Text und Fotos Friedrich Klawiter
ZIRKUS CHARLES KNIE
Neuwied, 03. Juni 2015
www.zirkus-charles-knie.de
„Wetten dass wir Sie begeistern“ leuchtete es von zahllosen Plakaten des Zirkus Charles Knie den Einwohnern Neuwieds und Umgebung entgegen und die vielen Tausend, die sich auf diese "Wette" eingelassen hatten, wurden wahrlich nicht enttäuscht und taten ihre Begeisterung mit Beifallsstürmen und Standing Ovations kund.
Auf dem zentral in der Stadt am Rhein gelegenen Festplatz „Kirmeswiese“ präsentierte sich der Circus wie immer in bestechender Optik. Die mannigfaltigen Leuchtschriften in der Front, auf dem First des Chapiteau, über dem Vorzelt, auf der Kasse und dem Büro, gekrönt von roten „Lollipops“ auf den Mastspitzen, angereichert mit rot-weißen Lichterketten machen neugierig und laden verheißungsvoll zum Besuch diese wunderschönen Unternehmens ein.
Die bekannten cremeweiß-roten Zeltananlagen glänzen in der Sonne und der gepflegte Fuhrpark der zu beiden Seiten das Chapiteau umringt zeigt sich in bestem Zustand.
Breiten Raum nimmt die arten- und umfangreiche Menagerie ein. In mehreren Stallungen sind Pferde, Kamele, Lamas, Rinden, Emus und Känguruh sowie die Elefanten der Familie Errani untergebracht. Die großen Außengehege nehmen den Platz vollständig ein. Den beiden Seelöwen steht ein äußerst geräumiger Pool zur Verfügung und für seine acht Raubkatzen hat Tom Dieck jun. eine umfangreiche Outdooranlage mit Wasserbecken, erhöhten Liegeplätzen, Baumstämmen und unterschiedlichen Bodenbelägen aufgebaut.
Die gemütliche Atmosphäre des Vorzeltes lädt zum Verweilen ein. Edles, sorgsam auf einander abgestimmtes Interieur prägt den Raum. Beherrschende Elemente sind die gepflegten Verkaufswagen der Circusrestauration mit ihrem edlen Look, der sich in gleicher Weise im Circus Café und an vier weiteren Verkaufsstände wiederfindet. Die roten Samtvorhänge mit denen die Seitenwände verkleidet sind, tun das ihre um die gepflegte Atmosphäre zu unterstützen.
Die ebenfalls in rot gehaltene Einrichtung des Chapiteau - Einzelsitzgradin, Logen mit Polsterstühlen und Artisteneingang - sorgt für ein harmonisches Erscheinungsbild und ergänzt sich bestens mit der dunkelblauen Zeltplane.
Das vielköpfige, hervorragend aufspielende Orchester unter der Leitung von Volodymyr Kozachuk zaubert mit perfekt abgestimmten Arrangements einen wunderbaren, die Show allerbestens tragenden Klangteppich. Dies gilt in gleicher Weise für das ausgezeichnete Lichtdesign von Enrico Zoppe.
Das Ballett des Zirkus Charles Knie, dass im Verlauf der Show immer wieder mit hervorragend auf den Ablauf in der Manege abgestimmten Auftritten zu erleben ist, gestaltet das Opening und eine Stimme aus dem Off übernimmt die Begrüßung.
Temperamentvoll tanzt Nicol Nicols auf dem Seil und beeindruckt mit einer großen Anzahl unterschiedlicher Sprünge. Er springt Seil und zeigt einen spektakulären Sprung durch einen hell lodernden, mit großen spitzen Messern gespickten Feuerreifen. Rückwärtssalto und der abschließende Vorwärtssalto werden sicher auf dem labilen Untergrund gestanden.
Der große artenreiche Exotenzug ist die erste von drei hauseigenen Dressurdarbietungen, die Tierlehrer Marek Jama präsentiert. Der die Manege überspannende Baldachin sowie Schabracken und Geschirre der Tiere wurden erneuert und zeigen sich nun in einem frischen Zebra-Look. Der schwungvoll vorgetragene Ablauf beginnt mit vier Kamelen. Alsbald wird die Gruppe um vier braune Araber erweitert und schließlich gesellen sich drei Zebras hinzu. Vier Rinder unterschiedlicher Rassen nehmen ihre Plätze auf Tonneaus ein und werden von den Kamelen umkreist. Ein Känguruh kommt zu einem kurzen Auftritt ehe sechs Lamas ihre Figuren laufen und eindrucksvoll ihr Sprungvermögen unter Beweis stellen.
Ein prächtiger Palomino durchschreitet zu Beginn der Pferdefreiheit im Spanischen Tritt die Manege und mit einer gekonnten Levade vor dem Sattelgang findet diese poetische Sequenz ihren Höhepunkt. Anschließend laufen sechs Friesen unter der versierten Peitschenführung Marek Jamas souverän ihre Figuren. Sechs muntere Fallabella-Ponys überzeugen mit einem gekonnten Gruppensteiger. Eine Reihe unterschiedlicher Da Capo Steiger, von braunen und weißen Arabern dargeboten, schließt den Auftritt ab.
Schließlich folgt im zweiten Programmteil die Seelöwennummer. Verspielt präsentieren sich die beiden Robben als Jongleure und Akrobaten, auch verfügen sie über einiges schauspielerische Talent. Routiniert und charmant ruft der Dompteur die verschiedenen Elemente der Darbietung ab.
„Spiderwoman“ Priscilla Errani startet ihre bekannte Hula Hoop Darbietung von einem großen, silbern glänzenden Spinnennetz aus. Temperamentvoll werden die attraktiven Tricks ausgeführt und durch die aktive Teilnahme ihres Partners Marco Moressi erhält der Auftritt zusätzlichen Drive. Eine rundum gelungene Nummer die restlos überzeugt.
Die erstklassigen Reprisen von César Diaz sorgen weiterhin für Heiterkeit auf den Rängen. Einige Auftritte untermalt er mit gekonntem Beat-Boxing, so z. B. Die Western-Szene, die zusammen mit einem Zuschauer gespielt wird. Zunächst jonglieren beide Akteure virtuos mit imaginären Revolvern, dann kommt es zum Duell. Blitzschnell ziehen die Helden ihre Waffen und sinken, tödlich getroffen zu Boden.
Mit einer riesigen Zwille schießen der Clown und ein Zuschauerkind auf Luftballons – zumindest der Junge trifft das Ziel.
Mit einem stimmungsvollen Solo auf einem Saxophon wird der Abbau des Zentralkäfigs überbrückt. Ein widerspenstiges Mikrofon sorgt für Verstrickungen beim Mundharmonika spielen. Letztlich behält der Komiker die Oberhand und lässt auf der „singenden Säge“ „oh Sole mio“ erklingen.
Immer wieder grandios ist der finale Auftritt von César Diaz. Als eleganter Sänger tritt er mit „My Way“ in den roten Ring. Unzählige Pannen prägen den Auftritt und führen zu den aberwitzigsten Verstrickungen. Mehrfach bricht die Musik ab, der Mikrophonständer zerfällt, Mikrophon Kabel und Kleidung verursachen Verwicklungen und ein Barhocker lässt sich nicht „besitzen“ und wird zum Klotz am Bein – doch alle Katastrophen vermögen es nicht den Sänger zum stoppen, der eisern seinen Auftritt durchzieht und schließlich vom Publikum frenetisch gefeiert wird.
Ives und Ambra Nicols zelebrieren ihre „Love Story“ an den Strapatentücher, deren erster Teil von Ives gekonntem Live-Gesang getragen wird. Begeistert verfolgt das Publikum die Aktionen hoch unter der Kuppel, die auch Ambra als Porteur sehen. Tangosequenzen in der Manege lockern die Trickfolge auf. Spannung macht sich beim Schlusstrick breit, zudem Ambra einen Zehenhang an der Quersprosse eines Stuhles zeigt, den Ives mit seinen Zähnen hält.
Die vielseitigen und abwechslungsreichen Jonglagen von Ives zeigt das Duo im zweiten Teil der Show. Mit Bällen, Bumerangs, Keulen und Sombreros wird routiniert ein breit gefächertes Repertoire verschiedener Routinen gearbeitet. Charmant interagiert der Jongleur mit dem Publikum und kleine Neckereien mit der Partnerin verleihen dem Auftritt eine heitere Note.
Vanessa und Emanuel Medini brillieren mit ihrer rasanten Rollschuhakrobatik nun im zweiten Teil des Programms. Sie sorgen noch einmal für mächtig Schwung und reißen mit ihrer temporeichen Darbietung das Publikum mit. Viele attraktive Tricks des Genres werden in erstklassiger Weise geboten.
Die „Flying Costa“ gehören zweifelsohne zu den Highlights des durchgängig sehr starken Programms. Drei Flieger und eine Fliegerin bieten eine Reihe erstklassig ausgeführter Tricks. Doppelsalto mit verbundenen Augen und dreifacher Salto werden sicher und souverän absolviert. Die abschließende Passage sorgt bei manch einem Zuschauer für Verblüffung.
Zwei hervorragende Dressurdarbietungen komplettieren den Reigen des Gebotenen.
Tommy Dieck jun. bringt vier Tiger, zwei Liger und zwei weiße Löwen in die Gittermanege und mit einer eindrucksvollen Pyramide aller Tiere beginnt die umfangreiche Trickfolge. Auf einem Riesenrad rollen ein Tiger – außen – und ein Liger – innen – durch die Manege. Die Tigerbar wird von einem Liger übersprungen, Rollover zweier Tiger sind weitere Elemente und Hochsitzer am Platz führen eindrucksvoll die Größe der Tiere vor Augen. Hervorragende Hinterbeinläufer, einmal rückwärts und einmal vorwärts, von zwei Tigern gehören genauso zum Ablauf wie eine Schmus-Kuss-Szene. Barrierensprünge aller Tiere beim Abgang komplettieren die Trickfolge.
Elvis Errani präsentiert die ausgezeichnete Elefantendressur der Familie. Nur mit seiner Stimme dirigiert der junge Vorführer die drei Dickhäuter zu ihren effektvollen und temporeich ausgeführten Abläufen. Besonders publikumswirksam ist immer wieder der Trick, den Elvis Errani vom Gradin aus dirigiert. Vollkommen unbeeinflußt und nur mittels präzise gegebener Kommandos gelenkt, überschreitet Elefant Baby die drei Damen Errani, verharrt dabei auf zwei Beinen balancierend über den liegenden Frauen.
Das große und ausführliche Finale erhält durch den gekonnten Live-Gesang von Ives Nicols einen glamourösen Touch. Ballett und Artisten bieten eine umfangreiche Choreographie im roten Ring, während über der Manege ein riesiges „Tierkarussell“ allmählich Gestalt annimmt und ein weiteres optisches Highlight bildet. Ives Nicols übernimmt die Vorstellung der Mitwirkenden und mit Standing Ovations und lang anhaltendem frenetischem Beifall lässt das Publikum im voll besetzten Rund seiner Begeisterung freien Lauf.
Traditionellen, klassischen Circus in Bestform – dafür steht der Zirkus Charles Knie wie sonst kein Unternehmen in Deutschland. Alle Erwartungen, die man an diese Unterhaltungsform haben kann – attraktives, gepflegtes äußeres Erscheinungsbild, internationale erstklassige Artisten, hervorragende Dressurdarbietungen mit Raubtieren, Elefanten, Pferden und Exoten, hervorragende Clownerie sowie ein großes Orchester und Ballett – werden in mitreißender Manier geboten. Fazit - die Wette wurde klar gewonnen, die Zuschauer waren mehr als begeistert.