Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS Carl BUSCH
Mainz, 11. Mai 2013



www.circus-carl-busch.de
Wieder einmal war der schmucke Circus Carl Busch in Mainz auf dem weit vor den Toren der Stadt gelegenen Festplatz zu Gast. Sowohl im äußeren Erscheinungsbild als auch im Programm setzt die Familie Wille auf Bewährtes und so sind in diesem Jahr nur marginale Veränderungen fest zu stellen.
Perfekt aufgebaut empfängt der Circus mit seinem attraktiven Äußeren die Besucher. Das blau und weiß der modernen Zeltanlagen leuchtet frisch weithin in der Frühlingslandschaft. Der dekorative Frontzaun und die zahlreichen großen Fahnen bilden in Verbindung mit dem Oberlichtwagen, der die Kasse beherbergt, eine einladende Fassade. Sechs neue MAN-Zugmaschinen, die Ende letzten Jahres angeschafft wurden sind in einer imposanten Reihe aufgestellt.
Die glänzend weiß lackierten Auflieger, allesamt mit „Großcircus Carl Busch“ beschriftet, sowie einige blaue Schiebeplanen-Auflieger sind in großzügiger Formation auf dem Gelände abgestellt.
Das weitläufige Gelände gestattet die Einrichtung großzügig bemessener Außengehege und Paddocks für alle vierbeinigen Bewohner der Zeltstadt.
Zur bekannten Einrichtung des Vorzeltes gesellt sich nun eine große weiße gepolsterte Sitzlandschaft, die dem Innern ein wenig Lounge-Charakter verleiht. Auch das Chapiteau-Innere zeigt Neuerungen. Ein Holzboden, auf dem die beiden Reihen mit rotem Stoff bezogener Stühle stehen, reicht nun bis an die Piste. Auf die Logenboxen wird verzichtet.

Ein August der Tony Tonito Clowns hantiert in der Manege, „entdeckt“ ein Dirigentenpult und kann der Versuchung nicht widerstehen. Nach einigen „Missgeschicken“ beendet der Weißclown das Treiben. Mit diesem bewährten Opening startet die aktuelle Show.
Das anschließende große Charivari wird von den Sängern Alexandra Gerbey und Yuri Kovalchuk mit einem recht dramatischen intonierten Song, „The Show must go on“, untermalt.
Tempojongleur Erik Munoz bietet mit seiner Keulenjonglage eine schwungvolle Darbietung zu Programmbeginn. In vielerlei Mustern werden die Requisiten manipuliert und besonders effektvoll versteht er es, die Keulen zu jonglieren. Einzig die musikalische Begleitung, eine Arie von Alexandra Gerbey live gesungen, geht mit den Vorgängen in der Manege keine harmonische Verbindung ein.
In der diesjährigen Produktion werden im ersten Teil alle Darbietungen, außer den Auftritten der Clowns, von den beiden ausgebildeten Sängern untermalt.
Manuel Frank lässt vier Kamele ihr erlerntes Repertoire in temporeichem Ablauf zeigen. Sicher und gekonnt werden die verschiedensten Abläufe vorgetragen. Als Da Capo überspringen zwei Lamas  drei an der Piste abliegende Kamele.
Sechs dekorative Falabella-Pony erobern gleich im Anschluss die Manege. Munter traben die Minipferde durch den Manegensand und zeigen sich als Barrierenspringer. Ein feiner Trick beschließt den Auftritt – scheinbar ohne Zutun des Vorführers umläuft das letzte Pony die Barriere, kehrt um und überspringt das Hindernis entgegen der eigentlichen Laufrichtung.
Jamena Wille-Busch präsentiert an roten Strapatentüchern eine romantisch gestaltete Kür. Elegante Halteposen und riskante Abfaller werden in großer Anzahl gekonnt in stimmigem Wechsel in erstklassiger Ausführung geboten.

Omnipräsent sind die Tony Tonito Clowns und haben mit ihrem virtuosen und engagierten Spiel großen Anteil am Gelingen der abwechslungsreichen Show. Die drei Herren von der Iberischen Halbinsel zeichnen sich zudem durch stimmige Masken aus.
Einige der gängigen Reprisen werden in gekonnter Weise gebracht. So sorgt Sägemehl auf der Piste für Ärger, wird der Weißclown mittels Hupe genervt, hat ein August die Fähigkeit durch „Hand auflegen“ eine Glühbirne leuchten zu lassen und mit mitreißendem Spiel auf Saxophonen wird der Käfigabbau überbrückt. Zwei Mal werden Zuschauer in die Abläufe mit eingebunden. Vier Freiwillige stehen zusammen mit den Clowns in der Manege um ihr Können als Jongleure mit Geschirr zu zeigen. In dem turbulenten Spiel geht zunächst einiges Gipsgeschirr zu Bruch, wenn es für die Amateure gilt, die Aktionen der Profis zu wiederholen. Dann sind die Teller in sich stetig steigerndem Tempo zum nächsten Partner zu werfen und zu fangen. Hierbei kommt nun Plastikgeschirr zum Einsatz, was die Abläufe weit weniger effektvoll werden lässt.
Zu guter Letzt versucht sich ein August unter Mithilfe einer Zuschauerin als Kunstschütze Mittels eines Bogens, aus einem Luftballon geformt, und imaginären Pfeilen lassen die beiden hoch gehaltene Ballons zerplatzen.

Juniorchefin Natascha Wille-Busch dirigiert sechs junge temperamentvolle Araber-Schimmel zu einer schwungvollen Freiheitsdressur. Vielfältige Lauffiguren werden in flottem Ablauf geboten. Mit drei Hengsten wird das flechten demonstriert. Verschiedene Da Capo Steiger runden diese harmonische equestriche Darbietung ab.
Manuel Frank präsentiert die beiden Elefanten des Circus in einem flotten und tiergerechten Ablauf. Die beiden Dickhäuter arbeiten bereitwillig ihre Tricks.
Die erstklassige Tigerdressur von Carmen Zander wird völlig zu Recht in der Werbung groß herausgestellt und bildet den Programmhöhepunkt. Die charmante Dompteurin hat ihren Look verändert, neue Haarfarbe und Kostüme bestimmen nun das Bild. Die bestens bekannte, vielseitige Trickfolge wird mit großer Präzision dargeboten. Viele Sprungvarianten – u. a. durch zwei Handreifen, über vier nebeneinanderstehende Tiger, über einen hochsitzenden Tiger - sind attraktives Gerüst der Trickfolge. Hochsitzer, Pyramide, Teppich und Balkenlauf sind weitere souverän absolvierte Elemente. Carmen Zanders Ritt auf einem Tiger wird nun von zwei Hochsitzern flankiert. Ein eindrucksvoller Rückwärtssteiger und harmonische Schmuseszenen und Futterabnahme von einem sehr kurzen Mundstab komplettieren die hochkarätige Trickfolge.

José Munoz brilliert auf dem Drahtseil. Zahlreiche Sprünge kennzeichnen die temperamentvolle Darbietung. Ein Scheinsturz sorgt für zusätzlichen Nervenkitzel. Höhepunkt seiner Evolutionen ist ein Rückwärts-Salto.
Gemeinsam wirbeln die Brüder Munoz noch einmal in einer Kaskadeurnummer durch die Manege. Im Schottenlook wird der Kampf um den einzigen Stuhl ausgetragen und mit einigen Kaskaden rings um einen Tisch endet das turbulente Spiel.
Alexandra Gerbey präsentiert sich kraftvoll und anmutig an den Strapatentüchern. Den besonderen Moment erhält diese Darbietung durch den Live-Gesang, die Arie aus Lucia di Lammermoore von Donizetti, der Artistin.
Ihr folgt Yuri Kovalchuk an eben diesen Tüchern. In clownesker Aufmachung wird der vorangegangene Auftritt parodiert.
Denis Rush präsentiert seine Magic-Show zusammen mit seinen Assistentinnen Natascha und Jamena Wille-Busch. Routiniert und glamourös bringt das Trio einge der gängigen Großillusionen in attraktiven modernen Requisiten zu Gesicht.
Carlo Tribertis präsentiert sich im Gladiatoren-Look als „starker Mann“. Der Modellathlet biegt Flacheisen zum einem „U“, sprengt Ketten und lässt sich mit dem Vorschlaghammer auf eine, auf seiner Brust ruhende, Metallplatte schlagen. Zum Abschluss der Demonstrationen seiner Kraft zieht er einen gewaltigen Nagel mit seinen Zähnen aus einer Holzplanke.
Zusammen mit seiner Partnerin Nancy sorgt Carlos Tribertis für den finalen akrobatischen Höhepunkt. Auf der kleinen Plattform in der Manegenmitte bietet das Duo in hohem Tempo eine Vielzahl attraktiver Tricks der Rollschuhartistik. Kraftvoll und gekonnt erfolgen die Evolutionen.
Das Finale wird groß und ausführlich zelebriert. Sängerin und Sänger überzeugen noch einmal mit ihrem Können und einige Zugaben werden von den Artisten geboten. Noch einmal stellen sich alle in der Manegenmitte auf und einer der Auguste fotografiert die Gruppe, um alsbald die Kamera an einen Logenbesucher weiter zu geben, damit auch er aufs Erinnerungsfoto kommt.
Der Circus Carl Busch bietet guten klassischen Circus mit einem ausgewogenen Programm in einem ansprechenden Rahmen. Das elegante, gepflegte Erscheinungsbild des Circus sowie das modern und flott präsentierte Programm sorgen immer wieder für gute Circusunterhaltung.
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