus bilden drei Oberlicht-Schindelwagen im Naturholzlook. Auch der dekorativ gestylte, Frontzaun harmoniert mit dem sehr modernen Zeltdesign. Die vor dem Eingang wehenden Fahnen zeigen eine Abbildung von Manuel Wille und sprechen in ihrer Werbebotschaft von „einer der schönsten Circus-Shows der Welt“. Hinter dem Chapiteau sind großzügige Stallungen und Freigehege für alle Tiere eingerichtet. In zwei Paddocks ist eine der größten Elefantenherden, vier Inder und ein Afrikaner, die aktuell mit einem Circus auf Reisen ist, versammelt. Bei den Wohnwagen fallen die beiden neuen, in dekorativem grauen Design gehaltenen, amerikanischen Wohnauflieger der Familie Wille ins Auge. Eine farblich passend abgestimmte Scania-Zugmaschine komplettiert das Ensemble. Auch im Chapiteau dominiert die Farbe blau. Zeltplane und Schalensitze sind im gleichen Ton, der Stoff des Artisteneingangs ist ein wenig dunkler gehalten. Nur die Logen mit ihrem nostalgischen Dekor und die Piste - rot und mit Naturholzverbretterung - bringen ein wenig Abwechslung ins Bild. Die Lichtanlage ist topmodern, komplett mit LED-Scheinwerfern ausgerüstet. Weiß, blau und rosa sind die wechselweise eingesetzten Farben. Das im Circus Carl Busch gängige Opening, der Clown erweckt die in der Manege versammelten Artisten aus ihrer Starre, eröffnet ein in großen Teilen erneuertes Programm. Zu Beginn bietet der bekannte ukrainische Tenor Dymtro Foshchanka eine erste Kostprobe seines Könnens. Ein wenig lang gerät diese Passage, die von keinerlei Aktion in der Manege begleitet wird. Vier Kamele stellt Manuel Frank in einer flotten Dressurfolge vor. Flüssig und sicher erfolgen die Abläufe. Drei Kamele liegen an der Piste ab, um von der gleichen Anzahl Lamas übersprungen zu werden. Als Da Capo folgen die sechs Miniponys des Circus Carl Busch. Die einzige Luftnummer des Programms sieht Lijana an den Strapatentüchern. Die junge Frau, Schwägerin von Manuel Wille-Busch, hat ihre Nummer dekorativ in rot und weiß - ihrem Vorbild nicht unähnlich, gestylt und bietet die genreüblichen Abläufe. Als „eine Schlangenfrau auf höchstem Niveau“ wird Jesabehl in den Presseunterlagen des Circus Carl Busch völlig zu Recht beschrieben. Eine anspruchsvolle Folge attraktiver, von weiblichen Artisten nur selten gezeigten, Klischniggtricks werden scheinbar ohne jede Anstrengung vorgetragen. Zum Abschluss ihrer Evolutionen zwängt die relativ große Artistin ihren Körper in eine Plexiglas-Box von etwa fünfzig Zentimeter Kantenlänge. Die Freiheitspferde werden in bewährter Manier von Natascha Wille-Busch präsentiert. Sechs lebhafte Araber werden zu ihren Lauffiguren angeleitet. Einige Da Capo Steiger runden den Auftritt ab. Im zweiten Programmteil sehen wir die Juniorchefin als versierte Reiterin der „Hohen Schule“. Auf einem Friesen werden die verschiedenen Lektionen absolviert. Einmal in jedem Programmteil ist Clown Paganini, einer der beiden Herren der Saly Truppe steckt in der Maske, für den Klamauk zuständig. Im ersten Teil präsentiert er eine recht lang geratene Variante des „Orchesters“. Sieben Zuschauer (!) werden dazu von ihm in die Manege komplementiert. Im Anschluss an den Käfigabbau folgt seine Kunstschützen-Reprise, bei der einer der Requisiteure als Assistent involviert ist. Ein kurzer Tango mit seiner Partnerin Priscilla Errani leitet die temporeiche Jonglage von Marco Moressa ein. Mit kleinen Bällen und Keulen versteht er variantenreiche Routinen zu zeigen. Im weiteren Programmverlauf sehen wir das Paar ein weiteres Mal. Nun ist es an Priscilla Errani ihre Künste zu demonstrieren. Ein großes metallenes Spinnennetz schließt die Manege nach hinten ab und durch dieses windet sich die junge Frau zu ihrer Hula Hoop Darbietung. In einem Kostüm, dass das Thema „Spinnennetz“ elegant aufgreift, lässt sie die Reifen kreisen. Durch den interessanten Verkauf aufgewertet, zu dem auch die tänzerischen Aktivitäten ihres Partners das ihre hinzu tun, sticht die Nummer aus der Vielzahl an Darbietungen des Genres hervor. Die Aktivitäten von Direktor Manuel Wille in der Manege beschränken sich zur Zeit auf die Programmmoderation. So ist die Pausenansage, neben Opening und Finale, mit dem rekommandieren der Tierschau sein umfangreichster Auftritt. Zum Circus Carl Busch zurückgekehrt ist Carmen Zander mit ihren fünf Tigern. Die umfangreiche Trickfolge wird wie gewohnt mit großer Präzision dargeboten. Sprungtricks in vielerlei Variationen dominieren den Ablauf. In gewohnt souveräner Manier tanzt die junge Frau durch die Manege, derweil die Tiger ihre Tricks absolvieren. Pyramide, Teppich, Ritt auf einem Tiger sind weitere Elemente der Darbietung, gleichermaßen wird ein eindrucksvoller Rückwärtssteiger geboten. Mit einem effektvollen dreifachen Hochsitzer findet diese attraktive Raubtierdressur ihren Abschluß. Quick-Change ist die Disziplin in der J & J agieren. Jezabehl und der zweite Herr der Truppe Saly haben eine elegante Darbietung geschaffen. In bekannter Weise werden die Kostüme zu schwungvollen Rhythmen gewechselt. Eine weitere Variante des jonglierens demonstriert Gina Ginelli. Auf einer sehr hohen Trinka beweist sie ihr Können als Antipodistin. Nachdem Walzen und ein großer Ball auf ihren Füssen einen flotten Tanz vollführten, lässt sie ein Flammenkreuz in hohem Tempo rotieren. Höhepunkt der vons besuchten Vorstellung ist die eindrucksvolle Elefantendressur der Errani-Familie. Nur mit der Stimme und sparsamen Gesten der Hände, in denen sie keinerlei Hilfsmittel halten, dirigieren Elvis und sein im Hintergrund assistierender Vater Ricardo die drei Inderinnen. Eine große Anzahl attraktiver, effektvoller Tricks wird von den Elefantendamen perfekt gearbeitet. Die in Monte Carlo mit einem "Silbernen Clown" ausgezeichnete Dressurfolge besticht gleichermaßen durch Vorführstil und Variantenreichtum. Auch in der Premieren-Vorstellung zeigt sich das Publikum vom bekannten Schlusstrick zutiefst beeindruckt. Zu diesem sitzt Elvis Errani im Gradin und dirigiert die Elefantin "Baby" per Zuruf über die beiden auf dem Boden liegenden Errani-Damen. Als Finalnummer wurde die Bola-Bola der Truppe Saly platziert. Die beiden Herren verbreiten mit ihrem getrommel, rhythmischen Tanzschritten und wild knallenden Bolas typische südamerikanische Lebensfreude. Einer mutigen Zuschauerin werden mit den rasend schnell rotierenden Bolas die Haare "neu gerichtet" und man demonstriert eindrucksvoll die Präzision, mit der sich dieses Requisit beherrschen lässt. Zum Beginn des großen Finales werden alle Mitwirkenden von Direktor Manuel Wille vorgestellt. Ein Teil der Zuschauer inszenieren Standing Ovations und in den langanhaltenden Applaus werden Zugaberufe laut. Tenor Dymtro Foshchanka hatte das Finale verpasst und so nimmt Clown Paganini das Mikrofon und singt, im Zusammenspiel mit dem Publikum, „Volare“. Der Direktion des Circus Carl Busch ist es wiederum gelungen, ein attraktives Programm, dessen Höhepunkte im Bereich der Tierdressuren zu finden sind, zusammen zu stellen. Der Circus Carl Busch gastiert mit diesem attraktiven Programm noch bis zum 10. Juli in Frankfurt am Main. |