Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS Carl BUSCH
Wiesbaden, 12. Mai 2012

www.circus-carl-busch.de
Wie aus dem Ei gepellt präsentierte sich der Circus Carl Busch auf dem Festplatz der „Gibber Kerb“ in der Frühlingssonne. Auf dem Rasengelände war das gepflegte Material vorbildlich aufgebaut. Die dekorative Front zieht die zahlreichen Besucher in ihren Bann.
Große Fahnen mit der Aufschrift „Eine der schönsten Circus-Shows der Welt“ und einer Abbildung von Manuel Wille-Busch versehen, flattern vor dem reich verzierten Frontzaun im lauen Frühlingswind. Der Frontzaun zeigt auf großen runden Plaketten die Fotos zahlreicher Artisten. Der im bayrischen Dürrwangen beheimatete Circus zeigt die blau-weißen Farben seines Bundeslandes auf seinen Zeltanlagen und Fahrzeugen. Hinter dem eleganten, modernen Ensemble von Chapiteau und Vorzelt, die von hohen Gitterbögen auf den Masten überragt werden, wurde das neue Zwei-Masten-Chapiteau errichtet. Im gleichen Dekor wie die anderen Zelte gehalten, ist es mittels eines Tunnels mit dem Chapiteau verbunden, dient als Garderoben- und Aufenthaltsbereich.
Die glänzend weiß lackierten Auflieger, allesamt mit „Großcircus Carl Busch“ in blau beschriftet, wurden in langer Reihe exakt an der einen Seite des Platzes ausgerichtet.
Die andere Seite des langgestreckten Geländes ist den Wohnaufliegern der Direktion vorbehalten. Dahinter sind die großzügigen Stallungen und Freigehege der Elefanten, Pferde und Exoten angeordnet. Die Artistenwohnwagen nehmen den übrigen Platz ein.
Einen lebhaften Kontrast zum einheitlichen blau-weißen Farbschema des Circus bilden die Oberlichtschindelwagen im Naturholzlook, die Kasse, Toilette und die Restauration beherbergen.
Das blaue Schalensitzgradin, die nostalgisch gestalteten Logen, und die Piste mit der Naturholzverbrettung bilden die bekannte Chapiteau-Einrichtung des Circus Carl Busch. Der große Artisteneingang wurde nun neu mit rotem Samt, reich dekoriert mit goldenen Borden, versehen. Auch die weiteren Stoffportieren wurden dazu passend erneuert.

Mit einem neu inszenierten Opening startet das diesjährige Saisonprogramm. Ein August der Tony Tonito Clowns versucht sich als Dirigent. Nach einigen „Missgeschicken“ beendet der Weißclown das Treiben.
Nun treten Alexandra Gerbey und Yuri Kovalchuk, ein romantisches Duett intonierend, vor das Publikum. Die Artisten versammeln sich gleichfalls in der Manege und mit diesem bunten Bild beginnt die unterhaltsame Show.
Erik Munoz sorgt mit seinen gekonnten tempogeladenen Jonglagen gleich zu Beginn für Stimmung und den nötigen Schwung im weiten Rund. Der versierte junge Jongleur manipuliert sehr sicher bis zu sieben Keulen in vielfältigen Mustern und Routinen. Effektvoll versteht er es auch, die Keulen mit den Füssen zu jonglieren.
Manuel Frank bietet bei der Vorführung der Exoten ein selten zu sehendes  Dressurkunststück. Er dirigiert den Ablauf der vier Kamele ausschließlich mittels seiner Stimme und knappen Gesten mit den bloßen Händen, da er weder Peitsche noch Gerte mit sich führt. Sicher und flott werden die Lauffiguren absolviert. Abschließend überspringen drei Lamas die an der Piste abliegenden Kamele.
Gleich im Anschluss stellt Manuel Frank die Ponys des Circus vor. Auch bei dieser effektvollen Dressur verlässt der erfahrene Tierlehrer nur auf seine Hände.

Jamena Wille-Busch präsentiert die erste Luftnummer in diesem abwechslungsreichen Programm. An roten Strapatentüchern zelebriert die junge Frau ihre romantisch gestaltete Kür, die mit dem Live-Gesang von Yuri Kovalchuk gleichermaßen untermalt wird. Elegante Halteposen und riskante Abfaller werden in großer Anzahl gekonnt in stimmigem Wechsel in erstklassiger Ausführung geboten.
Die Tony Tonito Clowns tragen mit ihren zahlreichen Auftritten zum Gelingen der Show bei. Die drei Herren von der Iberischen Halbinsel zeichnen sich durch virtuoses, engagiertes Spiel und stimmige Masken aus. Einige der gängigen Reprisen werden in gekonnter Weise gebracht.
Besonders erwähnen möchten wir die Szenen, die in dieser Form von einem Clowntrio nur höchst selten geboten werden. Vier Zuschauer sind mit den drei Clowns in den turbulenten Ablauf des Entrees eingebunden, in dem viel Gipsgeschirr zu Bruch geht. Zunächst gilt es für die Freiwilligen, die Teller in gleicher Weise wie von den Profis gezeigt, zu handeln. Dann sind die Teller in sich stetig steigerndem Tempo zu einem Partner zu werfen und zu fangen. Eine temperamentvolle Darbietung, die nicht nur mit Klamauk, sondern auch viel feiner Akrobatik aufwartet, wird zu Beginn des zweiten Programmteils auf dem Trampolin und dem Sprungturm geboten. Erfreulich, dass die Tony Tonitos ihren eigenen Stil kreieren und auf Striptease und „Betrunkenen“ verzichten.
Im letzten Auftritt versucht sich ein August als Kunstschütze. Mittels eines Bogens, aus einem Luftballon geformt, lässt er mittels eines imaginären Pfeils Ballons platzen, die eine Zuschauerin über ihren Kopf hält.

Juniorchefin Natascha Wille-Busch reitet auf einem prachtvollen Friesen, dessen lange volle Mähne zu dekorativen Zöpfen geflochten wurde, eine anmutige Hohe Schule. Als musikalische Begleitung wurde eine Opern-Arie ausgewählt, die Alexandra Gerbey live singt. Gleich im Anschluss an die reiterliche Vorführung dirigiert die junge Frau sechs junge temperamentvolle Araber-Schimmel zu einer schwungvollen Freiheitsdressur. Vielfältige Lauffiguren werden in flottem Ablauf geboten. Mit drei Hengsten wird das flechten demonstriert. Verschiedene Da Capo Steiger runden diese harmonische equestriche Darbietung ab.
José Munoz brilliert auf dem Drahtseil. Zahlreiche Sprünge kennzeichnen die temperamentvolle Darbietung. Ein Scheinsturz sorgt für zusätzlichen Nervenkitzel. Höhepunkte seiner Evolutionen sind zwei Rückwärts-Salti. Den zweiten springt José Munoz durch einen in der Hand gehaltenen Reifen, eine höchst selten zu sehende Höchstleistung.
Auf die beiden Darbietungen von Carlos Tribertis und seiner Partnerin Nancy, „starker Mann“ und Rollschuhartistik, mussten wir leider verzichten. Verletzungsbedingt pausieren die beiden attraktiven Nummern einige Tage.

Alexandra Gerbey präsentiert ihre Kür an den Strapatentüchern. Kraftvoll und anmutig agiert die junge Frau. Den besonderen Moment erhält diese Darbietung durch den Live-Gesang, die Arie aus Lucia di Lammermoore von Donizetti, der Artistin.
Ihr folgt Yuri Kovalchuk an eben diesen Tüchern. In clownesker Aufmachung wird der vorangegangene Auftritt parodiert.
Natascha Wille-Busch und ihre Schwägerin Jamena präsentieren zusammen mit Nachwuchsmagier Denis Rush eine schwungvoll erotische Illusionsshow. Attraktive moderne Requisiten bilden den glamourösen Rahmen für die gängigen Tricks.
In einer Kaskadeurnummer wirbeln die Gebrüder Munoz noch einmal gemeinsam durch die Manege. Im Schottenlook ringen sie in bekannter Manier um den Besitz des einzigen Stuhles. Mit einigen Kaskaden unter und auf einem Tisch beenden sie das turbulente Spiel.

Direktor Manuel Wille-Busch ist es vorbehalten mit den grauen Riesen des Circus den Höhepunkt des Programms zu setzen. Die beiden Dickhäuter, mit neuem Kopfputz ausstaffiert, arbeiten bereitwillig ihre Tricks. Zum Höhepunkt der Vorführung steht Manuel Wille-Busch außerhalb der Manege im Haupteingang und dirigiert die sechsundvierzigjährige indische Elefantenkuh Carla nur mit der Stimme und lässt sie so seine auf dem Boden liegende Frau Jamena überschreiten.
Das Finale wird groß und ausführlich zelebriert. Sängerin und Sänger überzeugen noch einmal mit ihrem Können, die Mitwirkenden werden vorgestellt und einige Zugaben werden geboten. Gemeinsam mit dem Publikum singt Manuel Wille-Busch „Volare“. Standing Ovations zeigen die Zufriedenheit des Publikums mit dem Gebotenen. Noch einmal stellen sich die Artisten in der Manegenmitte auf und einer der Auguste fotografiert die Gruppe, um alsbald die Kamera an einen Logenbesucher weiter zu geben, damit auch er aufs Erinnerungsfoto kommt.
Der Circus Carl Busch bietet guten klassischen Circus mit einem ausgewogenen Programm in einem ansprechenden Rahmen. Das elegante, gepflegte Erscheinungsbild des Circus in Verbindung mit dem geschickt zusammengestellten, modern und flott präsentierten Programm machen einen Besuch dieses Unternehmens immer wieder lohnenswert.
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