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Text und Fotos Friedrich Klawiter
FESTIVAL-CIRCUS SHOW
Visé, 29. März 2014

Als „Festival-Circus Show“ reist Simon Dubois mit seinem Circus nun im zweiten Jahr durch den französischsprachigen Teil Belgiens, nachdem der jahrelang verwendete Name „Cirque Franco-Canadien“ abgelegt wurde.
In Visé, einer Kleinstadt direkt an der Grenze zu den Niederlanden, unweit von Lüttich, war der Circus direkt am Ufer der Maas aufgebaut. Das langgestreckte Wiesengelände auf der Kaimauer, hier gastierte 1970 der Cirque Bouglione mit einem Acht-Masten-Chapiteau, bot dem Circus genügend Fläche. Im strahlenden Sonnenschein glänzt das weiße-rote Chapiteau mit seiner hohen Kuppel und das helle grün der frisch sprießenden Vegetation bietet einen erfrischenden Kontrast. Der Fassadenwagen trägt, genau wie einige  anderre Fahrzeuge auch, noch die alte Firmierung und ist rings um den integrierten Kassenschalter mit Plakaten dekoriert. Die leuchtend roten Materialtransporter sind rings um das Zelt abgestellt. Die Wohnwagen und Campings reihen sich entlang der den Platz begrenzenden Straße aneinander. Die Freigehege von Pferden, Lamas,
Kamelen , Yak, Watussi und Ziegen sind weit über die Wiesenfläche verteilt. Im Außenkäfig vor dem Raubtieraufleger säubern die Löwen in der warmen Frühlingssonne die Knochen ihrer Tagesration von den letzten Fleischresten. Das Circusgelände ist frei zugänglich und so sind fortwährend Spaziergänger und Interessierte vor den verschiedenen Gehegen anzutreffen.

Die Werbung für das Circusgastspiel ist intensiv. Die zahlreich aufgestellten Plakate zieren viele Laternenmasten in den Straßen der Stadt.
Laute Circusmusik schallt über den Platz und vor der Kasse formiert sich eine Besucherschlange von beachtlicher Länge, die auf den Einlass wartet.
Ein steil aufragendes typisches französisches Holzbankgradin steht für die Besucher bereit. Mittig wird es vom Verkaufscamping der Circusrestauration geteilt. Auf dem Dach des Camping hat ein starker moderner „Verfolger“, der zudem verschiedene bunte Lichteffekte erzeugen kann, seinen Platz. Selbstverständlich ergänzen Logenstühle das Sitzplatzangebot. Der Artisteneingang aus dunkelblauem Stoff teilt den hinteren Bereich des Chapiteau vom Zuschauerraum ab und ist am oberen Rand mit einem silbernen Faltenbehang verziert.

„Monsieur Loyal“ Marc Regnier übernimmt die Begrüßung des Publikums und führt in angenehmer Weise durch den weiteren Programmverlauf.
Ein kürzlich erlassenes Gesetz verbietet „Wildtiere“ in Circussen die in Belgien gastieren und so erleben wir letztmals Harry Dubois, die Tiere stehen derzeit zum Verkauf, mit seinen vier Löwen. Eine trickreiche Darbietung bietet der beherzt agierende Dompteur. Mehrere Pyramiden, variantenreiche Sprungtricks, Bar, Balkenlauf, Hochsitzer und anderes wird routiniert geboten.
Spektakulär verkauft wird die Ringtrapez-Darbietung von Miss Bettina über dem Raubtierkäfig. Völlig ungesichert arbeitet die versierte Artistin hoch in der Kuppel ihre zahlreichen Tricks. Kraftvoll und elegant erfolgen die Abläufe und ein gekonnter Zehenhang über den Häuptern der Löwen beschließt den gelungenen Auftritt.
Wortgewaltig kündigt Direktor Simon Dubois den Auftritt der Clowns an und es erscheint - „Cappucino“, der elfjährige Enkel des Chefs. Schwungvoll gehen die beiden zu Werke; der Clown soll die Manege reinigen – was natürlich nicht geschieht – und wortgewaltig versucht der Direktor immer wieder ihn zu motivieren. Unter lautem und lebhaften mitgehen der zahlreichen Kinder im Publikum läuft der „Kampf“ in der Manege ab, stets vom viele Buhrufe provozierenden Direktor angestachelt.
Direktor Simon Dubois ist es auch, der die Cavallerie des Hauses, zwei temperamentvolle irische Tinker, zu ihren Figuren anleitet. Souverän lässt er die Figuren ablaufen und mit einem Kompliment auf den Tonneaus findet die Dressur ihren gelungenen Abschluß.

Die achtjährige Joel präsentiert eine umfangreiche Hula Hoop Show. Temperamentvoll und gekonnt präsentiert das junge Mädchen seine Show und tanzt sich mit kokettem Hüftschwung in die Herzen der Zuschauer.
Für eine wichtige Mitteilung unterbricht Herr Direktor kurz das Programm. Wortgewaltig und rhetorisch gekonnt informiert er über den großen Tierbestand und die riesigen und teuren Futtermengen derer es täglich bedarf. Nun bestehe, und diese einmalige Gelegenheit gibt es nur fünf Minuten lang, die Chance seine Tierliebe durch den Kauf eines Leuchtsouvenirs zu beweisen. Die Aktion ist von großem Erfolg, die Leuchtartikel werden den Verkäuferinnen praktisch aus den Händen gerissen.
Nachdem nun alle mit einem Leuchtstab versorgt sind, ruft der Direktor zur Pause, die gleichfalls nur kurze fünf Minuten währen soll und in der man schnellstens Erfrischungen in der – während der kompletten Show geöffneten – Restauration zu erwerben seien.

Der zweite Programmteil beginnt mit der rasanten Vertikalseil-Darbietung von Miss Bettina. Ein breites Spektrum gängiger Tricks des Genres wird in flotter Folge geboten. Rasant gedrehte Wirbel verleihen dem Auftritt Dynamik.
Zwei Mal erleben wir den Mexikaner José Rodogell, alias Clown Cerillo in der Manege. Im ersten Teil mangelt es ihm zunächst am nötigen Applaus, nachdem er angesagt wurde. So muss denn der Auftritt unter der Regie des Chefs einige Male, sehr zur Freude der laut kreischende Kinder, wiederholt werden. Dann endlich werden seine Ansprüche erfüllt und seine Manegenpartnerin „Brigitte“ kann in Erscheinung treten. „Brigitte“ ist eine große hübsche braune Ziege, die willig ihr Können zeigt. Sie besteigt einen hohen Piedestal und steigt auf einem Turm immer kleiner werdender Plattformen empor.
Im zweiten Auftritt agiert „Cerillo“ zusammen mit einem großen Pudel. Sprunggewaltig und voller Eifer werden die Tricks absolviert. Mit Sombrero und Poncho als Mexikaner kostümiert tanzt er auf den Hinterbeinen durch den roten Ring. Abschließend erklimmt er eine hohe Leiter, die sodann vom Vorführer frei auf der Stirn balanciert wird.

Unter der Peitschenführung von Harry Dubois erobern je ein Lama, Alpaka und Yak die Manege. Neugierig die Logen beäugend drehen sie ihre Runden.
Für großen Trubel auf den Rängen sorgt das abschließende Amateurreiten. Schnell finden sich vier Kinder von etwa zwölf – dreizehn Jahren, die sich wagemutig auf das ungesattelte Pony schwingen. Nach wenigen Galoppsprüngen des Pferdes verlieren sie den Halt und schweben an der Longe durch den Raum.
Ein stimmungsvolles Finale beendet das unterhaltsame Programm in harmonischer Weise. Lebhafter Applaus von den Rängen dankt den Mitwirkenden für ihre Leistungen und zeigt, dass das Programm Anklang fand. Direktor Simon Dubois verabschiedet wortreich sein Publikum und weist ausdrücklich daraufhin, dass ein jeder bei der kleinen Joel nun noch ein offizielles Plakat erwerben könne.