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Text und Fotos Friedrich Klawiter
DEUTSCHER NATIONALCIRCUS CARL BUSCH
Darmstadt, 18. April 2014

www.circus-carl-busch.de
Mit Beginn der Saison führte der Circus Carl Busch der Familie Wille den Zusatz „Deutscher Nationalcircus“ im Namen ein. Mit dieser Bezeichnung möchte man sich von anderen Unternehmen unterscheiden und den Anspruch an den eigenen Circus dokumentieren. Zu dem verweist die Direktion darauf, dass führende Circusunternehmen in vielen unserer Nachbarländern mit dem Zusatz „Nationalcircus“ firmieren.
Über Ostern gastierte der Carl Busch in Darmstadt und war auf dem weitläufigen „Messplatz“ in Bestform aufgebaut. In den vergangenen Jahren hat die Familie Wille enorm in modernes, elegantes Material investiert und ihr Unternehmen zu einem der prachtvollsten Circusse in Deutschland ausgebaut.
Das bekannte blau-weiße Chapiteau mit den signifikant hohen Gittermastbögen präsentiert in der Form der Kuppel und im Dekor ein modernes, zeitgemäßes Design. Das optisch passenden Vorzelt transportiert mit seiner mächtigen Leuchtschrift den Circusnamen weithin. Der schmucke, mit beleuchteten Circusszenen dekorierte Zaun bildet mit den zahlreichen großen Fahnen und dem wohlbekannten Oberlicht-Kassawagen die äußerst attraktive Front. Die kürzlich angeschafften brandneuen zahlreichen MAN-Zugmaschinen und ihre ebenfalls neuen Auflieger, allesamt Hochglanz gespritzt und mit dem neuen Namenszug versehen, sind in einer langen Reihe aufgefahren. Neu im Bestand des Circus ist ebenfalls der speziell ausgebaute Büro-Auflieger. Auch hier erstrahlt das Fahrzeug in frischer Hochglanzlackierung und sämtliche Fahrzeuge sind nun in elegantem cremeweiß und frischem hellblau gehalten. Die neue Firmierung prägt die Seitenwände dieser Transporte. Die zahlreichen Schiebeplanen-Auflieger sowie die exzellent ausgebauten Tiertransporter, die Pferde werden hier in Boxen in Fahrrichtung stehend transportiert, komplettieren den exquisiten Fuhrpark. Die Wohnwagenflotte der Direktion wird nun noch durch einen neu aufgebauten Oberlicht-Schindelwohnwagen ergänzt. Dieser bildet somit einen weiteren vorzüglichen nostalgisch-romantischen Blickfang im einem der modernsten Wagenparks, die derzeit in einem in Deutschland reisenden Circusunternehmen zu finden sind.
Dem heutigen Standard entsprechend steht den beiden Elefanten des Unternehmens ein großzügig bemessenes Zwei-Masten-Zelt mit weiten Freigehegen zur Verfügung. Auch für die Pferde und Exoten des Unternehmens stehen selbstverständlich geräumige Stallungen und große Freigehege bereit.
Der große Verkaufswagen nimmt nach dem betreten des Vorzeltes den Blick des Besuchers gefangen. Ein Holzboden, Sitzgelegenheiten, eine Cafébar und weitere Verkaufsstände dienen der Annehmlichkeit der Gäste. Auch kann man hier das völlig neu gestaltete "Programmheft", dass in seinem Umfang beinahe einem Buch entspricht, erwerben.

Die Ende letzten Jahres neu angeschaffte Sitzeinrichtung ist mit ihren blauen Einzelklappsitzen komfortabel und macht separate Logen verzichtbar. Der gewölbte Artisteneingang aus hochwertigem rotem Samt reicht bis hoch zum Zeltdach des Chapiteau. Über dem breiten Fries, der mit dekorativen Ornamenten in gold, rot und blau verziert ist, hat nun mit Beginn der Saison 2014 wieder, nach mehreren Jahren Pause, ein echtes Circus-Orchester seinen Platz.  Die  aufwändig gefertigte Leuchtpiste komplettiert die geschmackvolle Einrichtung.
Die Lichtanlage zeigt sich auf der Höhe der Zeit und wird virtuos eingesetzt. Die sechs Musiker des Orchesters, sowie die ausgebildete Opernsängerin Alexandra Gerbey begleiten die Show vorzüglich. Die Live-Musik wertet das ohnehin gute Programm noch einmal auf und sorgt für eine stimmungsvolle Atmosphäre.

Ein August der Tony Tonito Clowns hantiert in der Manege, „entdeckt“ ein Dirigentenpult und ergreift die Gelegenheit. Nach einigen „Missgeschicken“ beendet der Weißclown das Treiben. Mit diesem bewährten Opening gelingt der Einstieg in die Show.
Tierlehrer Manuel Frank eröffnet die Nummernfolge mit temperamentvollen Pferdedressuren. Zunächst arbeitet er nacheinander mit drei Ponys, immer eines kleiner als das vorhergehende. Ein englischer Welsh läuft seine Figuren durch vier große Metallringe. Das nachfolgenden Tigerscheck- und ein Falabella-Pony zeigen sich als vorzügliche Steiger. Nun preschen sechs feurige Araber-Schimmel in die Manege und bieten unter der kundigen Hand von Manuel Frank eine harmonische Laufarbeit. Auch diese gelungene Dressurdarbietung findet in  verschiedenen Steigerformationen einen effektvollen Abschluss.

Im weiteren Verlauf der Show bringt der erfahrene Dresseur vier junge Dromedare, die erst vor wenigen Tagen ihr Manegendebut hatten, in den roten Ring. Temporeich werden hier die Lauffiguren absolviert. Als Da Capo traben sechs dekorative Falabella-Pony durch das frische Sägemehl und zeigen sich als Barrierenspringer. Ein feiner Trick beschließt den Auftritt - scheinbar ohne Zutun des Vorführers umläuft das letzte Pony die Barriere, kehrt um und überspringt das Hindernis entgegen der eigentlichen Laufrichtung.
Tempojongleur Erik Munoz manipuliert in seiner schwungvollen Darbietung zunächst rote Keulen. In vielerlei Mustern werden die Requisiten souverän gehandhabt und drei, vier oder fünf Keulen sowohl mit den Händen als auch den Füssen jongliert. Im Anschluss werden aus roten Kunststofftellern Ufos, die hoch in die Kuppel geworfen und sicher wieder gefangen werden.
Jamena Wille-Busch präsentiert an weißen Strapatentüchern eine romantisch gestaltete Kür. Ein Mitglied der Tony Tonito Clownsfamilie verstärkt durch ein erstklassig gesungenes italienisches Liebeslied noch einmal die Wirkung dieser Inszenierung. Elegante Halteposen und riskante Abfaller werden in großer Anzahl gekonnt in stimmigem Wechsel geboten.

Große Präsenz und virtuoses Spiel in der abwechslungsreichen Show bieten die Tony Tonito Clowns. Die drei Herren von der Iberischen Halbinsel zeichnen sich zudem durch stimmige Masken aus.
Einige der gängigen Reprisen werden in gekonnter Weise gebracht. Ein August hat die Fähigkeit durch „Hand auflegen“ eine Glühbirne leuchten zu lassen und mit mitreißendem Spiel auf Saxophonen wird ein Umbau überbrückt. Einen Hut so zu werfen, dass er auf dem Kopf des August landet stellt für einige Zuschauer eine größere Aufgabe dar und in einer weiteren Reprise sorgt Sägemehl auf der Piste für Ärger.

Im großen Entree vor der Pause stehen vier Freiwillige zusammen mit den Clowns in der Manege um ihr Können als Jongleure mit Tellern zu zeigen. In dem turbulenten Spiel geht zunächst einiges Gipsgeschirr zu Bruch, wenn es für die Amateure gilt, die Aktionen der Profis zu wiederholen. Dann müssen die Teller in immer schnellerer Folge zu nächsten Partner expediert und von diesem gefangen werden. Hierbei wird Plastikgeschirr eingesetzt, worunter leider die Publikumswirksamkeit leidet.

José Munoz brilliert auf dem Drahtseil. Seil springen, Sprünge über Barrieren in Form spanischer Flaggen und tänzerische Elemente werden mit Bravour geboten. Ein  Rückwärts-Salto und ein weiterer durch einen Reifen gesprungen sind die Höhepunkte des Auftritts.
Gemeinsam wirbeln die Brüder Munoz noch einmal in einer Kaskadeurnummer durch die Manege. Im Schottenlook folgen Kaskaden und Gags in schneller Folge aufeinander und schließlich wird ein Tisch in das turbulente Spiel einbezogen. 
Der vielseitige Tierlehrer Manuel Frank Direktor vertrat in der von uns besuchten Vorstellung Direktor Manuel Wille bei der Vorführung der beiden hauseigenen Elefanten. In gewohnt flottem Ablauf wurden die tiergerechten Tricks von den beiden Dickhäutern gearbeitet. Publikumswirksam überschreitet die asiatische Elefantenkuh „Carla“, nur per Stimme dirigiert, einen auf der Erde liegenden Menschen.
Alexandra Gerbey präsentiert sich kraftvoll und anmutig an den Strapatentüchern. Elegant schwebt sie in weiten Flügen durch die Kuppel. Den besonderen Moment erhält diese Darbietung durch den Live-Gesang der Akteurin. Die ausgebildete Sängerin verblüfft hierbei das Publikum mit einer Arie aus der Oper "Lucia di Lammermoore" von Donizetti.
Juniorchefin Natascha Wille-Busch formt sechs temperamentvolle Araber und sechs prächtige Friesen zu einem veritablen Zwölfer-Zug. Vielfältige Lauffiguren lässt die erfahrene Tierlehrerin souverän ausführen und gekonnt werden die Effekte der verschiedenen Fellfarben eingesetzt. Verschiedene Da Capo Steiger runden diese harmonische equestriche Darbietung in idealer Weise ab.
Magier Denis Rush präsentiert seine bezaubernde Show zusammen mit Alexandra Gerbey. Routiniert, glamourös und schnell werden gängige Großillusionen mit modernen Requisiten ausgeführt.

Das Duo Serjo begeistert mit seiner hervorragenden Hand-auf-Hand-Akrobatik. Kraftvoll und dynamisch werden die hochkarätigen Tricks ausgeführt. Scheinbar ohne Anstrengung und mit fließenden Übergängen erfolgen die Aktionen und mit großer Selbstverständlichkeit werden die Positionen lange gehalten.
Das Finale wird mit einer Keulenjonglage eines August eingeleitet. Der Weißclown bedeutet ihm aufzuhören, da die Show vorbei sei und überreicht ihm einen Krug voll Wasser und ein Glas. Gerade als er sich erfrischen will, kommt der nächste Artist mit einem leeren Glas und bittet um einen kühlen Trunk. Dies geht so fort, bis der August das letzte bisschen Wasser für sich hat. Ein kleiner Junge überbringt ihm eine Rose und anstatt sich zu erfrischen, schenkt er das Wasser lieber der Blume.
Nun stellen sich alle Mitwirkenden in der Manege auf und werden von Direktor Manuel Wille vorgestellt. Das begeisterte Publikum dankt mit lange andauernden „Standing Ovations“ und ein äußerst unterhaltsamer Circusbesuch findet sein Ende.
Der Circus Carl Busch ist ein Garant für erstklassigen klassischen Circus mit dem unverzichtbaren Dreiklang von Tieren, Clowns und Akrobaten. Das sehr elegante, gepflegte Erscheinungsbild des Circus sowie das modern und flott präsentierte Programm sorgen immer wieder für gute Circusunterhaltung.