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Text und Fotos Friedrich Klawiter
ZIRKUS DES HORRORS
Mönchengladbach, 04. April 2015

http://zirkusdeshorrors.de
In Mönchengladbach startete der "Zirkus des Horrors" von Joachim und Roswitha Sperlich in die Saison. Inmitten eines Gewerbegebietes fand der Circus auf einem brachliegenden Gelände seinen Platz .
Die großen gelb-rot gestreiften Zeltanlagen des Unternehmens dienen auch in diesem Jahr wieder als Spielstätte. Ein hoher mit Spannbändern, sie zeigen das Plakatmotiv der Show, bestückter Zaun schließt das Gelände ab. Vor dem Zaun hat der große Kassenauflieger seinen Platz. Die frischen, seitlich des Eingangs aufgeworfenen  Grabhügel mit ihren hölzernen Kreuzen ragen als kleine Insel aus einem Tümpel, der sich nach den ergiebigen Regenfällen der letzten Tage gebildet hat. Hinter den aus rohem Holz gezimmerten Eingangstoren wartet die Dunkelheit einer Gruft auf die Eintretenden. Das "Labyrinth des Grauens" wartet darauf, im Schein flackernder Funzeln, untermalt von schaurigen Klängen überwunden zu werden. Skurrile Gestalten treiben dort ihr Unwesen; Vampire und Zombies harren in den Winkeln auf ihre Opfer. Im Vorzelt, in dem Spinnennetze, Skelette und riesigen Spinnen ein unheimliches Ambiente schaffen, lauern weitere Untote den Besuchern auf. Entlang der Zeltseiten sind die Holzbuden, in denen die Circusrestauration untergebracht ist aufgestellt und eine große Bar nimmt die Mitte des Raumes ein. Durch einen hohen roten, reich geschmückten Samtvorhang tritt man in den Zugang zum Chapiteau. Dort stehen das große bekannte Gradin mit Einzelklappsitzen und Logen mit Polsterstühlen für die Besucher bereit. Zu Beginn dieser Saison wurde eine neue Bühnenkonstruktion, die in diesem Circus an Stelle einer Manege Verwendung findet, in Betrieb genommen. Die neue Bühne ist gegenüber dem Vorgänger optimiert, so dass sich die Montage einfacher gestaltet. Zudem sind Vorrichtungen für Feuer- und Nebeleffekte installiert und die mittlere Fläche lässt in die Höhe fahren.
Die ohnehin bereits umfangreiche Lichtanlage wurde nochmals erweitert und zwei Laser gehören nun gleichfalls zum Equipment. Das beeindruckende Material wird hervorragend eingesetzt und die Show mit einem exzellenten Lichtdesign perfekt in Szene gesetzt.


Die Show wurde im Vergleich zum letzten Jahr nur marginal verändert, da der Zirkus des Horrors in diesem Jahr in Städten gastiert, in denen das Programm noch nicht gezeigt wurde.
Nebel wabert durchs weite Rund und dumpfe Beats lassen den Magen vibrieren, während im fahlen Licht zwei gehörnte Dämonen eine Kutsche auf die Bühne ziehen. Der mitfahrende Totengräber öffnet den transportierten Sarg und Nosferatu, die Figur wird weiterhin von Giovanni Biasini verkörpert, tritt „sein
Opfer“ suchend hervor. Die Rahmenhandlung der Show ist schnell erzählt – Nosferatu hat einen kompletten fröhlichen Circus in eine Heerschar von Untoten verwandelt, nur die junge Artistin „Camilla“ - dargestellt von Monika Sperlich – widersetzt sich ihm noch.

Eine Frauengestalt windet sich im roten Dämmerschein ekstatisch auf einem Bett, dann flammen die Scheinwerfer auf und die Artistin startet ihre Arbeit am Schwungseil. Routiniert erfolgen relevante Tricks des Genres und die diversen Abfaller sorgen für schreckhafte Aufschreie auf den Rängen.
Diabolo-Jongleur Georgio Hromadko erobert in rasantem Tempo die Bühne. In einem wilden Wirbel reihen sich die verschiedenen Figuren, deren Schwierigkeitsgrad permanent gesteigert wird, aneinander. Schließlich hält der sympathische junge Mann vier Diabolos zur gleichen Zeit souverän in der Luft. Den meisten Beifall erhält der versierte Artist allerdings nicht für seine hochklassigen Leistungen sondern für das ablegen des über der Hose getragenen Kilt.

Clown „Malefizius“, Milano Kaiser spielt diese Rolle in höchst überzeugender Weise, wird zu seinem ersten Entree im Rollstuhl auf die Bühne geschoben, um bald darauf seinen Auftritt als Fußgänger fort zu setzen. Zunächst dürfen sich, zum großen Gaudi des übrigen Publikums, einige Logenbesucher an einem „gebrauchten“ Tampon erfreuen, dann treten sie in engen Kontakt mit lebenden Kakerlaken. Ein flott requirierter „Freiwilliger“ muss mit angelegtem Halsband und Leine einen Hund mimen und wird nach Domina-Art „bestraft“. Anschließend wird er mit verbundenen Augen vor ein Messerbrett gestellt und steht auch diese Prozedur furchtlos durch.
Ein grandios verdrecktes Klosett mit Spülkasten auf einem fahrbaren Untersatz ist der Thron, auf dem Malefizius die Zeitung lesend hockt und die Pause verkündet.
Im zweiten Entree verkostet er „Urin“ eines „freiwilligen Spenders“ und auch Logenbesucher dürfen daran teilhaben. Nun soll dem Spender noch Blut abgezapft werden und dazu wird der Delinquent vom „Doktor“ und seinen Assistentinnen in einem Schandbock fixiert und seine Hose heruntergezogen. Zum Glück verbleibt die Unterhose an Ort und Stelle und alsbald ist die „lustige“ Prozedur vorbei.

Die spektakulären, den eigentlichen Horror in der Show ausmachenden Auftritte sind weiterhin der norwegischen Freak-Companie „Pain Solution“ vorbehalten. Sehen wir ansonsten normale Circusnummern, die lediglich durch ihre Inszenierung „Horror“ transportieren, fließt in der Freakshow das Blut in Strömen und das Ensetzen ist im Zuschauerraum greifbar, wie in den Gesichtern und auch an den vom Geschehen abgewandten Blicken zu erkennen ist.
Auf Grund der extremen körperlichen Belastung können die Akteure nur fünf Tage in Folge ihre extremen Kunststücke ausführen und müssen dann drei Wochen regenerieren. Andere Mitglieder der Truppe treten unterdessen an ihre Stelle, so dass die Show stets in gleichem Ablauf nur mit wechselndem Personal geboten wird.
Eine junge Frau tänzelt ins helle Licht des Spots, derweil fünf, reichlich zehn Zenitmeter lange Nadeln tief in ihrer Stirn stecken. Ohne zögern und ohne erkennbare Zeichen von Schmerz nimmt sie, dicht vor den Logen umherwandernd, nacheinander weitere dieser Metallspieße zur Hand, sticht sie sich drei von ihnen dicht nebeneinander quer durch den Unterarm und lässt die Spitzen auf der anderen Seite wieder austreten. Zwei Nadeln durchbohren die Haut zwischen den Fingerknöcheln der linken Hand. Blut fließt über ihr maskenhaft weiß geschminktes Gesicht, als sie nacheinander die Nadeln aus der Stirn zieht und diese durch Wangen und Mundhöhle führt. Die letzte Nadel durchbohrt die Haut vor ihrem Kehlkopf.
Im zweiten Auftritt schwebt eine weitere junge Frau an der eigenen Haut aufgehangen durch die Zeltkuppel. Ein Assistent durchbohrt mit zwei starken chromblitzenden Fleischerhaken die Haut über den Schulterblättern und befestigt daran Schnüre, die in einem Bügel zusammenlaufen. Mit einem Flaschenzug befördert man das menschliche Flugobjekt in die Höhe. Lange Minuten schwingt die Ausführende weit durch den Raum. Zum Abschluss der ungewöhnlichen Flugeinlage umklammert die "Nadelspezialistin" den Körper der "Fliegerin", so dass an deren Rückenhaut das Gewicht von zwei erwachsenen Menschen zieht.

René Sperlich ist mit seinen beiden attraktiven Handstanddarbietung zu erleben. Im ersten Teil der Show präsentiert er seinen Flaschenstuhl mit den modernen, aufwändigen Acryl-Requisiten. Die Equilibristik auf der Spitze einer Pyramide wurde optisch verändert und mehr dem Thema der Show angepasst. In Begleitung von Fackelträgern wankt eine an ein Joch gebundene Gestalt heran und gelangt auf die Spitze eines Scheiterhaufens – zu dem die Pyramide nun gestaltet wurde. Helle Flammen lodern aus ihrem Fuß hervor, dann beginnt der Artist seine Evolutionen.
Das Todesrad von Maik und Sandro Sperlich ist vor der Pause zu erleben. Ein großartiges Lichtdesign und eine gekonnte Lasershow setzen den Auftritt in einmaliger Weise in Szene und gewaltige aus dem Boden hervorschießende Feuersäulen perfektionieren den mitreißenden Auftritt der Cousins. Temporeich werden Sprünge in den Kesseln, Seil springen, Blindlauf auf der Außenbahn, Aufschwünge an einem Arm und weitere Tricks geboten. Die beiden cool agierenden Artisten begeistern die Zuschauer mit ihrem umfangreichen Repertoire und einer großen Show.
Der zweite Teil beginnt mit einer weiteren starken Luftdarbietung. Sonny Quaiser und Virgilia Riedesel bieten eine Partnerarbeit an den Strapaten, die beide Akteure als Porteure sieht. In weiten Flügen wird der gesamte Luftraum des Zeltes genutzt.
Monika Sperlich arbeitet ihre bekannte Hula Hoop Darbietung und wird zu Beginn des Auftritts vom Ballett unterstützt. Mit dem Ende der Nummer tritt Nosferatu einmal mehr in Erscheinung und zieht "Camilla" in sein Reich.

Spektakuläre Motorrad- und Feuerartistik wird zum Programmhöhepunkt geboten. Auf schweren Maschinen donnern die Sperlich Brüder auf die Szene und Milano Kaiser jagt mit seinem Quad hinterher. Fredy Peters bietet auf seiner Maschine riskante Sprünge. Aus dem Vorzelt nimmt er Anlauf und von einer steilen Rampe im Eingangsbereich gehen die Flüge quer durchs Zelt und werden auf einer weiteren Rampe am Artisteneingang gelandet. In der Luft schwebt Peters über seinem Motorrad und zeigt verschiedene waghalsige Stunts. Zwischen den Sprüngen, wenn das Motorrad zurück zur Startposition rollt, arbeitet Milano Kaiser seine Feuershow und schickt gewaltige Feuersäulen aus seinem Mund Richtung Kuppel.
Im Finale wird „Camilla“ auf einem Großillusions-Apparat „aufgespießt“ und Nosferatus „letztes Opfer“ damit endgültig zu einer Untoten.
Begeisterter, frenetischer Applaus von den gut besetzten Rängen zeigt, dass es Joachim Sperlich und seinem Team immer wieder gelingt den Erwartungen des Publikums an eine circensische Horror Show bestens zu entsprechen und viele Besucher nehmen sehr gerne die Gelegenheit wahr, sich nach der Show mit den Akteuren im Vorzelt auf einem Foto zu verewigen.