optimiert



Text und Fotos Friedrich Klawiter
ZIRKUS CHARLES KNIE
Northeim, 17. März 2018

www.zirkus-charles-knie.de
„Europas Top-Zirkus“ - diesen Slogan bestätigt der Zirkus Charles Knie in der Saison 2018 zu 100 Prozent. Direktor Sascha Melnjak und seinem treuen Mitarbeiterstamm ist es in exzellenter Weise gelungen, diesem Motto gerecht zu werden und es mit Leben zu füllen. Das hochklassige traditionelle Circusprogramm, ganz dem klassischen Dreiklang – Tiere, Clowns und Akrobaten – verpflichtete Programm wird optimal mit den modernen Stilmitteln Licht, Gesang, Ballett und Live-Musik in Szene gesetzt, wobei das moderne und sehr gepflegte Material des Unternehmens für die hervorragenden Rahmenbedingungen sorgt.
Die Rückkehr des Winters mit Schneefällen und hohen Minusgraden sorgte für ungünstige äußere Bedingungen zum Saisonstart. Nichtsdestotrotz präsentierte sich der große Circus in Northeim auf dem Mühlenanger in Bestform.
Die unzähligen Lichter des Circus sind das einzig strahlende an diesem trüben und eiskalten Märztag. Die „Lollipops“ und Lichterketten an den Zelten, die Leuchtschriften über dem Vorzelt und Eingang sowie auf dem Büro und der Kasse und natürlich auch an der Fassade blinken und blitzen um die Wette und laden zum Besuch des Circus ein.
Die modern gestylten, rot und cremefarbenen Zeltanlagen wurden mit einem vergrößerten neuen Exotenstall im passenden Dekor ergänzt. Pferdestall und Paddocks sowie die großzügig dimensionierte Raubtieranlage von Alexander Lacey komplettieren diesen Bereich des Circus.
Der umfangreiche Fuhrpark nimmt den weiteren Raum ein. Zahlreiche Fahrzeuge wurden in den vergangenen Wochen neu foliert. Allen voran fallen der Publicity-Transporter und ein Lkw mit Kofferaufbau ins Auge.
Foyer- und Spielzelt bieten im Innern den vertrauten Anblick. Die edel anmutende Einrichtung - die beiden vorzüglich gestalteten Verkaufswagen, Popcorn-, Sekt- und Zuckerwattestände sowie die Café-Ecke, elegante Logen, Gradin mit  Einzelklappstühlen und der große rote Artisteneingang – korrespondiert in erstklassiger Weise mit dem äußeren Eindruck.

Mit einem hervorragenden Lichtdesign setzt Enrico Zoppe die auftretenden Artisten gekonnt in Szene und der volltönende Sound des großen Circusorchesters unter der Leitung von Volodymyr Kozachuk trägt die Show mit einem exzellenten Klangteppich.
Ballett und Live-Gesang sind weitere Elemente die dieses Programm zu einer harmonischen, höchst unterhaltsamen Show machen. Den Gesangspart übernimmt in dieser Saison Katie Azzario-Lacey, die erstklassig mit stimmungsvollen Klangbildern einzelne Darbietungen untermalt und elegante Übergänge schafft.
Temperamentvoll begleiten die Tänzerinnen des „Zirkus Charles Knie Balletts“ die Show mit vielseitigen, größtenteils neu choreographierten und mit neuen Kostümen ausgestatteten Auftritten.
Die Lichter flammen auf, das Orchester rockt los und Clown „Prince Henry“ erobert die Manege, animiert das restlos ausverkaufte Haus zu ersten Beifallsbekundungen. Manegensprecher Ionut Calin, er sprang für den erkrankten Gino Huppertz ein, übernahm die Begrüßung und gab die Manege für die erste Darbietung frei.

Mit einem großen afrikanischen Schaubild nimmt die Show einen schwungvollen Beginn.
Den ersten Höhepunkt der Show, den vor Jahresfrist beim Circus Festival von Monte-Carlo mit einem Silbernen Clown ausgezeichnete Exotenzug präsentiert Tierlehrer Marek Jama in einem neu arrangierten Ablauf. Je drei Kamele und Dromedare laufen nun die ersten Touren und bald kommen vier Zebras hinzu. Fünf Rinder verschiedener Rassen umrunden die Manege in aller Gelassenheit. Die abschließenden Figuren sehen sechs Lamas in Aktion und mit diversen Barrieresprüngen klingt die Darbietung harmonisch aus. Wenig später präsentiert der versierte Dresseur die neue Cavallerie des Circus. Sechs weiße Araberhengste preschen in den roten Ring und bieten voller Temperament ihre Lauffiguren. Souverän werden Volten, Gegenläufe und andere Dressurelemente gearbeitet. Ein veritabler Gruppensteiger bildet den Höhepunkt des Act. Als Da Capo werden eine Reihe abwechslungsreicher Steiger von Ponys und Araberhengsten geboten.
Im zweiten Programmteil reitet Marek Jama Hohe Schule. Der Auftritt wurde neu im spanischen Stil gestaltet und wird weiterhin vom Ballett in der Manege begleitet.

Clown „Prince Henry“, Henry Ayala, verkörpert eine – ob seines hierzulande exotischen Erscheinungsbildes – exzentrische, unverwechselbare Clownsfigur. Der charismatische junge Südamerikaner spielt seine Reprisen und Entrees in sympathischer Weise und findet vom ersten Augenblick an besten Anklang beim Publikum. Mit einem Jungen aus dem Gradin jongliert er mit einem Sombrero und fünf Freiwillige spielen mit dem „Maestro“ ein gelungenes Glockenspiel. Ein weiterer Auftritt vereint eine sympathische Variante der Popcorn-Reprise mit dem „Striptease“ eines Mitspielers. Zu guter Letzt gibt „Prince Henry“ den impertinenten Kellner, der seinen anspruchsvollen Gast, nervt. Rasant folgen die Gags aufeinander und die Begeisterung erreicht ihren Höhepunkt, wenn die Spaghetti in  Massen als Wurfgeschosse zwischen Gradin und Manege hin und her fliegen.

Tatiana Kundyk hat mit ihrer Schlapseil-Darbietung weltweit in vielen Staffeln der „Supertalent Show“ Erfolge erzielt. Anmutig und mit einem Schuss Erotik präsentiert sie eine ausgefeilte Trickfolge mit ständig ansteigendem Schwierigkeitsgrad, so dass die Zuschauer ihrem Auftritt mit Spannung beiwohnen.
Die Messoudi sind mit ihrer temperamentvollen und abwechslungsreichen Gruppenjonglage unverändert zu Beginn der Show zu erleben.
Das Duo Medini ist mit seiner tempogeladenen Rollschuh-Akrobatik seit einigen Saison in der Show des Zirkus Charles Knie zu erleben. Nun haben die Geschwister Emanuel und Vanessa ihren Act in größerem Umfang variiert. Die veränderte Trickfolge, an Stelle der Mitwirkung eines Zuschauers wird ein anderes Element gearbeitet, geht einher mit einem neuen Look der Artisten. Der spektakuläre Schlusstrick, Emanuel dreht seine Runden mit verbundenen Augen auf der kleinen Plattform während er Vanessa, die sich zusätzlich noch um ihre Längsachse dreht, im Nackenhang umherwirbelt, reißt die Zuschauer immer wieder förmlich von den Sitzen.
Das artistische Highlight vor der Pause bieten die „Flying Wulber“ - nun mit einem neuen Fänger – am Fliegenden Trapez. Je drei Damen und Herren sorgen für ein großes Spektakel in der Zeltkuppel. Elegant wird ein umfangreiches Repertoire hochkarätiger Tricks des Genres geboten und auch in der neuen Besetzung völlig sicher gearbeitet.
Im zweiten Programmteil bieten die „Wulber Brothers“ eine rasante Show auf dem Trampolin. Im Blues Brothers Stil erfolgen, gewürzt mit zahlreichen Gags und Klamauk die Tricks auf dem elastischen Tuch. Mit Unterstützung der Damen bieten sie zu dritt eine große Show.

Einer der Höhepunkte der mitreißenden Show ist die Raubtierdressur von Alexander Lacey, der nach sechs Jahren in den USA zum Zirkus Charles Knie zurückgekehrt ist. Zwei männliche sowie vier weibliche Löwen und sieben Tiger bevölkern die Gittermanege. Mit einer großen Pyramide aller Tiere nimmt die Dressurfolge ihren Beginn. Weite Sprünge führen die Löwinnen über zwei Tiger und ein Tiger demonstriert eindrücklich seine enorme Sprungkraft, wenn er aus dem Stand in einem weiten und hohen Sprung über die beiden Löwenmänner hinwegsetzt. Teppich und Hochsitzer aller Tiere in der Manegenmitte sind weitere attraktive Elemente und Scheinangriffe werden gleichfalls geboten. Enger Kontakt und ein vertrauensvoller Umgang manifestiert sich in zahlreichen Szenen mit direktem Körperkontakt. Eindrucksvolle Hinterbeinläufe von zwei Tigern bilden den gelungenen Höhepunkt des Auftritts.

Das akrobatische Highlight der Show bildet die leistungsstarke Hand-auf-Hand Darbietung der Messoudi Brothers. Die vier Modellathleten führen die zahlreichen hochkarätigen Tricks sicher und gekonnt aus und der erstklassige Verkauf steigert die Wirkung auf die Zuschauer noch einmal. Zwei Einarmer auf den Köpfen der Untermänner stehen am Beginn des Auftritts. Yassin Messoudi senkt, bäuchlings auf dem Tisch liegend, seinen im Handstand auf seinen Füßen stehenden Bruder Karim langsam ab und hebt ihn sodann in die Ausgangsposition zurück. Eine Handstandpyramide der drei Söhne auf Kopf und Knien des Vaters markiert den umjubelten Höhepunkt des Auftritts.
Mit gekonntem stimmungsvollen Gesang leitet Katie Azzario-Lacey das große Finale ein und das Ballett hat einen weiteren eindrucksvollen Auftritt. Eine umfangreiche Choreographie vereint die gesamte Truppe nach Einzelvorstellung in der Manege während goldenes Metallkonfetti aus der Kuppel herab regnet. Das vollbesetzte Auditorium feiert die Akteure mit frenetischem Beifall und minutenlangen Standing Ovations und lässt seiner Begeisterung freien Lauf. Nicht nur mit einer erstklassigen Show unterstreicht man im Hause Charles Knie eindrucksvoll den Anspruch zu Europas Top-Zirkussen zu zählen.